Es gab auch noch das generelle Problem, dass der stark veraltete Wagenpark einfach nicht schnell genug auf einen modernen Stand gebracht werden konnte. Insofern war jede eingestellte Straßenbahnstrecke eine Erleichterung für die Verkehrsbetriebe. Auch unter diesem Blickpunkt muss man die damaligen Einstellungen sehen. Hätte man schon in den 50ern noch viel stärker in einen neuen Wagenpark investiert (nur, wo hätte man das viele Geld hernehmen sollen?), gäbe es heute wohl noch etliche Linien.
Etwas vielschichtiger war die Problematik aber schon. Dazu ein Zitat aus dem von einem Consortium unter der Leitung von Dr. Helmut Aigner herausgegebenen Jahresbericht 1957:
Entsprechend der ungünstigen finanziellen Lage der WVB ist für 1958 mit keinen bedeutenden Investitionen im Wagenpark zu rechnen. Mit Sicherheit ist nur die Auslieferung der bereits in den Vorjahren bestellten C
1 150-159, c
1 1250-1259 und L
3 467-487 zu erwarten. Für Bestellungen auf neue Wagen sind derzeit keine Mittel vorhanden; günstigstenfalls könnten 9 N
1 und 15 n
2 für die Stadtbahn in Auftrag gegeben werden. Soweit die Mittel reichen, sollen Kastenneubauten älterer Typen und Einbau von ED, SB und FH erfolgen (maximal in 50 Tw. und 50 Bw.).
Da die Bemühungen um die Aufnahme der schon 1956 geplanten Investitionsanleihe für die WStW bis jetzt völlig erfolglos waren, ist nicht anzunehmen, dass den WVB in absehbarer Zeit Geldmittel aus Anleihen zur Verfügung stehen werden. Grosszügige Fahrzeugneuanschaffungen sind daher für die nahe Zukunft nicht zu erwarten. Aus diesem Grund dürfte die Umstellung von Straßenbahnlinien auf Autobusbetrieb, für die in letzter Zeit wieder eifrig Propaganda gemacht wird, keine Aussicht auf Verwirklichung haben. (Zitat Ende)
Also ohne finanzielle Mittel hätte auch die Umstellung auf Autobusbetrieb nicht stattfinden können. Übrigens gab es zu dieser Zeit eine Liste der auf Autobus umzustellenden Straßenbahnlinien, die folgende Linien umfaßte: 2, 5, 6, 9, 10, 11, 13, 17, 33, 40, 47, 48, 57, 61, 63, 72, 73, 106 und 117.