Autor Thema: [PM] ÖBB verscherbeln Strecke bis Sulz um 632.112 Euro  (Gelesen 3866 mal)

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13er

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[PM] ÖBB verscherbeln Strecke bis Sulz um 632.112 Euro
« am: 02. Oktober 2012, 14:00:32 »
Zitat
05. September 2012

ÖBB verscherbeln Strecke bis Sulz um 632.112 Euro

SULZ. Noch hat man die Bahnstrecke von Bad Pirwawarth bis Sulz nicht aufgegeben. Zwar wurde sie im Vorjahr eingestellt, Politiker verschiedener Fraktionen startet aber Rettungsversuche. Die ÖBB Infrastruktur will die Strecke um 632.112 Euro verkaufen. "Wenn sich kein Käufer findet, sind die Schienen in zehn Tagen weggerissen, das wollen wir verhindert", zeigt sich Markus Amon, SPÖ Sulz, kämpferisch. Die Fahrgastzahlen waren zu gering, die Strecke für die ÖBB nicht lukrativ. Daher die Stilllegung. Amon hat einige Vorschläge, zur Wiederbelegung, er setzt unter anderem auf den Güterverkehr: "Wir haben in Sulz einen Bauern, der Stiegl-Bier mit Korn beliefert. Der Transport könnte genausogut über die Bahn abgewickelt werden."Ebenso wäre der Mülltransport zur Hohenruppersdorfer Deponie per Bahn anzudenken, meint Amon. Der Auersthaler Christoph Reiter-Havlicek, ÖVP, kämpft ebenfalls für die Bahnstrecke. "Sie kann nur mit einem umfassenden Rahmenkonzept wiederbelebt werden." Neben Gütertransport müsse der Personentransport besser koordiniert werden. Reiter-Havlicek verweist auf Fallbeispiele in Südtirol und Salzburg, wo man die Fahrgastzahlen mittels solcher Konzepte steigern konnte. Dazu müssten die Fahrtzeiten auf Arbeits- und Schulbeginn sowie Öffnungszeiten von öffentlichen Einrichtungen abgestimmt werden. Beim Treffen des nö. Verkehrsplaners Friedrich Zibuschka mit den Bürgermeistern der Gemeinden an der Bahnstrecke vergangenen Dienstag diskutierte man neue Möglichkeiten, erklärt Bad Pirawarths Bürgermeister Kurt Jantschitsch. "Alles ist möglich - von der Nachnutzung über Neuaufnahme mit touristischem Konzept oder den Verkauf ist alles möglich." Jantischtsch gibt aber zu bedenken, dass das derzeitige Ersatz-Bussystem wirtschaftlicher sei. Die Bahnstrecke Obersdorf - Bad Pirawarth bleibt bis 2019 erhalten. "Dann muss man sich die Zahlen anschauen und eine Entscheidung treffen", sagt der Ortschef.

Ulrike Potmesil

Quelle: http://www.sulz-weinviertel.spoe.at/index.php?pid=7550&id=83401

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Linie 41

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Re: [PM] ÖBB verscherbeln Strecke bis Sulz um 632.112 Euro
« Antwort #1 am: 02. Oktober 2012, 14:06:20 »
Und wieder einmal wird das Versagen der niederösterreichischen Verkehrspolitik auf plakative Weise offensichtlich. In einem zivilisierten Land hätte man im Weinviertel schon lange ein Regionalstadtbahnnetz mit modernen Fahrzeugen und elektrischer Infrastruktur aufgezogen.

Epic fail St. Pröllten. Hätte man die Landesverwaltung übrigens in Wien belassen, wäre jegliche Verkehrsplanung sinnvoller und einfacher durchzuführen gewesen. Die Erhebung Wiens zu einem eigenen Bundesland war meiner Meinung nach einer der größten Fehler der ersten Republik.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

moszkva tér

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Re: [PM] ÖBB verscherbeln Strecke bis Sulz um 632.112 Euro
« Antwort #2 am: 02. Oktober 2012, 14:25:05 »
Und wieder einmal wird das Versagen der niederösterreichischen Verkehrspolitik auf plakative Weise offensichtlich. In einem zivilisierten Land hätte man im Weinviertel schon lange ein Regionalstadtbahnnetz mit modernen Fahrzeugen und elektrischer Infrastruktur aufgezogen.

Allerdings!

Die Strecke Bad Pirawarth - Sulz ist alleine eher unnötig, aber bedenkt man das dichte Netz, dass es da oben gab, würde sich schon einiges machen lassen.
Aber fällt ein Teilstück weg, ist das ganze System zum Tode verurteilt.  :down:

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Re: [PM] ÖBB verscherbeln Strecke bis Sulz um 632.112 Euro
« Antwort #3 am: 02. Oktober 2012, 15:24:05 »
@U41 & Moskauer Platz: ***************!

Genau das habe ich mit meiner Meldung zur Parkraumbewirtschaftung gemeint. Nur ein Gesamtkonzept kann die Verkehrsprobleme lösen. Das Bahnende mit Umsteigezwang in Obersdorf ist ein Unding. Entweder gehört diese Linie ins Schnellbahnsystem eingebunden, oder sie gehört auf andere Weise nach Wien durchgebunden, z.B. als Lokalbahn. Das WLB-Konzept böte sich heute für das Wiener Umland in vielfacher Weise an. Gerade aus dem Norden von Wien gibt es, wenn man von der Schnellbahn absieht, keine vernünftigen Verknüpfungen.

Ein Grundfehler in unserem öffentlichen Verkehrssystem ist das fehlende Netz. Statt dessen konzentriert man sich lieber auf wenige Knotenpunkte, wo dann alles zusammenkommt. Das führt aber dazu, daß die Anreisewege zu diesen Knotenpunkten oft sinnlose Umwegfahrten erfordern, die Zufahrten zu diesen Knotenpunkten auf Grund des dort hohen Verkehrsaufkommens wieder lange brauchen, der Fußweg von einem allfälligen Parkplatz, so es einen solchen überhaupt gibt, weit ist, und oft dann noch unrentable Parkplatzkosten in Parkhäusern dazukommen. Damit werden aber alle möglichen Vorteile eines öffentlichen Verkehrs für den Fahrgast zunichte gemacht.

Viel besser wäre es, eine Vielzahl kleinerer Verknüpfungen ("Netz") zu schaffen. Das hieße auch, z.B. die ehm. Lokalbahnen im Weinviertel zu reaktivieren, mittels teilweiser Neutrassierung in einer Weise ähnlich der WLB an aktuelle Bedürfnisse anzupassen und vor allem nach und durch Wien zu unterschiedlichen Destinationen durchzubinden.

Als Beispiel fiele mir gleich die Strecke von Obersdorf nach Wien ein. Die könnte man entlang der Brünner Straße bis Floridsdorf führen und mit ein wenig Kreativität in die Stadtbahn einbinden. In Obersdorf bestünde auch die Verknüpfung mit der Nordautobahn. Die Kernzone würde ich bis Obersdorf ausweiten, um den Individualverkehr gleich möglichst weit vom Stadtzentrum entfernt abzufangen.

Vermutlich verpröllen aber alle guten Ansätze an den Wiener und St. Ludwigsburger Sturschädeln.


moszkva tér

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Re: [PM] ÖBB verscherbeln Strecke bis Sulz um 632.112 Euro
« Antwort #4 am: 02. Oktober 2012, 15:31:44 »
Als Beispiel fiele mir gleich die Strecke von Obersdorf nach Wien ein. Die könnte man entlang der Brünner Straße bis Floridsdorf führen und mit ein wenig Kreativität in die Stadtbahn einbinden.
Da böten sich mehrere Varianten an, man könnte sogar mehrere davon gleichzeitig realisieren:

* Ab Stammersdorf über die Linie 31 nach Flo'dorf oder Schottenring führen
* Ab Stammersdorf über eine Neubaustrecke nach Strebersdorf führen und dort
   a) in die S-Bahn einbinden
   b) über eine Straßenbahn-Neubaustrecke durch Jedlessee nach Floridsdorf führen
* Ab Stammersdorf über Linie 31 nach Großjedlersdorf und dann über die neu zu errichtende Linie 27 nach Kagran
* REX-Züge direkt in Obersdorf in die S-Bahn einbinden (für die eiligen Fahrgäste des Außenastes) und zum Hauptbahnhof schicken. (Edit: Allerdins würde ich da für Stürzen in Wolkersdorf plädieren, um den Ortschaften eine gute Verbindung an das Regionalzentrum zu bieten)

Voraussetzung wären natürlich Mehrsystemwagen und in Wien auch Straßenbahnstrecken, auf denen man annähernd U-Bahn-Geschwindigkeiten erreichen kann (Hallo, Linie 31!!!).

68er

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Re: [PM] ÖBB verscherbeln Strecke bis Sulz um 632.112 Euro
« Antwort #5 am: 02. Oktober 2012, 21:45:10 »
Ich behaupte einmal, dass das nicht gut funktionieren würde. Jede Strecke, die kein Potential für mindestens ein 10-Minuten-Intervall hat, ist unattraktiv.
Das Auto hat zu einer Veränderung der Lebensgewohnheiten geführt, die einen Tagesablauf mit auf die Minute pünktlichem Erscheinen extrem einschränkend erscheinen lässt.
Wenn man im üblichen Chaos einmal drei Minuten zu spät kommt und damit einen halben Arbeitstag verliert, sitzt man am nächsten Tag wieder im Auto.

Und dichte Intervalle sind halt nur zu einigen starken Knoten zu machen, wo die Pendler dann ihre Autos in riesigen Parkhäusern abstellen, lokales Verkehrschaos inklusive. Solange das irgendwo weit draußen ist und keine Anrainer belästigt werden, ist es eh wurscht. Und wenn die Kinder in der Früh wieder einmal besonders lang gebraucht haben oder man am Abend erst beim dritten Versuch alles eingepackt hat, was man mitnehmen muss, erwischt man 15 Minuten später den nächsten Zug.

In irgendwelche kleinen Dörfer des Weinviertels könnte man höchstens vier Züge am Tag halbwegs füllen. Nur fährt da niemand, wenn er mit stundenlangem Warten bei der kleinsten Verzögerung rechnen muss.

Man kann auch in kaum einem Job mehr eine halbe Stunde vor Dienstschluss alles liegen und stehen lassen, um pünktlich wegzukommen. Wenn der Kunde um 16:58 anruft, und das Gespräch 20 Minuten dauert, kann man nicht einfach auflegen. Und eine Übernachtung im Hotel wird bei aller Liebe zu den Öffis auch niemand in Kauf nehmen.

invisible

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Re: [PM] ÖBB verscherbeln Strecke bis Sulz um 632.112 Euro
« Antwort #6 am: 02. Oktober 2012, 22:15:20 »
Zitat
Die Bahnstrecke Obersdorf - Bad Pirawarth bleibt bis 2019 erhalten. "Dann muss man sich die Zahlen anschauen und eine Entscheidung treffen", sagt der Ortschef.


Na super... nachdem die Strecke in Obersdorf ja quasi im Nirgendwo verendet, statt dass man sie die zwei Kilometer nach Wolkersdorf verlängert hat. Der P&R-platz mit grad mal 100 Stellplätzen machts auch nur bedingt besser.
Liebe Fahrgäste: Der Zug ist abgefahren.

moszkva tér

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Re: [PM] ÖBB verscherbeln Strecke bis Sulz um 632.112 Euro
« Antwort #7 am: 02. Oktober 2012, 22:30:00 »
@68er: Alles, was du schreibst, passt auch auf Beruf+Kinder: Wie soll man solche Dinge unter einen Hut bringen, wer stellt jemanden an, der vielleicht zu Hause bleibt, weil es dem Nachwuchs schlecht geht?

Alles Einstellungssache. In Skandinavien werden Leute, die Kinder haben, sogar bevorzugt angestellt, weil man davon ausgeht, dass sie eine höhere Kompetenz im Sozialbereich und bei der Konfliktbewältigung haben. Leute, die Kinderlos bleiben, haben auch schlechtere Voraussetzungen bei der Karriere, Männer wie Frauen.

Also warum sollte das mit dem Mobilitätsverhalten nicht auch funktionieren? Man muss halt auch einmal "die Wirtschaft" entsprechend erziehen!