Habe mich jetzt nochmals eingehender mit dem seinerzeitigen Rätsel
http://www.fpdwl.at/forum/wiener-linien/r-tsel/gel-ste-r-tsel/9640-wo-gel-st/ beschäftigt und mir die folgenden Fragen gestellt:
- Wann und wie ist die Niederhofstraße von der Linie 61 befahren worden?
- Wo genau sind die dort geposteten Photos aufgenommen worden, insbesondere das von hema am 5. August 2010 um 1538 UHR gepostete Photo mit der Zugspitze eines 61ers?
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Der Text zu diesem Photo lautet lapidar "Keine hundert Meter weiter wird der Triebwagen (links im Bild) am gesuchten Haus [Anm.: Niederhofstraße Ecke Vivenotgasse] vorbeifahren!"
Linienverkehr in der Niederhofstraße (61er)Betreffend die erste Frage habe ich aus dem Straßenbahnjournal-Wiki die folgenden Daten ermitteln können:
- 12. November 1887: Eröffnung NWT 3,208 Operngasse (ab Ring) – Friedrichstraße – Linke Wienzeile – Rudolfs-Kettenbrücke – Hamburgerstraße – Rechte Wienzeile – Sonnenhofgasse – Ramperstorffergasse – Arbeitergasse (bis Gürtel)
- 11. Dezember 1887: Eröffnung NWT 0,579 m Niederhofstraße zwischen Aßmayergasse und Meidlinger Hauptstraße. Für Einführungs- und Schlußfahrten der Wagen der Opern-Linie; nur 1889 versuchsweise vorübergehend regulärer Personenverkehr
- 12. Januar 1903: Elektrischer Betrieb NWT 0,660 m Niederhofstraße
- 22. Dezember 1915: Eröffnung elektrisch 0,537 m Verbindungsgleis Hoffmeistergasse – Wilhelmstraße
- 3. November 1927: Eröffnung elektrisch 0,138 m Verbindungsgleis Dörfelstraße
- 6. August 1936: Aufgelassen Niederhofstraße von Albrechtsbergergasse bis Meidlinger Hauptstraße (Niederhofstraße bis Albrechtsbergergasse erst 1944)
- Strecke 61: Neuer Markt - Tegetthoffstraße - Operngasse - Opernring - Kärntner Straße - Friedrichstraße - Linke Wienzeile - Kettenbrücke (ab 1915 Schleifmühlgasse) - Rechte Wienzeile - Hamburgerstraße - Rechte Wienzeile - Pilgramgasse - Schönbrunner Straße - Ramperstorffergasse (zurück Margaretenstraße - Margaretenplatz - Pilgramgasse) - Arbeitergasse - Steinbauergasse - Aßmayergasse (ab 1915 Wilhelmstraße - Hoffmeistergasse [zurück Eichenstraße - Aßmayergasse]) - Eichenstraße (zurück Meidlinger Hauptstraße - Niederhofstraße [Linksverkehr!]).
Auf diese Daten mache ich mir den folgenden Reim, wobei es interessant wäre, ob das jemand bestätigen könnte: Ich nehme einmal an, daß die NWT-Linie von der Operngasse (nachmaliger 61er) gleich am Eröffnungstag, dem 12. November 1887, bis Meidling Südbahnhof gefahren ist und nicht in der Arbeitergasse beim Gürtel geendet hat, sondern weiter die alte WLB-Trasse Steinbauergasse - Aßmayergasse - Eichenstraße genutzt hat. Zumindest bis
11. Dezember 1887 muß in Meidliung Südbahnhof umgespannt worden sein. Aus dem Eröffnungsdatum der Niederhofstraße mit Haferantrieb schließe ich, daß diese Linie im Bereich außerhalb des Gürtels jedenfalls nicht mit Dampf betrieben worden ist. Den Sinn der Niederhofstraße nur für Einführungs- und Schlußfahrten durchblicke ich aber nicht: Die Schleife beim Südbahnhof ist ja erst 1915 eröffnet worden, also mußte man dort umspannen oder umkuppeln. Warum wollte man sich das ausgerechnet bei Einführungs- und Schlußfahrten ersparen, wenn man es tagsüber ohnedies ständig gemacht hat?
Jedenfalls hat Revisor in zitiertem Rätsel behauptet, daß die Niederhofstraße auch im Linienbetrieb genutzt worden wäre. Also gehe ich davon aus, daß man sich letztlich doch ab einem unbekannten Datum zwischen 1889 und 1915 das Umspannen (bei Haferantrieb) bzw. Umkuppeln (bei elektrischem Antrieb) beim Südbahnhof ersparen wollte und die große Schleifenrunde über Aßmayergasse - Eichenstraße - Meidlinger Hauptstraße - Niederhofstraße gefahren ist, wie in der Streckenbeschreibung des 61ers im Straßenbahnjournal-Wiki angeführt: vielleicht mit Einführung des elektrischen Betriebs am 12.1.1903, oder mit Übernahme der NWT durch die Gemeinde Wien - Städtische Straßenbahnen?
Am
22. Dezember 1915 ist jedenfalls die neue Schleife Aßmayergasse - Wilhelmstraße - Hoffmeistergasse - Eichenstraße - Aßmayergasse eröffnet worden. Ich vermute daher, daß ab diesem Tag der Linienbetrieb in der Niederhofstraße geendet hat und bis zur Sperre am 6. August 1936 die Niederhofstraße nur mehr für Betriebsfahrten, allenfalls Einführungs- und Schlußfahrten (welche?) genutzt wurde.
Dann habe ich mir die Frage gestellt, in welcher Fahrtrichtung die Niederhofstraße befahren wurde. Gemäß Straßenbahnjournal-Wiki müßte sie von der Meidlinger Hauptstraße zur Steinbauergasse befahren worden sein, was für die Beurteilung des Aufnahmeorts des folgenden Photos von Bedeutung ist.
Aufnahmeorte der PhotosInsbesondere interessiert mich der Aufnahmeort des von hema geposteten Photos (siehe oben). Unter Beachtung der Fahrtrichtung und der Tatsache, daß ich im Vordergrund des Photos weitere Gleise zu erkennen glaube, kommt eigentlich nur die folgende Stelle in Betracht:
Der 61er befährt gerade die Meidlinger Hauptstraße vom Südbahnhof kommend und befindet sich unmittelbar vor der Abzweigeweiche in die Niederhofstraße. Der im Vordergrund vor der Laterne sichtbare Gleisbogen erlaubt ein Abbiegen von aus der Ullmannstraße kommenden Zügen in die Niederhofstraße. Die Häuser befinden sich an der Westseite der Meidlinger Hauptstraße.
Das sich links von hemas Photo befindende Eckhaus Niederhofstraße / Meidlinger Hauptstraße ist am von WIENTAL DONAUKANAL am 5. August 2010 um 1121 UHR geposteten Photo zu erkennen:
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Die Gestalt dieses Hauses ist konsistent mit dem Rätselphoto (2. Haus nach dem Eckhaus Vivenotgasse, welches in die Straße hineinspringt):
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Die Meidlinger Hauptstraße ist die unmittelbar nächste Quergasse zur Vivenotgasse. Die Häuser ganz rechts im Hintergrund müssen also ident mit den auf hemas Photo deutlich erkennbaren Häusern an der Westseite der Meidlinger Hauptstraße sein.
Ein Wort noch zum Photo, welches hema am 5. August 2010 um 0410 UHR gepostet hat: Lt. Wikipedia stand die ursprüngliche Meidlinger Pfarrkirche an der Stelle der heutigen Meidlinger Hauptstraße 10. Sie wurde 1842-45 durch eine neue dreischiffige Kirche auf einem eigens angelegten Platz freistehend errichtet (Migazziplatz). Hier der Blick auf den alten Meidlinger Ortskern aus dem Osten noch mit der alten Meidlinger Pfarrkirche, wie es wahrscheinlich bis etwa 1845 dort ausgesehen haben muß:
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