Akute Zusperr- und Abrissgefahr für das Café Restaurant Cobenzl! Nachdem die Stadt Wien ein höchstgerichtliches Urteil gegen den Betreiber erwirkt hat, kann jederzeit Exekution geführt werden. Momentan ist das Lokal noch geöffnet.
Aus einem
Presse-Artikel von gestern:Sima hat hingegen am Montag das Prozedere für die Suche nach einem neuen Pächter inklusive Konzept präsentiert. In drei Phasen soll innerhalb dieses Jahres feststehen, wer wie genau die Immobilie bespielen soll. Fest steht, dass das Areal nach wie vor als Restaurant und Café genutzt werden soll, in dem auch Veranstaltungen, wie Hochzeiten, abgehalten werden können. Eine Nutzung als Hotel kommt für die Stadträtin nicht infrage. Und: „Es soll eine enge Zusammenarbeit mit dem Weingut Cobenzl geben.“
Am Dienstag startet also das EU-weite Ausschreibungsverfahren für das 10.000 Quadratmeter große Areal. Bis Anfang März können sich Interessierte melden, die auf Basis von Referenzen nachweisen müssen, dass sie dafür qualifiziert sind. Auch die Bonität muss nachgewiesen werden. Dann werden von einer Jury maximal fünf Bewerber ausgewählt.
In der Jury sitzen Vertreter von Wien Tourismus, der Stadtplanung, des Liegenschaftseigentümers, des Weingutes Cobenzl sowie „Gastronomie-Kenner“, wie Sima sagt. Die fünf ausgewählten Bewerber haben fünf Wochen Zeit, ein Gesamtkonzept inklusive Finanzierung vorzulegen. Im Sommer soll dann der zukünftige Betreiber präsentiert werden. „Wenn der Gewinner oder die Gewinnerin feststeht, wird gemeinsam ein qualitätssicherndes bauliches Konzept erarbeitet“, sagt der Architekt und Juryvorsitzende Albert Wimmer. Bis Endes des Jahres soll dann die gemeinsame architektonische Umsetzung vorliegen. Ob das Gebäude oder Teile davon saniert, umgebaut oder abgerissen werden, hängt also vom neuen Konzept ab. Es besteht kein Denkmalschutz. Auch der Zeitplan für den Umbau (oder Neubau) ist offen.Dabei wird mE übersehen, dass der Rundbau, in dem heute das Café drinnen ist, 1980 im Gegenteil zum südlichen Teil des dahinterliegenden Schlosses nicht abgebrannt ist. Der Rundbau wurde als "Hübners Bar und Cafépavillon Am Cobenzl" 1951-1952 von Anton Potyka errichtet, einem heute kaum mehr bekannten Architekten. Er zeichnete ab den 1930ern für
verschiedenste Kaffeehaus-Inneneinrichtungen verantwortlich, die heute - bis auf das Cobenzl - allesamt nicht mehr existieren dürften.
Ich zitiere aus Wikipedia:
"Besondere Beachtung in der Öffentlichkeit erregten vor allem Anton Potykas Gastronomieentwürfe Anfang der 1950er Jahre, wie das Espresso Stambul in der Wiener Innenstadt sowie das Espresso Rainer im Hotel Erzherzog Rainer in der Wiedner Hauptstraße – die sogenannte „Rainer-Diele“. Sie entstanden etwa zeitgleich mit Oswald Haerdtls berühmten Cafés und Espressi für die Firma Arabia. Das Espresso Rainer war einerseits durch eine quergestellte Bank in einen Bar- und einen Sitzbereich getrennt, andererseits wurde der Raum durch die wellenförmige freihängende Stuckdecke wieder zu einer Einheit verbunden. Drahtfiguren von Rudolf Hoflehner in beleuchteten Nischen hinter den Sitzplätzen sowie eine schwarz-weiße Sgraffitowand hinter der Bar verliehen dem Raum die spezielle Atmosphäre." Betrieben wurde das Lokal von Hübner, dem auch das Parkhotel Schönbrunn oder der Kursalon am Stadtpark gehörte, bis 1974. Dann standen Lokal und Schloss leer, letzteres brannte teilweise ab. Seit 1983 werden beide Lokale vom jetzigen Pächter Olaf Auer betrieben. Und ja, die Mischung aus Monarchiekitsch und 80er-Jahre gepaart mit "Marmor aus Jugoslawien" (
Zitat Besitzer) ist skurril, aber schon recht sehenswert, vor allem in der wirklich schönen Lage.
Weitere Infos:
http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wien/stadtpolitik/866887_Das-Erbe-des-Grafen-Cobenzl.html?em_cnt_page=3