Ein DSO-Beitrag von mir von 2016, inzwishcen hat sich allerdings schon einiges zum positiven hin geändert, siehe aktueller Gleisplan:
https://www.gleisplanweb.eu/Maps/Lissabon.pdf1994 besuchte ich Lissabon.
Ziel war der damals noch (relativ) weitverzweigte Straßenbahnbetrieb mit urigen Altfahrzeugen.
Es zeichnete sich damals allerdings schon eine Modernisierung mit Niederflurfahrzeugen ab,
der Betriebshof „Santa Amaro“ wurde schon umgebaut- aber der Reihe nach.
Leider habe ich nur noch wenig Erinnerung dran, wo die jeweiligen Bilder aufgenommen wurden,
soweit ich es rekonstruieren konnte hab ich das dann eingefügt.
Ich wohnte außerhalb, in Cascais, im Hotel „Baia“
https://www.google.de/maps/@38.6958162,-9.4202497,196a,20y,41.74t/data=!3m1!1e3 unweit des Bahnhofs der Estoril-Bahn, der Vorortbahn nach Lissabon.
So kam ich täglich in den Genuß einer Fahrt entlang der Küste.
Den Bildbericht werde ich nach Linien aufteilen, je nach Möglichkeit versuche ich,
Gugelörß-Bilder bzw. Streetviewaufnahmen des heutigen Zustandes miteinzubinden.
Auf letzteren sieht man oft überteerte Gleise und Schienenrelikte, nichts für schwache Nerven.
Oft hängt auch noch die Oberleitung-
ich kenne keine andere Stadt in der stillgelegte Straßenbahnstrecken noch so derart präsent sind.
Das Streckennetz war damals schon sehr dezimiert,
ich habe hier eine Karte skizziert auf der die 1994 noch betriebenen Strecken schwarz eingezeichnet sind:
Es gab auch einen kleinen Faltplan, dort waren die Strecken zum Gomez Freire noch eingezeichnet,
1994 war da aber schon Schluß.
Der Plan hat während des Urlaubs ein wenig gelitten, bitte um Nachsicht für das „Altpapier“.
Beginnen wir mit der Linie 15.
Diese hatte ihren westlichen Endpunkt in „Cruz Quebrada“.
Die Gegend um die Endstation machte keinen allzu vertrauenserweckenden Eindruck,
also machte ich hier nur wenige Fotos.
Auf der 15 fuhren ausschließlich die großen Vierachser:
Endstation Cruz Quebrada, damals…
…und heute.
Kurzläufe der 15 fuhren nur bis zur Schleife Algès,
dort ist auch die heutige Endstation der 15.
Der Rest nach Cruz Quebrada ist stillgelegt.
Die 15 fährt auch am Betriebshof Santa Amaro vorbei,
dort ist auch die Hauptwerkstatt, später mehr hierzu.
Im Hintergrund die „Ponte de 25. Abril“…
…die inzwischen mit einer zweiten Etage für die Eisenbahn versehen wurde.
Vom Oberdeck der Stadtrundfahrt konnte man die 15er auch beobachten…
…so sieht das heute aus, aber die Strab fährt da noch.
Am „Cais do Sodre“ konnte man mit verdammt viel Glück eine „Breitseite“ der Vierachser autofrei hinbekommen.
Ich weiß nicht mehr, wie lange ich gewartet habe, und dann kam auch noch ein schöner „Oberlichtwagen“.
Blick heute auf diese Stelle. Zur Bergstrecke kommen wir später.
Wie fast alle Linien kommt die 15 am „Praca do Comercio“ vorbei:
...und diesen Blick hat man heute.
In östlicher Richtung biegt die 15 ab, um in den engen Straßen
die Endstation am "Praca do Figuera" zu erreichen.
Heutiger Blick.
Zwei Breitseiten eines Tonnendach-Vierachsers.
Und heute fahren da Niederflurwagen.
Die Endstation am "Praca do Figueira" damals...
...und heute.
Weiter geht's mit den schönen Straßenbahnen Lissabons, aus dem Jahre 1994.
Im Einsatz waren auf den obengenannten Linien nur leicht modernisierte Zweiachser-
die meisten davon Einrichtungswagen. Gelegentlich hat sich auch der ein- oder andere Zweirichter reingemogelt.
Die Linie 18 führte (und tut das noch heute bzw. wieder) von der Endschleife an der "Rua Alfandega" nach "Ajuda", zum dortigen Friedhof.
Linie 18 abfahrbereit in der Schleife an der "Rua Alfandega".
Etwas weiter, Höhe "Praca do Comercio".
Eine 18 verschwindet Richtung Endstation, links biegt ein Vierachser der Linie 15 zum "Praca do Figueira" ab.
Linie 18 am "Praca do Comercio", im Hintergrund ein Bus (Hersteller?).
Mit einem Bus bin ich zum Ende des Urlaubs auch wieder zum Flughafen zurückgefahren, der "Komfort"
dieser Vehikel war haarsträubend. Das lag wohl auch daran, daß ein Großteil der Fahrtstrecke
über die kurz vorher stillgelegten Gleise der Linie 3 ging.
Ein Wagen der 18 begegnet am "Corpo Santo" einen Vierachser der Linie 15.
So sieht das da heute aus, im Hintergrund kommt ein Wagen der Touristenstraßenbahn entgegen.
Blick in die Gegenrichtung, zwei 18er begegnen sich. Der rechte Wagen fährt nur bis zum Btf. Arco do Cego.
Die Taktung bzw. die Umläufe habe ich nie begriffen. Zugegeben- ein Fahrplan interessierte mich nicht,
es kam ja immer was.
Am Friedhof "Ajuda" angekommen.
Die Strecke wurde in den letzten Jahren renoviert und tlw. auf eigenen Bahnkörper verlegt,
siehe nächstes Bild...
...welches mittels Gugel Straßenguck aus demselben Blickwinkel aufgenommen wurde,
siehe das Haus links oben am Hang.
Ein Portrait des 710...
....und die heutige Gleisanlage dort.
Fahren wir weiter mit der Linie 24:
Diese begann damals am "Cais do Sodre" in der dortigen Schleife und führte weiter,
in einem großen Bogen um die Innenstadt, zum "Alto de Sao Joao".
Von dieser Linie habe ich nur wenige Bilder,
mir ging es damals hauptsächlich ums Mitfahren und Erleben.
Eines meiner Lieblingsmotive, fast wie in San Francisco.
Heute leider ohne Bahn, dafür mit deutlich mehr Autos.
Die Linie 25 startete in der Häuserblockumfahrung am
"Corpo Santo", um ihren verwinkelten Weg zum "Carmo"-Kloster aufzunehmen:
Damals dachte ich noch nichtmal im Traum daran, knapp 18 Jahre später
mal eine Honda "Africa Twin", wie rechts im Bild gerade noch so erkennbar,
stolz mein Eigen zu nennen. ;-)
Da die Änderung des Zielfilmes von innen nicht kontrollierbar ist,
braucht der Fahrer hierfür den Außenspiegel. Das wird auch gern mal während der Fahrt
vorgeführt.
Im Norden der Stadt fuhr die 25 auch an modernen Hochhäusern vorbei..
Heute leider nicht mehr, Gleise und Fahrleitung sind aber noch vorhanden.
Durch diese hohle Gasse muß der 25er kommen...
...was aber nie mehr der Fall sein wird.
Gesichert wurde dieses Nadelöhr durch solche Oberleitungskontakte.
Tote Gleise...
Auf dem Weg zum Carmo-Kloster unterquerte die Strecke diesen Teil eines
Aquäduktes...
...heute aber nicht mehr.
Nun erreichen wir den Endpunkt am Carmo-Kloster.
Gleise und Fahrleitung wurden mWn vor einigen Jahren erneuert...
...aber so wie es scheint ist seither nichts mehr passiert.
Heute ist die Linie 26 und die Linie 28 dran, sowie ein Besuch im Betriebshof Arco do Cego.
Von der 26 hab ich nur wenige Bilder, von der 28 dafür umso mehr.
Letztere habe ich aber weniger an den schon endlos abgeknipsten Stellen fotografiert, sondern
woanders. Mir ging es damals primär ums Mitfahren und Erleben.
Bewegte Bilder habe ich auch, diese folgen dann im letzten Beitrag mit entsprechenden Erläuterungen.
Nachschuß auf die Linie 26 auf dem Weg zur Estrela.
So sieht das da heute aus.
Nun zur legendären 28:
Die westliche Endstation der 28, am Friedhof "Prazeres".
Ähnlicher Blick heute.
Die nächsten drei Bilder sind an der Estrela entstanden:
Einige Umläufe der 28 endeten in der Baixa, der Unterstadt, in der "Rua da Conceicao".
Dort war ein Gleiswechsel. Oft wendeten hier auch verspätete Wagen der 28.
Heute sieht das da so aus, erschreckend wie wenig sich am baulichen Zustand geändert hat.
Der Gleiswechsel ist aber verschwunden.
Weitere Motive der 28, außerhalb der Touristenströme.
Aufgrund der enegen Straßen war es leider immer etwas duster...
>>>>
https://youtu.be/zzkzb-pu08g<<<<
Im Norden der Stadt lag der Betriebshof Arco do Cego.
Dank einer Mitarbeiterin im Kundenzentrum, die ich mit meiner Hartnäckigkeit zermürbte,
ergab sich die Gelegenheit, hier mal in die "heiligen Hallen" zu kommen.
Der "Chefe" zeigte mir auch stolz die dortigen Schätze, die heute größtenteils im
Carris-Museum ausgestellt sind. Einen kleinen Blick in die Werkstatt ermöglichte er mir
auch. Heute ist der Betriebshof geschlossen, und dient, nach einem kurzen Zwischenspiel
als Bushalle, nur noch als überdachter Parkplatz. Die Freiflächen rechts davon wurden zu einer
Grünanlage umgestaltet.
https://www.google.de/maps/@38.7333672,-9.142688,288a,20y,41.64t/data=!3m1!1e3Von den Gleisanlagen, auch in der davor liegenden Straße, ist nichts mehr übrig.
Neben der Halle waren einige Wagen abgestellt. Früher wendeten die Linien 3 und 19 durch den
Betriebshof. Heute ist alles weg...
...wie man sieht.
Auch die Hallen selber...
...stehen nur noch teilweise.
1994 war da aber noch Leben drin:
Der Chef ließ es sich nicht nehmen, seinen ganzen Stolz für ein Foto ans
Licht fahren zu lassen:
1994 konnte man einen Großteil der Stadt noch per Straßenbahnstadtrundfahrt erkunden.
Am "Praca do Comercio" standen die Wagen bereit. Es waren -natürlich- Zweiachser, mit offenen Plattformen.
Leider liegen hier heute keine Gleise mehr, also mußte ich ein wenig photoshoppen...
Ein längerer Zwischenhalt war an der Estrela, dort ergab sich dann eine Gelegenheit für Detailaufnahmen:
Heute sind diese Fahrzeuge nur noch für den Besucherverkehr innerhalb des Carris-Museums vorgesehen,
soweit ich weiß liegt dies an den nichtvorhandenen Schienenbremsen.
Ein paar Worte zur Stadtrundfahrt. Ich habe mehrere Touren gemacht, konnte nicht genug bekommen.
Lustig waren diverse amerikanische Touristen, die keinen blassen Dunst hatten was sie erwartet.
Einer hat mich gefragt: "How is it? Is it worth it?"
Ich hab dann nur grinsend zurückgefragt: "Do you remember your scariest Rollercoaster ride? It's more than that..."
Den entsetzten Blick werde ich nicht vergessen!
Die Stadtrundfahrt gibt es dann, in Teilen, im letzten Teil der Serie, in Bewegtbildern.
Nun zu den Bergbahnen:
Drei Strecken gibt es in Lissabon. Lavra und Gloria sind baugleich, Elevador da Bica weicht wagenbaulich deutlich ab.
https://de.wikipedia.org/wiki/Standseilbahnen_in_LissabonDer "Ascensor da Lavra" war damals leider außer Betrieb, die ganze Straße war eine Baustelle.
Der dritte "Aufzug" ist der "Ascensor da Bica", meiner Meinung nach vom städtischen Umfeld her der
schönste der drei Aufzüge.
...so sieht das Eingangsportal heute aus.
Zum Glück waren damals die Grafittischmierer noch eine Randerscheinung.
Heute sind die Wagen großflächig versaut.
P.S.: Sind das eigentlich "Scherenrollenstromabnehmer"?
Einen Aufzug der anderen Art gibt es auch noch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Elevador_de_Santa_JustaObwohl es keine Schienenbahn im eigentlichen Sinne ist sollte dieser der Vollständigkeit halber doch noch erwähnt werden.
Im Obergeschoß des Aufzuges kann man hinter Plexiglas, leider aufgrund der Spiegelungen
völlig unfotografierbar, die uralte "Igor-Technik" in Gestalt von Zahnrädern, Schaltnocken,
Schützen und diversen Kipphebeln beim Abklappern der Steuerung beobachten.
Einem Grobtechniker wie mir geht da das Herz auf.
Katschunkatschunkklapperbrzztlwuiiii...
Es gibt da aber noch die Hauptwerkstatt Santa Amaro, unterhalb der Tejo-Hochbrücke...
Damals wurden die Hallen gerade für die modernen Niederflurbahnen vorbereitet...
Nun packte mich die Neugier und ich sprach abermals bei der Öffentlichkeitsdame im Kundenzentrum...
(wo sich dieses schöne Modell befand)
...vor und erkundigte mich nach einer Besichtigung der Hauptwerkstatt.
Dieses Ansinnen überraschte die gut englischsprachige Dame nun außerordentlich, sinngemäß meinte sie "...ist doch nur Werkstatt, wer will das denn sehen, wen interessiert das überhaupt...". etc.etc.
Ich ließ nicht locker und blieb dran. Letztendlich gab sie auf und erklärte mir, ich sollte schonmal zur Pforte gehen, da käme dann ein Herr der mich herumführen würde.
Nun gut, schaun mer mal.
Nach einer Weile kam dann ein älterer Herr angeschlurft und bot sich als Fremdenführer an. Er gab mir in einer groben Mischung aus Französich und Englisch zu verstehen, daß wir eigentlich nirgendwo reindürfen.
So entstanden dann erstmal Bilder von den Außenanlagen bzw. durch weit geöffnete Tore:
Nach einer Weile fragte mich der ältere Herr, wo ich denn herkäme. Als ich sagte, aus Heidelberg, blieb er stehen, grinste mich an und sagte auf Deutsch: "Aus Heidelberg? Ich hab in Monnem beim Benz gschafft!"
Dieser Sachverhalt änderte nun die Gesamtsituation bezüglich Informationsbeschaffung und Türöffnung gravierend. :-)
Nun ging es kreuz und quer durch die Werkstätten und Hallen wobei es mir schwerfiel, zwischen dem drolligen portugiesischen Kurpfälzisch (oder umgekehrt) und dem Schrittempo mitzuhalten, bittesehr:
In der Schreinerei wurden Stellmacherarbeiten und Neuverblechungen vorgenommen.
Tw 333 diente als Versuchsfahrzeug für den Bügelbetrieb.
Nach einer Neulackierung erhielt dieser Tw wieder Werbung. Für dieses Bild ging der Künstler, der gerade mit einer Palette nach einem Foto(!!) die Getränkewerbung aufmalte, kurz aus dem Bild.
Für das Carris-Museum wurde dieser Tw wieder aufgearbeitet.
Dieser "Freiluft"-Arbeitswagen erweckte mein Interesse, doch...
...der dahinterstehende Tw 270 machte mich neugierig.
Dieser war wohl der Prototyp für die "Remodelados". Ich hatte zwar davon gehört,
aber daß schon ein Fahrzeug existiert war mir damals neu.
http://www.vossloh-kiepe.com/service_komponenten/vkproduktordner.2008-08-13.4236555297/vkproduktordner.2012-05-21.1088203530/vkproduktordner.2008-06-26.1769146134/vkprodukt.2008-06-27.6559091322/vkprodukt_downloadAlso nutzte ich die Gelegenheit und machte ein paar Detailaufnahmen.
Daß ich mal ein neugebautes DUEWAG-Fahrgestell für einen Zweiachser zu sehen bekomme,
hatte ich mir nicht träumen lassen...
...genausowenig wie einen neuen(!!) Kiepe-Kurbelfahrschalter.
Soweit die Reportage aus der Hauptwerkstatt-
als Bonus noch Bilder eines Arbeitswagens, der mir unterwegs vor die Linse fuhr: