WC-Streit: Jugendstiltoilette wird renoviert

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Nach mehr als zehn Jahren Streit wird die denkmalgeschützte Jugendstiltoilette im Türkenschanzpark nun saniert. Allerdings wird für das 1902 errichtete Otto-Wagner-Gebäude eine andere Anlage geopfert, um Ersatzteile zu erhalten.

Der Türkenschanzpark in Währing ist Schauplatz des jahrelangen Toilettenstreits. Inzwischen ist das Schicksal der beiden historischen Anlagen besiegelt: Jene in der Nähe der Gregor-Mendel-Straße wird saniert. „Da hat es Gott sei Dank jetzt nach Jahrzehnten eine Lösung gegeben mit dem Bundesdenkmalamt“, so Karl Homole, der Bezirksvorsteher von Währing (ÖVP), gegenüber „Wien heute“.

275.000 Euro Sanierungskosten

Die ersten Arbeiten starteten bereits im Oktober, die Innenausstattung wurde bereits entfernt, die Trennwände wurden herausgenommen und ein Kunstschlosser startete bereits mit den Schweißarbeiten. Voraussichtlich im April soll die Sanierung fertiggestellt sein.

Dann soll neben einer Behindertentoilette auch viel Licht integriert sein, um das Sicherheitsgefühl zu erhöhen, schließlich soll die sanierte Toilette rund um die Uhr zugänglich sein. Die Kosten der originalgetreuen Sanierung belaufen sich auf rund 275.000 Euro. Ein Viertel der Kosten übernimmt der Bezirk, den Rest bezahlt die Stadt Wien.

Ersatzteile von zweiter Anlage

Als Kompromiss hat die zweite Anlage nahe der Meierei bzw. Littrowgasse allerdings ein Ablaufdatum. „Das Schicksal ist, dass sie abgetragen wird. Bestandteile davon werden für die Sanierung der unteren WC-Anlage verwendet - und damit wäre dieses Endloskapitel endlich erledigt“, so Homole. Die zweite Anlage wird künftig durch eine moderne Toilettenanlage an einem anderen Standort ersetzt.

Quelle: http://wien.orf.at/news/stories/2691162/

[tramway.at]

Hm - das ist doch eine der typischen Blechanstalten von Wilhelm Beetz - die sind von Otto Wagner? 

[95B]

Otto Normalverbraucher setzt Jugendstil und Diagonalkreuzmotiv im Fensterbereich halt schnell einmal mit Otto Wagner gleich. Ich könnte jetzt auch nicht sagen, inwiefern sich Beetz tatsächlich von Wagner inspirieren hat lassen oder ob diese Motive damals übliche "Fertigelemente" im Jugendstil-Gebäudeentwurf waren.

[W_E_St]

Die Arbeiten sind tatsächlich schon voll im Gange, die Anlage bei der Gregor-Mendel-Straße ist komplett ausgehöhlt, alle Scheiben entfernt usw.

Dadurch hat man die ungewöhnliche Möglichkeit, über den Zaun den Zustand vor allen Umbauten zu sehen, bevor die Scheiben von innen teilweise mit Holz verbaut und grün überlackiert wurden.

Trotzdem schade, dass wieder eine dieser Anlagen geopfert wird! Es gibt eh schon nur mehr sehr wenige davon, die letzte ist bei der Spitalgasse abgerissen worden.

[inno]

Nennt mich unsentimental und Kulturbanause aber das geriss um ein gerade mal 150 Jahre altes öffentliches Klo mit im wahrsten sinne des Wortes beschissener Funktionalität geht mir gar nicht ein.

[tramway.at]

Für mih gehts dabei um typische, das Wiener Stadtbild prägende Details, die einem verwechselbaren internationalen Stil geopfert werden - Würfeluhr, Hydranten, Parkpänke, Stadtbahngeländer, Straßenbahnhaltestellenlöffel, und eben auch die WCs gehören dazu. Völlig verschwunden sind - im Gegensatz zu anderen Städten - die Beleuchtungskörper. Anderswo verwendet man die historischen Formen weiter oder führt neue, sorfältig individualisierte Gegenstände neu ein. In Wien opfert man die identidätsstiftenden Elemente einem Allerweltsdesign, das überall sein könnte.

[4463]

Man könnte ja auch zeitgemäße Toiletten hinbauen, die vom Jugendstil inspiriert sind. Allerdings sucht man in Wien leider keinen goldenen Mittelweg, sondern immer die Extreme: entweder extrem ignorant (und damit meistens schirch) oder aber man verlangt übertriebenen Denkmalschutz, der sinnvolle Änderungen erst wieder konterkariert. Und im schlimmsten Fall lässt man den denkmalgeschützten Teil wie er ist und klotzt was hässliches Neues daneben - ohne den Bezug herzustellen.

[hema]

Trotzdem schade, dass wieder eine dieser Anlagen geopfert wird!

Sie wird nicht geopfert, sondern abgerissen! Oder glaubst du den Schmäh mit der Ersatzteilgewinnung?   


Man nutzt halt die Gunst der Stunde und der Umstände um sie elegant und ohne Einspruch los werden zu können!

[95B]

Man könnte ja auch zeitgemäße Toiletten hinbauen, die vom Jugendstil inspiriert sind.

Nein, bitte nicht – dann kommt so was wie bei den "modernen" S45-Stationen heraus. Lieber ein 1:1-Nachbau mit modernen Materialien, wie man das auch bei den U6-Stationen gerade macht. Allerdings frage ich mich, warum man in Wien noch nie mit selbstreinigenden WCs experimentiert hat. Das durchschnittliche öffentliche Häusl ist viel zu dreckig, um es bestimmungsgemäß benutzen zu können.

[oldtimer]

Gibts doch eh schon!

Die Reinigungsmaschine wird meistens Gorica oder Branko genannt und ist türkis lackiert und wird tagsüber vor den Toiletten abgestellt und überwacht zeitgleich das Tellerchen mit den Münzen 

[inno]

Also ein wenig "Jugendstil Historismus"  wäre ich auch nicht abgeneigt. 

Natürlich ist das Kitsch aber der wird dann auch mal alt und dann vom Denkmalamt geschützt - passt auch zu Wien Viele sind enttäuscht davon das es Fotos aus der Zeit wo es noch keine Ringstraße und somit auch keine Ringstraßengebäude gegeben hat.
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wien_Werdertor.jpg

Trotzdem für die Touristen reicht es und für den Haumeister ist es sicher auch besser wenn sein mittelalterliches Rathaus gleich mit Wasser, Sanitär und Elektrik gebaut wurde

Also pro für das erste original Jugendstil selbstreinigende Klo - sollte um das Geld drinnen sein