Nicht vergessen sollte man auch: Vor 50-60 Jahren war die Arbeitswelt noch nicht so flexibilisiert wie heute. Damals war Arbeitsbeginn 8:00 Uhr und Arbeitsende 17:00. Kaum jemand hat unterschiedliche Arbeitszeiten gehabt, Gleitzeit war z.B. noch nicht "erfunden". Dadurch war auch die HVZ viel stärker ausgeprägt. Heute verteilt sich das Verkehrsaufkommen einfach viel besser über den ganzen Tag (und bis in den späten Abend).
Na, ganz so war das aber auch nicht. Milchgeschäfte, Lebensmittelgeschäfte, Grünwarengeschäfte, Fleischhauereien, Bäckereien Trafiken und sicher noch das ein oder andere Geschäft (Branntweiner!) sperrten bereits um 6 Uhr auf, die Arbeitszeit für Arbeiter, egal ob im Freien oder in Fabriken begann um 7 Uhr und nur die Angestellten und Beamten in Büros begannen überwiegend um 8 Uhr. Da zumindest bis Mitte der Fünfziger Jahre alle auch am Samstag bis etwa mittag arbeiteten, stimmt deine Angabe über Arbeitszeitbeginn und Ende nicht. Als Beispiel kann ich die Arbeitszeit meines Vaters aus dieser Zeit anführen und die begann, er war Büroangestellter, um 8 Uhr und endete Mo-Fr um 16.30 Uhr und am Samstag um 13.30 Uhr. In diese Arbeitszeit wurde die halbstündige Mittagspause eingerechnet, das war bei Angestellten zum Unterschied von den Arbeitern so üblich. Als allerdings die Arbeitszeit auf 45 Stunden reduziert wurde, ergab sich für meinen Vater nur eine Verkürzung am Samstag von einer halben Stunde, da ab diesem Zeitpunkt die Mittagspause nicht mehr in die Arbeitszeit eingerechnet wurde. Später wurde dann nach und nach die Fünftagewoche eingeführt, ein Prozeß der aber bis weit in die Sechziger Jahre dauerte und mit einer Verlängerung der Arbeitszeit von Montag bis Freitag einherging.
Du schreibst ja selbst, dass die Leute sehr einheitliche Arbeitszeiten hatten, auch wenn sie unter den Berufsgruppen etwas unterschiedlich war. Aber so Situationen wie Heute gab es in der Form sicher noch nicht. Heute ist es, speziell in den Kreativberufen (z.B. Architekten, Journalisten) üblich, erst um 10 zu beginnen, dafür sitzen diese Leute oft bis weit in den Abend im Büro.
Auch viele prekär beschäftigte haben täglich andere Arbeitszeiten und arbeiten manchmal morgens, manchmal abends, manchmal immer und manchmal nie. Schon alleine daher verteilt sich einfach der Berufsverkehr viel mehr über den gesamten Tag. Zwischen 7:00 und 22:00 Uhr gibt es kaum ausgeprägte Täler mehr.
Zu den Geschäften gehört noch gesagt: Früher waren die Geschäfte früher offen, aber heute... Klar, Lebensmittelgeschäfte sperren zeitiger auf. Aber versuch einmal, vor 9:30 auf der Mariahilfer Straße irgendwas zu besorgen...
Wie ich noch in der Schule war, war es sehr wohl möglich, z.B. ein Heft zu kaufen, wenn der Unterricht erst um 9 begonnen hat (z.B. weil erste Stunde Religion war). Heute... Fehlanzeige!