Autor Thema: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition  (Gelesen 174476 mal)

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Signalabhängigkeit

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #510 am: 17. Mai 2021, 04:58:57 »
Du machst wohl Witze?

abc

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #511 am: 17. Mai 2021, 07:39:48 »
Anderswo diskutiert man übrigens in Bürgerversammlungen über geplante Trassenalternativen, nimmt Hinweise und Interessen aus der Bevölkerung auf und lässt sie in die Planung einfließen. In Wien ist eine neue Bim-Trasse ein streng gehütetes Staatsgeheimnis, und wenn dann irgendwann weit fortgeschrittene Planungen präsentiert werden und es leisesten Gegenwind gibt, hat man wenigstens einen Grund, sie endgültig zu beerdigen.

Anderswo hast du aber nicht sofort X Bürgerinitiativen, die gegen alle Trassenvorschläge irgendwelche Argumente bringen. Egal welches Projekt ich mir in der Vergangenheit anschaue.

Genau. Anderswo gibt es keine Projektgegnerinnen und Projektgegner. Und überhaupt tanzen anderswo alle Menschen friedlich im Kreis, ohne jegliche Konflikte.

Gerade eine frühzeitige Bürgerbeteiligung würde den X Bürgerinitiativen viel Wind aus den Segeln nehmen - ich spreche natürlich von einer ernstzunehmenden Beteiligung, bei der Interessen und Hinweise aufgenommen und so weit wie möglich berücksichtigt werden. Das Kunststück ist dann, keine unrealistischen Erwartungen zu wecken, aber eben dennoch Wünsche und Hinweise einfließen zu lassen. Oft stellen die Anwesenden nämlich das Gesamtprojekt überhaupt nicht in Frage, sondern haben konkrete Sorgen und Bedenken an einzelnen Punkten, die sich durch leichte Planänderungen beheben lassen, teilweise sogar schlicht durch die Aufklärung von Missverständnissen und Falschinformationen.

Sicher wird es immer Leute geben, die komplett dagegen sind, aber denen macht man die Mobilisierung erheblich schwerer, wenn man selbst mit offenen Karten spielt - denn die meisten Menschen dürften wohl eher eine "Ist-mir-wurscht"-Haltung einnehmen, und gerade die gilt es fürs Projekt zu gewinnen. Das Gefühl, dass eigene Ideen in der vorliegenden Planung mit drin stecken, ist ein ziemlich guter Weg, jemanden fürs Projekt zu gewinnen.

Der Wiener Weg: die Planung ist ein streng gehütetes Staatsgeheimnis, irgendwann verkündet die selbsternannte "Miteinander"-Erlöserin den Bau der Strecke, und wenn dann zwei sPÖ-nahe Menschen Angst um drei Parkplätze haben, lässt man das Projekt sanft entschlafen. Das Learning bei den Bürgerinnen und Bürger (nicht nur in Bezug auf Straßenbahnprojekte) ist auch fatal: bring Dich bloß nicht konstruktiv ein, sondern nur, wenn Du aus persönlichen Gründen gegen etwas bist, dann aber umso lauter.

Es gibt übrigens mindestens ein Projekt (die Strecke Hbf - Turmstraße in Berlin), bei dem tatsächlich die Streckenführung nach Bürgerbeteilungsveranstaltungen nochmal geändert wurde - und zwar nicht, weil es entlang der ursprünglich bevorzugten Trasse so viele Gegnerinnen und Gegner gab, sondern weil in Beteiligungsveranstaltungen der Wunsch nach einer besseren Erschließung des Stadtteilzentrums und wichtiger Ziele aufkam. Proteste oder sonstige Querschläge gegen das Projekt gab es bisher nicht.

Auch auf die Gefahr hin, als der ewige klugscheißende Piefke zu gelten - so werden inzwischen Planungsprozesse für Straßenbahnneu- und -ausbauvorhaben in Berlin begleitet: https://www.meinetram.de/de
Und so in Wien:

Zitat von: Ulli Sima
Die generelle Planung der Linie ... ist weit fortgeschritten, dabei sind noch einige Optimierungen erforderlich. Daher kann zurzeit noch keine Auskunft über Details zum Projekt erteilt werden.

Das Absurde ist, dass die gleiche Dame sich dann hinstellt und sich für Pseudo-Beteiligungsprojekte wie "Wien wird Wow" feiern lassen möchte.

Und gerade die Grünen sollten diesbezüglich den Ball etwas flach halten. Denn sie hatten 10 Jahre das verantwortliche Resort. Da frage ich mich, wieso sie in dieser Zeit nicht den Straßenbahnausbau mit Hochdruck forciert hatten? In der Opposition etwas zu fordern ist leicht, aber wieso haben sie es nicht in ihrer Amtszeit umgesetzt?

Im konkreten Fall haben die Grünen nichts weiter gemacht als eine Anfrage nach dem Stand der Straßenbahnprojekte gestellt - dass sowas schon als Majestätsbeleidigung aufgefasst wird, ist auch bezeichnend. Die Interpretation von Simas Antwort ist von mir.

Und gegen Bezirkskaiser und eine inkompetente und rückgratlose "Öffi-Stadträtin" (wie hieß die noch mal....?) mussten auch die Grünen ankämpfen. Es ist übrigens interessant, dass das Verhindern oder allenfalls lieblose und unvollständige Umsetzen von Straßenbahnprojekten offensichtlich mit Sima das Ressorts gewechselt hat.

haidi

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #512 am: 17. Mai 2021, 08:02:47 »
1) Die Grünen hatten das Verkehrsressort, aber nicht die Wiener Linien in ihrem Ressort. Was hilfts, wenn sie sagen, wir wollen das bauen und die Rote dagegen war?

2) Und wie gesagt, man soll sich einmal anschauen, wie man schon allein die Planung neuer Strecken anderswo angeht und die Bevölkerung einbindet.

3) Die Wiener Linien ziehen schon beim kleinsten Widerstand sofort zurück, man hat den Eindruck, dass sie direkt darauf warten. Dass Sie agents provocateurs einsetzen würde ich nicht behaupten.

Straßenbahnlinien werden für 2 Mio Wiener gebaut, sich da von 150 Gegner aufhalten zu lassen ist lächerlich.
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Klingelfee

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #513 am: 17. Mai 2021, 08:29:49 »
1) Die Grünen hatten das Verkehrsressort, aber nicht die Wiener Linien in ihrem Ressort. Was hilfts, wenn sie sagen, wir wollen das bauen und die Rote dagegen war?

2) Und wie gesagt, man soll sich einmal anschauen, wie man schon allein die Planung neuer Strecken anderswo angeht und die Bevölkerung einbindet.

3) Die Wiener Linien ziehen schon beim kleinsten Widerstand sofort zurück, man hat den Eindruck, dass sie direkt darauf warten. Dass Sie agents provocateurs einsetzen würde ich nicht behaupten.

Straßenbahnlinien werden für 2 Mio Wiener gebaut, sich da von 150 Gegner aufhalten zu lassen ist lächerlich.

Zu 1) Aber wieso sind die Grünen nicht damals voll in die Öffentlichkeit gegangen und haben da auf Bezirksebenen versucht Projekte zumindest einmal angefangen. Denn ich lasse die Ausrede, dass die Roten dagegen waren nicht gelten. Und die aktuellen Planungen kann man sicherlich als Partei jederzeit einsehen. Auch könnten bei wirklichen Einsatz sicherlich bei den Projekten mitarbeiten. Aber Anfragen stellen und dann sich über allgemeine Antworten aufregen, das ist für die Opposition (Egal, welche Fraktion) nichts Neues.

Nachtrag: Zu 3) Selbst wenn ein Projektbetreiber agents provocateurs einsetzen würden. Das ist in der heutigen Zeit nicht mehr notwendig. Da finden sich sofort Leute. Auch wenn sie im Vorfeld eine komplett andere Meinung zu dem Projekt hatten. Ich denke da an die Verbauung Stammersdorf, die von einer BI mit den Ziesel zu Fall gebracht wurde. Einige Jahre vorher sind nachweislich die gleichen Leute zum Bezirksvorsteher gepilgert, weil die Ziesel einen Sportplatz gefährdet hatten.

BI und Bürgerbeteiligungsverfahren sind sicher gut. Aber in letzter Zeit bringt ein Betreiber, der diesen Weg einschlägt kaum mehr ein Projekt durch. Da gehört endlich einmal der Behördendschungel ausgeforstet, dass sich Verfahren, egal in welche Richtung nicht mehr Jahrelang, um nicht zu sagen, Jahrzehntelang ziehen, bevor ein Projekt dann doch endlich umgesetzt wird.
Bitte meine Kommentare nicht immer als Ausrede für die WL ansehen

abc

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #514 am: 17. Mai 2021, 08:51:13 »
Zu 1) Aber wieso sind die Grünen nicht damals voll in die Öffentlichkeit gegangen und haben da auf Bezirksebenen versucht Projekte zumindest einmal angefangen.

In einer Stadt, die de facto keine Lokalpresse hat, leichter gesagt als getan. (Nein, ein paar oberflächlich gefüllte Lokalseiten bei bundesweiten Medien und die Journalisten-Darsteller vom ORF Wien sind keine Lokalpresse.) Und über die "sozialen" Medien erreicht man vor allem die, die einem eh schon zustimmen.

Denn ich lasse die Ausrede, dass die Roten dagegen waren nicht gelten. Und die aktuellen Planungen kann man sicherlich als Partei jederzeit einsehen. Auch könnten bei wirklichen Einsatz sicherlich bei den Projekten mitarbeiten. Aber Anfragen stellen und dann sich über allgemeine Antworten aufregen, das ist für die Opposition (Egal, welche Fraktion) nichts Neues.

Klar... "sicherlich jederzeit", "bei wirklichem Einsatz" - schuld sind immer die anderen, weil sie sich einfach nur nicht genug Mühe geben, aber nieniemals die SPÖ. Es ist auch ein bezeichnendes Zeugnis davon, wie ernst Ulli Blümel Sima die parlamentarische Demokratie nimmt, wenn sie Anfragen von Gemeinderäten mit derart lächerlichem Gelaber abwiegelt.

Nachtrag: Zu 3) Selbst wenn ein Projektbetreiber agents provocateurs einsetzen würden. Das ist in der heutigen Zeit nicht mehr notwendig. Da finden sich sofort Leute. Auch wenn sie im Vorfeld eine komplett andere Meinung zu dem Projekt hatten. Ich denke da an die Verbauung Stammersdorf, die von einer BI mit den Ziesel zu Fall gebracht wurde. Einige Jahre vorher sind nachweislich die gleichen Leute zum Bezirksvorsteher gepilgert, weil die Ziesel einen Sportplatz gefährdet hatten.

BI und Bürgerbeteiligungsverfahren sind sicher gut. Aber in letzter Zeit bringt ein Betreiber, der diesen Weg einschlägt kaum mehr ein Projekt durch. Da gehört endlich einmal der Behördendschungel ausgeforstet, dass sich Verfahren, egal in welche Richtung nicht mehr Jahrelang, um nicht zu sagen, Jahrzehntelang ziehen, bevor ein Projekt dann doch endlich umgesetzt wird.

Wo wurde denn bitteschön ein Weg mit Bürgerbeteiligungsverfahren eingeschlagen? Es gab doch einfach keine, weder bei den letzten noch bei aktuellen Straßenbahnprojekten. Genau genommen war die Öffentlichkeitsbeteiligung so miserabel, dass wir selbst hier im Forum (also in einem interessierten Kreis, in dem einige ja auch Verbindungen zu den Wiener Linien haben) über den Namen der neuen Endstelle des O-Wagens diskutiert haben, und das einige Wochen vor der Eröffnung.

Und seltsam: bei der Donaustadtautobahn knickt man nicht bei Protesten ein, beim Lobautunnel auch nicht. Selbst Sima kann also ab und zu mal Rückgrat haben, wenn sie will. Aber ausschließlich zugunsten von Autofahrenden. Aber ich vergaß: diese beiden Projekte sind ja "alternativlos", während Straßenbahnprojekte eine nette Spielerei sind.

DieTram

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #515 am: 17. Mai 2021, 09:45:06 »
Und seltsam: bei der Donaustadtautobahn knickt man nicht bei Protesten ein, beim Lobautunnel auch nicht. Selbst Sima kann also ab und zu mal Rückgrat haben, wenn sie will. Aber ausschließlich zugunsten von Autofahrenden. Aber ich vergaß: diese beiden Projekte sind ja "alternativlos", während Straßenbahnprojekte eine nette Spielerei sind.

Das ist wahrscheinlich wirklich das Hauptproblem: Es fehlt der politische Wille. Sonst nichts.
Beteiligung hin oder her.

Gibt es z. B. bei U-Bahnbaustellen Bürgerbeteiligung?
Da könnte es vielleicht auch einiges zu verbessern geben.
Oder ist man einfach nur unprofessionell?
Glaubt, dass man eh alles super macht als "Super-Macht"?

Klingelfee

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #516 am: 17. Mai 2021, 09:54:17 »
Wo wurde denn bitteschön ein Weg mit Bürgerbeteiligungsverfahren eingeschlagen? Es gab doch einfach keine, weder bei den letzten noch bei aktuellen Straßenbahnprojekten. Genau genommen war die Öffentlichkeitsbeteiligung so miserabel, dass wir selbst hier im Forum (also in einem interessierten Kreis, in dem einige ja auch Verbindungen zu den Wiener Linien haben) über den Namen der neuen Endstelle des O-Wagens diskutiert haben, und das einige Wochen vor der Eröffnung.

Und seltsam: bei der Donaustadtautobahn knickt man nicht bei Protesten ein, beim Lobautunnel auch nicht. Selbst Sima kann also ab und zu mal Rückgrat haben, wenn sie will. Aber ausschließlich zugunsten von Autofahrenden. Aber ich vergaß: diese beiden Projekte sind ja "alternativlos", während Straßenbahnprojekte eine nette Spielerei sind.

Also wenn ich mir die Verlängerung der Linie 6 ins Kretaviertel anschaue, dann frage ich mich schon, wieso das Ganze nicht umgesetzt wurde, wenn es da keine Anrainerproteste gegeben haben.

Und dann ist mir klar, wieso alle gegen die Donaustadtstraße sind, wenn alle von einer Autobahn reden. Und bei dem Lobautunnel und bei der Donaustadtstraße - Wie lange soll man denn noch auf den Widerstand Rücksicht nehmen, wenn sie jahrelang mit den gleichen Argumenten kommen und sie aber immer wieder bei den Gerichten abblitzen. Und das ist etwas, was ich eben nicht verstehe. Wenn einmal eine Entscheidung getroffen wurde, dann hat diese auch zu gelten und nicht, weil jetzt einige Jahre vergangen sind auf einmal noch ein Gutachten fordern und gegen dieses Gutachten jahrelang prozessieren. weil was ich auch nicht verstehe, ist die Tatsache, dass ein Projekt vorgestellt wird, auch ein symbolischer Spatenstich mit großem Tamtam gemacht wird und der eigentliche Baubeginn wird dann erst einige Jahre später durchgeführt. Ich sage auch nur Verbindungsbahn. Oder aber der Lückenschluß des 4-gleisigen Ausbau der Westbahn. Ganz abgesehen von der Bauzeit von so manchen Projekten.
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abc

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #517 am: 17. Mai 2021, 10:04:16 »
Also wenn ich mir die Verlängerung der Linie 6 ins Kretaviertel anschaue, dann frage ich mich schon, wieso das Ganze nicht umgesetzt wurde, wenn es da keine Anrainerproteste gegeben haben.

Welche Form von Bürgerbeteiligung gab es denn da? Man ist einfach direkt umgekippt, ohne es überhaupt mit Bürgerbeteiligung zu versuchen.

Und dann ist mir klar, wieso alle gegen die Donaustadtstraße sind, wenn alle von einer Autobahn reden. Und bei dem Lobautunnel und bei der Donaustadtstraße - Wie lange soll man denn noch auf den Widerstand Rücksicht nehmen, wenn sie jahrelang mit den gleichen Argumenten kommen und sie aber immer wieder bei den Gerichten abblitzen.

Ich sage ganz bewusst Autobahn - denn das einzige, was die Donaustadtautobahn von einer als Autobahn bezeichneten Straße unterscheiden wird, ist, dass sie nicht vignettenpflichtig ist. Eher halte ich "Stadtstraße" für eine Propagandalüge, weil bei einer realistischen Bezeichnung der Trasse bei den Anwohnenden alle Alarmglocken schrillten.

Und wenn jahrelang die gleichen Argumente kommen, müssen die nicht falsch sein (Schlagwort "induzierter Verkehr") - und vor allem liegt es nicht an den Gerichten, darüber zu entscheiden, ob Argumente richtig oder falsch sind.

Und das ist etwas, was ich eben nicht verstehe. Wenn einmal eine Entscheidung getroffen wurde, dann hat diese auch zu gelten und nicht, weil jetzt einige Jahre vergangen sind auf einmal noch ein Gutachten fordern und gegen dieses Gutachten jahrelang prozessieren. weil was ich auch nicht verstehe, ist die Tatsache, dass ein Projekt vorgestellt wird, auch ein symbolischer Spatenstich mit großem Tamtam gemacht wird und der eigentliche Baubeginn wird dann erst einige Jahre später durchgeführt. Ich sage auch nur Verbindungsbahn. Oder aber der Lückenschluß des 4-gleisigen Ausbau der Westbahn. Ganz abgesehen von der Bauzeit von so manchen Projekten.

Bei der Straßenbahn kommt man gar nicht so weit, überhaupt Jahre darüber zu diskutieren. Da könnte exakt ein Anwohner dagegen sein, mit Lügen drei andere mobilisieren, und schon lässt man das Projekt fallen. Genau dafür ist das Kretaviertel ein gutes Beispiel - man ist vor ein paar Schreihälsen eingeknickt, die die Mehrheit simuliert haben, und hat sich nicht die Mühe gemacht zu ergründen, was die Mehrheit eigentlich wirklich denkt (These: es ist ihr wurscht, sie ist also mit Beteiligung und Marketing zu gewinnen) und welche einfach zu beseitigenden Bedenken es gibt.

Klingelfee

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #518 am: 17. Mai 2021, 10:28:47 »
Zitat von: Klingelfee link=topic=9834.msg391958#msg391958 date=162123805

[quote author=Klingelfee link=topic=9834.msg391958#msg391958 date=1621238057
Und dann ist mir klar, wieso alle gegen die Donaustadtstraße sind, wenn alle von einer Autobahn reden. Und bei dem Lobautunnel und bei der Donaustadtstraße - Wie lange soll man denn noch auf den Widerstand Rücksicht nehmen, wenn sie jahrelang mit den gleichen Argumenten kommen und sie aber immer wieder bei den Gerichten abblitzen.

Ich sage ganz bewusst Autobahn - denn das einzige, was die Donaustadtautobahn von einer als Autobahn bezeichneten Straße unterscheiden wird, ist, dass sie nicht vignettenpflichtig ist. Eher halte ich "Stadtstraße" für eine Propagandalüge, weil bei einer realistischen Bezeichnung der Trasse bei den Anwohnenden alle Alarmglocken schrillten.

Und das ist dann schon wieder eben ein Punkt, wo andere darauf aufspringen. Nur hast du noch einen großen Unterschied zu einer Autobahn. Sie gesetzlich gesehen ein Teil von Wien und es sind nur 50 km/h erlaubt.
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abc

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #519 am: 17. Mai 2021, 10:37:49 »
Und das ist dann schon wieder eben ein Punkt, wo andere darauf aufspringen. Nur hast du noch einen großen Unterschied zu einer Autobahn. Sie gesetzlich gesehen ein Teil von Wien und es sind nur 50 km/h erlaubt.

Die Wirkung auf den Raum ist aber die gleiche: es wird Autoverkehr induziert, der natürlich nicht an den Auf- und Abfahrten der Donaustadtautobahn beginnt und endet, sondern die umliegenden Stadtgebiete sowie die Tangente zusätzlich belastet; der dazu beitragen wird, dass die Verkehrsströme weiter ausfransen und nur schwer auf Alternativen gelenkt werden können.

Und inwiefern auf einer kreuzungsfreien breiten Schnellstraße die 50 km/h tatsächlich irgendetwas mit der Realität zu tun haben, ist auch zu hinterfragen. Ich bin mir sicher, dass viele Autofahrende eher mit 60 unterwegs sein werden und auch recht schnell Forderungen aus den autogeilen Parteien (SPÖ, ÖVP und FPÖ) aufkommen werden, die Höchstgeschwindigkeit hochzusetzen. Natürlich erst nach der Fertigstellung, damit man den Gegnerinnen und Gegner keine Argumente liefert.

DieTram

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #520 am: 17. Mai 2021, 10:38:18 »
Und dann ist mir klar, wieso alle gegen die Donaustadtstraße sind, wenn alle von einer Autobahn reden. Und bei dem Lobautunnel und bei der Donaustadtstraße - Wie lange soll man denn noch auf den Widerstand Rücksicht nehmen, wenn sie jahrelang mit den gleichen Argumenten kommen und sie aber immer wieder bei den Gerichten abblitzen.

Ich sage ganz bewusst Autobahn - denn das einzige, was die Donaustadtautobahn von einer als Autobahn bezeichneten Straße unterscheiden wird, ist, dass sie nicht vignettenpflichtig ist. Und wenn jahrelang die gleichen Argumente kommen, müssen die nicht falsch sein (Schlagwort "induzierter Verkehr") - und vor allem liegt es nicht an den Gerichten, darüber zu entscheiden, ob Argumente richtig oder falsch sind.

Das Problem bei der Donaustadt-"Straße" und überhaupt von Transdanubien ist schlicht, dass es dort den Platz dafür gibt.
Für die verkehrsberuhigte Mariahilfer Straße hat schließlich auch niemand eine "Neubaustraße" als "Entlastungsstrecke" gefordert,
weil einfach der Platz dafür fehlt und niemand (mehr) die Stadt dafür abreißen will.

In der "Stadtplanung" der 1960er hat man den Abriss ganzer Häusezeilen für Verkehrsschneisen geplant (Wienzeile) und in Berlin sogar mehrmals durchgeführt.

Was man in Transdanubien macht, ist genau diese 1960er-Jahre "Verkehrspolitik", nur, ohne dass man etwas abreißen müsste:
Das geht, weil zu viel Platz vorhanden ist, ohne umdenken zu müssen.

Dahinter steckt offenbar das unhinterfragte Gefühl, für Autos Platz schaffen zu müssen, weil sie ihn "benötigen".
Als ob das eine Art Naturgewalt wäre.

Dafür hält man es offenbar auch:
Daher auch die unpassenden Vergleiche mit Naturgewalten in der Verkehrsspache: "Autolawine", "Verkehrslawine", "der Autoverkehr überschwemmt..." etc..
Und einer "Naturgewalt" kann man nur weichen und ihr Platz machen.

In dicht verbauten Stadtgebieten geht das aber nicht.
Und - Überrachung!: Man braucht es auch nicht: Die "Naturgewalt" weicht von selbst!




abc

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #521 am: 17. Mai 2021, 10:44:31 »
@ DieTram: Volle Zustimmung! Verkehr ist eben keine nicht regulierbare Naturgewalt, und das Beispiel Mariahilfer Straße zeigt, dass das Problem "Induzierter Verkehr" zum Glück auch andersrum funktioniert.

DieTram

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #522 am: 17. Mai 2021, 11:37:36 »
@ DieTram: Volle Zustimmung! Verkehr ist eben keine nicht regulierbare Naturgewalt, und das Beispiel Mariahilfer Straße zeigt, dass das Problem "Induzierter Verkehr" zum Glück auch andersrum funktioniert.

Zumal von der Besiedlungsdichte her eine "Neubaustraße" zur "Entlastung" der Mariahilfer Straße wohl zehn mal mehr "notwendig" wäre, als eine Donaustadt-"Straße".

Aber Politiker können auch nur so weit handeln, wie ihr Horizont reicht bzw. der ihrer Funktionäre und Wähler.
Vielleicht sollte man mit der jetzigen Politikergeneration noch etwas nachsichtig sein: sie weiß es halt nicht besser bzw. ihre Funktionäre und Wähler.
Das klingt jetzt sicher sehr herablassend und überheblich, aber vielleicht ist es einfach so.

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #523 am: 17. Mai 2021, 11:42:12 »
Vielleicht sollte man mit der jetzigen Politikergeneration noch etwas nachsichtig sein: sie weiß es halt nicht besser bzw. ihre Funktionäre und Wähler.
Das klingt jetzt sicher sehr herablassend und überheblich, aber vielleicht ist es einfach so.

Na geh, im Gegenteil! Die Mechanismen sind seit den 1960er Jahren bekannt, und die Wiener Innenstadt mit ihrer Schleifenlösung für den MIV bestes Beispiel für sinnvolle Verkehrsberuhigung und -reduktion. Damals hat keiner geglaubt, dass der Verkehr nicht zusammenbricht, wenn man Graben, Kärntner Straße oder Wollzeile schließt. Und trotzdem muss man sich bei jeder Straßenschließung wieder durch die ganzen zigfach widerlegten Argumente kämpfen.

Das Problem ist die SPÖ, die nur noch in Angst lebt und keinen einzigen potentiellen Wähler vergraulen möchte. Deswegen auch Simas Versagen bei der Kretaschleife.
Harald A. Jahn, www.tramway.at

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #524 am: 17. Mai 2021, 11:47:49 »
Das Problem ist die SPÖ, die nur noch in Angst lebt und keinen einzigen potentiellen Wähler vergraulen möchte.

... und in Wahrheit mit dieser Haltung viel mehr Wähler vergrault, aber das kriegt die realitätsferne Nomenklatura nicht mehr mit.
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!