Autor Thema: [PM] U4 als Geduldsprobe für Fahrgäste  (Gelesen 5430 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

95B

  • Verkehrsstadtrat
  • **
  • Beiträge: 36128
  • Anti-Klumpert-Beauftragter
[PM] U4 als Geduldsprobe für Fahrgäste
« am: 28. März 2012, 08:22:16 »
U4 als Geduldsprobe für Fahrgäste

Fast täglich ärgern sich tausende U-Bahn-Fahrgäste über Betriebsstörungen und entsprechende Verspätungen. Vor allem bei der U4 brauchten die Passagiere zuletzt viel Geduld. Ursache sind technische Fehler oder Erkrankungen von Fahrgästen.

Die Verspätungen bei der U-Bahnlinie U4 beschäftigen auch laufend den Fahrgastbeirat der Wiener Linien. Laut dem Fahrgastbeirat, Hermann Knoflacher, gebe es drei Problempunkte. Vorrangig nannte er gegenüber der ORF-Sendung „Wien heute“ die alten U-Bahn-Garnituren, die an ihr Lebensende gekommen seien. Weiters würden allgemeine, technische Probleme immer wieder zu Verzögerungen führen.

Ganz allgemein meinte Knoflacher, dass die Informationspolitik der Wiener Linien als nicht optimal von den Fahrgästen beurteilt werde. Der Fahrgast brauche rasche Information und das Gefühl, dass man sich schnell um ihn kümmere.

Fehler im Stellwerk hat Stillstand zur Folge

Fakt ist: 37.000 Kilometer legen die Wiener U-Bahnen täglich zurück, 110 Züge sind gleichzeitig unterwegs. Die U4 befährt zudem auch offene Streckenteile. Das alle trage zu Fehlern bei, so die Wiener Linien. Allein heuer habe man aber rund 80 Millionen Euro in die Revision der U-Bahnanlagen und in neue Züge im gesamten U-Bahnnetz gesteckt.

Der Ärger der wartenden Fahrgäste wird durch diese Zahlen aber vermutlich nicht kleiner. Denn allein bei der U4 haben solche Vorfälle zur Folge, dass Tausende Fahrgäste in bis zu 23 Zügen gleichzeitig warten müssen.

Im Relaisstellwerk Meidling wird jedenfalls konkret der Betrieb der U4 zwischen Braunschweiggasse und Margaretengürtel kontrolliert. Kommt es zu einem Fehler im Stellwerk, dann stehen die Züge still. Im März sei das bisher zweimal passiert, wie es offiziell von den Wiener Linien hieß. Wie schnell der Fehler behoben werde, hänge davon ab, wie kompliziert das Problem sei beziehungsweise wie rasch dieser Fehler gefunden werde.

Bis zu zwei Rettungseinsätze täglich

Zu Verzögerungen komme es nicht nur aus technischen Gründen, sondern auch aufgrund von gesundheitlichen Problemen der Fahrgäste, so Wiener-Linien-Sprecher Answer Lang. Eineinhalb Millionen Menschen würden täglich mit der U-Bahn fahren und alleine auf der U4 gebe es zwei bis drei Mal am Tag Zwischenfälle, bei denen die Rettung gerufen werde. Lang: „Dann steht der betroffene Zug still und damit auch alle anderen, weil natürlich kein anderer vorbei kann.“

Am Beginn der Störung sei jedenfalls oft nicht abzuschätzen, wie lange es dauern werde. Man bemühe sich aber um rasche und aktuelle Information, versicherte Lang. An einer Verbesserung der Durchsagen werde derzeit gearbeitet.


Q: http://wien.orf.at/news/stories/2526669/
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!

158er

  • RBL-Disponent
  • ***
  • Beiträge: 1555
Re: [PM] U4 als Geduldsprobe für Fahrgäste
« Antwort #1 am: 28. März 2012, 08:49:21 »
Kommt es zu einem Fehler im Stellwerk, dann stehen die Züge still. Im März sei das bisher zweimal passiert, wie es offiziell von den Wiener Linien hieß.
Das glaube ich dem Answer aber wirklich nicht. Vielleicht ist zweimal der komplette Betrieb für längere Zeit stillgestanden, es gibt aber ausnahmslos jeden Tag Schleichfahrten, Wartezeiten von 10 Minuten und mehr und ewige Aufenthalte in Stationen. Ich fahr fast nur mehr Fahrrad, weil mir das so auf die Nerven geht...  >:( :down:

95B

  • Verkehrsstadtrat
  • **
  • Beiträge: 36128
  • Anti-Klumpert-Beauftragter
Re: [PM] U4 als Geduldsprobe für Fahrgäste
« Antwort #2 am: 28. März 2012, 09:31:15 »
Kommt es zu einem Fehler im Stellwerk, dann stehen die Züge still. Im März sei das bisher zweimal passiert, wie es offiziell von den Wiener Linien hieß.
Das glaube ich dem Answer aber wirklich nicht. Vielleicht ist zweimal der komplette Betrieb für längere Zeit stillgestanden, es gibt aber ausnahmslos jeden Tag Schleichfahrten, Wartezeiten von 10 Minuten und mehr und ewige Aufenthalte in Stationen. Ich fahr fast nur mehr Fahrrad, weil mir das so auf die Nerven geht...  >:( :down:
Die Stillstände sollten aber mittlerweile nicht mehr vorkommen, da zwischenzeitlich die Weichen im gesamten Stellwerksbereich versperrt, d. h. außer Betrieb gesetzt wurden.
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!

13er

  • Verkehrsstadtrat
  • **
  • Beiträge: 27735
Re: [PM] U4 als Geduldsprobe für Fahrgäste
« Antwort #3 am: 28. März 2012, 11:10:33 »
Es ist wirklich ein Armutszeugnis, wenn man ein vom IV völlig unabhängiges (das wird ja immer als der große Vorteil der U-Bahn genannt) Verkehrsmittel so schleißig betreibt, dass es sogar regelmäßig in der Zeitung steht.

@158: Das stimmt auch tatsächlich nicht. Vielleicht meinte er, man kann's ihnen nur zweimal offiziell nachweisen 8)

Faktum ist, dass auf allen U-Bahn-Linien die (Eigen-)Störungen immer häufiger werden. Ein Zuwachs von etwa 1000 Wagengebrechen verschiedenster Art pro Jahr. Das kann man nicht mehr schönreden.
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

ULF

  • Zugführer
  • *
  • Beiträge: 978
Re: [PM] U4 als Geduldsprobe für Fahrgäste
« Antwort #4 am: 28. März 2012, 11:40:23 »
Die naheliegendste Lösung wäre den gesamten U-Bahn-Ausbau zu stoppen und das frei gewordene Geld in den Erhalt und die Sanierung des Bestands zu stecken. Offensichtlich fressen die Kosten den Betrieb ja jetzt schon auf, sonst würde man kaum auf so eigenartige Lösungen wie die Stilllegung der Weichen kommen...

Im einem gestrigen Beitrag in Wien Heute erhält man übrigens Einblick in das Stellwerk in Meidling. Ich kenne mich in diesem Gebiet praktisch nicht aus, aber ich frage mich, ob eine solche Anlage noch zeitgemäß ist. Wäre eine computerunterstützte Steuerung nicht wesentlich fehlerresistenter? Wie sieht das in Nachbarbetrieben oder der großen Schwester, der Bahn, aus? Weiß das zufällig jemand?

Klingelfee

  • Geschäftsführer
  • *
  • Beiträge: 14600
Re: [PM] U4 als Geduldsprobe für Fahrgäste
« Antwort #5 am: 28. März 2012, 11:56:31 »
Die naheliegendste Lösung wäre den gesamten U-Bahn-Ausbau zu stoppen und das frei gewordene Geld in den Erhalt und die Sanierung des Bestands zu stecken. Offensichtlich fressen die Kosten den Betrieb ja jetzt schon auf, sonst würde man kaum auf so eigenartige Lösungen wie die Stilllegung der Weichen kommen...

Im einem gestrigen Beitrag in Wien Heute erhält man übrigens Einblick in das Stellwerk in Meidling. Ich kenne mich in diesem Gebiet praktisch nicht aus, aber ich frage mich, ob eine solche Anlage noch zeitgemäß ist. Wäre eine computerunterstützte Steuerung nicht wesentlich fehlerresistenter? Wie sieht das in Nachbarbetrieben oder der großen Schwester, der Bahn, aus? Weiß das zufällig jemand?

Das schaut dort genaus so aus, wei bei den WL. Da hast du auch alles vom Relaistellwerk bis zum Computerstellwerk. Meidling ist halt ein Stellwerk, das noch aus den 70er Jahren übrig geblieben ist und sicherlich irgendwann auf den neuesten Standard gebracht wird. Nur ist das wie überall auch eine Frage des Geldes. Und wieso soll ich etwas wegschmeissen, weil es alt ist. Die groben Probleme mit dem Stellwerk ist ja erst seit einem halben Jahr und so schnell geht es mit einem Umbau auch nicht. Vielleicht ist ein Stellwerksumbau schon lange geplant und man baut wegen der U1 das Stellwerk noch nicht um. Im übrigen, auf der U1 wird jetzt eben auch die gleiche Stellwerkstechnik im Zuge des Umbaues ausgetauscht.
Bitte meine Kommentare nicht immer als Ausrede für die WL ansehen

95B

  • Verkehrsstadtrat
  • **
  • Beiträge: 36128
  • Anti-Klumpert-Beauftragter
Re: [PM] U4 als Geduldsprobe für Fahrgäste
« Antwort #6 am: 28. März 2012, 12:04:36 »
Und wieso soll ich etwas wegschmeissen, weil es alt ist.
Damit ich nicht irgendwann chronische Probleme bekomme, weil es ständig defekt ist... ;)
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!

158er

  • RBL-Disponent
  • ***
  • Beiträge: 1555
Re: [PM] U4 als Geduldsprobe für Fahrgäste
« Antwort #7 am: 28. März 2012, 12:05:08 »
Wie sieht das in Nachbarbetrieben oder der großen Schwester, der Bahn, aus? Weiß das zufällig jemand?
Zumindest bei den ÖBB gibts teilweise noch wesentlich ältere Stellwerkvorrichtungen. Sehr viele Stellwerke wurden beispielsweise in der Nazizeit unter dem Namen "Deutsche Einheit" gebaut. Einige sind noch immer in Betrieb, wie zB in St. Martin am Grimming. Ich weiß nicht, ob computerunterstützte Stellwerke auch 70 Jahre und länger halten würden...  ;)

13er

  • Verkehrsstadtrat
  • **
  • Beiträge: 27735
Re: [PM] U4 als Geduldsprobe für Fahrgäste
« Antwort #8 am: 28. März 2012, 12:51:07 »
Und wieso soll ich etwas wegschmeissen, weil es alt ist.
Das stimmt grundsätzlich: Never change a running system. Außer es ist irgendwann nicht mehr running ;)

Leider ist alles, was mit Computern zu tun hat, viel fehleranfälliger als die alten Systeme. Wir verstehen leider (wegen der Unzahl an möglichen Zuständen) immer noch nicht genau genug die Komplexität von digitalen Systemen. Elektronik und Software ist ein Fluch und Segen zugleich.
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

benkda01

  • Verkehrsführer
  • *
  • Beiträge: 2695
[PM] U4 als Geduldsprobe für Fahrgäste
« Antwort #9 am: 28. März 2012, 12:59:16 »
Leider ist alles, was mit Computern zu tun hat, viel fehleranfälliger als die alten Systeme. Wir verstehen leider (wegen der Unzahl an möglichen Zuständen) immer noch nicht genau genug die Komplexität von digitalen Systemen. Elektronik und Software ist ein Fluch und Segen zugleich.
Treffender kann man es kaum ausdrücken! :up:

ULF

  • Zugführer
  • *
  • Beiträge: 978
Re: [PM] U4 als Geduldsprobe für Fahrgäste
« Antwort #10 am: 28. März 2012, 14:00:06 »
Zumindest bei den ÖBB gibts teilweise noch wesentlich ältere Stellwerkvorrichtungen. Sehr viele Stellwerke wurden beispielsweise in der Nazizeit unter dem Namen "Deutsche Einheit" gebaut. Einige sind noch immer in Betrieb, wie zB in St. Martin am Grimming. Ich weiß nicht, ob computerunterstützte Stellwerke auch 70 Jahre und länger halten würden... ;)
Nettes Video, das du da verlinkt hast! Danke dir! :)
Und du hast natürlich recht, die niedrige Lebensdauer und Robustheit digitaler Systeme sind gute Gegenargumente.

Und wieso soll ich etwas wegschmeissen, weil es alt ist. Die groben Probleme mit dem Stellwerk ist ja erst seit einem halben Jahr und so schnell geht es mit einem Umbau auch nicht.
Grundsätzlich bin ich da ganz bei dir. Da ich keine Ahnung von Stellwerken hab, wollte ich lediglich mal erfahren, wie der Stand der Technik verglichen mit dem Ist-Stand in Meidling ist - nur um mir eine fundierte Meinung bilden zu können.

Leider ist alles, was mit Computern zu tun hat, viel fehleranfälliger als die alten Systeme. Wir verstehen leider (wegen der Unzahl an möglichen Zuständen) immer noch nicht genau genug die Komplexität von digitalen Systemen. Elektronik und Software ist ein Fluch und Segen zugleich.
Das kann ich zwar so unterschreiben, nur möchte ich hier hervorheben, dass das Problem an der Sache weniger die Computer selbst sind, als die Menschen, die dahinter sitzen, und diesen versuchen was beizubringen. Wegen unzureichender Planung, schlechter Kenntnisse, Vernachlässigung der Komplexität und mangelndem Testing werden heutzutage die meisten softwarebezogenen Probleme verursacht. Sauber programmierte digitale Systeme können ebenso fehlersicher wesentlich komplexere Aufgaben als mechanische Systeme überaus effizient durchführen, mag ich jetzt mal so zu behaupten. Alles einer Sache der Qualität, die dahinter steckt.

13er

  • Verkehrsstadtrat
  • **
  • Beiträge: 27735
Re: [PM] U4 als Geduldsprobe für Fahrgäste
« Antwort #11 am: 28. März 2012, 14:34:53 »
Sauber programmierte digitale Systeme können ebenso fehlersicher wesentlich komplexere Aufgaben als mechanische Systeme überaus effizient durchführen, mag ich jetzt mal so zu behaupten. Alles einer Sache der Qualität, die dahinter steckt.
Selbstverständlich, aber dazu muss man einen sehr hohen Aufwand betreiben (komplettes Unit Testing, formale Methoden, Beweisen von Korrektheit, aktuelle Dokumentation aller Bausteine, extrem sichere Programmiersprachen, ...), der dementsprechend kostet. Sonst würde ja auch jedes zweite Flugzeug abstürzen oder Atomreaktor explodieren. Nach allem, was ich vom RBL kenne, ist das halt irgendwie mit Java-Bausteinen zusammengeschustert und so halbwegs getestet, aber weit von einer robusten Architektur entfernt.

Das Problem mit dem Computer ist übrigens nicht, dass er nicht das tut, was ihm der Mensch sagt, sondern dass er ganz exakt das tut, was der Mensch ihm sagt 8)
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

95B

  • Verkehrsstadtrat
  • **
  • Beiträge: 36128
  • Anti-Klumpert-Beauftragter
Re: [PM] U4 als Geduldsprobe für Fahrgäste
« Antwort #12 am: 28. März 2012, 14:45:54 »
Das Problem mit dem Computer ist übrigens nicht, dass er nicht das tut, was ihm der Mensch sagt, sondern dass er ganz exakt das tut, was der Mensch ihm sagt 8)
Das wäre an sich auch noch nicht das Problem... das Diffizile ist, dass der Mensch, der dem Computer gesagt hat, was er tun soll, im Normalfall nicht mit jenem Menschen übereinstimmt, der den Computer bedient. :)
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!