Also, wo ansetzen...?
Überall dort, wo man es vermeiden kann, der untersten Hierarchieschicht (= dem Fahrpersonal) weitere Gründe zu liefern, davonzurennen. Das fängt an mit gereinigten Arbeitsplätzen (Fahrerplatz, Pausenräume, WC-Anlagen!), enthält auch die Reparatur der zum 150. Mal als dauerverriegelt gemeldeten Weiche und der diversen Eintragungen am Wagenpass (und nein, es darf nicht Normalzustand sein, dass nicht in einwandfreiem Zustand befindliche Züge in den Frühauslauf gelangen!) und endet schließlich bei der persönlichen Wertschätzung (wenn man zum Beispiel am Funk ständig mit einem süffisant-präpotenten Ton konfrontiert ist).
Und da rede ich noch gar nicht davon, dass man die Effizienz ganzer Abteilungen sprunghaft anheben könnte, wenn man ihr Arbeitstempo auf normal-natürliches Niveau bringt.
MMn fängt es damit an, warum entscheidet sich jemand überhaupt, Straßenbahnfahrer zu werden?
Nicht jetzt, da ihm der Job Freude macht, da er Verantwortung tragen will, sondern, da man mit geringer persönlicher Eignung und Arbeitsleistung viel Geld auf leichte Art verdienen kann. Ich meine damit, egal welchen Berufsstand ich vorher ausübte (vom ungelernten Arbeiter, Friseur bis zum Regalbetreuer, alles ist da dabei), mit ein bißchen Schulung komme ich im Verhältnis zu doch viel Entlohnung. Somit habe ich Personal, das einerseits wenig Ansprüche stellt (siehe den Zustand der Expedite), andererseits kein gutes Deutsch sprechen und schreiben kann, sich schlecht artikulieren kann, sich nur oberflächlich mit der Dienstausübung zufrieden gibt. Somit wird auch auf das Arbeitsgerät, sprich: dem Fahrerplatz, dem Pausenraum, dem Zug selbst, nur mäßig Aufmerksamkeit geschenkt. Im Falle des Pausenraumes ist auch kein Führungspersonal mehr anwesend, der doch dem Einen oder Anderen auf die Finger klopfte, in diesem Raum nach dem rechten sah, wenn sich ein Bediensteter im Pausenraum schlecht oder rüpelhaft benommen hat.
Wenn man gewillt wäre, dem Berufsstand Straßenbahnfahrer dazu verhelfen zu wollen, daß man nicht als angelernter Arbeiter gilt, sondern wirklich in Verbindung mit einer adäquaten Ausbildung als Straßenbahnfahrer gelten würde, wäre einmal ein Ansatz. Somit würde man auch einen anderen Zugang zu Menschen mit einem gewissen Niveau kriegen. Damit würde man dieser Tätigkeit schon einen anderen Status verleihen, nicht nur was die Entlohnung, sozialem Wohlstand und niveauvollem Auftreten anbelangt.
Mit oben geschriebenen fängt es einmal an.
Dann kommt die betriebliche Ebene. Da hier auch der Funkverkehr angesprochen wurde: Auch dort nur ungelernte Arbeiter, die durch eherem Zufall als Können das Glück hatten, in die Leitstelle aufgenommen zu werden. Netzkenntnisse sind da eher drittrangig. Daher auch manchmal von Seite der Leitstelle der nicht formgerechte Umgangston im Funkverkehr. Ich weiß da genau, von was ich schreibe. Nicht jede Person konnte dort fußfassen. Es kann eben durch viele Umstände nicht jeder Fahrer sich richtig artikulieren. Punkt. Er wurde von der Personalstelle ausgesucht und in Anstellung genommen. Nur, MMn wenn ich in der Leitstelle sitze, dann habe ich so manche süffisante Antwort meinerseits zu unterlassen. Es gibt bei mir draußen am Zug sehr viele Ohren die mithören, auf dieses Niveau stelle ich mich nicht.
Was natürlich einen ganz großen Brocken zum immer schlechter werdenden Betriebszustand darstellt, ist der Kostenfaktor und der befohlene Sparfaktor.
Der horrende Kostenfaktor ist zum Großteil der modernen EDV-Technik, immer auf die Minute aktuell Information erhalten zu wollen, der Kundendienst, der Niederflurtechnik am Wagensektor geschuldet. Da kann man herumdebattieren wie man will, es kostet viel Geld. Ist halt die Frage, wie viel an Mehr will ich haben?
Man sieht anhand von SAP die Haltung von Ersatzteilen sowohl für Fahrzeuge als auch für Streckenausrüstung oder die abgenützten Radreifen (wie im Falle des 4795) als unnötigen Kostenfaktor an. Man legt sich keine Ersatzteile auf Lager, man stellt den Triebwagen wegen dieser SAP-Aufzeige ganz einfach ab, obwohl man ihn benötigen würde, oder man repariert ganz einfach Weichenantriebe entweder aus Mangel an Ersatzteilen nur schleppend oder gar nicht. Man stellt auch die Schienenpflege ein, löst die nötigen Abteilungen auf, obwohl sie bisher sehr gute Arbeit geleistet hatten und man sie auch benötigte. Allgemeiner Tenor: Brauch' ma net...
Andererseits der Sparfaktor, ULFe werden aus Revisionskostengründen (da sehr teuer) abgestellt, E1 oder E2 fahren, da sie wesentlich kostengünstiger betrieben werden können als die ULFe.
Was ist mir jetzt wichtiger? Nur: Die modernen Gerätschaften reparieren, servicesieren sich auch nicht von alleine und altern wesentlich schneller...
Der Politik sind Wählerstimmen wichtiger, ob sie sie in angedachtem Ausmaß bekommen, sei dahingestellt. Der Betrieb leidet aus Befindlichkeitsgründen und Sparfaktoren, einer Spirale, die immer schneller nach unten führt.
Wohin also jetzt?