Autor Thema: Stadtbahn  (Gelesen 514166 mal)

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13er

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Re: Stadtbahn
« Antwort #735 am: 17. Februar 2015, 18:01:50 »
"Nicht mehr einsteigen!"
"Türen schließen!"
"Zurücktreten!"
"Achtung Abfahrt!"
Im Museum kann man das nachspielen, indem man diese Kommandos in ein Mikrophon spricht und über Kopfhörer so hört, als wären sie am Bahnsteig gesprochen worden. Es sind auch ein paar nicht ganz vorschriftsmäßige Ansagen dabei wie "Einsteigen bitteeee! Wird des heit no wos?!" :D
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

scrato

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Re: Stadtbahn
« Antwort #736 am: 17. Februar 2015, 18:16:27 »
Hat eigentlich jemand eine Idee, wie man den legendären Stadtbahn-Geruch fabrizieren könnte? Was bräuchte man dazu: Schmieröl, Teer, Holzspäne, Lack, Kautschuk oder sonst noch was? Auf Facebook/Vintage Vienna haben unzählige Leute schon moniert, dass man das heute nirgendwo mehr riechen kann (außer vielleicht in der alten Geisterbahn im Prater). Bei dem ganzen Vintage-Hype könnte man damit vielleicht sogar ein ganz gutes Geschäft machen und das Gemisch in rot lackierten Dosen als "Odeur N1" verkaufen.  8) >:D ;D

95B

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Re: Stadtbahn
« Antwort #737 am: 17. Februar 2015, 18:27:03 »
Zunächst einmal Stauböl, damit waren die alten Wagenboden eingelassen. Dann noch das Mittel (Teer?), mit dem Eisenbahnschwellen imprägniert werden. Und Stahlabrieb (Bremsklötze), das Ganze noch kombiniert mit feuchter Tunnelluft. Ich bin zu jung, um mich an einen typischen Stadtbahngeruch erinnern zu können, meine aber, dass es in der Schnellbahnstation Quartier Belvedere ähnlich riecht.
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
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Re: Stadtbahn
« Antwort #738 am: 17. Februar 2015, 18:52:34 »
Manchmal, wenn es heiß ist, riecht man zumindest den ähnlichen Gleisgeruch bei der Schnellbahn, sofern Holzschwellen dort liegen.

hema

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Re: Stadtbahn
« Antwort #739 am: 17. Februar 2015, 20:54:13 »
Dann noch das Mittel (Teer?), mit dem Eisenbahnschwellen imprägniert werden.
Carbolineum  :lamp:
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

fr3

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Re: Stadtbahn
« Antwort #740 am: 17. Februar 2015, 21:15:08 »
Dann noch das Mittel (Teer?), mit dem Eisenbahnschwellen imprägniert werden.
Carbolineum  :lamp:
Harte Droge  :)
Wobei der Eisenabrieb der Bremsen bei der Stadtbahn auch nicht ohne war. Es bildete sich eine dicke rostbraune Patina auf dem Schotterbett welche bei den Stationen noch durch herabtropfendes Öl der Wagen aufgedickt wurde. Selbst zum bräunlichen Einfärben der Randsteine der Bahnsteige reichte das Pulver noch. Eine wahrlich gesundheitsfördernde Mischung!

Aber vielleicht hat jemand eine Geschäftsidee und verkauft Fläschchen mit synthetischem Stadtbahnduft. Könnte man sogar in den Gadget-Shops der WL anbieten  :)

scrato

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Re: Stadtbahn
« Antwort #741 am: 17. Februar 2015, 23:35:47 »
Vielen Dank an 95B und hema für die Informationen und an fr3 für die blumigen Erläuterungen!  :D
Also wenn sich das synthetisch herstellen ließe, dann würde ich mir das sofort kaufen, um mich wieder diesem größten olfaktorischen Genuss meiner Kindheit hingeben zu können!  8)

WIENTAL DONAUKANAL

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Re: Stadtbahn
« Antwort #742 am: 18. Februar 2015, 21:58:00 »
In meinem Geruchsgedächtnis ist die Mischung von Tabak Trafik und Latrine in den Eingangsbereichen der Stationen mit der Kopfnote welke Nelke vom ambulanten Blumenverkäufer haften geblieben. Je näher zur Gleisanlage zunehmend dann feuchte Modrigkeit und ätzender Geruch von damaliger Elektro Installationen aus Bakelit, Pertinax und vor allem der Stahl/Blei bewährten Kabel der Signaltechnik. Diese Kabel mit ihren Lagen aus Ölpapier, Teerölgetränkten Jutelagen und der Bitumen-Talcum Oberschicht haben noch nach Jahren Liegezeit ausgegast.

Zum Bremsstaub habe ich meine eigene böse Erinnerung. Meine ersten Berufsjahre habe ich bei BBC in der Bahnabteilung vertan und meist auf den Typen U/A-Wagen die Führerstände und Fahrpulte verdrahtet. So um 1976 hat die Franz Knotz KG den Einstieg in der Fahrzeugwartung für die WVB versucht und es wurden für die Ausbesserung zwei C1, zwei n2 und die für den Umbau auf ko3 vorgesehenen Ochsner Kipper auf den U-Bahn Transportwagen überstellt. Die elektrische Aufarbeitung übernahm BBC und dazu wurde ich in Winterhafen versetzt.

Damals war der Knotz vorwiegend eine Stahlbaufirma und für Schienenfahrzeugwartung noch nicht ausreichend ausgerüstet. Die Dauerläufer ÖBB Turmwagen X534 waren so einfach gestrickt, dass sie im elektrischen Teil nur von BBC-Lehrlingen aufgebaut wurden.
Es gab keine Gruben und die Stadtbahnwagen wurden auf ca 1m hohe Podeste gestellt, damit man an den Wagenboden herankam. Im Auftrag war auch die Neuverkabelung der Heizkörper beinhaltet und dazu musste ich  den Kabelkanal am
Wagenboden öffnen. Dieser Kabelkanal bestand aus hochgestellten Brettern. die mittels Feinblechplatten und Holzschrauben verschlossen wurden. Der Kabelstrang selbst war mittels in Öl gekochten Holzbriden an den hölzernen  Wagenboden angeschraubt.
Halb kniend und liegend habe ich nun versucht die Blechplatten zu lösen, ging vorerst nicht, also mit etwas Nachdruck angerissen und im selben Augeblick hat sich eine rote Staublawine über mich ergossen. Es hat sich herausgestellt, dass sämtliche Kabelführungen und Verteiler fast randvoll mit Bremsstaub gefüllt waren.

Nach Fertigstellung wurden die beiden n2 dann in die HW überstellt, dort abgenommen und anschließend nach Michelbeuern gebracht. Dort konnte ich sie in der Vorbeifahrt am Gleisstutzen und später gemeinsam im Zugverband ablichten.

In der selben Fahrzeugreihe war auch ein N1 auf einen Achsbruchwagen abgestellt, siehe Foto.

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Re: Stadtbahn
« Antwort #743 am: 18. Februar 2015, 22:13:41 »
Sehr anschauliche Schilderung.  :up:  Schienenfahrzeuge für die WVB baute Knotz seit 1972.

WIENTAL DONAUKANAL

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Re: Stadtbahn
« Antwort #744 am: 19. Februar 2015, 10:06:44 »
Kleine Nachreichung: ko3, 7507 zur Auslieferung im Knotz Freigelände bereitgestellt.

WIENTAL DONAUKANAL

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Re: Stadtbahn
« Antwort #745 am: 20. Februar 2015, 17:29:10 »
Landstraße Juli 1978.

HLS

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Re: Stadtbahn
« Antwort #746 am: 20. Februar 2015, 20:06:05 »
Weil ich es grad auf dem vorletztem Scan gelesen habe. Gab es damals wirklich eine Sonntagnachmittag(abend) HVZ?  ???
Wenn ja wurde dann zu derzeit ein dichteres Intervall gefahren oder wie muß man sich sonst diese Aussage vorstellen?
"Grüß Gott"

Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen. Dieter Nuhr

95B

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Re: Stadtbahn
« Antwort #747 am: 20. Februar 2015, 20:46:44 »
Weil ich es grad auf dem vorletztem Scan gelesen habe. Gab es damals wirklich eine Sonntagnachmittag(abend) HVZ?  ???
Wenn ja wurde dann zu derzeit ein dichteres Intervall gefahren oder wie muß man sich sonst diese Aussage vorstellen?

Hauptverkehrszeit im Autoverkehr! Also Rückreise der Wochenendausflügler usw. ...
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abraham

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Re: Stadtbahn
« Antwort #748 am: 21. Februar 2015, 09:39:14 »
Rüstwagen NR 6898 im Bhf. Michelbeuern. Links steht NR 6899, rechts N1 2954. Foto vom 16.11.1981

Klingelfee

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Re: Stadtbahn
« Antwort #749 am: 21. Februar 2015, 10:15:24 »
Weil ich es grad auf dem vorletztem Scan gelesen habe. Gab es damals wirklich eine Sonntagnachmittag(abend) HVZ?  ???
Wenn ja wurde dann zu derzeit ein dichteres Intervall gefahren oder wie muß man sich sonst diese Aussage vorstellen?

Hauptverkehrszeit im Autoverkehr! Also Rückreise der Wochenendausflügler usw. ...

Weil es 1978 schon eine so große Motorisierung gegeben hat. Ich kann mir sehr wohl vorstellen, ass es am Nachmittag auch einen dichteren Intervall, bzw längere Züge gegeben hat, um die ganzen Rucksacktouristen aus dem Wienerwald wieder in die Stadt gebracht hat. Und das dieser Vorfall eben zur "Hauptreisezeit" der Wanderer passiert ist.
Bitte meine Kommentare nicht immer als Ausrede für die WL ansehen