Autor Thema: Die Type G2 der Wiener Verkehrsbetriebe  (Gelesen 2491 mal)

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Die Type G2 der Wiener Verkehrsbetriebe
« am: 05. Januar 2022, 21:20:41 »
Die Rezension stammt von Rolf Hafke, Köln (ich habe nur den Österreich-Preis eingefügt):

„Die Type G2 der Wiener Verkehrsbetriebe 1953 – 1965“ von Josef Pospichal und Alfred Luft, Wien (A) 2021, 132 Seiten im Format 24,5 x 21,0 cm, gebunden, Herausgeber: BahnMedien.at; Preis: 34,90 €

Nach dem ersten Bildband über die Triebwagenreihe G der Wiener Straßenbahn ist beim Wiener Verlag nun ein zweiter über die Reihe G2 erschienen. Bei diesen im Jahre 1907 gelieferten 100 Triebwagen handelt es sich um die erste durch die Stadt Wien nach der Übernahme des Betriebes im Jahre 1903 komplett neu bestellte Fahrzeugserie. Davon kamen aber nur 96 Stück in der Regelausführung mit achtfenstrigem Wagenkasten in Verkehr. Die ersten vier Wagen entsprachen diesen zwar von Konstruktion und Technik her, hatten aber Wagenkästen mit vier Rundbogenfenstern und eine besondere Ausstattung als Salonwagen. Zunächst ohne besondere Typenbezeichnung, wurden sie 1931 in normale Personenfahrzeuge umgebaut und der Baureihe G2 zugeordnet. Gegenüber der 1901 bis 1903 gebauten Großserie Type G hatten sie größere (zunächst ebenfalls offene) Plattformen und waren damit länger, der Innenraum besaß (mit einer Ausnahme!) überwiegend Quer- statt ausschließlich Längsbänke und das Fahrgestell hatte feste Achsen an Stelle der bei der Type G verwendeten Lenkachsen. Zunächst wegen zu schwacher Motorisierung nicht zum Ziehen von zwei der ab 1905 gebauten Beiwagen des Achtfenstertyps geeignet, erfolgte in den 1920er Jahren eine Remotorisierung, die dies möglich machte. Im späteren Zustand boten Züge aus G2-Tw mit den gleichfalls mit Laternendach und Doppeleinstiegen ausgestatteten Bw der Typen k, k1 und k2 ein ungemein harmonisches Bild. Immerhin bis 1965 im Einsatz, brachten es diese „Klassiker“ auf fast 60 Dienstjahre. Sie waren zwar schön anzusehen, aber nach 1945 eher Sinnbild für eine hoffnungslos veraltete „Tramway“ als für ein zeitgemäßes Verkehrsmittel.

Die Aufnahmen des Bildbandes beschränken sich auf die Zeit von 1953 bis 1965, welche die Hochzeit des Schaffens der Gilde Wiener Straßenbahnfotografen darstellte und uns tausende guter Aufnahmen hinterließ. Die Zahl der Fotografen wurde für diesen Band über die schon von Band 1 bekannten „Altmeister“ Alfred Luft und Harald Navè ausgeweitet. Mit Franz Kraus und Kurt Ernst sind zwei Fotografen dabei, die eher im Verborgenen werkelten aber ebenfalls einen Blick für ein gutes Motiv hatten, Harald Herrmann ist dagegen mit seinem systematischen Schaffen in seiner Bedeutung mit Luft und Navè gleichzusetzen. Kraus, Luft und Herrmann stehen auch für Vertreter der „Wiener Fotoschule“ welche sich selbst Regeln für die Gestaltung einer Aufnahme setzten, diese Anregungen an viele Kollegen weitergaben und damit für eine sehr hohe Qualität der meisten Aufnahmen sorgten. Der Rezensent hatte einmal das Glück, von Harald Herrmann in dem ihm eigenen etwas rauhen Wiener Charme Art die Wesenszüge eines Motives „schräg links von vorne und möglichst von erhöhtem Standpunkt“ dargelegt zu bekommen!

Wie auch in Band über die Type G, sind die Bilder in der Reihenfolge der Wagennummern sortiert, wobei die ehemaligen Salonwagen 2000 bis 2004 den Anfang machen und von den Serienwagen 2005 bis 2100 gefolgt werden. Die Nummernlücke der Salonwagen war übrigens seit 1907 freigehalten worden.
Da die Triebwagen beständig in bestimmten Betriebshöfen stationiert waren, ist die Zahl der gezeigten Linien zwar beschränkt, sie reichte aber von einzelnen Buchstabenlinien über verschiedene niedrignummrige Durchgangslinien bis hin zu den bis an oder über die Stadtgrenzen führenden Linien mit dreistelligen Nummern. Abweichungen von diesem starren Einsatzschema, besonders vor und zu Allerheiligen üblich, waren von den Fotografen gerne im Bild festgehaltene Raritäten.

Die großformatigen Bilder, zum Teil aus dem Bestand der ab 1959 von Alfred Luft angefertigten Farbdias, sind eines schöner als das andere. Sie zeigen nicht nur Straßenbahnen, sondern auch das Leben in einer Stadt, die sich langsam von den Zerstörungen des Krieges befreit hat. Den Stadtszenen mit repräsentativer Bebauung stehen zahlreiche Motive in den Vororten gegenüber, die einen ländlichen oder fast dörflichen Charakter aufweisen. Es fällt auf vielen Bildern ein fehlender oder nur sehr schwacher Autoverkehr auf. Die in der Regel berufstätigen Fotografen konnten sich ihrem Hobby meist an Wochenenden und Feiertagen widmen und wurden dabei mit leeren Straßen belohnt!

Die informativen Bildbeschreibungen geben zahlreiche Informationen über die dargestellte Situation.

Für den Freund der alten Wiener Tramway steht mit diesem Buch in der wahrlich nicht kleinen Zahl an Veröffentlichungen ein weiterer ergänzender Mosaikstein zur Verfügung, dessen Anschaffung er sicher nicht bereuen wird.

95B

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Re: Die Type G2 der Wiener Verkehrsbetriebe
« Antwort #1 am: 05. Januar 2022, 21:45:39 »
In dem Buch habe ich übrigens ein interessantes Detail entdeckt: Ein Wagen hatte einen zweiflammigen runden Scheinwerfer.  :o
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!