Wie oft fährt ein Normalbürger im Jahr von Wien nach Berlin, damit sich die per Steuergeld seeehr teuer erkaufte Fahrzeitersparnis auch auszahlt?
Der österreichische Normalbürger beteiligt sich an den Kosten sowieso eher wenig (sprich: ein wenig was für den Ausbau der Nordbahn und eventuell indirekt noch einen Anteil über die EU). Und es ist ja mitnichen so, dass die ausgebaute Infrastruktur nur für Reisende von Berlin nach Wien von Vorteil ist:
- Vom Ausbau der Nordbahn profitiert eventuell sogar der Regionalverkehr, auf jeden Fall aber die Verbindung Wien - Brünn.
- Die Neubaustrecke von Prag nach Brünn verbindet immerhin die beiden größten Städte des Landes (und mit der Verlängerung nach Ostrava die drei größten) miteinander, im Grunde ist das das Pendant zur neuen Weststrecke und dem Semmeringtunnel. Sie ist Teil eines geplanten geplanten tschechischen
Hochgeschwindigkeitsnetzes. Wie wenig es gerade bei dieser Strecke nur um Berlin - Wien geht, verdeutlicht
dieser Entwurf für den tschechischen Fernverkehr im Jahre 2050.
- Auf deutscher Seite profitiert der Regionalverkehr stark, weil sich z.B. auch die Fahrzeiten zwischen dem Süden Brandenburgs sowie dem unmittelbaren südlichen Berliner Umland und Berlin deutlich verkürzen. Über die wieder aufzubauende historische Trasse in Berlin verkehrt dann auch der Flughafenexpress zwischen dem Berliner Hbf und dem Flughafen.
- Neben Wien - Berlin profitieren auch andere Fernverkehrsverbindungen davon: Wien - Prag - Dresden, Berlin - Dresden - Prag - Bratislava - Budapest, ein wenig sogar Wien - Warschau.
Im Grunde ist die Ankündigung für Wien - Berlin von gestern nichts anderes als Marketing für eine Ansammlung verschiedener Projekte, die überwiegend längst beschlossen, z.T im Bau und abschnittsweise sogar schon fertiggestellt sind. Bitte nicht vergessen: in Deutschland wird im September gewählt.