Autor Thema: Fahrstromversorgung  (Gelesen 8913 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Katana

  • Verkehrsführer
  • *
  • Beiträge: 2165
Fahrstromversorgung
« am: 30. Juni 2022, 06:40:59 »
Ich glaube kaum, dass Fahrzeuge, die nur 15 kV/16,7 Hz können, irgendeine Art von Zulassung außerhalb A/D/CH haben.
Fahrzeuge in Schweden und Norwegen zum Beispiel.

Schweden und Norwegen haben seit jeher 15 kV/16 2/3 Hz, im Gegensatz zu uns haben sie ihre Netzfrequenz 1995 nicht geändert und deswegen hab ich die Länder nicht angeführt.
Du unterscheidest wegen 0,033 Hz bzw. 0,2 % beim Nennwert? Du bist ein ganz Genauer.

Nachtrag
In der Norm EN 50163:2004 "Speisespannungen von Bahnnetzen" steht: "Für die 16,7-Hz-Bahnstromsysteme entspricht die Frequenz streng genommen 16⅔ Hz. Um die Benennung des Systems zu vereinfachen, wurde vereinbart, die Frequenz mit 16,7 Hz festzulegen". Es handelt sich also um keine technische Änderung, sondern um eine geänderte Benennung.

Nein, es ist nicht nur die Benennung, das ist auf Wikipedia nachlesbar. Das 16,7 Hz Netz wird mit Asynchronumformern gespeist, das 16 2/3 Hz Netz in Skandinavien verwendet Synchronumformer. Aber es war natürlich eine spitzfindige Antwort auf eine andere spitzfindige Antwort, die 4020 (so wie die 1016 oder die 1144) könnten, wenn man sie durch Dänemark durchschleppt, auch in Skandinavien fahren.

Die Frequenz ist übrigens "streng genommen" weder 16,7 Hz oder 16 2/3 Hz, sondern liegt in einem Toleranzbereich. Für A/D/CH liegt der grundsätzlich zwischen 16,5 Hz und 16,83 Hz, der Mittelwert wäre also 16 2/3 Hz. Weil diese Frequenz für die Asynchronumformer aber keine gute Arbeitsfrequenz ist, versucht man auf 16,7 Hz zu regeln und hat einen asymmetrischen Toleranzbereich, da dieser von den mit dem Strom fahrenden Loks festgelegt ist.

Dann vertiefen wir uns einen Schritt weiter in die Thematik.

Wieder aus EN 50163:2004 Kapitel 4.2 Frequenz, Hervorhebung von mir
Zitat
Für 16,7-Hz-Systeme gelten folgende Werte:
– Bei Systemen mit einer synchronen Verbindung zu einem Verbundnetz:
   16,7 Hz ± 1 % (d. h. 16,5 Hz ... 16,83 Hz) während 99,5 % eines Jahres
   16,7 Hz ± 6 % (d. h. 15,69 Hz ... 17,36 Hz) während 100 % der Zeit
– Bei Systemen ohne synchrone Verbindung zu einem Verbundnetz (z. B. Versorgungssystem auf bestimmten Inseln):
   16,7 Hz ± 2 % (d. h. 16,33 Hz ... 17 Hz) während 95 % einer Woche
   16,7 Hz ± 15 % (d. h. 14,16 Hz ... 19,16 Hz) während 100 % der Zeit
– Bei Systemen, die mit einem 16,7-Hz-Verbundnetz verbunden sind:
   16,7 Hz + 2 % / - 3 % (d. h. 16,17 Hz ... 17 Hz) während 100 % der Zeit

ANMERKUNG 2 In der Praxis sind in Europa die Schwankungen der Frequenz in engeren Grenzen geregelt als oben
angegeben. Fahrzeuge werden nur innerhalb der Frequenzabweichungen betrieben, die bei 15 kV / 16,7 Hz zwischen
16,17 Hz und 17 Hz
und bei 25 kV / 50 Hz im Bereich 49 Hz bis 51 Hz liegen. Wenn die Frequenz außerhalb dieses Bereiches
liegt, kann die Leistungsfähigkeit des Fahrzeugs eingeschränkt sein oder der Fahrantrieb wird abgeschaltet.

Außerdem möchte ich deine Ausführungen insofern ergänzen, als das 16,7 Hz-Netz nicht nur von Asynchronumformern gespeist wird, sondern die ÖBB auch eigene Kraftwerke betreiben.

Kurzzug

  • Fahrer
  • ***
  • Beiträge: 347
Re: Fahrstromversorgung
« Antwort #1 am: 30. Juni 2022, 20:49:31 »
Die Frequenz ist übrigens "streng genommen" weder 16,7 Hz oder 16 2/3 Hz, sondern liegt in einem Toleranzbereich. Für A/D/CH liegt der grundsätzlich zwischen 16,5 Hz und 16,83 Hz, der Mittelwert wäre also 16 2/3 Hz. Weil diese Frequenz für die Asynchronumformer aber keine gute Arbeitsfrequenz ist, versucht man auf 16,7 Hz zu regeln und hat einen asymmetrischen Toleranzbereich, da dieser von den mit dem Strom fahrenden Loks festgelegt ist.
Für 16,7-Hz-Systeme gelten folgende Werte:
– Bei Systemen mit einer synchronen Verbindung zu einem Verbundnetz:
   16,7 Hz ± 1 % (d. h. 16,5 Hz ... 16,83 Hz) während 99,5 % eines Jahres
   16,7 Hz ± 6 % (d. h. 15,69 Hz ... 17,36 Hz) während 100 % der Zeit
– Bei Systemen ohne synchrone Verbindung zu einem Verbundnetz (z. B. Versorgungssystem auf bestimmten Inseln):
   16,7 Hz ± 2 % (d. h. 16,33 Hz ... 17 Hz) während 95 % einer Woche
   16,7 Hz ± 15 % (d. h. 14,16 Hz ... 19,16 Hz) während 100 % der Zeit
– Bei Systemen, die mit einem 16,7-Hz-Verbundnetz verbunden sind:
   16,7 Hz + 2 % / - 3 % (d. h. 16,17 Hz ... 17 Hz) während 100 % der Zeit

Ich finds sinnvoller, den 99,5%-Toleranzbereich anzugeben, ist aber Geschmackssache.

Mir ist nicht ganz klar, was du mir sagen willst.

Katana

  • Verkehrsführer
  • *
  • Beiträge: 2165
Re: Fahrstromversorgung
« Antwort #2 am: 30. Juni 2022, 21:05:14 »
Was ich damit sagen wollte: Dass es neben den von dir genannten Daten noch mehr gibt. Auch weil ich das "grundsätzlich" in deinem Beitrag übersehen habe.

W_E_St

  • Referatsleiter
  • *
  • Beiträge: 7242
Re: Fahrstromversorgung
« Antwort #3 am: 20. April 2023, 12:28:45 »
Vor einigen Jahren ist übrigens tatsächlich anlässlich einer Jubiläumsveranstaltung in Gävle ein SBB-Triebfahrzeug bis nach Schweden gefahren.

https://www.srf.ch/radio-srf-1/radio-srf-1/krokodil-am-ziel-die-legendaere-lok-ist-endlich-in-schweden

Das ist also nicht nur theoretisch möglich, sondern wurde auch schon praktisch durchgeführt.
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")