Autor Thema: Hausabriss und Mietenpreise  (Gelesen 866324 mal)

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tramway.at

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #30 am: 01. Februar 2012, 15:11:49 »

In diesem Fall bin ich strikt gegen eine Erhaltung und für den Supermarkt.

Ich habe früher dort gewohnt (meine Eltern wohnen noch dort) und kenne es seit zwanzig Jahren nur in dem abgefuckten Zustand, in dem es jetzt ist. Natürlich ist das Absicht des "bösen" Immobilienspekulanten, es so weit herunterkommen zu lassen, dass alles als Verbesserung verkauft werden kann, das ist mir schon klar.
Nur gibt es in Wien viel mehr Theater, als selbst mit den vorhandenen, gigantischen Subventionen bespielt werden können. Warum soll die Stadt ein paar Millionen im Jahr in die Hand nehmen, damit ein paar sicher sehr talentierte und engagierte Menschen vor einem Publikum von drei Leuten (aus jenen hunderten, die sicher laut schreiend bei der Bürgerinitiative und in Facebook mitmachen) spielen können?
Wenns ein Supermarkt wird, wird es saniert und die Architektur ist öffentlich zugänglich. Was will man mehr?

Wenn es ein Supermarkt wird, kommt ein Stahlbetongeschoß in Höhe der Logen rein (das ist nämlich das Straßenniveau), und der schöne Raum ist für immer hin. Es geht mir weniger um ein weiteres Theater, in dem sich Avantgardisten vor einer Handvoll Leut produzieren, sondern um den Erhalt von Möglichkeiten, und auch um genau den Erhalt der Orte in der Stadt, die Erinnerung, Atmosphäre haben. Zurecht wird die Gesichtslosigkeit der Neubauviertel angeprangert - die alte Stadt bietet aber genau die Reize, die Möglichkeiten, die's da draussen nicht gibt. Dazu kommt, dass die ganzen Theatergruppen Wiens, die den Ruf als Theaterstadt ausmachen, insgesamt ein Zehntel der Subvention bekommen, die nur das Burgtheater bekommt. Ist etwa so wie mit U-Bahn vs. Straßenbahn - ein paar solitäre Saurier bekommen massiv Geld, für kleinräumige Verbesserung fehlt es. Und wenn es so viele Säle in Wien gibt - warum musste man dann für die Sängerknaben ein Stück Augarten zubetonieren?
Harald A. Jahn, www.tramway.at

N1

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #31 am: 01. Februar 2012, 15:18:29 »
Diese gesichtslose, identitätsfreie, ewig gleiche Architektur der heutigen Zeit ist wahrlich zum Kotzen!
Das wäre z.B. an der Ecke Alserbachstraße/Boltzmanngasse gebaut worden, hätte sich eine Bürgerinitiative nicht für den Erhalt des Althauses eingesetzt.

Quelle: http://www.lutter.at/projekte/boltzmanngasse/index.htm*
Auch aktuell angesagter "Behübschungs"-Schnick-Schnack kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich hierbei um einen Betonklotz im Stil der 70er Jahre handelt.

Angesichts der derzeitigen architektonischen Mode ist es um jedes 0815-Zinshaus schade, das der Abrissbirne zum Opfer fällt.
_____

*) Ich hoffe, es stört nicht, dass ich das Bild schon mal auf der Fanpage gepostet habe.
"Der Raum, wo das stattfand, ist ziemlich groß."
Hans Rauscher

13er

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #32 am: 01. Februar 2012, 15:24:30 »
In Wien wurde durch den Wiederaufbau mehr zerstört als durch den Krieg, hat es einmal ein Baumeister bei einer Podiumsdiskussion pointiert ausgedrückt.
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

tramway.at

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #33 am: 01. Februar 2012, 15:39:30 »
Diese gesichtslose, identitätsfreie, ewig gleiche Architektur der heutigen Zeit ist wahrlich zum Kotzen!

Das große strukturelle Problem bei den heutigen Neubauten (neben der Optik) ist das fehlen einer sinnvoll verwendbaren Erdgeschoßzone. Gerade die macht ja die Lebendigkeit und Vielfalt der gewachsenen Stadt aus, und die Flexibilität der Erdgeschoße der Gründerzeit bringt die unterschiedlichsten Nutzungen über die Jahrzehnte. Die heutigen Stahlbetonbauten sind praktisch unveränderbar, und die Erdgeschoße mit sekundären Funktionen (Müllraum, Garage etc) besetzt und obendrein zu nieder. Deswegen (neben den zu großen einheitlich gestalteten Blöcken) sind ja die Neubauviertel so menschenfeindlich und leer!
Harald A. Jahn, www.tramway.at

coolharry

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #34 am: 01. Februar 2012, 15:40:02 »
Der häßliche Klotz Donaufelder Straße/Dückegasse, ist auch kaum zu überbieten.
Jede Menge tote Zone im Eg und die Fassade schaut aus, als hätts ein Blinder für Blinde gemacht.
Dagegen ist jeder Wohnpark Alt Erlaa noch ein Architekturjuwel.
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

moszkva tér

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #35 am: 01. Februar 2012, 16:06:29 »
Jede Menge tote Zone im Eg und die Fassade schaut aus, als hätts ein Blinder für Blinde gemacht.
Ein taktiles Relief?
 ;D scnr

Linie 41

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #36 am: 01. Februar 2012, 16:06:43 »
Ich hab Dir den Vergleich schon einmal gebracht. Normale Leute verdienen für die gleiche oder höherwertige Arbeit nicht das, was Du verdienst im geschützten Bereich! 
Das hat nichts mit Akademiker und Nichtakademiker zu tun. :lamp:
Vergiß es Luki, er ist eh lernresistent.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

95B

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #37 am: 01. Februar 2012, 16:22:59 »
Das wäre z.B. an der Ecke Alserbachstraße/Boltzmanngasse gebaut worden, hätte sich eine Bürgerinitiative nicht für den Erhalt des Althauses eingesetzt.
So was in kleinerem Format steht ganz bei mir in der Nähe - keine Ahnung, ob das vom selben Architekten stammt, aber es hat dieselben bunten Glasdinger vor den Fenstern (und passt selbstverständlich nicht zum Rest).
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
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tramway.at

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #38 am: 01. Februar 2012, 16:56:04 »
Das wäre z.B. an der Ecke Alserbachstraße/Boltzmanngasse gebaut worden, hätte sich eine Bürgerinitiative nicht für den Erhalt des Althauses eingesetzt.
So was in kleinerem Format steht ganz bei mir in der Nähe - keine Ahnung, ob das vom selben Architekten stammt, aber es hat dieselben bunten Glasdinger vor den Fenstern (und passt selbstverständlich nicht zum Rest).

Das ist momentan modern. Schaut eh ganz witzig aus, allerdings färbt es ja auch die Wohnung stark ein. Ausserdem bleichts mit der Zeit aus, und wenn mal eine Scheibe gewechselt werden muss bekommt man nie wieder die gleiche Farbe... Wers mag...
Harald A. Jahn, www.tramway.at

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #39 am: 01. Februar 2012, 17:38:42 »
Das ist momentan modern. Schaut eh ganz witzig aus, allerdings färbt es ja auch die Wohnung stark ein. Ausserdem bleichts mit der Zeit aus, und wenn mal eine Scheibe gewechselt werden muss bekommt man nie wieder die gleiche Farbe... Wers mag...
Stellt sich die Frage, ob das wirklich farbiges Glas ist oder normales Glas mit Farbfolie beklebt... ;)
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Ferry

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #40 am: 01. Februar 2012, 17:48:17 »
Dagegen ist jeder Wohnpark Alt Erlaa noch ein Architekturjuwel.
Naja, Alterlaa war Ende der Siebziger, als der erste Block (Block A) errichtet wurde, wohl die Vorstellung von modernen, urbanen Wohnraum. Inzwischen ist man draufgekommen, dass auch dort nicht alles Gold ist, was glänzt... aber nichtsdestotrotz: glaubt mir, es gibt es Schlimmeres!
Weißt du, wie man ein A....loch neugierig macht? Nein? - Na gut, ich sag's dir morgen. (aus "Kottan ermittelt - rien ne va plus")

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #41 am: 01. Februar 2012, 18:04:04 »
Das ist momentan modern. Schaut eh ganz witzig aus, allerdings färbt es ja auch die Wohnung stark ein. Ausserdem bleichts mit der Zeit aus, und wenn mal eine Scheibe gewechselt werden muss bekommt man nie wieder die gleiche Farbe... Wers mag...
Stellt sich die Frage, ob das wirklich farbiges Glas ist oder normales Glas mit Farbfolie beklebt... ;)

Die Farbfolie befindet sich zwischen den beiden Scheiben, das ganze heisst Verbundsicherheitsglas ("VSG") und ist bei allen absturzsichernden Teilen vorgeschrieben. Die Folie ist üblicherweise klar, kann aber auch Muster oder Farben tragen. Das ist relativ billig und daher willkommenes Stilmittel, wenn der Bauherr nix für die Gestaltung springen lassen will. Als Laie erklennt man das VSG an der Kante, dort sieht/spürt man die Folie.
Harald A. Jahn, www.tramway.at

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #42 am: 02. Februar 2012, 11:47:00 »
stand ich in Bremen in einem Stadterweiterungsgebiet in der Nähe alter Industriebauten. Hätte man mich mit verbundenen Augen dorthin

Das wirklich erschreckende ist ja, dass teilweise die alten Industriebauten (speziell vor 1950) deutlich mehr Charme haben als moderne Büroklötze. Es ist schon interessant, dass damals auch an simplen Ziegelbau-Hallen z.B. die Fensterbögen durch leicht auskragende Ziegel ornamentiert wurden, und was für eine Wirkung so ein winziges Detail hat. Da merkt man einfach, dass die Erbauer sich damals auch bei unbedeutendsten Gebäuden Gedanken gemacht haben, wie sie sie mit einfachen Mitteln und praktisch kostenneutral ein wenig schöner machen können.
Liebe Fahrgäste: Der Zug ist abgefahren.

haidi

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #43 am: 02. Februar 2012, 12:19:31 »
Klein-Modellbahn ist auch so ein Beispiel eines hübschen Industriebaus.
Nachdem von der Bank in Wien das Grundstück mit Gebäude abgeluchst wurde, wurden daraus Lofts gemacht und in der Gier, Rendite zu erzielen, wurde jetzt ein weißer Klotz oben drauf gepackt.

Hannes

Edit: Behauptung abgeschwächt.
Microsoft is not the answer. It's the question and the answer is NO.

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #44 am: 02. Februar 2012, 13:31:05 »
Das wirklich erschreckende ist ja, dass teilweise die alten Industriebauten (speziell vor 1950) deutlich mehr Charme haben als moderne Büroklötze. Es ist schon interessant, dass damals auch an simplen Ziegelbau-Hallen z.B. die Fensterbögen durch leicht auskragende Ziegel ornamentiert wurden, und was für eine Wirkung so ein winziges Detail hat. Da merkt man einfach, dass die Erbauer sich damals auch bei unbedeutendsten Gebäuden Gedanken gemacht haben, wie sie sie mit einfachen Mitteln und praktisch kostenneutral ein wenig schöner machen können.

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