Tramwayforum

Allgemeines => Viennensia => Thema gestartet von: T1 am 15. Dezember 2021, 14:10:24

Titel: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: T1 am 15. Dezember 2021, 14:10:24
Der ist gut, den merk' ich mir  :up: Den bringt man aber leider nur noch bei Wienstraßenbahnkennern an :)
Eventuell funktioniert er heute mit einem D-Wagen-Fahrer, der antwortet "foahrat ma jo iwan Kai".
Bitte nicht irgendwas schreiben, nur um Mundart nachzuahmen. Wer soll in Wien "iwan" für über sagen?  ???
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: Erdberg am 15. Dezember 2021, 14:14:30
Ich würde es schon so sagen - allerdings eher: "iwan Kee".
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: Katana am 15. Dezember 2021, 17:15:33
Der ist gut, den merk' ich mir  :up: Den bringt man aber leider nur noch bei Wienstraßenbahnkennern an :)
Eventuell funktioniert er heute mit einem D-Wagen-Fahrer, der antwortet "foahrat ma jo iwan Kai".
Bitte nicht irgendwas schreiben, nur um Mundart nachzuahmen. Wer soll in Wien "iwan" für über sagen?  ???
Von "über'n" über "iban" zum "iwan" ist es nicht weit. Es gibt sicher Einige in Wien, die "iwan" sagen. Zumindest gab es sie.
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: darkweasel am 15. Dezember 2021, 17:48:50
Der ist gut, den merk' ich mir  :up: Den bringt man aber leider nur noch bei Wienstraßenbahnkennern an :)
Eventuell funktioniert er heute mit einem D-Wagen-Fahrer, der antwortet "foahrat ma jo iwan Kai".
Bitte nicht irgendwas schreiben, nur um Mundart nachzuahmen. Wer soll in Wien "iwan" für über sagen?  ???
Von "über'n" über "iban" zum "iwan" ist es nicht weit. Es gibt sicher Einige in Wien, die "iwan" sagen. Zumindest gab es sie.
Ja, ich glaub, der Herr "T1" ist ein bisschen verwirrt. "Ü" wird natialich im Dialekt zu "i", "b" zwischen Vokalen zu "w" wie im Schlagowers, und "den" nach einer Präposition zu "n" verkürzt, welcher Teil davon stört ihn? ???
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: Erdberg am 15. Dezember 2021, 18:42:48
Wir sollten einen Dialekt-Thread öffnen. Die vielfältigen Varianten und Schreibmöglichkeiten könnten dort diskutiert werden.
Das Thema ist unerschöpflich!!!
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: haidi am 15. Dezember 2021, 19:18:02
Um wieder on topic zu werden:
Was ist der Unterschied zwischen Ochtavierzga und Ochtavierzg a (a abgesetzt und betont). Es geht aber nicht um die Ochtavierzga
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: Nussdorf am 15. Dezember 2021, 19:59:31
Um wieder on topic zu werden:
Was ist der Unterschied zwischen Ochtavierzga und Ochtavierzg a (a abgesetzt und betont). Es geht aber nicht um die Ochtavierzga
Letzterer ist ein Gummiradler
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: hewerner am 15. Dezember 2021, 20:12:21
Ein kleiner Tip von mir, wenn man 'das' und 'dass' schreiben muss:

- den Satz im Dialekt sprechen:
– ich hoffe, dass Du das weißt (man sagt im Dialekt 'das')
– das Haus, das im Grünen steht (man sagt 'des')

Probiert es mal.
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: 95B am 15. Dezember 2021, 20:22:06
Um wieder on topic zu werden:
Was ist der Unterschied zwischen Ochtavierzga und Ochtavierzg a (a abgesetzt und betont). Es geht aber nicht um die Ochtavierzga
Letzterer ist ein Gummiradler

Gern auch als Ochtaviazga-Autobus (http://www.autobusforum.at/) bezeichnet. ;)

Wir sollten einen Dialekt-Thread öffnen. Die vielfältigen Varianten und Schreibmöglichkeiten könnten dort diskutiert werden.
Das Thema ist unerschöpflich!!!

Allerdings. Schade, dass das Wienerische immer mehr durch breites Youtube-Influencer-Norddeutsch abgelöst wird, nicht nur in der Wortwahl, sondern (was noch viel grauenhafter ist) auch in der Intonation.
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: Erdberg am 15. Dezember 2021, 20:26:04
Seit ich in der Steiermark wohne (immerhin seit 36 Jahren) hab ich festgestellt, daß nicht nur in der Steiermark der Dialekt mehr und mehr eingeebnet wird sondern auch das Wienerisch sich immer mehr verändert.
Mit meinem Bruder kommuniziere ich häufig auf Wienerisch, wobei wir uns aber an keine orthographischen Regeln halten (die es sowieso nicht gibt im Dialekt), sondern einfach drauf los schreiben, wie es uns einfällt. Da kommt es häufig vor, daß manche Wörter mal so und im nächsten Mail anders geschrieben werden.
Das ist eben die Freiheit der Kunst...
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: haidi am 15. Dezember 2021, 20:37:25
Um wieder on topic zu werden:
Was ist der Unterschied zwischen Ochtavierzga und Ochtavierzg a (a abgesetzt und betont). Es geht aber nicht um die Ochtavierzga
Letzterer ist ein Gummiradler

Gern auch als Ochtaviazga-Autobus (http://www.autobusforum.at/) bezeichnet. ;)

Wir sollten einen Dialekt-Thread öffnen. Die vielfältigen Varianten und Schreibmöglichkeiten könnten dort diskutiert werden.
Das Thema ist unerschöpflich!!!

Allerdings. Schade, dass das Wienerische immer mehr durch breites Youtube-Influencer-Norddeutsch abgelöst wird, nicht nur in der Wortwahl, sondern (was noch viel grauenhafter ist) auch in der Intonation.
Mir gefällt es, dass der Unterschied zwischen Straßenbahn und Autobus mit der kleinen Pause und dem sauber gesprochen A funktioniert, ein nicht des wienerischen mächtiger erkennt da keinen Unterschied.

Da hat es keine Youtube-Influencer gebraucht, allein das Satellitenfernsehen hat schon genügt.Meine Gschrappn mit ihrem Lecker, da steigt mir die Galle auf, im Wienerischen gibts da so feine Abstufungen...
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: Erdberg am 15. Dezember 2021, 20:48:29
Wer kennt heute noch:

Rammassuri
Lavua (Lavoir)
Baungat (Bankert)
Rotzpipm
Trottoaa (Trottoir)
Abuat (Abort)
Bahöö
...

Ich stoße übrigens in der Steiermark manchmal auf wienerische Ausdrücke, die hier nicht verstanden werden (mir fällt grad kein Beispiel ein). Und mich freut das immer, weil ich früher immer dachte, Wienerisch hat keine eigenen Kreationen, die woanders nicht verstanden werden, wie es hier in der Steiermark häufig der Fall ist.

Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: martin8721 am 15. Dezember 2021, 20:59:03
Eine sehr gute Lektüre zum Wienerischen bietet übrigens das Werk Peter Wehle, hier vor allem das Buch "Sprechen Sie Wienerisch?"
Falls sich noch jemand an ihn erinnert - der Kaberettist und Komponist Peter Wehle war wirklich ein Spezialist auf dem Gebiet und hat über das Wienerische sogar seine Dissertation geschrieben.  :)
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: WIENTAL DONAUKANAL am 15. Dezember 2021, 21:55:27
Eine sehr gute Lektüre zum Wienerischen bietet übrigens das Werk Peter Wehle, hier vor allem das Buch "Sprechen Sie Wienerisch?"
Falls sich noch jemand an ihn erinnert - der Kaberettist und Komponist Peter Wehle war wirklich ein Spezialist auf dem Gebiet und hat über das Wienerische sogar seine Dissertation geschrieben.  :)

Es werden wohl nicht mehr viele sein, die sich noch an Whele & Bronner: Das Zeitventil erinnern. Wobei die Sendung nicht jedem gelegen war, weil die beiden Kabarettisten mit ihrem süffisanten Vortragsstil ihren wirklich hohen Bildungsstand penetrant heraushängen liessen.
Das wirkliche Gehirn dürfte aber Dr. Peter Wehle gewesen sein, ich erinnere mich da noch an eine seiner Abhandlungen über den wiener Dialekt und seine Einbindungen des Rotwelschen und des Jiddischen.
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: haidi am 15. Dezember 2021, 22:08:17
Trottoaa (Trottoir)
Da fällt mir ein:

Ein Motorradfahrer wird von einer Straßenbahn überfahren, fürchterlicher Unfall. Ein Polizist macht die Unfallaufnahme, er schreibt:
Das rechte Bein liegt auf der Fahrbahn,
Das linke Bein liegt auf der FAhrbahn
die rechte Hand liegt auf der Fahrbahn,
der Kopf liegt auf dem Trottio, auf dem Trottoa Troitti - er gibt den Kopf einen Stoß mit dem Fuß ...... liegt auf der Fahrbahn
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: 31/5 am 15. Dezember 2021, 22:13:07
Eine sehr gute Lektüre zum Wienerischen bietet übrigens das Werk Peter Wehle, hier vor allem das Buch "Sprechen Sie Wienerisch?"
Falls sich noch jemand an ihn erinnert - der Kaberettist und Komponist Peter Wehle war wirklich ein Spezialist auf dem Gebiet und hat über das Wienerische sogar seine Dissertation geschrieben.  :)

Es werden wohl nicht mehr viele sein, die sich noch an Whele & Bronner: Das Zeitventil erinnern. Wobei die Sendung nicht jedem gelegen war, weil die beiden Kabarettisten mit ihrem süffisanten Vortragsstil ihren wirklich hohen Bildungsstand penetrant heraushängen liessen.
Das wirkliche Gehirn dürfte aber Dr. Peter Whele gewesen sein, ich erinnere mich da noch an eine seiner Abhandlungen über den wiener Dialekt und seine Einbindungen des Rotwelschen und des Jiddischen.

Wehle. Bitte wenigstens die Namen richtig schreiben.
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: WIENTAL DONAUKANAL am 15. Dezember 2021, 22:21:35
Eine sehr gute Lektüre zum Wienerischen bietet übrigens das Werk Peter Wehle, hier vor allem das Buch "Sprechen Sie Wienerisch?"
Falls sich noch jemand an ihn erinnert - der Kaberettist und Komponist Peter Wehle war wirklich ein Spezialist auf dem Gebiet und hat über das Wienerische sogar seine Dissertation geschrieben.  :)

Es werden wohl nicht mehr viele sein, die sich noch an Whele & Bronner: Das Zeitventil erinnern. Wobei die Sendung nicht jedem gelegen war, weil die beiden Kabarettisten mit ihrem süffisanten Vortragsstil ihren wirklich hohen Bildungsstand penetrant heraushängen liessen.
Das wirkliche Gehirn dürfte aber Dr. Peter Whele gewesen sein, ich erinnere mich da noch an eine seiner Abhandlungen über den wiener Dialekt und seine Einbindungen des Rotwelschen und des Jiddischen.

Wehle. Bitte wenigstens die Namen richtig schreiben.

Mit Demut meinen Lapsus bereinigt. :fp:
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: darkweasel am 15. Dezember 2021, 22:58:18
Trottoaa (Trottoir)
Da fällt mir ein:

Ein Motorradfahrer wird von einer Straßenbahn überfahren, fürchterlicher Unfall. Ein Polizist macht die Unfallaufnahme, er schreibt:
Das rechte Bein liegt auf der Fahrbahn,
Das linke Bein liegt auf der FAhrbahn
die rechte Hand liegt auf der Fahrbahn,
der Kopf liegt auf dem Trottio, auf dem Trottoa Troitti - er gibt den Kopf einen Stoß mit dem Fuß ...... liegt auf der Fahrbahn
Davon gibt es auch andere Varianten (https://www.tramwayforum.at/index.php?topic=325.0).
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: 95B am 15. Dezember 2021, 23:11:57
Von diesem Witz gibt es mannigfaltige Varianten.  Ich kenne ihn so: Polizisten finden einen Toten in der Czartoryskigasse und rätseln, wie sie die Örtlichkeit in der Meldung schreiben sollen. Da sagt einer: Geh bitte, trog man ums Eck in die Gersthofer Stroßn.

Edit: darkweasels Posting zu spät gesehen  :D
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: Ferry am 16. Dezember 2021, 08:02:15
Wer kennt heute noch:

Rotzpipm

Heißt es nicht "Rotzpipn?"
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: Erdberg am 16. Dezember 2021, 08:36:20
Ja schon, aber beim Sprechen wird aus dem n ein m, weil ein Verschlußlaut davor ist.

Hier ist noch eine Ansammlung von Dialektausdrücken in diesem Bonmot zu finden (Text stammt aus 2005):

Der Ansturm deutscher Studenten macht unseren Medizinunis schwer zu schaffen. Das Problem: Wir müssen deutsche Bewerber gleich behandeln wie die Österreicher.
 
Die Lösung: Der "Numerus austriacus medicinalis": Ein Eignungstest, der deutsche und österreichische Bewerber mit völlig identen Fragen aus dem praktischen medizinischen Alltag konfrontiert. (Die dezente Heranziehung minimal identitätsstiftender Austriazismen muss dabei erlaubt sein.)
 
Die Eignungstestfragen:
 
1. Ein wamperter Tschecherant steht blunznfett mit einer Eitrigen auf einem Fensterbankl im Mezzanin. Sind notfallmedizinische Maßnahmen aus ärztlicher Sicht angezeigt?
 
2. Darf raunzendes Pflegepersonal scheanglnden Tachinierern ein Jaukerl geben, während diese büseln?
 
3. Sie besuchen ein Wiener Kaffeehaus und geben sich als Medizinstudent(in) im 1. Semester zu erkennen. Die korrekte Anrede durch den Ober lautet:
a. Herr/Frau Metzgerlehrling.
b. Awezahrer &  BAföG-Zutzler.
c. Herr/Frau Doktor oder gleich Herr/Frau Medizinalrat.
 
4. Ein Zniachtl von einem Patienten verkutzt sich: Sein Plutzer sieht plötzlich aus wie ein Paradeiser. Ist es korrekt, den Plutzer des Patienten einzufatschen, sollte man ihm ein Pulverl geben oder reicht es, wenn er ein gutes Papperl bekommt?
 
5. Wären die obgenannten Methoden geeigneter, wenn unser Patient statt dem Friedhofsjodler ein Schlagerl gehabt hätte?
 
7. Muss jemand mit marodem Beuschl, der fesch weitertschickt, die Patschn strecken?
 
8. Ein schaasaugerter Patient reißt einen Stern. Nach dem Buserer hat er einen Dippel. Er hat einen ziemlichen Fetzen. Er speibt sich in der Notaufnahme an. Kann zum Entfernen des Gspiebenen auch der Fetzen des Patienten verwendet werden? Wenn nein, warum nicht?
 
9. Ein verwoadaglter, nicht assekurierter Straßenmusiker kommt mit einer Quetschn am Arm ins Spital. Die Quetschn wird nicht behandelt. Kann er mit der Quetschn am nächsten Tag wieder musizieren?
 
10. Ein Chirurg darf nicht tramhappert sein, sondern muss bei seiner Hackn aufpassen wie ein
a. Schuhmacher./b. Engelmacher./c. Haftelmacher .
 
11. Unterm Bett eines Patienten liegt der Lurch. Was tun Sie?
a. Sie lassen die Station evakuieren und verständigen das amphibische Institut.
b. Sie versuchen mit Hilfe des Patienten den Lurch zu fangen.
c. Sie rufen den Reinigungsdienst und lassen auch gleich den Nachtscheam ausleeren. 

Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: 95B am 16. Dezember 2021, 10:16:30
Schade, dass das Wienerische immer mehr durch breites Youtube-Influencer-Norddeutsch abgelöst wird, nicht nur in der Wortwahl, sondern (was noch viel grauenhafter ist) auch in der Intonation.
Da hat es keine Youtube-Influencer gebraucht, allein das Satellitenfernsehen hat schon genügt.Meine Gschrappn mit ihrem Lecker, da steigt mir die Galle auf, im Wienerischen gibts da so feine Abstufungen...

Wir hatten in den 1980ern als Kinder dank Telekabel auch schon alle deutsches Fernsehen, aber niemand hat damals deswegen zu piefkeln begonnen. Der Unterschied zu heute: Übers Handy findet eine Dauerberieselung mit norddeutscher Intonation statt, früher war das Fernsehen zeitlich eingeschränkt. Im Gegensatz zum TV sind die Darsteller auf Youtube ungefähr im gleichen Alter wie ihr Zielpublikum, das ist noch einmal ein stärkerer Anreiz, ihre Aussprache und Wortwahl direkt zu übernehmen.
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: hema am 16. Dezember 2021, 11:48:50
Wann a Steher an Bären reißt und von da Heh daglengt wird, legt der bei de Kiwara garantiert net nieder. Der sagt hechstens, des Gerschtl hot er von sein Hawara kriagt, den Peitscherbuam, der was zwa guate Rössa springen hat, die er a gern amoil pock'n tät. Und der greift eam öfta unter die Irxen, wann er'n bei der Koberin in den Tschecherl trifft, was im Block gegenüber is,. Quasi nur zwa Schritt über'd Schreamsn, grad halt umme hirschen muass er do, zu den Haus wo auf der zwara Stiag'n a der woarme Bruada aus seina Platten wohnt, der wos am Tag eigentli' Budelhupfa is. Am liabst'n sitzad er jetzt auf da neichn Scheslonsch, was er si auf Stottern zuag'legt hot, daham im Schlapf'nkino, mit sein Hausdrach'n in da neichn Kombinäsch oder si hauat'n si' olle zwa beide in de Schaln und gangaten auf an Leinwandradierer in da Friseurlosch im Poppenwimmer. Sche andirnd'lt mit'n Lüstersackl von der Stange, aber net mit da Anserpanier halt, weu' de g'hert nua fürn Suntag, wann's groß auf Gaudee gengan. Oder fürn Holzpytschama, wann ma gach obankelt, weu da wü ma jo wos gleichschau'n vuar da Meschpoche!
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: 95B am 16. Dezember 2021, 12:04:55
Lüstersackl

Den Begriff kenne ich nicht.
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: hema am 16. Dezember 2021, 13:49:54
Ein leichtes Sommersakko!  :lamp:
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: Erdberg am 16. Dezember 2021, 16:56:46
Na, da muss ich zugeben, daß ich einige Wörter nicht verstehe... Aber die sind wohl aus bestimmten Kreisen, die ich nicht so kenne...
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: Katana am 16. Dezember 2021, 17:22:26
Wer kennt heute noch:

Rotzpipm

Heißt es nicht "Rotzpipn?"
Versuch mal, das sauber auszusprechen. Du wirst schnell bei ...pipm landen.
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: WIENTAL DONAUKANAL am 16. Dezember 2021, 17:36:11
Lüstersackl

Den Begriff kenne ich nicht.

Dazu hier: Lüster, glänzender Stoff für Oberbekleidung.


https://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%BCster_(Stoff) (https://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%BCster_(Stoff))
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: 95B am 16. Dezember 2021, 20:07:23
Interessant, aber letztlich kein wienerischer Begriff.
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: Katana am 16. Dezember 2021, 21:27:22
Schade, dass das Wienerische immer mehr durch breites Youtube-Influencer-Norddeutsch abgelöst wird, nicht nur in der Wortwahl, sondern (was noch viel grauenhafter ist) auch in der Intonation.
Da hat es keine Youtube-Influencer gebraucht, allein das Satellitenfernsehen hat schon genügt.Meine Gschrappn mit ihrem Lecker, da steigt mir die Galle auf, im Wienerischen gibts da so feine Abstufungen...

Wir hatten in den 1980ern als Kinder dank Telekabel auch schon alle deutsches Fernsehen, aber niemand hat damals deswegen zu piefkeln begonnen. Der Unterschied zu heute: Übers Handy findet eine Dauerberieselung mit norddeutscher Intonation statt, früher war das Fernsehen zeitlich eingeschränkt. Im Gegensatz zum TV sind die Darsteller auf Youtube ungefähr im gleichen Alter wie ihr Zielpublikum, das ist noch einmal ein stärkerer Anreiz, ihre Aussprache und Wortwahl direkt zu übernehmen.

Das sagt ein Sprachwissenschaftler zum Dialektgebrauch:
Zitat
Aber warum können etwa die jungen Wiener (und vielleicht bald auch Grazer) keinen Dialekt mehr? Glauninger, selbst ursprünglich Grazer, den es nach Wien verschlagen hat, wo er an der Urania sogar Wienerisch-"Kurse" anbietet, glaubt nicht an eine einfache Erklärung. Aber: "Wenn die Leute in meinen Kursen bedauern, dass das Wienerische ausstirbt, frage ich sie immer, ob sie mit ihren Kindern Dialekt reden. - Natürlich nicht!" In den meisten Großstädten wurde Dialekt früher oder später als "Sprache des Proletariats" stigmatisiert. Wer den sozialen Aufstieg wollte, musste auch schön reden, wie es so schön heißt.

Ganz anders sei das etwa in Linz, so Glauninger: "Wenn Sie da den Jugendlichen zuhören, merken Sie, dass die noch immer sehr stark dialektgeprägt sind." Dies habe wohl mit dem Selbstbewusstsein "eines sehr wohlhabenden Bauerntums zu tun, das man in bestimmten oberösterreichischen Regionen findet". In Oberösterreich traf man etwa auf mächtige Vierkanthöfe, während in der Steiermark sogenannte "Keischler" bescheidener hausten. Wer das nötige Kleingeld hat, hat das nötige Selbstbewusstsein, seine Sprache zu pflegen.

Überhaupt spielt Selbstbewusstsein neben der Topografie einer Gegend eine entscheidende Rolle dabei, ob sich Mundarten lange halten.
Q: https://www.derstandard.at/story/1343743852548/hast-ghoert-das-war-deppert

Wann a Steher an Bären reißt und von da Heh daglengt wird, legt der bei de Kiwara garantiert net nieder. Der sagt hechstens, des Gerschtl hot er von sein Hawara kriagt, den Peitscherbuam, der was zwa guate Rössa springen hat, die er a gern amoil pock'n tät. Und der greift eam öfta unter die Irxen, wann er'n bei der Koberin in den Tschecherl trifft, was im Block gegenüber is,. Quasi nur zwa Schritt über'd Schreamsn, grad halt umme hirschen muass er do, zu den Haus wo auf der zwara Stiag'n a der woarme Bruada aus seina Platten wohnt, der wos am Tag eigentli' Budelhupfa is. Am liabst'n sitzad er jetzt auf da neichn Scheslonsch, was er si auf Stottern zuag'legt hot, daham im Schlapf'nkino, mit sein Hausdrach'n in da neichn Kombinäsch oder si hauat'n si' olle zwa beide in de Schaln und gangaten auf an Leinwandradierer in da Friseurlosch im Poppenwimmer. Sche andirnd'lt mit'n Lüstersackl von der Stange, aber net mit da Anserpanier halt, weu' de g'hert nua fürn Suntag, wann's groß auf Gaudee gengan. Oder fürn Holzpytschama, wann ma gach obankelt, weu da wü ma jo wos gleichschau'n vuar da Meschpoche!

Na, da muss ich zugeben, daß ich einige Wörter nicht verstehe... Aber die sind wohl aus bestimmten Kreisen, die ich nicht so kenne...
Sehe ich auch so. Budlhupfa, Leinwandradierer, Friseurlosch

Auch hier kann man seinen Wortschatz erweitern: https://bar.wikipedia.org/wiki/Weanarisch#Typische_Woate_und_Redewendunga
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: hema am 17. Dezember 2021, 01:57:02

Sehe ich auch so. Budlhupfa, Leinwandradierer, Friseurlosch

Der "Budlhupfa" ist ein Verkäufer. Ein "Leinwandradierer" ist, wenn man sich einen Film in der ersten Reihe ansieht, welche auch als Friseurloge bezeichnet wurde, weil man da oft so am Sitz lag wie beim Friseur beim Haare waschen. 


Zitat
Auch hier kann man seinen Wortschatz erweitern: https://bar.wikipedia.org/wiki/Weanarisch#Typische_Woate_und_Redewendunga
Da ist aber leider einiges falsch.  :'(
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: moszkva tér am 20. Dezember 2021, 20:21:22
Die Lösung: Der "Numerus austriacus medicinalis": Ein Eignungstest, der deutsche und österreichische Bewerber mit völlig identen Fragen aus dem praktischen medizinischen Alltag konfrontiert. (Die dezente Heranziehung minimal identitätsstiftender Austriazismen muss dabei erlaubt sein.)
 
Die Eignungstestfragen:
 
1. Ein wamperter Tschecherant steht blunznfett mit einer Eitrigen auf einem Fensterbankl im Mezzanin. Sind notfallmedizinische Maßnahmen aus ärztlicher Sicht angezeigt?
Eindeutig Kontraindikation. Wenns allerdings doch blöd hergeht, fährt der p.t. Patient mit dem 71er nach distal; zum Aufwachraum der städt. Pathologie.
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: Monorail am 21. Dezember 2021, 06:44:39
Interessant, aber letztlich kein wienerischer Begriff.
Vielen Dank, du bist aber nicht derjenige, der das bestimmt oder feststellt. Jeder kann sagen "das ist nicht Wienerisch", nur weil er den Begriff nicht kennt. ;)

Es gibt Begriffe und Phrasen, die charakteristisch für gewisse Wr. Bezirke, Berufs- oder Altersgruppen sind, oder auch solche, denen in unterschiedlichen Milieus (leicht) unterschiedliche Bedeutung zukommt. Bis ins 20. Jahrhundert wurde das Wiener Deutsch sogar in unterschiedliche Dialektgruppen aufgeteilt, weil man jenseits der Donau anders kauderwelschte als bei den Favoritnern.

In einem Punkt muss ich dir bedingungslos zustimmen: für das Youtube-Deutsch, dass unsere Sprache immer mehr verschandlt, gehört jeder Influencer mit an nassn Fetzn hergwatscht. (Und für das Influencerdasein selbst, versteht sich.)
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: 95B am 21. Dezember 2021, 10:24:30
Interessant, aber letztlich kein wienerischer Begriff.
Vielen Dank, du bist aber nicht derjenige, der das bestimmt oder feststellt.

Es ist eine Tatsache, dass Lüster (https://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%BCster_(Stoff)) kein wienerischer Ausdruck ist. Da brauche ich weder etwas zu bestimmen noch festzustellen.
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: Erdberg am 21. Dezember 2021, 10:46:47
Wir haben immer "Luster" gesagt (und meinten damit das, was im Zimmer hängt und Licht von der Decke produziert.
Aber Lüster ist mir völlig unbekannt.
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: haidi am 21. Dezember 2021, 10:58:20
Interessant, aber letztlich kein wienerischer Begriff.
Vielen Dank, du bist aber nicht derjenige, der das bestimmt oder feststellt.

Es ist eine Tatsache, dass Lüster (https://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%BCster_(Stoff)) kein wienerischer Ausdruck ist. Da brauche ich weder etwas zu bestimmen noch festzustellen.
Das sagt aber nicht, dass er in Wien verwendet wurde. In Wien haben sich durch den Hof viele französische (und auch englische) Ausdrücke, teilweise eingedeutscht bis zumindest Ende des vorigen Jahrhunderts erhalten.
Parapluie, Trottoir usw. usw.

Aus dem Englischen bzw. wegen der Engländer haben sich entwickelt: fesch (von fashion) oder "La mi net mitn Tee a", die anderen englischen Wörter wie Overall (over all), Pullover (pull over) etc. sind im gesamten deutschen Sprachraum verbreitet. Meine Großmutter hat immer drauf geschaut, dass ich den Schwitzer anhab, einen ärmellosen Pollover mit V-Ausschnitt, dürfte von Sweater abstammen.
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: WIENTAL DONAUKANAL am 21. Dezember 2021, 11:19:32
Lüster bedeutet Glanz, Perlen verlieren mit den Jahren ihrLüster und damit auch an Wert.
Ein Luster ist eine Klunkerlatern vom Swarovsky.

Eine Anzugweste, Gilet, hat im Rückenteil glänzenden Stoff eingesetzt, daher Lüstersackl. Wer im Schilee umarennt ist entweder ein Kellner oder unhöflich. Einst musste man in Gesellschaft fragen, insbesondere die Damen, ob man das Sakko ausziehen und in Hemdsärmel umarennen darf.

Ob spontane Wortkreationen in wiener Sprachfärbung zum Dialekt gehören, ist Auslegungssache.

Beispiele:

Dunstdrottel ==> Zum Küchendienst eingeteiltes Mannschaftsmitglied, Feuerwehr, Rettung, Gebrechendienste usw.

Mottenprinz ==> Bekleidungskammer Unteroffizier

Und aus ganz jüngster Zeit noch kreationsfeucht
Impfnazi ==> extrem rechtsorientierter Impfgegner
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: hema am 21. Dezember 2021, 11:29:47
"Lüster" wird von manchen im Vornehmsprech auch als Mehrzahl von Luster verwendet!  :)
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: 95B am 21. Dezember 2021, 11:33:28
Meine Großmutter hat immer drauf geschaut, dass ich den Schwitzer anhab, einen ärmellosen Pollover mit V-Ausschnitt, dürfte von Sweater abstammen.

Im deutschen Sprachraum (!) sagt man zu so einem Kleidungsstück auch Pullunder. Im englischen Sprachraum ist dieser anscheinend englische Ausdruck jedoch vollkommen unbekannt.

Eine Anzugweste, Gilet, hat im Rückenteil glänzenden Stoff eingesetzt, daher Lüstersackl.

Das Sackl ist klarerweise ein wienerischer Ausdruck, aber der Lüster halt nicht – auch wenn der Begriff in Wien Verwendung findet.
Titel: Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
Beitrag von: haidi am 21. Dezember 2021, 12:26:39
Ich kenn ihn als Pollunder, Pullunder scheint da der richtigere Ausdruck zu sein (pull under).

Die vielen Englisch-stämmigen Ausdrücke scheinen von den englischen Gaserern und sonstigen Technikern zu kommen die Wien Ende 19. Jhdts. bevölkert haben.