Der Busbahnhof war ursprünglich - noch unter rot-grün - am Verteilerkreis geplant, aus offensichtlichen Gründen - und alle waren einhellig dafür, bis hin zur Wirtschaftskammer und sonstigen Lobbygruppen. Da begab es sich allerdings einige Zeit vorher, dass Chorherr in seiner impulsiv-spontanen Art einen Bebauungsvorschlag für den Verteilerkreis aus dem Hut zauberte, ohne ihn mit dem Bezirk vorher zu akkordieren - dementsprechend ang'fressen war man auf die Grünen. Die Bebauung ist dann eh gestorben, bös' war man trotzdem, und beim Busbahnhof war die Gelegenheit, es ihnen heimzuzahlen: "Njet" sagte man zur grünen Verkehrsstadträtin, und die Stadtroten wollten im Bezirk keinen Staub aufwirbeln, zu knapp stand er auf der rot/blauen Klippe (deswegen ist ja auch die Kreta-Schleife gestorben). Die Argumente waren dabei abenteuerlich ("mir ham eh scho gnua Auslända im Bezirk").
Dass eigentlich alle in Frage kommenden Bezirke (das waren 1020, 1030 und 1100) den Busbahnhof nicht wollten war in der öffentlichen Diskussion klar. Auch die SPÖ Leopoldstadt war nicht begeistert.
Dass der Busbahnhof unter diesen Vorzeichen dank roter Mehrheit in der Stadt im roten Favoriten verhindert werden konnte und dem grünen auf´s Auge gedrückt wurde, ist ebenfalls für jeden außenstehenden Beobachter nachvollziehbar.
Ob da der Bebauungsplan vom Chorherr irgendeine Rolle gespielt hat, wage ich zu bezweifeln und wird man auch nie herausfinden. Es ist halt wie bei Verschwörungstheorien: versteckte kausale Zusammenhänge aufzudecken klingt immer gut und man erzählt sie gerne weiter, auch wenn man nur in winziges Indiz dafür hat. Der rote Bezirkschef (bzw war es ja eine Chefin, wenn ich mich richtig erinnere) hätte den Busbahnhof genauso abgelehnt, wenn es diese Vorgeschichte mit dem Bebauungsplan nicht gegeben hätte. Ob sie genauso vehement oder weniger vehement dagegen angekämpft hätte, kann in Wahrheit nicht einmal sie selber sagen, weil die Situation gab es ja nie.
Aber es klingt halt besser, wenn man sagt, das war jetzt nur wegen dem Chorherr damals. Sogar wenn sie das selbst erzählt.