Autor Thema: [PM] Blinde Menschen warnen vor viel zu leisen E-Fahrzeugen  (Gelesen 3766 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

13er

  • Verkehrsstadtrat
  • **
  • Beiträge: 27735
Blinde Menschen warnen vor viel zu leisen E-Fahrzeugen

CHRISTA MINKIN

20. Oktober 2014, 05:30

Blinde Menschen warnen vor schlecht hörbaren Kfz. Sie reden von Aufholbedarf - auch bei den Wiener Linien, die ihre Elektrobusse für laut genug halten.

Wien - Elektromobilität gilt als geräuscharm und umweltfreundlich. Für blinde und sehbehinderte Menschen, die Kraftfahrzeuge oftmals nur anhand des Motorengeräusches wahrnehmen können, kann sie aber auch gefährlich sein.

Diese Problematik ist auch an der EU nicht vorbeigegangen. In einer im April 2014 verabschiedeten Verordnung, die eine Lärmobergrenze von 68 Dezibel für Kfz festlegt, wird auf die von leisen E- und Hybridfahrzeugen ausgehende Gefahr hingewiesen. Diese seien deshalb ab 2021 mit einem Avas, einem akustischen Warnsystem, auszustatten.

Die Regelung stößt allerdings in ihrer jetzigen Form - eine Überarbeitung ist bis 1. Juli 2017 möglich - auf Kritik. Zum einen gilt die Avas-Pflicht nur für Neuwagen, zum anderen soll das akustische Warnsystem nur bis zu einer Geschwindigkeit von 20 Kilometern pro Stunde aktiviert sein.

Für Mindestgeräuschpegel

Die Geräusche von E-Fahrzeugen gingen aber auch bei ortsüblichen Geschwindigkeiten von bis zu 50 Kilometern pro Stunde im Verkehrslärm unter, beklagt Monika Weinrichter, die sich - selbst blind - mit ihrer Initiative "Elektra" für die Hörbarkeit von Kfz engagiert. Weinrichter wünscht sich ein System, das auch bei höheren Geschwindigkeiten aktiviert sein muss und darauf hinweist, ob das Fahrzeug steht, beschleunigt oder langsamer wird. Geht es nach ihr, sollte jedes Kfz - ob mit E-, Hybrid- oder konventionellem Antrieb - einen gesetzlich festgelegten Mindestgeräuschpegel aufweisen.

Kritik gibt es aber auch von offiziellen Interessenvertretern: Das Komitee für Mobilität sehbeeinträchtigter Menschen (KMS) heißt zwar die Avas-Pflicht gut, bemängelt aber die lange Übergangsfrist sowie die Regelung, dass das Warnsystem vom Fahrer abschaltbar sein soll. Den Wunsch nach einem Mindestgeräuschpegel will KMS-Vorsitzender Elmar Fürst aber so nicht äußern. Wichtig sei ihm eine wissenschaftlich fundierte Grundlage.

"Abrollgeräusch überwiegt"

"Ab bestimmten Geschwindigkeiten überwiegt sowieso das Abrollgeräusch. Ein 20 Meter langer Gelenkbus ist auch mit Verbrennungsmotor schlecht hörbar, weil sich der ganz hinten befindet." Art, Lautstärke, Anbringungsort und sinnvolle Geschwindigkeitslimits müssten erforscht werden, fordert Fürst im STANDARD-Gespräch. Das käme nicht nur den 318.000 sehbeeinträchtigten Menschen in Österreich zugute, sondern auch Kindern, alten Menschen sowie jedem, der einmal unaufmerksam ist. Das Argument, dass der Verkehrslärm zunehmen werde, hält Fürst für absurd. Das Warngeräusch werde nicht laut, sondern gut hörbar sein.

Der Interessenkonflikt zwischen Lärmreduktion und Barrierefreiheit zeigt sich auch bei den Wiener Linien. Fast alle Stationen sind mit einem taktilen Leitsystem, Rampen und Aufzügen ausgestattet. Laufend wird daran gearbeitet, auch die Transportmittel selbst barrierefrei zu gestalten.

E-Busse gesetzeskonform

Dass die Elektrobusse, die seit Herbst 2012 in der Wiener City unterwegs sind, schlecht hörbar seien, will man aber nicht gelten lassen. Man erfülle alle gesetzlichen Richtlinien und sehe keinen Anlass, etwas zu ändern, sagt eine Sprecherin auf Anfrage hin.

"Die Wiener Linien nehmen das Problem nicht ernst", sagt hingegen Fürst. Und sie würden damit auch die eigenen Mitarbeiter Gefahren aussetzen. Ein leises Fahrzeug verlange nach einer anderen Umgangsweise. Das werde auch bei den künftigen E-Taxi- und E-Car-Sharing-Modellen ein Thema werden. Fürst sieht hier noch viel Aufklärungsbedarf. (Christa Minkin, DER STANDARD, 20.10.2014)


Quelle: http://derstandard.at/2000007028303/Blinde-Menschen-warnen-vor-viel-zu-leisen-E-Fahrzeugen
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

95B

  • Verkehrsstadtrat
  • **
  • Beiträge: 36129
  • Anti-Klumpert-Beauftragter
Re: [PM] Blinde Menschen warnen vor viel zu leisen E-Fahrzeugen
« Antwort #1 am: 20. Oktober 2014, 08:35:42 »
Zitat

"Die Wiener Linien nehmen das Problem nicht ernst", sagt hingegen Fürst. Und sie würden damit auch die eigenen Mitarbeiter Gefahren aussetzen.

Na dann, Genosse Wurm: Auf die Plätze, fertig, los!
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!

hema

  • Geschäftsführer
  • *
  • Beiträge: 16397
Re: [PM] Blinde Menschen warnen vor viel zu leisen E-Fahrzeugen
« Antwort #2 am: 20. Oktober 2014, 11:26:10 »
Was wird dann mit den Joggern, Skatern, (E-)Fahrrädern, Rollern, Rikschas usw?  ???
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

uk

  • Fahrer
  • ***
  • Beiträge: 373
Re: [PM] Blinde Menschen warnen vor viel zu leisen E-Fahrzeugen
« Antwort #3 am: 20. Oktober 2014, 11:31:48 »
Was wird dann mit den Joggern, Skatern, (E-)Fahrrädern, Rollern, Rikschas usw?  ???
Das Problem ist bekannt, aber die Fahrgeschwindigkeit aller genannten deutlich geringer, und damit auch das Gefährdungspotential.

W_E_St

  • Referatsleiter
  • *
  • Beiträge: 7247
Re: [PM] Blinde Menschen warnen vor viel zu leisen E-Fahrzeugen
« Antwort #4 am: 20. Oktober 2014, 12:06:42 »
Also ich weiß nicht, ICH finde die E-Busse relativ laut, und da sollen Blinde, die angeblich viel besser hören, Probleme haben? Ist das tatsächlich eine von einer breiten Mehrheit ausgehende Initiative oder wieder einmal Übereifer der "Interessens"vertretung, so wie das Gepiepse in Schienenfahrzeuge?
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

95B

  • Verkehrsstadtrat
  • **
  • Beiträge: 36129
  • Anti-Klumpert-Beauftragter
Re: [PM] Blinde Menschen warnen vor viel zu leisen E-Fahrzeugen
« Antwort #5 am: 20. Oktober 2014, 12:18:41 »
Es klingt zumindest stark nach Letzterem.
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!

luki32

  • Referatsleiter
  • *
  • Beiträge: 5240
  • Bösuser
Re: [PM] Blinde Menschen warnen vor viel zu leisen E-Fahrzeugen
« Antwort #6 am: 20. Oktober 2014, 12:37:26 »
Also ich weiß nicht, ICH finde die E-Busse relativ laut, und da sollen Blinde, die angeblich viel besser hören, Probleme haben? Ist das tatsächlich eine von einer breiten Mehrheit ausgehende Initiative oder wieder einmal Übereifer der "Interessens"vertretung, so wie das Gepiepse in Schienenfahrzeuge?

Ich habe einen blinden Freund, und was der über seine "Interessens"vertretung sagt ist nicht druckreif. Er ist übrigens auch ein Gegner der Türpiepserln und der Ansage der Ausstiegssrichtung.

mfG
Luki
Vorsicht, Bösuser!
Militanter Gegner der Germanisierung der österreichischen Sprache!

schaffnerlos

  • Obermeister
  • *
  • Beiträge: 3171
Re: [PM] Blinde Menschen warnen vor viel zu leisen E-Fahrzeugen
« Antwort #7 am: 20. Oktober 2014, 12:39:59 »
Ich kenne kaum einen Interessensverband, welcher mehr die Interessen der Betroffenen vertritt als seinen Eigennutz.

W_E_St

  • Referatsleiter
  • *
  • Beiträge: 7247
Re: [PM] Blinde Menschen warnen vor viel zu leisen E-Fahrzeugen
« Antwort #8 am: 20. Oktober 2014, 13:33:23 »
Also ich weiß nicht, ICH finde die E-Busse relativ laut, und da sollen Blinde, die angeblich viel besser hören, Probleme haben? Ist das tatsächlich eine von einer breiten Mehrheit ausgehende Initiative oder wieder einmal Übereifer der "Interessens"vertretung, so wie das Gepiepse in Schienenfahrzeuge?

Ich habe einen blinden Freund, und was der über seine "Interessens"vertretung sagt ist nicht druckreif. Er ist übrigens auch ein Gegner der Türpiepserln und der Ansage der Ausstiegssrichtung.

Ich weiß, das hat mich überhaupt zu meiner Mutmaßung oben gebracht. Abgesehen von meinem eigenen Hör-Erleben natürlich.

Die Beschränkung auf Geschwindigkeiten unter 20 km/h in der Norm finde ich übrigens durchaus realistisch, denn wirklich leise sind E- und Hybridfahrzeuge vor allem beim Anfahren.
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")