Zunächst: ich freue mich sehr darüber, dass es endlich eine passende und epochengerechte Ergänzung zu den E1-Modellen von Halling gibt! Damit lassen sich die letzten Einsatzjahre der E1 gut nachstellen und auch die beiden Nummern passen da sehr gut ins Konzept. Nachdem ich gerade an der Schleife Neuwaldegg bastle, kommt mir das Modell gerade recht.
Als leidenschaftlicher Modellstraßenbahner ist man ja nicht immer mit dem passenden Modell verwöhnt: zu kleinräumig sind die Einsatzgebiete, zu speziell die lokalen Eigenheiten. Dazu kommen dann zu einem Vorbild Epochen- und Ausführungsunterschiede, Lack- und Beschriftungsvarianten, etc.
Dass sich diese Faktoren auf die Größe der Auflagen und, dementsprechend, den Preis niederschlagen müssen, ist zwar nicht hübsch, aber zumindest in meinen Augen nachvollziehbar.
Mit KitBashing auf Basis des c3-Souvenirmodells oder durch Anwendung des 3D-Drucks käme man allerdings nie auch nur annähernd auf die Qualität heran bzw. läge man mit den Kosten weit über dem nun vorgestellten Modell. (Ich bastle seit 3 1/2 Jahren an meinem E2/c5 aus dem 3D-Drucker; die dafür aufgebrachten Stunden und Summen gehen in die Hunderten...)
Der Vergleich mit Roco hinkt deshalb meiner Meinung nach sehr, denn die Größenordnungen sind einfach komplett verschiedene. Wie viele Tausend Stück wurden etwa von den langen Schlieren in den letzten Jahrzehnten abgesetzt (Auslieferung ab etwa 1992!) oder von den Railjet-Sets? Erstere kosteten in der jüngsten Auflage (ohne Modellpflege!) übrigens bereits 55€. Und das bei 30 Jahre alten Formen, pixeligem UV-Druck, einfarbiger und falscher Inneneinrichtung etc. Bei zeitgemäßen Großserienmodellen aus Spritzguss mit vollständiger Lackierung, mehrfarbiger Inneneinrichtung, Vorbereitung (!) zur Beleuchtung etc. bewegen wir uns mittlerweile bei 80-100€ pro Modell - bei entsprechenden Auflagen.
Mit Ausnahme der von 95B erwähnten Schweißnähte, mit denen es der Konstrukteur wirklich zu gut gemeint hat, gefällt mir die Ausführung des Modells sehr gut. Die Inneneinrichtung scheint mehrfarbig zu sein (zB Schaltschrank bei der letzten Tür!), Details wie die Hebepunkte sind berücksichtigt, die Lackierung ist sehr ordentlich (vgl. mit den aktuellen Roco-Schlieren bzw. mit den letzten Halling-E1: die waren nur bedruckt!) und hochwertig und auch die Gravur der Elindose überzeugt zumindest mich. Auch sehr gut getroffen - wesentlich besser als beim E1 - ist in meinen Augen die Ausformung des Decklichtes.
Die Mutmaßung, es würde sich um einen umgemodelten c3 handeln, kann man mit einem Blick auf den Dachanschluss recht leicht widerlegen: beim c4 sind Dach und Wagenkasten offenbar aus einem Guss, während es beim c3 separate Teile waren. So eine Formvariante wäre de facto ein Neubau.
Nachdem das Modell in meinen Augen insgesamt schön umgesetzt wurde und thematisch sehr gut in meine Sammlung passt, werde ich mir diese Ergänzung leisten.