Autor Thema: Stromversorgung der Beiwägen  (Gelesen 14544 mal)

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E1-c3

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Stromversorgung der Beiwägen
« am: 30. November 2020, 20:30:24 »
Nach einiger Zeit melde ich mich wieder einmal mit einer Technikerfrage. :D
Und zwar: Ich frage mich schon sehr lange, wie die Stromversorgung der Beiwägen cx vom Triebwagen aus genau funktioniert. Ist es im Prinzip wie bei der großen Bahn mit einer einpoligen Zugsammelschiene vom Triebfahrzeug aus mit den Fahrschienen als Rückleiter? Sprich, dass die (Elin-)Dose der Ex und cx somit neben den Kontakten für die Datenübertragung auch einen Pol für die Stromversorgung besitzt.

Weiters frage ich mich, welche Spannung dabei verwendet wird. Werden einfach die 600 V aus der Fahrleitung in die Zugsammelschiene gepackt oder haben die Fahrzeuge ein eigenes Drehstrom-Bordnetz, welches dann auch die Stromversorgung des Beiwagens übernimmt?

nord22

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Re: Stromversorgung der Beiwägen
« Antwort #1 am: 30. November 2020, 20:41:39 »
Die Batterie des Beiwagens (24 V Anlage) wird vom Umformer des Triebwagens aufgeladen. Die Heizung und Licht hängen bei c3 und c4 direkt an der Fahrleitungsspannung und werden vom Triebwagen mittels Kupplungsschalter direkt mit 600 V versorgt. Das Licht des c5 wird vom Umrichter des TW für 230 V über das Vielfachkupplungskabel versorgt.

nord22

Klingelfee

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Re: Stromversorgung der Beiwägen
« Antwort #2 am: 30. November 2020, 20:49:55 »
Nach einiger Zeit melde ich mich wieder einmal mit einer Technikerfrage. :D
Und zwar: Ich frage mich schon sehr lange, wie die Stromversorgung der Beiwägen cx vom Triebwagen aus genau funktioniert. Ist es im Prinzip wie bei der großen Bahn mit einer einpoligen Zugsammelschiene vom Triebfahrzeug aus mit den Fahrschienen als Rückleiter? Sprich, dass die (Elin-)Dose der Ex und cx somit neben den Kontakten für die Datenübertragung auch einen Pol für die Stromversorgung besitzt.

Weiters frage ich mich, welche Spannung dabei verwendet wird. Werden einfach die 600 V aus der Fahrleitung in die Zugsammelschiene gepackt oder haben die Fahrzeuge ein eigenes Drehstrom-Bordnetz, welches dann auch die Stromversorgung des Beiwagens übernimmt?

Genau kann ich es dir auch nicht sagen

Aber was ich seinerzeit gelernt habe, hat der Triebwägen einen Umformer, der aus den 600V alle anderen Spannungen macht, wobei man als Fahrer ein Voltmeter für 24V Batteriespannung hat. Dieses ist jedoch nur für den Triebwagen.

Am Beiwagen gibt es eine eigene Bufferbatterie und Voltmeter

Die gesamte Stromversorgung für den Beiwagen wird somit am Triebwagen generiert und über das Kupplungskabel in den Beiwagen gespeist.

Ob auf der Kupplungsdose auch der Strom aktiv ist, sieht man an der Lampd im Kupplungsraum neben der Steckdose.

Auch haben die E1 /E2 unterschiedliche Kupplungssteckdosen. Damit man aber auch die "fremden" Beiwagen oder mit einem LH einen c5 schleppen kann gibt es für beide Varianten Adapterkabel.



Bitte meine Kommentare nicht immer als Ausrede für die WL ansehen

hema

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Re: Stromversorgung der Beiwägen
« Antwort #3 am: 30. November 2020, 21:14:24 »
In den  "halbstarken" Zügen hatten die Beiwagen noch eigene Umformer!
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

E1-c3

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Re: Stromversorgung der Beiwägen
« Antwort #4 am: 30. November 2020, 21:48:31 »
Danke für die Antworten! :up:

Interessant ist, dass hier das Triebfahrzeug die ganzen Umrichter und -former Funktionen übernimmt, bei der großen Bahn machen das alles die Waggons.

Das Licht des c5 wird vom Umrichter des TW für 230 V über das Vielfachkupplungskabel versorgt.

Und die Heizung der c5 verwendet ebenfalls die 230 V AC?

Ob auf der Kupplungsdose auch der Strom aktiv ist, sieht man an der Lampd im Kupplungsraum neben der Steckdose.

Danke, das wäre nämlich meine nächste Frage gewesen. Als Kind dachte ich immer, dass das Lamperl ein Lichtschranken sei, der einen Alarm auslöst, falls jemand den Bereich betritt. 8)

hema

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Re: Stromversorgung der Beiwägen
« Antwort #5 am: 30. November 2020, 21:53:28 »
Die Heizung geht mit 600 Volt!
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

haidi

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Re: Stromversorgung der Beiwägen
« Antwort #6 am: 30. November 2020, 23:08:29 »
Danke für die Antworten! :up:

Interessant ist, dass hier das Triebfahrzeug die ganzen Umrichter und -former Funktionen übernimmt, bei der großen Bahn machen das alles die Waggons.
Bei der großen Bahn gibt es halt auch mehr und eine unterschiedliche Anzahl von "Beiwagen", da müsste man die Technik in der Lok für die maximale Anzahl an Waggons auslegen.
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95B

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Re: Stromversorgung der Beiwägen
« Antwort #7 am: 01. Dezember 2020, 11:12:47 »
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
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Katana

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Re: Stromversorgung der Beiwägen
« Antwort #8 am: 01. Dezember 2020, 20:31:42 »
Danke für die Antworten! :up:

Interessant ist, dass hier das Triebfahrzeug die ganzen Umrichter und -former Funktionen übernimmt, bei der großen Bahn machen das alles die Waggons.
Bei der großen Bahn gibt es halt auch mehr und eine unterschiedliche Anzahl von "Beiwagen", da müsste man die Technik in der Lok für die maximale Anzahl an Waggons auslegen.
Bei Wechselstromlokomotiven transformiert die Lok die Oberleitungsspannung auf für die Waggons verträgliche 1000 oder 1500 V. Die Taurus kann dafür beispielsweise 900 kVA bereitstellen.

Zur Belegung der Kontakte der Elindose:

https://www.strassenbahnjournal.at/wiki/index.php?title=Elin-Dose
Danke, sehr informativer Link.

E1-c3

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Re: Stromversorgung der Beiwägen
« Antwort #9 am: 01. Dezember 2020, 21:10:09 »
Danke für die Antworten! :up:

Interessant ist, dass hier das Triebfahrzeug die ganzen Umrichter und -former Funktionen übernimmt, bei der großen Bahn machen das alles die Waggons.
Bei der großen Bahn gibt es halt auch mehr und eine unterschiedliche Anzahl von "Beiwagen", da müsste man die Technik in der Lok für die maximale Anzahl an Waggons auslegen.
Bei Wechselstromlokomotiven transformiert die Lok die Oberleitungsspannung auf für die Waggons verträgliche 1000 oder 1500 V. Die Taurus kann dafür beispielsweise 900 kVA bereitstellen.
Genau, so ist es. 1000 V bei 15 kV 16,7 Hz und 1500 V bei 25 kV 50 Hz (wobei hier 1000 V auch verwendet werden).

Zur Belegung der Kontakte der Elindose:

https://www.strassenbahnjournal.at/wiki/index.php?title=Elin-Dose
Danke, sehr informativer Link.
:up: Auch ich bedanke mich!

W_E_St

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Re: Stromversorgung der Beiwägen
« Antwort #10 am: 06. Dezember 2020, 00:36:33 »
Und ja, die 600 V werden nur 1-polig übertragen, die Rückleitung erfolgt über die Fahrschienen.
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

E1-c3

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Re: Stromversorgung der Beiwägen
« Antwort #11 am: 22. Dezember 2020, 13:04:49 »
Und ja, die 600 V werden nur 1-polig übertragen, die Rückleitung erfolgt über die Fahrschienen.
Ein verspätetes Dankeschön auch für diese Information! :up:
Eine Frage fällt mir jetzt aber doch noch ein. :D
Bei der Bahn ist es ja so, dass beim Kuppeln der Zugsammelschiene aus Sicherheitsgründen immer der Stromabnehmer gesenkt wird. Muss das bei der Straßenbahn auch gemacht werden, wenn die Elin-Dose an-/abgesteckt wird?

95B

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Re: Stromversorgung der Beiwägen
« Antwort #12 am: 22. Dezember 2020, 13:57:52 »
Bei der Bahn ist es ja so, dass beim Kuppeln der Zugsammelschiene aus Sicherheitsgründen immer der Stromabnehmer gesenkt wird. Muss das bei der Straßenbahn auch gemacht werden, wenn die Elin-Dose an-/abgesteckt wird?

Dafür gibt es bei der Straßenbahn den Kupplungsschalter, mit dem die Elindose spannungsfrei gemacht wird. Vorsicht ist dennoch geboten, denn wenn die Schienenbremse am Triebwagen eingeschaltet ist, liegen trotzdem 600 V an der Schienenbremsleitung. Daher muss die Glimmlampe neben der Elindose im Auge behalten werden. Die Glimmlampe (beim E2+c5 seit einiger Zeit weiße LED-Lampe) zeigt an, ob 600 V anliegen.
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Ferry

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Re: Stromversorgung der Beiwägen
« Antwort #13 am: 22. Dezember 2020, 14:00:03 »
Und ja, die 600 V werden nur 1-polig übertragen, die Rückleitung erfolgt über die Fahrschienen.
Ein verspätetes Dankeschön auch für diese Information! :up:
Eine Frage fällt mir jetzt aber doch noch ein. :D
Bei der Bahn ist es ja so, dass beim Kuppeln der Zugsammelschiene aus Sicherheitsgründen immer der Stromabnehmer gesenkt wird. Muss das bei der Straßenbahn auch gemacht werden, wenn die Elin-Dose an-/abgesteckt wird?

Nein, es gibt einen Schalter (sog. "Kupplungsschalter"), mit dem die Elin-Dose spannungsfrei gemacht werden kann (dann erlischt auch die entsprechende Glimmlampe). Aber ich habe auch schon gesehen, dass beim Kuppeln der Stromabnehmer gesenkt wurde. Unter Spannung kuppeln ist jedenfalls verboten!
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WIENTAL DONAUKANAL

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Re: Stromversorgung der Beiwägen
« Antwort #14 am: 22. Dezember 2020, 14:25:08 »
Der Ordnung wegen sollte man auch die Zürich- oder Ruten Lichtkupplung erwähnen.
Gefahr besteht bei hohen Strömen, (Heizleistung), durch den stehenden Lichtbogen, der sich besonders beim Lösen der Verbindung bilden kann.
Im Elektropathologischen Museum wurde lange Zeit eine verkohlte Fronttüre eines WLB Wagens und der Schuh mit durchgebrannter Sohle der Schaffnerin, die die Steckverbindung unter Spannung gelöst hat, ausgestellt.
Beim An- und Abkuppeln der Beigabewagen im Bahnhof Wolfganggasse wurde auf Zuruf "Kupplung"  am Triebwagen der Hauptschalter ausgeschaltet und erst dann die einpolige Kabelverbindung hergestellt oder gelöst.

https://www.wien.gv.at/video/113294/Pathologisch-anatomisches-Bundesmuseum-im-Narrenturm