Autor Thema: Fotos 1950er-Jahre  (Gelesen 23440 mal)

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moszkva tér

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Fotos 1950er-Jahre
« am: 24. Oktober 2010, 09:57:00 »
Vor ca. einem Jahr fand ich auf dem Flohmarkt folgendes Buch:
Stadtbauamt der Stadt Wien (Hg.), "Der soziale Wohnungsbau der Stadt Wien", (der Aufbau, Nr. 32), Wien, im Juli 1956.

Darin gibts eine Fülle an Bildern aus dieser Zeit, speziell von neuen Wohnbauten. Doch auch die Straßenbahn wird gezeigt, meist als Kulisse... Mangels anderem Verkehr wurde oft gewartet, dass sich die Straßenbahn ins Bild schleicht, damit die Stadt belebt wirkt.
Straßenbahnbezogene Fotos aus dieser Publikation (manche sogar in Farbe!) folgen nun:

nexidus

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Re: Fotos 1950er-Jahre
« Antwort #1 am: 24. Oktober 2010, 10:26:37 »
Ein Wahnsinn wie sich die Stadt verändert hat. Wenn es noch mehr Bilder gibt, würde ich mich freuen wenn du die hier zeigen würdest.

moszkva tér

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Re: Fotos 1950er-Jahre
« Antwort #2 am: 24. Oktober 2010, 10:32:22 »
Ein Wahnsinn wie sich die Stadt verändert hat. Wenn es noch mehr Bilder gibt, würde ich mich freuen wenn du die hier zeigen würdest.
Es gibt in diesem Buch zahlreiche Bilder, allerdings nichts straßenbahnspezifisches mehr. Wenn ich einmal nicht faul bin, scanne ich noch weitere, gebe sie aber in ein Online-Album, um das Straßenbahnforum nicht zu blockieren.

13er

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Re: Fotos 1950er-Jahre
« Antwort #3 am: 24. Oktober 2010, 10:43:25 »
Danke für die Scans! Die Straßenbahn hat eben schon immer eine noch so trostlose Gegend aufgewertet. Früher einmal war man eben noch stolz drauf, wenn die Elektrische in der Gasse fuhr. Auf alten Postkarten wird das extra noch hervorgehoben.
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

moszkva tér

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Re: Fotos 1950er-Jahre
« Antwort #4 am: 24. Oktober 2010, 10:46:14 »
Auf alten Postkarten wird das extra noch hervorgehoben.
Oft wurde auf den S/W-Postkarten die Straßenbahn händisch nachcoloriert.

Wobei ich nicht mit den trostlosen Gegenden übereinstimme. Die neuen Bauten in St.Marx und Hetzendorf, die auf dem Bild zu sehen sind, waren damals absolut State of the Art!
Was es eher trostlos macht: Es ist auf der Straße nichts los. Nicht einmal Fußgänger sind zu sehen. Entweder war es Sonntag 5 Uhr Früh, oder die Wiener haben sich damals wirklich alle in ihren Wohnungen verkrochen.

hema

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Re: Fotos 1950er-Jahre
« Antwort #5 am: 24. Oktober 2010, 15:06:58 »

Was es eher trostlos macht: Es ist auf der Straße nichts los. Nicht einmal Fußgänger sind zu sehen. Entweder war es Sonntag 5 Uhr Früh, oder die Wiener haben sich damals wirklich alle in ihren Wohnungen verkrochen.
Auch wenn es Wochentag während der Arbeitszeit war - die Leute sind nicht ständig auf der Straße rumgerannt, konnten auch gar nicht. Die haben gehackelt (48 Stunden-Woche!), die Frauen sind vormittag einkaufen gegangen, die Kinder zu Mittag von der Schule heim - auch wenn das jetzt sehr klischeehaft klingt. In der Rush-Hour (auch wenn das noch nicht so geheißen hat) hat es eh gewurlt am Gehsteig und in der Straßenbahn. In den Einkaufsstraßen war natürlich mehr los, speziell am füheren Abend und am Sonntag, da wurden ausgiebig die Auslagen angeschaut.

Viel los war an (schönen) Sonn- und Feiertagen, das waren auch die "Hauptkampftage" der Wiener Tramway, mit dem größten Personalbedarf und den kleinsten Intervallen (-> Sonderlinien).
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

moszkva tér

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Re: Fotos 1950er-Jahre
« Antwort #6 am: 24. Oktober 2010, 16:02:30 »
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Auch wenn es Wochentag während der Arbeitszeit war - die Leute sind nicht ständig auf der Straße rumgerannt, konnten auch gar nicht. Die haben gehackelt (48 Stunden-Woche!), die Frauen sind vormittag einkaufen gegangen, die Kinder zu Mittag von der Schule heim - auch wenn das jetzt sehr klischeehaft klingt.

Nicht vergessen sollte man auch: Vor 50-60 Jahren war die Arbeitswelt noch nicht so flexibilisiert wie heute. Damals war Arbeitsbeginn 8:00 Uhr und Arbeitsende 17:00. Kaum jemand hat unterschiedliche Arbeitszeiten gehabt, Gleitzeit war z.B. noch nicht "erfunden". Dadurch war auch die HVZ viel stärker ausgeprägt. Heute verteilt sich das Verkehrsaufkommen einfach viel besser über den ganzen Tag (und bis in den späten Abend).

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Re: Fotos 1950er-Jahre
« Antwort #7 am: 24. Oktober 2010, 17:48:02 »
Nicht vergessen sollte man auch: Vor 50-60 Jahren war die Arbeitswelt noch nicht so flexibilisiert wie heute. Damals war Arbeitsbeginn 8:00 Uhr und Arbeitsende 17:00. Kaum jemand hat unterschiedliche Arbeitszeiten gehabt, Gleitzeit war z.B. noch nicht "erfunden". Dadurch war auch die HVZ viel stärker ausgeprägt. Heute verteilt sich das Verkehrsaufkommen einfach viel besser über den ganzen Tag (und bis in den späten Abend).
Na, ganz so war das aber auch nicht. Milchgeschäfte, Lebensmittelgeschäfte, Grünwarengeschäfte, Fleischhauereien, Bäckereien Trafiken und sicher noch das ein oder andere Geschäft (Branntweiner!) sperrten bereits um 6 Uhr auf, die Arbeitszeit für Arbeiter, egal ob im Freien oder in Fabriken begann um 7 Uhr und nur die Angestellten und Beamten in Büros begannen überwiegend um 8 Uhr. Da zumindest bis Mitte der Fünfziger Jahre alle auch am Samstag bis etwa mittag arbeiteten, stimmt deine Angabe über Arbeitszeitbeginn und Ende nicht. Als Beispiel kann ich die Arbeitszeit meines Vaters aus dieser Zeit anführen und die begann, er war Büroangestellter, um 8 Uhr und endete Mo-Fr um 16.30 Uhr und am Samstag um 13.30 Uhr. In diese Arbeitszeit wurde die halbstündige Mittagspause eingerechnet, das war bei Angestellten zum Unterschied von den Arbeitern so üblich. Als allerdings die Arbeitszeit auf 45 Stunden reduziert wurde, ergab sich für meinen Vater nur eine Verkürzung am Samstag von einer halben Stunde, da ab diesem Zeitpunkt die Mittagspause nicht mehr in die Arbeitszeit eingerechnet wurde. Später wurde dann nach und nach die Fünftagewoche eingeführt, ein Prozeß der aber bis weit in die Sechziger Jahre dauerte und mit einer Verlängerung der Arbeitszeit von Montag bis Freitag einherging.

hema

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Re: Fotos 1950er-Jahre
« Antwort #8 am: 24. Oktober 2010, 22:49:11 »
. . . . andere Geschäft (Branntweiner!) sperrten bereits um 6 Uhr auf . . . .
Zeitlicher. Um sechs Uhr mussten die Postler ja bereits - frisch gestärkt - am Postamt sein!  ;D
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moszkva tér

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Re: Fotos 1950er-Jahre
« Antwort #9 am: 24. Oktober 2010, 23:20:27 »
Nicht vergessen sollte man auch: Vor 50-60 Jahren war die Arbeitswelt noch nicht so flexibilisiert wie heute. Damals war Arbeitsbeginn 8:00 Uhr und Arbeitsende 17:00. Kaum jemand hat unterschiedliche Arbeitszeiten gehabt, Gleitzeit war z.B. noch nicht "erfunden". Dadurch war auch die HVZ viel stärker ausgeprägt. Heute verteilt sich das Verkehrsaufkommen einfach viel besser über den ganzen Tag (und bis in den späten Abend).
Na, ganz so war das aber auch nicht. Milchgeschäfte, Lebensmittelgeschäfte, Grünwarengeschäfte, Fleischhauereien, Bäckereien Trafiken und sicher noch das ein oder andere Geschäft (Branntweiner!) sperrten bereits um 6 Uhr auf, die Arbeitszeit für Arbeiter, egal ob im Freien oder in Fabriken begann um 7 Uhr und nur die Angestellten und Beamten in Büros begannen überwiegend um 8 Uhr. Da zumindest bis Mitte der Fünfziger Jahre alle auch am Samstag bis etwa mittag arbeiteten, stimmt deine Angabe über Arbeitszeitbeginn und Ende nicht. Als Beispiel kann ich die Arbeitszeit meines Vaters aus dieser Zeit anführen und die begann, er war Büroangestellter, um 8 Uhr und endete Mo-Fr um 16.30 Uhr und am Samstag um 13.30 Uhr. In diese Arbeitszeit wurde die halbstündige Mittagspause eingerechnet, das war bei Angestellten zum Unterschied von den Arbeitern so üblich. Als allerdings die Arbeitszeit auf 45 Stunden reduziert wurde, ergab sich für meinen Vater nur eine Verkürzung am Samstag von einer halben Stunde, da ab diesem Zeitpunkt die Mittagspause nicht mehr in die Arbeitszeit eingerechnet wurde. Später wurde dann nach und nach die Fünftagewoche eingeführt, ein Prozeß der aber bis weit in die Sechziger Jahre dauerte und mit einer Verlängerung der Arbeitszeit von Montag bis Freitag einherging.

Du schreibst ja selbst, dass die Leute sehr einheitliche Arbeitszeiten hatten, auch wenn sie unter den Berufsgruppen etwas unterschiedlich war. Aber so Situationen wie Heute gab es in der Form sicher noch nicht. Heute ist es, speziell in den Kreativberufen (z.B. Architekten, Journalisten) üblich, erst um 10 zu beginnen, dafür sitzen diese Leute oft bis weit in den Abend im Büro.
Auch viele prekär beschäftigte haben täglich andere Arbeitszeiten und arbeiten manchmal morgens, manchmal abends, manchmal immer und manchmal nie. Schon alleine daher verteilt sich einfach der Berufsverkehr viel mehr über den gesamten Tag. Zwischen 7:00 und 22:00 Uhr gibt es kaum ausgeprägte Täler mehr.
Zu den Geschäften gehört noch gesagt: Früher waren die Geschäfte früher offen, aber heute... Klar, Lebensmittelgeschäfte sperren zeitiger auf. Aber versuch einmal, vor 9:30 auf der Mariahilfer Straße irgendwas zu besorgen...
Wie ich noch in der Schule war, war es sehr wohl möglich, z.B. ein Heft zu kaufen, wenn der Unterricht erst um 9 begonnen hat (z.B. weil erste Stunde Religion war). Heute... Fehlanzeige!

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Re: Fotos 1950er-Jahre
« Antwort #10 am: 25. Oktober 2010, 01:15:02 »
So dogmatisch, wie du es auffaßt habe ich das aber bei weitem nicht gemeint. Natürlich gab es auch Betriebe, die um 7.30 Uhr begannen, aber freilich war die Flexibilität damals bei weitem nicht gegeben. Nicht vergessen darf man die damals auch nicht so seltenen Schichtbetriebe, die in der Regel um 6 Uhr Arbeitsbeginn hatten, z. B. auch die Wagenrevisionswerkstätten der Wiener Straßenbahn (6, 14, 22 Uhr). Die Journalisten sind sicher ein ganz schlechtes Beispiel, da vor allem die Tageszeitungsjournalisten erst nachmittag zu arbeiten begannen, lagen doch die Andruckzeiten der damaligen Tageszeitungen so um Mitternacht oder noch später. Eine Abendkolportage kam erst Ende der Fünfziger Jahre auf und die lag auch noch deutlich später, als wir es heute gewohnt sind.

moszkva tér

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Re: Fotos 1950er-Jahre
« Antwort #11 am: 30. Oktober 2010, 12:21:19 »
Das passt thematisch hierher: In der Ausstellung im Bahnorama habe ich dieses alte Foto abfotographiert (daher Qualität etwas mies), das den Bau des Südbahnhofes zeigt.

Edit: Als Fotograph wurde August Makart angegeben.

nexidus

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Re: Fotos 1950er-Jahre
« Antwort #12 am: 31. Oktober 2010, 10:01:57 »
Die Gleise die nach "unten" führen, handelt es sich hierbei um die des früheren 13er?

moszkva tér

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Re: Fotos 1950er-Jahre
« Antwort #13 am: 31. Oktober 2010, 10:11:08 »
Die Gleise die nach "unten" führen, handelt es sich hierbei um die des früheren 13er?

Das ist, genau wie heute, die Verzweigung 18 / O.
Der (1)18er hat ja bereits in den 1950ern eine Unterführung unter den Südtiroler Platz bekommen, allerdings weiß ich nicht, ob diese zum Zeitpunkt des Fotos bereits existierte.

13er

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Re: Fotos 1950er-Jahre
« Antwort #14 am: 31. Oktober 2010, 10:39:08 »
Die Gleise die nach "unten" führen, handelt es sich hierbei um die des früheren 13er?
Der ist da gar nicht vorbeigekommen, sondern über Prinz-Eugen-Straße - Karolinengasse/Belvederegasse gefahren!
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