Wenn Arbeiter für bessere Arbeitsbedingungen auf die Straße gehen - völlig ok. Da sagt keiner was.
aber wenn Autogegner für eine bessere Umweltpolitik auf die Straße gehen, werden immer neue kreative Ansätze gesucht, ihnen die Demos abzusprechen. Die sollen sich selbst erstmal einschränken, aber was ist mit dem Stau-CO2 wegen der Demo.... sowas hört man da. Oft.
Beide wollen nur eine Verbesserung ihrer Lebenslage.
Das ist auch der einzige Moment, wo der CO2-Ausstoß dann plötzlich eine Rolle spielt. Wenn man mit dem SUV zum 300 m entfernten Bäcker fährt, ist das leider alternativlos.
Ich merke da langsam nur eines, und zwar dass den ganzen Betonjunkies und Autogeilen langsam der Reis geht, weil sie wohl wissen, dass das schlecht ist, aber nichts ändern wollen und Angst haben, dass Änderungen Pflicht werden. Da muss man natürlich vernadern und denunzieren um von sich selbst abzulenken....
Das sieht man auch ganz gut an den Strohmannargumenten, die die Betonjunkies oft bemühen: "Man kann doch das Autofahren nicht verbieten!" und "Viele sind auf das Auto angewiesen!".
Nun fordert eigentlich kaum jemand (ein paar Verrückte gibt's immer) das Autofahren pauschal zu verbieten, und dass viele - vor allem am Land, aber u.a. auch Schichtarbeitende - darauf angewiesen sind, bestreitet auch niemand. Aber indem gebetsmühlenartig auf diesen Nicht-Forderungen herumgeritten wird, drückt man sich vor den eigentlichen Fragen:
1. Wie gelingt es, dass für viele Wege gar kein Auto notwendig ist? (Indem man einen Gemeindebau ohne Nahversorgung und mit miserabler Öffi-Anbindung aufs Feld in die Einflugschneise setzt sicher nicht, liebe sPÖ.)
2. Ist es angemessen, dass der Stadtraum in weiten Teilen fürs Auto gestaltet ist, obwohl doch der überwiegende Teil der Wege innerhalb Wiens gar nicht mit dem Auto stattfindet? Und wieso wird eigentlich das Infragestellen der autoorientierten Stadtgestaltung mit einem Verbot gleichgesetzt? Wenn dem so wäre, wäre in weiten Teilen Wiens Zu-Fuß-gehen und Radfahren verboten.
3. Wie viele der mit dem Auto zurückgelegten Wege finden, zumal in der Stadt, eigentlich einfach aus Gewohnheit und unhinterfragt mit dem Auto statt, obwohl die Alternativen nicht unbedingt schlechter wären? (Es gibt tatsächlich viele Menschen, die ins Auto steigen, sobald sie irgendwo hin möchten, ohne auch nur einen Moment über den Sinn nachzudenken.) Wie viele Weg finden aus reiner Bequemlichkeit mit dem Auto statt?
Genau um diese - z.T. unbequemen - Fragen kann man sich super drücken, wenn man die Ausnahme (den Krankenpfleger, der nachts um drei zur Schicht und am Rückweg die Schwiegermutter zum Arzt bringen muss) zur Regel erklärt.
Das Tolle ist ja: selbst Autofahrende finden Autos total störend. Denn auch sie fahren nicht zu einer Autobahnraststätte, um dort einen schönen Tag zu verbringen. Neben einer Autobahn oder einer Hauptstraße leben will auch niemand (sonst würden ja nicht so viele nach "Entlastung" rufen). Selbst in den autogerecht geplanten Malls sieht man keine Autos, während man dem Shoppingerlebnis frönt; selbst in den in den letzten Jahrzehnten aufkommenden FOC im Pseudo-Dorf-Kitsch-Stil sind Autos außerhalb der Traumwelt versteckt. Viele finden ihr eigenes Auto sogar so hässlich, dass sie es nicht im Garten abstellen wollen - und wenn, dann außerhalb des Blickfeldes.
Auch das zeigt ja: viele Betonjunkies wissen genau, dass sie falsch liegen. Was uns wieder zu den Strohmannargumenten und zu aggressivem Verhalten gegenüber Jugendlichen führt... wer sich auf der richtigen Seite wähnt, würde viel gelassener rangehen.
Ich weiß nicht wieso alle immer von einer Autobahn reden. Es wird eine normale Straße mit Tempo 50 und ohne Maut werden.
Weil es von der Trassierung her eine Autobahn ist; dass sie kostenlos ist, macht es nicht besser.
Und das Tempo 50 ist doch nicht ernstgemeint. Wenn ich Tempo 50 durchsetzen will, baue ich ich keine De-Facto-Autobahn mit weiten Radien und niveaufreien Knotenpunkten. Ich bin mir sicher, dass spätestens ein paar Monate nach der Eröffnung über eine Geschwindigkeitserhöhung diskutiert wird. Die 50 sind nichts weiter als ein Feigenblatt, um die wahre Dimension zu verschleiern und das Projekt in der Propaganda als "Stadtstraße" verkaufen zu können.