Autor Thema: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))  (Gelesen 8158 mal)

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hema

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Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
« Antwort #30 am: 17. Dezember 2021, 01:57:02 »

Sehe ich auch so. Budlhupfa, Leinwandradierer, Friseurlosch

Der "Budlhupfa" ist ein Verkäufer. Ein "Leinwandradierer" ist, wenn man sich einen Film in der ersten Reihe ansieht, welche auch als Friseurloge bezeichnet wurde, weil man da oft so am Sitz lag wie beim Friseur beim Haare waschen. 


Zitat
Auch hier kann man seinen Wortschatz erweitern: https://bar.wikipedia.org/wiki/Weanarisch#Typische_Woate_und_Redewendunga
Da ist aber leider einiges falsch.  :'(
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moszkva tér

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Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
« Antwort #31 am: 20. Dezember 2021, 20:21:22 »
Die Lösung: Der "Numerus austriacus medicinalis": Ein Eignungstest, der deutsche und österreichische Bewerber mit völlig identen Fragen aus dem praktischen medizinischen Alltag konfrontiert. (Die dezente Heranziehung minimal identitätsstiftender Austriazismen muss dabei erlaubt sein.)
 
Die Eignungstestfragen:
 
1. Ein wamperter Tschecherant steht blunznfett mit einer Eitrigen auf einem Fensterbankl im Mezzanin. Sind notfallmedizinische Maßnahmen aus ärztlicher Sicht angezeigt?
Eindeutig Kontraindikation. Wenns allerdings doch blöd hergeht, fährt der p.t. Patient mit dem 71er nach distal; zum Aufwachraum der städt. Pathologie.

Monorail

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Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
« Antwort #32 am: 21. Dezember 2021, 06:44:39 »
Interessant, aber letztlich kein wienerischer Begriff.
Vielen Dank, du bist aber nicht derjenige, der das bestimmt oder feststellt. Jeder kann sagen "das ist nicht Wienerisch", nur weil er den Begriff nicht kennt. ;)

Es gibt Begriffe und Phrasen, die charakteristisch für gewisse Wr. Bezirke, Berufs- oder Altersgruppen sind, oder auch solche, denen in unterschiedlichen Milieus (leicht) unterschiedliche Bedeutung zukommt. Bis ins 20. Jahrhundert wurde das Wiener Deutsch sogar in unterschiedliche Dialektgruppen aufgeteilt, weil man jenseits der Donau anders kauderwelschte als bei den Favoritnern.

In einem Punkt muss ich dir bedingungslos zustimmen: für das Youtube-Deutsch, dass unsere Sprache immer mehr verschandlt, gehört jeder Influencer mit an nassn Fetzn hergwatscht. (Und für das Influencerdasein selbst, versteht sich.)
Die Haltestellen heißen "Dr.-Karl-Renner-Ring", "Simmering, Grillgasse" und "Kärntner Ring, Oper", Punkt. Stationsnamen haben geographisch korrekt und nicht irreführend zu sein.

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Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
« Antwort #33 am: 21. Dezember 2021, 10:24:30 »
Interessant, aber letztlich kein wienerischer Begriff.
Vielen Dank, du bist aber nicht derjenige, der das bestimmt oder feststellt.

Es ist eine Tatsache, dass Lüster kein wienerischer Ausdruck ist. Da brauche ich weder etwas zu bestimmen noch festzustellen.
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Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
« Antwort #34 am: 21. Dezember 2021, 10:46:47 »
Wir haben immer "Luster" gesagt (und meinten damit das, was im Zimmer hängt und Licht von der Decke produziert.
Aber Lüster ist mir völlig unbekannt.

haidi

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Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
« Antwort #35 am: 21. Dezember 2021, 10:58:20 »
Interessant, aber letztlich kein wienerischer Begriff.
Vielen Dank, du bist aber nicht derjenige, der das bestimmt oder feststellt.

Es ist eine Tatsache, dass Lüster kein wienerischer Ausdruck ist. Da brauche ich weder etwas zu bestimmen noch festzustellen.
Das sagt aber nicht, dass er in Wien verwendet wurde. In Wien haben sich durch den Hof viele französische (und auch englische) Ausdrücke, teilweise eingedeutscht bis zumindest Ende des vorigen Jahrhunderts erhalten.
Parapluie, Trottoir usw. usw.

Aus dem Englischen bzw. wegen der Engländer haben sich entwickelt: fesch (von fashion) oder "La mi net mitn Tee a", die anderen englischen Wörter wie Overall (over all), Pullover (pull over) etc. sind im gesamten deutschen Sprachraum verbreitet. Meine Großmutter hat immer drauf geschaut, dass ich den Schwitzer anhab, einen ärmellosen Pollover mit V-Ausschnitt, dürfte von Sweater abstammen.
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Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
« Antwort #36 am: 21. Dezember 2021, 11:19:32 »
Lüster bedeutet Glanz, Perlen verlieren mit den Jahren ihrLüster und damit auch an Wert.
Ein Luster ist eine Klunkerlatern vom Swarovsky.

Eine Anzugweste, Gilet, hat im Rückenteil glänzenden Stoff eingesetzt, daher Lüstersackl. Wer im Schilee umarennt ist entweder ein Kellner oder unhöflich. Einst musste man in Gesellschaft fragen, insbesondere die Damen, ob man das Sakko ausziehen und in Hemdsärmel umarennen darf.

Ob spontane Wortkreationen in wiener Sprachfärbung zum Dialekt gehören, ist Auslegungssache.

Beispiele:

Dunstdrottel ==> Zum Küchendienst eingeteiltes Mannschaftsmitglied, Feuerwehr, Rettung, Gebrechendienste usw.

Mottenprinz ==> Bekleidungskammer Unteroffizier

Und aus ganz jüngster Zeit noch kreationsfeucht
Impfnazi ==> extrem rechtsorientierter Impfgegner

hema

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Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
« Antwort #37 am: 21. Dezember 2021, 11:29:47 »
"Lüster" wird von manchen im Vornehmsprech auch als Mehrzahl von Luster verwendet!  :)
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Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
« Antwort #38 am: 21. Dezember 2021, 11:33:28 »
Meine Großmutter hat immer drauf geschaut, dass ich den Schwitzer anhab, einen ärmellosen Pollover mit V-Ausschnitt, dürfte von Sweater abstammen.

Im deutschen Sprachraum (!) sagt man zu so einem Kleidungsstück auch Pullunder. Im englischen Sprachraum ist dieser anscheinend englische Ausdruck jedoch vollkommen unbekannt.

Eine Anzugweste, Gilet, hat im Rückenteil glänzenden Stoff eingesetzt, daher Lüstersackl.

Das Sackl ist klarerweise ein wienerischer Ausdruck, aber der Lüster halt nicht – auch wenn der Begriff in Wien Verwendung findet.
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haidi

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Re: Aussprache und Schreibweise des Wienerischen (war: Linie 48 (1907-1968))
« Antwort #39 am: 21. Dezember 2021, 12:26:39 »
Ich kenn ihn als Pollunder, Pullunder scheint da der richtigere Ausdruck zu sein (pull under).

Die vielen Englisch-stämmigen Ausdrücke scheinen von den englischen Gaserern und sonstigen Technikern zu kommen die Wien Ende 19. Jhdts. bevölkert haben.
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