Bevor man über neue Tramwaylinien für Transdanubien nachdenkt sollte man überlegen, welche lokalen Zentren man wirklich stärken will, das ist doch alles völlig zerfleddert.
Um so wichtiger wäre es, mit den Ambitionen zur Stadterweiterung neue Zentrenstrukturen zu schaffen. In der Seestadt hat man das zu realisieren versucht (aber was weiß ein schwedischer Reißbrettzeichner schon, wie das in der Realität aussehen muss, um bei uns zu funktionieren), in vielen anderen Bezirksteilen wird die Stärkung lokaler Strukturen nur auf sehr langfristige Sicht möglich sein, weil man jahrzehntelang autozentriert gebaut und die alten Zentren zerstört hat. Die lassen sich nicht von heute auf morgen wiederbeleben. Aber mit einer Straßenbahn nach Großenzersdorf ließe sich beispielsweise der alte Asperner Ortskern aufwerten.
Kagran mit dem EKZ war seinerzeit ein guter Ansatz, auch wenn dort im Zentrum ein überdachtes kommerzielles EKZ und kein richtiger zentraler Ort entstanden ist - aber gut, soll sein.
Das war die typische Denkweise der 1970er, die auch in vielen ländlichen Gemeinden im Zuge deren Zusammenlegung umgesetzt wurde: Man stellt Verwaltungsbauten auf die grüne Wiese zwischen alten Strukturen und nennt das ganze "Ortszentrum". Hinter dem neuen Donauzentrum sind ja auch vier im Karree angeordnete Administrativbauten (Finanzamt, Polizei, Bezirksgericht, Arbeitsamt) und neben dem alten Donauzentrum befindet sich auch ein Amtsriegel mit Post und Bezirksamt.
Floridsdorf ist prinzipiell auch sehr gut, wurde aber durch das EKZ Gerasdorf (G3) praktisch zerstört
Die Geschäftsstruktur in der Floridsdorfer Hauptstraße und am Spitz ist schon lang vor dem G3 de facto am Boden gelegen – dass dort nicht ist, hat das SCN sehr gut bewiesen, das auch nie richtig in die Gänge gekommen ist, weil es keine lokale Kaufkraft mehr gab, die es abziehen hätte können. Da haben das Donauzentrum und der Trillerpark schon besser gewütet.
in Stadlau war dann alles wurscht, durch die U2 wurde kein urbaner Knoten geschaffen, sondern im Gegenteil die Stadtsuppe eher "verdünnt".
Hat man da wirklich eine Chance vertan? Die Umgebung der Station ist nur nach Osten offen, im Westen ist der ÓBB-Grund. Im Osten war schon das ganze Bauland bis auf den unmittelbaren Bereich gegenüber der Station verbaut, also blieb nur ein sehr kleiner Bereich übrig, der noch dazu an die vorhandenen Strukturen schlecht angeschlossen ist, weil die Station als solche eher im Abseits liegt und ein reiner Umsteigeknoten ist.
Transdanubien bräuchte mal eine starke Stadtstrukturplanung, die innerhalb von 10 Jahren echte Zentren schafft - derzeit schwimmen dort beliebige Baukörper mit beliebigen Nutzungen ohne Konzept herum. Klar kann man jetzt irgendwelche Straßenbahnlinien kreuz & quer in den Plan zeichnen, aber was dort mE wirklich fehlt, ist eine klare Stadtstruktur.
Volle Zustimmung bis auf die 10 Jahre – ich glaube nicht, dass man das in so einem kurzen Zeitraum umsetzen kann, ich würde eher mit 20 bis 30 Jahren rechnen. Denn um die lokalen Zentren zu stärken, muss auch der Autoverkehr in die Schranken gewiesen werden, gerade in so einem Flächenbezirk keine einfache Aufgabe, weil es sich da um Strukturen von enormer Größe handelt (die noch dazu gerade erweitert werden).
E: Während des Verfassens meines Beitrags hat tramway.at meine Sicht zur Seestadt bestätigt.