Seht mal genauer auf die Broschüre! Dort befindet sich ein Streckenplan woraus ersichtlich ist das diese sich eben am Bruckhaufen (nördlich der heutigen Donauturmstr. befand, während das Brettldorf sich östlich davon etwa dem Donaupark entsprechend befand und bis zur Wagramerstr. reichte. Also doch ehemaliges Anschlussgleis zur Tramway, ähnlich der Autokaderstr.
In diesem Zusammenhang wäre es interessant, einen Lageplan des von michael-h erwähnten Anschlussgleises zu finden.
Ich bin mir dennoch sicher, dass es sich bei obigem Bild um die Müllbahn handelt:
- Bei einer Spurweite der Straßenbahn von 1,435 m und einer üblichen Fahrdrahthöhe von 5 m besteht in etwa ein Verhältnis von 1:2,5 zwischen Spurweite und Fahrdrahthöhe.
Die Müllbahn hatte eine Spurweite von 0,76 m und eine Fahrdrahthöhe von 4,6 m. Die theoretische Proportion wäre also 1:6
Misst man auf dem Bildschirm die Maße von Schienenbreite und Höhe des Fahrdrahts - etwa bei vorletzen Mast - so kommt man auf ein Verhältnis von ca. 1:5,5, was also in etwa stimmt. Den letzen Mast habe ich bewusst ausgelassen, da der Fahrdraht hier laut Beschreibung höher abgespannt war, um den erwähnten automatischen Übergang von Fahrleitungs- auf Batteriebetrieb zu ermöglichen. Misst man an diesem Mast, ist das Verhältnis noch deutlicher zu Gunsten der Schmalspur.
- Auffallend ist ebenso die gegenüber der Gleisachse versetzte Fahrleitung, hier nach links, also Richtung Donau. Sie betrug laut Beschreibung 65 cm, und zwar zur Innenseite der Gleisschleife ("Schienenoval"), zumal ja die Abladeseite (nach Außen) freigehalten werden sollte. Der Betrieb erfolgte im Uhrzeigersinn, wie man aus den verschiedenen Aufnahmen ler Lokomotiven in der Brochure erkennen kann. Das Bild ist in der Hinsicht also auch stimmig.
- Im Hintergrund kann man Fahrleitungsmasten nach links (Richtung Donau) erkennen, welche der Strecke zur Remise und Verladeanlage der Müllbahn entsprechen würden.
- michael-h meint, dass das Gleis zum Zeitpunkt der Aufnahme bereits 3 Jahre außer Betrieb gewesen sein muss. Angesichts der an dieser Stelle doch recht rasch wachsenden Vegetation erscheint es unwahrscheinlich, dass ausgerechnet die Bahntrasse dennoch vollkommen von Bewachsung frei geblieben ist.
- Wenn das Gleis an die Straßenbahnachse der Wagramer Straße angeschlossen haben soll, so wäre nicht ersichtlich, weshalb ausgerechnet von dort aus die Fahrleitung abgebaut worden sein soll und im weiter entfernten Teil noch belassen wurde. Ebenso scheidet aus verschiedenen Gründen ein fahrleitungsloser Abschnitt aus: es ist mir nicht bekannt, dass es damals bei der Wiener Straßenbahn Diesel- oder Akkufahrzeuge gab, welche den Betrieb auf so einer Strecke führen hätten können. Blieben nur noch Dampftramwaylokomotiven - aber über deren Verwendung im Schutt-Transport wird an keiner historischen Quelle berichtet. Und ein Betrieb, bei dem die Wagons in einen fahrleitungslosen Abschnitt geschoben wurden geht sich wiederum aufgrund der eindeutigen Orientierung des Bildes (Donau-aufwärts, also mit der Wagramer Straße hinter dem Fotographen) nicht aus.
- zur Veranschaulichung lege ich meine Rekonstruktion der Müllbahntrasse anhand der Luftaufnahmen von 1938 und 1956 bei. Dadurch dass ich die Trasse auf dem Vienna GIS-Stadtplan eingezeichnet habe, lässt sich der Luftaufnahmen-Layer ausschalten und man sieht die tatsächliche Lage am heutigen Stadtplan. Im Plan der Brochure macht die Bahn nach Ausfahrt aus der Verladeanlage eine 180° Kehrtwendung. Das entspricht durchaus der Anfangssituation, zumal ja erst 1937 mit der Aufschüttung begonnen wurde. Die beiden Luftbilder spiegeln die Situation 1938 und 1959 wieder. Auf dem Bild von 1938 erkennt man recht gut das "Weiterwandern" der Abraumhalde in Richtung Südosten. 1956 lassen sich die Konturen der 4 Jahre zuvor bereits eingestellten Bahnstrecke noch erkennen, obwohl im nördlichen Teil der Gleisschleife bereits eine Schrebergartensiedlung angelegt wurde.
Das Bild mit der Sprengung entstand 1951, also etwa ein Jahr vor Stilllegung der Müllbahn. Es ist daher vollkommen richtig, dass man eine relativ lange und gerade Zulaufstrecke in Nordwest gegen Südost-Ausrichtung sieht (der Leopoldsberg im Hintergrund liegt richtigerweise linkerhand, jenseits der Donau). Und im Vordergrund erkennt man die Kurve donauseitig, also Richtung Abraumhalde. Auch das ist stimmig.
Natürlich ist das alles virtuelle Archäologie aufgrund von Quellenstudien, die ich hauptsächlich aus großere Entfernung (Rom oder Teheran) betreibe. Vor Ort ist im Zuge der Anlage des Donauparks jedoch kein Stein auf dem anderen geblieben, so dass es keine direkten Spuren mehr zu finden gibt. Einzig das mit der Müllbahn nicht direkt im Zusammenhang stehende Gebäude des Stadtgartenamts steht noch an seiner Stelle - wovon ich mich dann doch noch bei einem Lokalaugenschein während eines Wienaufenthalts überzeugen konnte. Aber ich lasse mich gerne aufgrund von handfesten Unterlagen eines Gegenteils überzeugen!