Hier, wie versprochen, die Reportage aus Kiew. Es ist recht umfangreich geworden, daher gibts zwei Teile.
Kiew besteht aus zwei voneinander unabhängigen Subnetzen, seit im Jahr 2004 die Strecke über die Patona Mist abgebrochen wurde. Dieses Mal habe ich also einige Stunden Zeit gehabt, um die Bezirke Darnytsja und Desna auf der linken Seite des Dnipro abzugrasen. Diese beiden Bezirke sind im Gegensatz zum rechten Ufer, wo sich die Altstadt befindet und eine ca. 100 m hohe Flussterrasse das Stadtbild prägt, komplett flach und praktisch ausschließlich mit großen Wohnblocks, erbaut großteils zwischen 1945 und heute, bebaut. Die Wohnbauten wirken sehr grandios, die Grünraumgestaltung dazwischen sehr großzügig und einladend. Immer wieder sind die Wohnsiedlungen durch kleine Industriegebiete unterbrochen.
Das Wagenmaterial auf der linken Flussseite unterscheidet sich kaum von der rechten Seite, Tatra T3SU und Tatra T6B5 teilen sich die Last ca. 50/50. T3 kommen solo und im Duo vor, T6 kamen mir ausschließlich in Doppeltraktion unter. Obwohl die beiden Modelle zwei unterschiedliche Generationen vertreten - die T3 wurden ab den 1960ern geliefert, die T6 ab 1985 - sind beide in einem ähnlich erbärmlichen Zustand. Den Generationenunterschied kann man praktisch nur am Design erkennen, der kantige T6 wirkt irgendwie moderner als der rundliche T3.
Der Tatra T6, ab 1985 ausgeliefert, wurde für seine Zeit als sehr modern angesehen, er sollte eine "neue Ära" der Kiewer Straßenbahn einläuten. Deshalb wurden die Wagennummern wieder von Null an vergeben, der erste Wagen erhielt die Betriebsnummer 001. Die geplante Flottenerneuerung endete jedoch nach 1989, da dann die Sowjetunion dieTschechoslowakischen Tatrawerke in harter Währung bezahlen musste. Die letzten Wagen wurden 1991 ausgeliefert; zwei Lizenzbauten von Yuzhmash Dnipropetrovsk wurden noch 1994 eingeflottet.
Nun zu den Fotos mit Erklärungen:
Meine Spazierfahrt begann im Süden bei der Metrostation Poznjaki, ein Doppel-T3 kommt gerade aus dem Petra Hrihorenka Prospekt zur Endstelle:
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Es folgt ein Solo-T3 an derselben Stelle. Links von ihm werden lebende Fische direkt aus dem Tankwagen verkauft.
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Auf der Vulytsya Anny Akhmatovoi treffen sich zwei T6-Gespanne bei der Haltestelle Vulytsya Drahomanova:
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Ebenfalls auf der Anna-Achmatova-Straße habe ich dieses T3-Gespann aufgenommen, inmitten des Kharkivs'kiy Masiv.
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Ins hiesige Trallebus-Pub habe ich es leider nicht geschafft. Nett war ein LKW-Fahrer, der extra gewartet hat, bis ich mein Foto geschossen habe.
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Das Zentrum des Kharkivskiy Masiv bildet ein riesiger Kreisverkehr mit einer komplexen Fußgängerunterführung an der Kreuzung Anny Akhmatovoi/Revutskoho/Trostyanets'ka, die Wiese wird von streundenden Hunden bevölkert, die sich wohl bald ein wärmeres Platzerl suchen müssen:
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Hier kommen heimatliche Gefühle auf. Wie würde es wohl ausschauen, wenn der 26er-Neu durchs Quadenviertel mit Second-Hand-Tatras befahren werden würde?
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Im Inneren eines T6 - diese haben, im Gegensatz zu den T3, sogar Stationsansagen. Sie sagen die gesamte Litanei durch, die man auch aus der Metro kennt: "Vorsicht, Türen schließen - nächste Haltestelle xxx". Bei Einziehfahrten wird an alle Ansagen noch "dieser Zug fährt ins Depot" angehängt:
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Türstörungsaufkleber sind nicht stark genug. Damit die Tür während der Fahrt nicht nach innen aufspringt, nimmt man einfach das nächstbeste Holzbrett:
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Nahe des Bahnhofes Darnytsya - nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Metrostation, die gute 5 km davon entfernt liegt - habe ich die örtliche Grafittikunst recht stimmungsvoll dokumentiert:
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Die Bim überquert die Bahnlinie im Zuge des Kharkivs'ke Shose eingleisig, sonst wäre auf der Brücke nicht genug Platz für sechs Fahrspuren - leider habe ich von dort kein brauchbares Foto.
Der Bul'var Yaroslava Hashenka ist hauptsächlich eine Stromautobahn:
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Und der echte Star dieses Fotos ist natürlich der T3 in Doppeltraktion
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Сiхтунк Werbewagen: 5612 wirbt für den Terminal Aquapark:
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Als Beispiel für den eher bescheidenen Zustand der Gleise noch die Weiche am Leninhrads'ka Ploshcha:
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Fortsetzung folgt in Kürze...