Warum hat man dann eigentlich so manches viel ärger zerstörte Gebäude wieder aufgebaut (Oper, Stephansdom usw.)?
Oper und Stephansdom waren - auch damals schon - Wahrzeichen, daher bedeutende Symbole für den Wiederaufbau des kriegszerstörten Österreichs.
Abgesehen davon erkannte die Politik noch viel später nicht den architektonischen Wert von Verkehrsbauwerken. Eine völlig intakte Haltestelle Meidling-Hauptstraße wurde nebst anderen Bauwerken einfach abgerissen, die Vorortelinie verfallen gelassen, und die Gürtelhochstrecke wollte man ja seinerzeit vollständig abreißen und durch eine Alwegbahn ersetzen - es kam zum Glück anders, aber das zeigt, wie wenig diese Sachen damals wertgeschätzt wurden.
Ich vermute, das Gebäude war einerseits schon sehr baufällig (teilweise sicher auch kriegsbedingt) und andererseits wohl nicht mehr zweckentsprechend.
Der Bahnhof war seit 1918 schon nicht mehr den Anforderungen gewachsen und zu klein;
in der Schlacht um Wien im März-April 45 brannte der Nordbahnhof vollständig aus und wurde schwer beschädigt.
Da auch die Nordbahnbrücke im Krieg beschädigt wurde, verkehrten die Züge ersatzweise über die Nordwestbahn; 1959 wurde der neue Ersatz-"Bahnhof" Praterstern eröffnet, allerdings brauchte es keinen wirklichen Fernverkehrsbahnhof mehr wegen des eisernen Vorhangs, das war vielmehr eine Haltestelle; der Nordbahnhof wurde damit allerdings endgültig obsolet und verkam zu einer unbeachteten Kriegsruine, die schließlich 1965 abgetragen wurde.
In Wien wurden aber leider sämtliche Großbahnhöfe aus der Gründerzeit abgerissen und Grund dafür war nicht die Zerstörung durch den Krieg.
Naja, der Westbahnhof (aus 1858) war schwer beschädigt und selbst wenn, war er zu klein und nicht mehr modernen Anforderungen gewachsen.
Der Nordwestbahnhof (aus 1873) war eine Ruine, wurde zwar nach dem Krieg als Übergangslösung verwendet, danach aber abgerissen und der Nordwestbahnhof als reiner Frachtbahnhof ausgebaut.
Süd- (Neubau 1874) und Ostbahnhof (Neubau 1870) überstanden den Krieg relativ gut, jedoch war es betriebshinderlich, zwei baulich voneinander getrennte Bahnhöfe direkt nebeneinander zu haben, also nutzte man den Bauboom der 50er für den Abriss und Neubau eines neuen Südostbahnhofes.
Der Aspangbahnhof (aus 1881) überstand den Krieg, wurde jedoch immer unbedeutender, das große, aber kaum mehr genutzte Bahnhofsgebäude verfiel. 1971 wurde der Aspangbahnhof aufgelassen, weil es inzwischen die Haltestelle Rennweg gab, die viel zentraler lag als der Aspangbahnhof in der Pampa, zudem konnte man dort umsteigen.
1977 wurde er schließlich abgerissen.
Auch der Franz-Josefs-Bahnhof (aus 1872) überstand rel. leicht beschädigt den Krieg, wurde jedoch durch jahrelange Verwahrlosung derart desolat, dass man ihn 1974 abriss und stattdessen den Glassarg samt WU darauf errichtete.
Der Bahnhof Jedlesee (aus 1870) war seit 1958 seinem Schicksal überlassen,1999 sogar unter Denkmalschutz gestellt. Im November 2002 brannte die Bahnhofsruine vermutlich durch Obdachlose aus; 2003 wurde der Denkmalschutz aufgehoben und das Gebäude recht flott abgerissen, heute entsteht dort die Wohnhausanlage Florasdorf.
Das Bahnhofsgebäude in Meidling (aus 1841) verlor durch den unterirdischen Zugang 1989 (wegen der U6) seine Hauptfunktion, und wurde 2002-2005 im Zuge der Bahnhofsmodernisierung abgerissen - es stand nicht unter Denkmalschutz.