Nachdem ich nun schon wieder in Strasbourg war wird es Zeit, auch diese Stadt hier etwas umfangreicher vorzustellen. Wer "Frankreich" und "Straßenbahn" sagt kommt nicht daran vorbei, auch das Wort "Strasbourg" zu verwenden. Es ist die Stadt, deren Bild nach nichtmal 20 Jahren Betrieb am stärksten von ihrer Tramway geprägt wird.
Kann man die Betriebe in Nantes (erste neue Tramway in Frankreich) oder Grenoble (erstmals ein barrierefreies System mit Niederflurfahrzeugen) bzw dann Paris und Rouen noch als vorsichtige Annäherung an das Thema betrachten, war es Strasbourg vorbehalten, mit grandioser Konsequenz all das umzusetzen, was heute weltweit als "französische Schule modernen Städtebaus" Erfolge feiert. Erstmals wurde die Straßenbahn quasi neu erfunden - mit klimatisierten Designerfahrzeugen, durchgehend niederflurig; mit klarer Formensprache und dem erklärten Willen, dem Bürger die Stadt zurückzugeben, sie zu reurbanisieren. Der Autoverkehr wurde massiv zurückgedrängt, der öffentliche Raum dem Menschen zurückgegeben, tausende Bäume neu gepflanzt. Die Ausgestaltung des Netzes wurde bewusst von Architekten geplant, das hochwertige Design beschränkt sich nicht aufs Zentrum, sondern zieht sich bis zu den Endstationen - die Bürger erkennen so, was sich zum besseren ändert. Die Innenstadt wurde weitgehend verkehrsfrei. Schon nach wenigen Monaten wurden alle Fahrgastprognosen weit übertroffen.
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1998 war ich zum ersten Mal in der Stadt, es war der Beginn meiner inzwischen regelmäßigen "Tours de France" und auch der Beginn meiner Begeisterung für das System Straßenbahn. Zum ersten Mal sah ich all das in Realität, von dem ich mir davor immer dachte, so und nicht anders müsste man Tramways bauen, wenn man es nur wirklich ernst meint. Als vom wiener Betrieb nicht gerade verwöhnt, stolpert man da die ersten Tage mit offenen Mund durch die Stadt und denkt sich bei jedem Detail, ja, genau so muss man das machen, ich hatte ja doch recht mit meinen Spinnereien, das wird ja anderswo wirklich gemacht!.
1998 war gerade mal die erste Linie in Betrieb - und da Internet damals noch kaum gebräuchlich war und die Franzosen wegen ihrem "Minitel" (eine Art BTX) diesbezüglich sehr hintennach waren, erfuhr ich nicht, dass der Großteil der Strecke eingestellt war. Einige Züge pendelten zwischen der nordwestlichen Endstation und der Innenstadt, der Rest wurde mit Bussen betrieben. Der Grund war aber ein erfreulicher: die erste Kreuzung wurde als Vorbereitung für die zweite Linie eingelegt, die Züge der Linie A wendeten über eine Kletterweiche unmittelbar vor der Baustelle (am mittleren Bild zu sehen).
Zumindest erste Eindrücke der Eurotram waren möglich, und auch da kam ich aus dem Staunen nicht raus: Klimaanlage, eine überraschende Konstruktion mit Gelenk unmittelbar hinter dem Fahrerplatz, Kameras statt Rückspiegel sowie riesige Türen und Fenster, die den Zug zu einem rollenden Gehsteig machen begeisterten mich.
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Es war nur ein Tag in Strasbourg, aber es war schon nach wenigen Stunden klar - ich komme bald wieder.