Autor Thema: Bremsen bei Fahrstromausfall  (Gelesen 11139 mal)

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E1-c3

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Bremsen bei Fahrstromausfall
« am: 20. Januar 2022, 12:01:29 »
Ich frage mich schon länger, wie die diversen Typen der Straßenbahn zum Stehen kommen, wenn in voller Fahrt plötzlich der Fahrstrom ausfällt.

Normalerweise wird im Betrieb ja elektrisch gebremst (Nutz-/Widerstandsbremse, Wirbelstrombremse (?)) aber dazu braucht es eben auch Strom. Sind die elektrischen Bremseinrichtungen inkl. Magnetschienenbremse auch vom batteriegestützten Bordnetz aus speisbar? Bzw. haben die Fahrzeuge noch andere Bremsen außer den eben genannten und der Federspeicher/-handbremse?
Eine selbsttätige Druckluftbremse wie bei der großen Bahn und den Ux gibt es ja nicht.

Könnte mir das jemand erklären?

benkda01

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Re: Bremsen bei Fahrstromausfall
« Antwort #1 am: 20. Januar 2022, 12:06:27 »
Die generatorische Bremsung ist vom Fahrstrom völlig unabhängig.

HLS

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Re: Bremsen bei Fahrstromausfall
« Antwort #2 am: 20. Januar 2022, 12:22:51 »
Der Erregerstrom fürs Bremsen kommt von der Batterie. Auch die MG-Bremse kann von der Oberleitung als auch der Batterie kommen.
"Grüß Gott"

Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen. Dieter Nuhr

Klingelfee

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Re: Bremsen bei Fahrstromausfall
« Antwort #3 am: 20. Januar 2022, 12:26:14 »
Die Straßenbahnen und die U6 haben als 2. Bremse eine Schienenbremse, die bei Ausfall der Netzspannung von der Batterie gespeist werden.

Und die Fahrzeuge auf den Linie U1-U4 haben alle als Ersatz eine Luftbremse.
Bitte meine Kommentare nicht immer als Ausrede für die WL ansehen

2er

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Re: Bremsen bei Fahrstromausfall
« Antwort #4 am: 20. Januar 2022, 12:28:17 »
Ich frage mich schon länger, wie die diversen Typen der Straßenbahn zum Stehen kommen, wenn in voller Fahrt plötzlich der Fahrstrom ausfällt.

Normalerweise wird im Betrieb ja elektrisch gebremst (Nutz-/Widerstandsbremse, Wirbelstrombremse (?)) aber dazu braucht es eben auch Strom. Sind die elektrischen Bremseinrichtungen inkl. Magnetschienenbremse auch vom batteriegestützten Bordnetz aus speisbar? Bzw. haben die Fahrzeuge noch andere Bremsen außer den eben genannten und der Federspeicher/-handbremse?
Eine selbsttätige Druckluftbremse wie bei der großen Bahn und den Ux gibt es ja nicht.

Könnte mir das jemand erklären?


Also bei den Typen E1 und E2 kannst du normal mit der Generatorischen runter Bremsen, beim ULF sollte es eigentlich auch so funktioniern, laut einem Ehemaligen Werkmeister aus Flor und dem Schulbüro, habe es aber in den letzten 6,5 Jahr nie erlebt das es auch Funktioniert hat als die Fahrleitungsspannung versagt und nur noch das Bremsen mit der Schienenbremse ( welche dann automatisch aktiviert wird wenn mit dem Fahrhebel auf Bremse geschalten wird) und/oder mit dem Federspeicher wenn man sich auskennt
Ps.: Rechtschreibfehler sowie Satzzeichenfehler sind gewollt und gehören so

E1-c3

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Re: Bremsen bei Fahrstromausfall
« Antwort #5 am: 20. Januar 2022, 13:42:05 »
Danke, wieder etwas gelernt. Eine andere Frage noch: Gibt es vor allem bei den modernen Straßenbahnen (ULF/Flexity) auch softwareunabhängige Bremsmöglichkeiten, die z.B. auch bei deaktiviertem Führerstand funktionieren oder wenn sich die Software verabschiedet?

Klingelfee

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Re: Bremsen bei Fahrstromausfall
« Antwort #6 am: 20. Januar 2022, 14:05:29 »
Danke, wieder etwas gelernt. Eine andere Frage noch: Gibt es vor allem bei den modernen Straßenbahnen (ULF/Flexity) auch softwareunabhängige Bremsmöglichkeiten, die z.B. auch bei deaktiviertem Führerstand funktionieren oder wenn sich die Software verabschiedet?

Ist der Führerstand deaktiviert, dann ist grundsätzlich der Federspeicher aktiv. Und mit einer Nottaste kann auch bei einem Softwareausfall der Zug eingebremst werden. und wenn sich auch dieses System aus welchem Grund auch immer verabschiedet, dann hilft nur mehr Eines "BETEN".
Bitte meine Kommentare nicht immer als Ausrede für die WL ansehen

95B

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Re: Bremsen bei Fahrstromausfall
« Antwort #7 am: 20. Januar 2022, 14:41:51 »
Und mit einer Nottaste kann auch bei einem Softwareausfall der Zug eingebremst werden. und wenn sich auch dieses System aus welchem Grund auch immer verabschiedet, dann hilft nur mehr Eines "BETEN".

Ob sich dieses System auch verabschieden kann, hängt davon ab, ob der Stromkreis für den Federspeicher tatsächlich als Sicherheitsschleife über den Not-Aus-Schalter läuft oder ob das auch nur eine Softwareangelegenheit ist.

Also bei den Typen E1 und E2 kannst du normal mit der Generatorischen runter Bremsen, beim ULF sollte es eigentlich auch so funktioniern, laut einem Ehemaligen Werkmeister aus Flor und dem Schulbüro, habe es aber in den letzten 6,5 Jahr nie erlebt das es auch Funktioniert hat als die Fahrleitungsspannung versagt und nur noch das Bremsen mit der Schienenbremse ( welche dann automatisch aktiviert wird wenn mit dem Fahrhebel auf Bremse geschalten wird) und/oder mit dem Federspeicher wenn man sich auskennt

Es funktioniert selbstverständlich auch beim ULF. Jeder Zug schaltet mehrmals täglich von Rückspeisung auf Widerstandsbremse um – sei es, dass er über einen nicht überbrückten Trenner fährt, der Bügel den Kontakt zur Oberleitung verliert (Eisenbahnunterführungen!) oder schlicht und ergreifend die Höhe der Fahrleitungsspannung keine Rückspeisung zulässt.
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benkda01

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Re: Bremsen bei Fahrstromausfall
« Antwort #8 am: 20. Januar 2022, 14:51:23 »
Ob sich dieses System auch verabschieden kann, hängt davon ab, ob der Stromkreis für den Federspeicher tatsächlich als Sicherheitsschleife über den Not-Aus-Schalter läuft
Ja, tut er.

4498

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Re: Bremsen bei Fahrstromausfall
« Antwort #9 am: 20. Januar 2022, 19:10:49 »
Eine noch nicht hier behandelte Situation wäre, wenn ein Kran auf die Oberleitung fällt und einen dauerhaften Kurzschluss verursacht.

Ich gehe davon aus, dass damit die Stromversorgung wegen Überstrom abschaltet.

Ein voll aufgeschalteter Kurbler, Säbler oder Geamat verhält sich nun sicher so wie auf der stärksten Bremsstufe (sofern diese ein Kurzschluss der Motoren ist und nicht noch einen Restwiderstand enthält).

Nur wie wäre das mit den elektronisch geregelten Fahrzeugen, zum Beispiel beim Bremsen mit Rückspeisung?

Rückspeisung bedeutet, unabhängig von der tatsächlich anliegenden Spannung einen Strom gegen diese Spannung aufzubringen. Wenn aber die anliegende Spannung auf Grund des Kurzschlusses Null ist, so kann zwar der gewünschte Rückspeisestrom problemlos, weil energiefrei aufrecht erhalten werden, aber genau diese Energie fehlt dann mechanisch zur Verzögerung. 

contra

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Re: Bremsen bei Fahrstromausfall
« Antwort #10 am: 20. Januar 2022, 19:28:28 »
Im diesem Fall wird rein über Widerstände gebremst, wäre auch der Fall wenn nicht Rückgespeist werden kann.

hema

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Re: Bremsen bei Fahrstromausfall
« Antwort #11 am: 20. Januar 2022, 19:38:22 »
Bei Ausfall der Oberleitungsversorgung kann man im Normalfall noch ganz normal eine Betriebsbremsung durchführen, eine Notbremsung kann etwas "haariger" werden, weil die Stromversorgung der Schienenbremsen schlechter ist. Wesentlich unangenehmer ist ein Kurzschluss im Batteriestromkreis! Beim ULF bleiben da nur mehr die Federspeicher, die dann sofort und automatisch ablaufen, beeinflussbar ist in dem Fall nichts (mehr).
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95B

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Re: Bremsen bei Fahrstromausfall
« Antwort #12 am: 20. Januar 2022, 19:53:29 »
Ein voll aufgeschalteter Kurbler, Säbler oder Geamat verhält sich nun sicher so wie auf der stärksten Bremsstufe (sofern diese ein Kurzschluss der Motoren ist und nicht noch einen Restwiderstand enthält).

Nein, der verhält sich so, wie wenn du den Überstromschalter auslegst oder den Bügel abziehst. Dann arbeiten die Motoren nicht mehr und der Wagen rollt. (Denselben Effekt erzielst du auch durch das Schalten des Fahrschalters auf Null.) Die generatorische Bremse (Kurzschlussbremse) ist von der Fahrdrahtspannung völlig unabhängig.

Wesentlich unangenehmer ist ein Kurzschluss im Batteriestromkreis! Beim ULF bleiben da nur mehr die Federspeicher, die dann sofort und automatisch ablaufen, beeinflussbar ist in dem Fall nichts (mehr).

Im E1 fällt die Geamaticsteuerung aus, das heißt, der Fahrschalter bleibt "stecken". Bremsen ist dann nur mehr mit Sand, Schienenbremse und Handbremse möglich (vorher Überstromschalter händisch ausschalten, weil die Fernauslösung ja auch nicht mehr greift). So ein Ausfall der batteriegespeisten Hilfseinrichtungen wurde dem 4728 auf der Friedensbrücke zum Verhängnis, der wie durch ein Wunder unbeschadet die stark befahrene Roßauer Lände bei Gesperrt überquert hat, bevor es dem Fahrer gelang, den Wagen anzuhalten.
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Re: Bremsen bei Fahrstromausfall
« Antwort #13 am: 20. Januar 2022, 20:04:27 »
Und falls einer der Schienenbremsmagnete schadhaft ist geht in dem Fall nur mehr die Handbremse! Der Sand geht mangels Funktion der Sandsolenoide sicher auch nicht.
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Re: Bremsen bei Fahrstromausfall
« Antwort #14 am: 20. Januar 2022, 20:58:46 »
Ein voll aufgeschalteter Kurbler, Säbler oder Geamat verhält sich nun sicher so wie auf der stärksten Bremsstufe (sofern diese ein Kurzschluss der Motoren ist und nicht noch einen Restwiderstand enthält).
Nein, der verhält sich so, wie wenn du den Überstromschalter auslegst oder den Bügel abziehst. Dann arbeiten die Motoren nicht mehr und der Wagen rollt. (Denselben Effekt erzielst du auch durch das Schalten des Fahrschalters auf Null.) Die generatorische Bremse (Kurzschlussbremse) ist von der Fahrdrahtspannung völlig unabhängig.
Das würde elektrotechnisch einer extra Schaltung bedürfen, die es sicher nicht gibt. Es ist ein großer Unterschied, ob zwischen Oberleitung und Schiene ein Leerlauf ist (zum Beispiel Stromausfall durch händische Abschaltung der Versorgung) oder ob die Oberleitung elektrisch leitend mit der Schiene verbunden ist (womit der Motor über den Fahrschalter, die Oberleitung und die Schiene als Generator gegen einen Kurzschluss läuft).

Man kann das bei der Modellbahn ausprobieren. Wenn bei einer fahrenden Modelllok der Trafostecker gezogen wird, "rollt" sie aus, bleibt also auf Grund der mechanischen Verluste innerhalb kürzester Zeit stehen. Wenn aber stattdessen durch elektrische Überbrückung der Schienen ein Kurzschluss erzeugt wird, ist der Bremsweg nochmal um einiges kürzer, weil zusätzlich zu den sowieso vorhandenen mechanischen Verlusten der mechanisch vergleichsweise wenig verlustbehaftete Motor auch noch durch Generatorarbeit gegen den Kurzschluss abgebremst wird.

Ein widerstandslos kurzgeschlossener Reihenschlussmotor bremst, egal ob der Kurzschluss über den vorgesehenen Bremsstromkreis erfolgt oder über die höchste Fahrstufe, die die Oberleitung widerstandslos mit der Schiene verbindet.