Am nächsten Tag war das Wetter tatsächlich besser, wenngleich sich die eine oder andere Fotowolke genau zum richtigen Zeitpunkt vor der Sonne breitgemacht hat
. Die Brückenanlage über die Eisenbahn und eine Schleuse ist gleich das erste fotogene Motiv, wobei die Züge je nach Richtung die beiden unterschiedlichen Schleusenbrücken verwendet haben (die Strecke liegt hier so, dass es kein Umweg ist).
Von der neuen Bahnhofsgarage hat man einen guten Blick auf die Haltestelle, das Depot und die Ausfahrt Richtung Stadtzentrum. Dort gibts die "Grote Post", ein Kulturzentrum mit nettem Cafe in einem ehemaligen Postgebäude aus den 1930er Jahren. Die Verglasungen innen sind sehenswert! Nächste Haltestelle dann Marie-Joséplein mit dem mondänen Hotel du Parc daneben.
Ein Stück weiter, aber noch in Oostende dann bei der Station Renbaan ebenfalls ein eindrucksvolles altes Hotel und die Tribünen der Pferderennbahn aus den 1930ern. Anders als in Wien hatte man damals dort nach dem 1. Weltkrieg keine so extreme Depression, und die Architektur hat sich stark an die großen Passagierdampfer angelehnt. Es gab seinerzeit übrigens einen Oostende-Wien-Express, einen Luxuszug als Zubringer zu den Atlantiküberquerungen - das hätte ich gerne gesehen, der Glanz des Bahnhofs von Oostende ist leider ziemlich verblasst...
Auf der Weiterfahrt dann wird mein Zug langsamer, ich höre Durchsagen, der Fahrer fährt gemächlich hundert Meter (ich denke, der Zug ist schadhaft), dann bleibt er endgültig stehen. Türen bleiben zu. Nach vielleicht 5 Minuten Aufenthalt Funkgespräche, plötzlich steigt der Fahrer aus und geht nach hinten, ich nütze die Gelegenheit und schlüpfe ebenfalls hinaus. Der Folgezug ist schon aufgelaufen, man diskutiert, ich such mir einen Fotostandpunkt und harre der Dinge... Dann schiebt mein Zug über die selten genutzte Parallelweiche knirschend und britzelnd aufs andere Gleis (hä???) - und fährt am falschen Gleis weiter! der Folgezug tut's ihm gleich, ich laufe zur Haltestelle und entere ihn. In der nächsten Station dann der Übeltäter - eine Küstenkiste ist liegengeblieben, steht dort ohne Fahrer, aber mit offenen Türen. Mein Zug lässt zur Mitte hin aussteigen (nicht zum Gegenbahnsteig, komisch). Glück was ich hab ist das genau bei der fotogensten Stelle, so setz' ich mich auf einen Damm und beobachte eine Weile. Die Züge werden im Doppelpack über ein Gleis geleitet, so kommen mal von links, mal von rechts zwei Wagen daher.
Diese Stelle ist übrigens die einzige, an der die Kusttram wirklich das Meer entlang fährt, das Motiv wird entsprechend oft gezeigt, so ist der Eindruck der Strecke vielleicht etwas falsch. Interessant übrigens auch: dort sind Bunkeranlagen des Atlantikwalls direkt an der Küstenstraße, so könnte man Tramways vor den Kanonenruhren der Nazis fotografieren - dramatisch. (auf Google Streetview gut zu sehen!)
Das ganze hat mich etwas aufgehalten, deswegen bin ich dann bis De Panne durchgefahren; eigentlich wollte ich noch in Westende Bad aussteigen und mir die Einlagezüge anschaun (zwischen Oostende und hier fuhren anscheinend intervallhalbierende Kurse).
However, De Panne ist wieder sehr nett, dort macht die Strecke eine 180°-Kehre und endet bald an der Bahnstation, mit sehr guter Umsteigerelation. Was ich leider garnicht erforscht habe sind die ganzen Depots und Spezialgleise entlang der Strecke - der Gleisplan ist durchaus interessant! Insgesamt empfehle ich einen Besuch sehr, am Besten die Hälfte von De Panne nach Oostende in dieser Richtung - da kann man den Tag dann in Oostende ausklingen lassen (und es gibt auch etwas mehr Züge als von de Panne Richtung Brüssel).