Autor Thema: Linie 12  (Gelesen 200109 mal)

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Re: Linie 12
« Antwort #195 am: 22. September 2020, 22:26:49 »
Niemand ist gezwungen, in den Barbara-Prammer-Hof zu ziehen. Man kreuzelt einfach auf dem Wisch, den man bei der Wohnberatung Wien bekommt, den 10. Bezirk nicht an und gut is'. Und wer auf den gewissen Überraschungsfaktor, der mit der Wohnungszuweisung verbunden ist, gerne verzichtet, der kann sich selbst nach einer sogenannten Direktvergabewohnung umsehen. Das bissl Ablöse zusammenzusparen, sollte machbar sein. Stand 2014 bis 2017 – jetzt soll man sich ja sogar angeblich seine Wunschwohnung über ein Portal selbst suchen können. Ob das schon umgesetzt ist und wie das im Detail aussieht, vermag ich nicht zu sagen, das war vor der Zeit, in der ich für eine Gemeindewohnung vorgemerkt war. Das ist natürlich nichts gegen die paradiesischen Zustände, die es etwa in Deutschland gibt – ich glaub, User "abc" müsste die besser kennen als ich. Dort wechseln sich die Parteien in schöner Regelmäßigkeit ab, sind trotzdem (?) zu einem "marktkonformen" Einheitsbrei verschmolzen. Rund 1,2 Millionen Sozialwohnungen gab es 2018 in Deutschland, Tendenz sinkend. Wieviele Gemeindewohnungen gibt es noch schnell allein in Wien? Und wie sieht das mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in deutschen Städten aus? Sind dort Intervalle und Netzdichte, wie man sie in Wien kennt, üblich, gar weit verbreitet? Aber ich sag ja nix; solange jemand nicht den überwiegenden Teil seiner Aktivität im Forum für negative Politpropaganda verwendet, wie dies beim verflossenen User R. der Fall war, muss man schon fast zufrieden sein. Nichtsdestotrotz ist es fein, dass plattes politisches Agitieren, und das noch dazu in Vorwahlzeiten, nicht ohne Widerspruch bleibt! ^-^
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Hans Rauscher

abc

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Re: Linie 12
« Antwort #196 am: 22. September 2020, 22:38:18 »
Das ist natürlich nichts gegen die paradiesischen Zustände, die es etwa in Deutschland gibt – ich glaub, User "abc" müsste die besser kennen als ich. Dort wechseln sich die Parteien in schöner Regelmäßigkeit ab, sind trotzdem (?) zu einem "marktkonformen" Einheitsbrei verschmolzen. Rund 1,2 Millionen Sozialwohnungen gab es in Deutschland, Tendenz sinkend. Wieviele Gemeindewohnungen gibt es noch schnell allein in Wien?

Dass es Gemeindewohnungen gibt, ist absolut vernünftig. Dass aufgehört wurde, sie zu bauen, und wie (und vor allem wo) sie nun neu entstehen, ist das Problem. Und seit wann orientiert man sich am schlechteren?

Und wie sieht das mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in deutschen Städten aus? Sind dort Intervalle und Netzdichte, wie man sie in Wien kennt, üblich, gar weit verbreitet?

Um welche deutsche Stadt geht es? Es gibt mehr als eine... in Bezug zur Stadtgröße kann sich das Angebot in Dresden, Leipzig und Hannover durchaus mit dem Wiener messen. In Berlin ist es ein zweischneidiges Schwert: im Zentrum eher schlechter, am Stadtrand und im Umland sehr viel besser als in Wien (allein wegen des 20-min-Grundtakts der S-Bahn, der auch für fast alle Buslinien gilt - auch jene durch Einfamilienhausgebiete, die in Wien alle 30 min verkehren würden). Späße wie in Floridsdorf, dass es aus Großsiedlungen (Dr.-Franz-Koch-Hof) weder ins nächste Stadtteilzentrum noch zur U-Bahn direkte Straßenbahn- oder Buslinien gibt, gibt es in Berlin auch nicht.

Die in Wien viel und zu recht gelobte Intervall- und Netzdichte ist grob zwischen Vorortelinie und Donau vorhanden und tatsächlich ziemlich gut. Jenseits von Hütteldorf, in Teilen des 23. Bezirks und vor allem in Transdanubien sieht es dann allerdings schon viel schlechter aus, ganz dunkel wird es im Umland (das liegt natürlich nicht mehr im Verantwortungsbereich der Wiener SPÖ, dessen bin ich mir bewusst). So ganz schwarz-weiß ist die Welt eben doch nicht.

Um zur Anbindung des Nordbahnviertels zurückzukommen: interessanterweise gibt es in Berlin aktuell ein ähnliches Stadtentwicklungsprojekt - ehemaliges Bahngelände entlang einer stark befahrenen S-Bahn-Trasse wird bebaut. Was in Wien das Nordbahnhofgelände ist, ist in Berlin die Gleislinse zwischen Adlershof und Schöneweide. Dort wird gerade, noch vor Bebauung des umliegenden Gebietes, eine Straßenbahnstrecke gebaut, die vom ersten Tag an (ab Ende 2021) im 24-Stunden-Betrieb bedient wird. Niemand käme auf die Idee, sie auf halbem Wege zum nächsten Knotenpunkt enden zu lassen, weil man ja S-Bahn fahren kann oder angeblich alle nur in die andere Richtung wollen. Ist das wirklich ein schlechteres Vorgehen als beim O-Wagen und beim 12er, die erst nach der Bebauung eines Großteils des Gebiets kommen und dabei so amputiert werden, dass die jeweils nächsten Knotenpunkte (Handelskai und Vorgartenstraße) nicht erreicht werden? Verkehren werden die Züge auf der neuen Strecke in Berlin täglich (tagsüber) im 5/5/10- bzw. 5-min-Takt (je nach Abschnitt) - was ist nochmal am O-Wagen am Wochenende geplant? Und später beim 12er?

Die Frage ist ja auch, was von der vielgelobten Wiener Netzdichte mittelfristig übrig bleibt, wenn sich die Baugebiete schneller entwickeln als das Liniennetz. Und das scheint derzeit leider der Fall zu sein. Die Fehlentscheidungen, die man aktuell trifft, wirken sich über Jahre und Jahrzehnte aus.

Zugleich hat man in den letzten Jahren auch in Berlin verstanden, dass man es in den Nullerjahren mit Kürzungen und Einsparungen übertrieben hat und seit ca. 2014 zahlreiche Bus- und Straßenbahnlinien (wieder) verdichtet, weitere Verbesserungen sind in Planung. Die Verkehrssenatorin hat gar das Ziel ausgerufen, mittelfristig alle (!) Buslinien im 10-min-Takt zu betreiben. Wenn diese und andere Ankündigungen in Berlin auch nur zur Hälfte wahr werden und Wien gleichzeitig so weitermacht wie die letzten Jahre (mangelhafte Erschließung von Neubaugebieten, systematisches Verfallenlassen des Straßenbahnnetzes etc.), bin ich mir nicht sicher, ob man in 10, 15 Jahren noch so selbstgefällig aus Wien auf den Berliner ÖPNV herabblicken kann...

Aber ich sag ja nix; solange jemand nicht den überwiegenden Teil seiner Aktivität im Forum für negative Politpropaganda verwendet, wie dies beim verflossenen User R. der Fall war, muss man schon fast zufrieden sein. Nichtsdestotrotz ist es fein, dass plattes politisches Agitieren, und das noch dazu in Vorwahlzeiten, nicht ohne Widerspruch bleibt!

Ja, da fühlen sich gleich einige auf den Schlips getreten, wenn man die heilige Partei kritisiert. Das lustige ist: Ich habe an keiner Stelle behauptet, dass es eine andere Partei besser könnte (nur einmal, dass die Neos die einzigen sind, die Ansätze eines Gesamtkonzepts haben). Es geht mir konkret um die Bräsigkeit, das Desinteresse und die Scheuklappen, die die seit 75 Jahren durchgehend regierende Partei an den Tag legt. Und natürlich kritisiere ich dann vor allem diese Partei, und nicht irgendeine andere. (Denn welchen Sinn hätte es, die zu kritisieren, die kritisierten Zustände nicht herbeigeführt haben?) Bei einer Diskussion zu Themen in NÖ oder Tirol würde ich wahrscheinlich recht ähnliche Dinge über die ÖVP schreiben. Und für das, was im Bund z.B. unter Türkis-Blau schiefgelaufen ist, würde ich die SP selbstverständlich auch nicht verantwortlich machen. Die Aussage "Die SPÖ ist schuld an der BVT-Affäre, weil sie auch keine besseren Konzepte hat!" würdet ihr doch mindestens auch für lächerlich halten, oder?

N1

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Re: Linie 12
« Antwort #197 am: 23. September 2020, 00:44:27 »
Nein, es ist nicht alles super in Wien. Aber die Inbrunst des Hindreschens auf die Regierenden sollte meines Erachtens doch in einer gewissen Relation zur Alternative stehen, wie sie die Opposition bietet. Ich frag mich schon seit Fanpage-Zeiten: Wo ist er denn, der weiße Ritter, wo ist sie, die leuchtende Alternative? Warum wird sie praktisch nie genannt? Eigenartig, dass das gar so selten geschieht, und wenn, dann höchstens verdruckst und in Realsatire abgleitend. Ich erinnere mich, wie sich 2015 einige User an windigen Umfragen delektiert, Ibiza-HC oder seinen koksenden Stadthalter (© Der Standard) schon in Amt und Würden gesehen haben, weil dann, so unausgesprochen, das Verkehrsmittel Straßenbahn in Wien endlich wieder einen Aufschwung nimmt. Echt jetzt, muss man das verstehen?

Das ist ungefähr so, als würde man in einem Wiener Radlerforum unentwegt die Grünen für ihre Politik schelten, sie für schlangenlinienförmige und/oder im Nichts endende Radwege verantwortlich machen und nichts sehnsüchtiger erwarten, als dass sie endlich aus der Regierung verschwinden mögen. Über die Alternativen würde man sich natürlich ausschweigen (geht ja nicht anders).

Es ist diese andauernde Fundamentalkritik, die sich meinem Verständnis entzieht, nicht die Kritik an der Sache, die im Fall der roten Betonschädel aus der Leopoldstadt nur zu begründet ist. Aber man muss nicht alles verstehen ... Und damit von meiner Seite genug OT.
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Hans Rauscher

abc

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Re: Linie 12
« Antwort #198 am: 23. September 2020, 06:43:32 »
Nein, es ist nicht alles super in Wien. Aber die Inbrunst des Hindreschens auf die Regierenden sollte meines Erachtens doch in einer gewissen Relation zur Alternative stehen, wie sie die Opposition bietet. Ich frag mich schon seit Fanpage-Zeiten: Wo ist er denn, der weiße Ritter, wo ist sie, die leuchtende Alternative? Warum wird sie praktisch nie genannt? Eigenartig, dass das gar so selten geschieht, und wenn, dann höchstens verdruckst und in Realsatire abgleitend. Ich erinnere mich, wie sich 2015 einige User an windigen Umfragen delektiert, Ibiza-HC oder seinen koksenden Stadthalter (© Der Standard) schon in Amt und Würden gesehen haben, weil dann, so unausgesprochen, das Verkehrsmittel Straßenbahn in Wien endlich wieder einen Aufschwung nimmt. Echt jetzt, muss man das verstehen?

Mag ja sein, dass es das gab - aber ich war es nicht. Und ich kann im Übrigen weder mit dem Boygroup-Mitglied, das nicht in der Lage ist, einen Antrag auszufüllen und dafür die EU verantwortlich macht (vielleicht sollte er doch mal einen Laptop benutzen...?) noch mit der FPÖ oder dem Team Strache etwas anfangen (letztere lehne ich sogar rundheraus ab).

Die Suche nach weißen Rittern und leuchtenden Alternativen lehne ich übrigens ebenso ab. Die läuft früher oder später auf Personenkult hinaus, und dann wird's gefährlich. Aber das darf für die SPÖ halt keine Ausrede sein, die Arbeit einzustellen und sich auf den Lorbeeren der Vergangenheit auszuruhen. Ist das eigentlich wirklich der Anspruch, den die SPÖ für die Entwicklung Wiens vertritt? "Wir müssen nicht gut sein, nur weniger schlecht als die anderen!"?

Zurück zum 12er: Die Frage ist ja nun, inwiefern der Beschluss des Bezirks auf gesamtstädtischer Ebene eine Rolle spielt - und ob man dort in der Lage und willens ist, ein einziges Mal auch beim Straßenbahnbau gesamtstädtisch zu denken, denn der 12er zur Vorgartenstraße hätte eben auch überbezirkliche Funktionen über die bloße Erschließung hinaus. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre bin ich leider eher pessimistisch, denn sobald der kleinste Mucks aus einem sozialdemokratischen Umfeld kommt, fällt Sima um. Man kann für den 12er zur Vorgartenstraße nur hoffen, dass sie nach der Wahl einen Posten bekommt, auf dem sie weniger Schaden anrichten kann - und ihr Nachfolger oder ihre Nachfolgern auch abseits von Pressekonferenzen an einem attraktiven ÖV interessiert ist.

coolharry

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Re: Linie 12
« Antwort #199 am: 23. September 2020, 07:36:50 »
Niemand ist gezwungen, in den Barbara-Prammer-Hof zu ziehen. Man kreuzelt einfach auf dem Wisch, den man bei der Wohnberatung Wien bekommt, den 10. Bezirk nicht an und gut is'. Und wer auf den gewissen Überraschungsfaktor, der mit der Wohnungszuweisung verbunden ist, gerne verzichtet, der kann sich selbst nach einer sogenannten Direktvergabewohnung umsehen. Das bissl Ablöse zusammenzusparen, sollte machbar sein. Stand 2014 bis 2017 – jetzt soll man sich ja sogar angeblich seine Wunschwohnung über ein Portal selbst suchen können. Ob das schon umgesetzt ist und wie das im Detail aussieht, vermag ich nicht zu sagen, das war vor der Zeit, in der ich für eine Gemeindewohnung vorgemerkt war.
https://wohnberatung-wien.at/ Gemeindewohnung und vorallem geförderter Wohnbau.

Weiters:
Politik ist eine Sammlung von (faulen) Kompromissen. Wer das nicht kann der ist dort falsch.
Es gibt nunmal nicht nur die "eine" Meinung. Es gibt Lobbyverbände für alles mögliche. Es gibt Gemeinderäte, Bezirksräte und Ausschussmitglieder und jeder hat eine etwas andere Vorstellung wie etwas aussehen soll.
Bei den Stadtentwicklungsgebieten ist die Stadt halt gezwungen, um geförderten Wohnbau anzubieten, auf Gründe auszuweichen die ihnen entweder jemand zur Verfügung stellt (ehemalige Bahnhöfe) oder Gründe die eh schon lange der Stadt gehören (z.B. Berresgasse, Neu-Leopoldau). Diese liegen halt nicht immer super Zentral und die Verkehrswege dorthin auszubauen kostet Geld. Das hat man aber nicht.

Klar wäre es schön wenn wir von heut auf morgen sämtliche CO2 emittenten abdrehen können und alle nur mehr mit dem Fahrrad zum nächsten Greisler radeln und dort selbst bemalte Leinen T-Shirts verkaufen.
Das spielts aber nicht. Aus verschiedenen Gründen. Es wird halt immer dem einen zu wenig weitergehen und dem anderen zuviel.
Btw. seid doch mal froh, das die Politik in Österreich nicht jedem depperten Trend blindlinks hinterher rennt. Sonnst könnte ich gemütlich auf einer Autobahn ähnlichen B3 in die Arbeit fahren und auf der, echten, Gürtelautobahn A20 um die Stadt stauen oder mitten durch den 20. Bezirk fahren. Blöd nur, dass das Haus in dem ich wohne dann nicht existieren würde weil es in der dafür vorgehaltenen Schneise steht.
Es ist nicht alles super in Wien aber es ist das Ergebnis von Verhandlungen, Kompromissen und Streiterein.
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

abc

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Re: Linie 12
« Antwort #200 am: 23. September 2020, 08:27:35 »
Politik ist eine Sammlung von (faulen) Kompromissen. Wer das nicht kann der ist dort falsch. [...] Es ist nicht alles super in Wien aber es ist das Ergebnis von Verhandlungen, Kompromissen und Streiterein.

Im konkreten Fall des 12ers: eben nicht. Es ist ein simples "Wir wollen keine Bim!" ohne Argumente, die den Bezirk tatsächlich betreffen (denn die Kosten, die offensichtlich hinter der Argumentation stehen, trägt ja nicht der Bezirk). Denn wenn es konkrete Bedenken gäbe (z.B. zur Streckenführung, zur Trassierung, zu Lärm etc.), könnte man die diskutieren. Das Ergebnis dessen wäre ein Kompromiss.

Bei den Stadtentwicklungsgebieten ist die Stadt halt gezwungen, um geförderten Wohnbau anzubieten, auf Gründe auszuweichen die ihnen entweder jemand zur Verfügung stellt (ehemalige Bahnhöfe) oder Gründe die eh schon lange der Stadt gehören (z.B. Berresgasse, Neu-Leopoldau). Diese liegen halt nicht immer super Zentral und die Verkehrswege dorthin auszubauen kostet Geld. Das hat man aber nicht.

Du meinst, den 36B etwas häufiger als alle 20-30 min und nach 21 Uhr fahren zu lassen, seinen Haltestellen womöglich einen Wetterschutz zu spendieren und eine Buslinie von Oberlaa zum Barbara-Prammer-Hof zu verlängern runiert den Stadthaushalt?

coolharry

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Re: Linie 12
« Antwort #201 am: 23. September 2020, 08:52:12 »
Politik ist eine Sammlung von (faulen) Kompromissen. Wer das nicht kann der ist dort falsch. [...] Es ist nicht alles super in Wien aber es ist das Ergebnis von Verhandlungen, Kompromissen und Streiterein.

Im konkreten Fall des 12ers: eben nicht. Es ist ein simples "Wir wollen keine Bim!" ohne Argumente, die den Bezirk tatsächlich betreffen (denn die Kosten, die offensichtlich hinter der Argumentation stehen, trägt ja nicht der Bezirk). Denn wenn es konkrete Bedenken gäbe (z.B. zur Streckenführung, zur Trassierung, zu Lärm etc.), könnte man die diskutieren. Das Ergebnis dessen wäre ein Kompromiss.
Nein. Weil sie sind grad mitten im Prozess. Ergebnis gibts erst beim Baustart. Und natürlich muss der Bezirk für eine Tramverlängerung Geld aufwenden. Und das meist gar nichtmal so wenig. Schließlich muss alles was nicht unmittelbar mit der Schienentrasse zu tun hat auch angepasst werden und das muss der Bezirk tragen. Was so kryptisch unter "Planungsumfang MA28" fällt gehört zu einem großen Teil dem Bezirk.

Bei den Stadtentwicklungsgebieten ist die Stadt halt gezwungen, um geförderten Wohnbau anzubieten, auf Gründe auszuweichen die ihnen entweder jemand zur Verfügung stellt (ehemalige Bahnhöfe) oder Gründe die eh schon lange der Stadt gehören (z.B. Berresgasse, Neu-Leopoldau). Diese liegen halt nicht immer super Zentral und die Verkehrswege dorthin auszubauen kostet Geld. Das hat man aber nicht.

Du meinst, den 36B etwas häufiger als alle 20-30 min und nach 21 Uhr fahren zu lassen, seinen Haltestellen womöglich einen Wetterschutz zu spendieren und eine Buslinie von Oberlaa zum Barbara-Prammer-Hof zu verlängern runiert den Stadthaushalt?

Nein. Aber wer bezahlt die Bushaltestellen? Wer bezahlt die dafür notwendigen Asphaltierungen? Klar könnte es sich vielleicht die Stadt leisten, der Bezirk, der das zum zahlen hat, aber nicht, da er vielleicht immer noch Dinge der U-Bahnverlängerung abbezahlt oder einfach eine Fußgängerquerung vor einer Schule wichtiger war, oder ein Radweg oder eine Markierung etc.. Diese Töpfe sind nicht sonderlich üppig dotiert.
Aber auch eine Verlängerung einer Buslinie bedarf einer Diskussion und eines Antrages und natürlich eines finanziellen Ausgleichs an den Betreiber. Alles Dinge die zum einen Zeit kosten (solche Prozesse dauern einfach) aber vorallem Geld welches irgendwer aus einem seiner leeren Töpfe ausschütten muss.
Diese Prozesse werden aber unter keiner anderen politischen Partei einfacher oder kürzer.
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abc

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Re: Linie 12
« Antwort #202 am: 23. September 2020, 09:09:01 »
Nein. Aber wer bezahlt die Bushaltestellen? Wer bezahlt die dafür notwendigen Asphaltierungen? Klar könnte es sich vielleicht die Stadt leisten, der Bezirk, der das zum zahlen hat, aber nicht, da er vielleicht immer noch Dinge der U-Bahnverlängerung abbezahlt oder einfach eine Fußgängerquerung vor einer Schule wichtiger war, oder ein Radweg oder eine Markierung etc.. Diese Töpfe sind nicht sonderlich üppig dotiert.
Aber auch eine Verlängerung einer Buslinie bedarf einer Diskussion und eines Antrages und natürlich eines finanziellen Ausgleichs an den Betreiber. Alles Dinge die zum einen Zeit kosten (solche Prozesse dauern einfach) aber vorallem Geld welches irgendwer aus einem seiner leeren Töpfe ausschütten muss.
Diese Prozesse werden aber unter keiner anderen politischen Partei einfacher oder kürzer.

Nun ist es allerdings auch nicht so, dass Frau Sima in der Früh erwacht und von ihrem Assistenten eine aufgeregte Nachricht bekommt: "Frau Sima, Frau Sima, am Nordbahnhof und in Neu Leopoldau sind über Nacht hunderte Wohnung entstanden! Was sollen wir tun?" Es gibt jahre-, teils jahrzehntelangen Vorlauf. Da sollte es doch eigentlich möglich sein, die ÖV-Erschließung frühzeitig zu berücksichtigen - baulich, aber auch in den verschiedenen Budgets.

denond

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Re: Linie 12
« Antwort #203 am: 23. September 2020, 09:22:34 »
Im konkreten Fall des 12ers: eben nicht. Es ist ein simples "Wir wollen keine Bim!" ohne Argumente, die den Bezirk tatsächlich betreffen

Es gab von 7A - bei der Bekanntgabe und Präsentation der Linie 11 nach Kaiser Ebersdorf in der Endstelle Zinnergasse - die lapidare Aussage: Dort, wo bereits Besiedelung besteht oder gerade statt findet, dort wird es keine Straßenbahnverlängerung oder einen Linienneubau mehr geben, da wir mit der dort lebenden Bevölkerung keine Konflikte haben wollen. War offensichtlich auch auf/um die Befindlichkeiten im Bereich des Kretaviertels gemünzt, betrifft also aktuell nicht nur die Linie 12.

Natürlich gehört für ein Andenken einer STRAB-Linie und deren Linienführung da auch der/die betreffenden Bezirk(e) dazu. Und so lange der/ein Bezirk da nicht mitspielt, solange kann auch 7A da nicht viel machen, außer: Sie kriegt Rückhalt von ganz oben, setzt Sanktionen und dann kommt so etwas heraus wie im Bereich des 10. und 11. Bezirkes mit den Linien D, 6, 11, 71 und zweier Gleisschleifen knapp nebeneinander, nämlich Absberggasse und Geiereckstraße.

Es wäre schon richtig, die nötigen Geldmittel für einen ÖFFI-Ausbau vorausschauend bereit zu halten und kontinuierlich mit einem Stadtteil-Neubau mitzuplanen (auch als Netz-Ergänzung). Nur setzt halt die Stadt derzeit auf sozialen Wohnbau in offensichtlich ungeplanter Form, Zuzug, Abkühlung für die Bevölkerung in Form von Sprühanlagen, Wasserbecken und Digitalisierung. Alle diese Ansinnen kostet massiv Geld. Was dann auf der Strecke bleibt, bzw. nur billigst zuwege gebracht werden kann, das wissen wir allen hier...

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Re: Linie 12
« Antwort #204 am: 23. September 2020, 10:34:02 »
Warum es für den Nordbahnhof nicht längst ein besser ausgearbeitetes Konzept gibt als den Stummel-O frage ich mich allerdings auch. Könnte selbstverständlich auch daran liegen, dass der BV von der "falschen" Farbe gestellt wird, siehe Simmering.

Als das Straßenbahnkonzept mit diesem Stummel-O ausgearbeitet wurde, hatte der BV aber noch die "richtige" Farbe. Daran kann es in diesem Fall wirklich nicht liegen.

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Re: Linie 12
« Antwort #205 am: 23. September 2020, 10:40:19 »
Warum es für den Nordbahnhof nicht längst ein besser ausgearbeitetes Konzept gibt als den Stummel-O frage ich mich allerdings auch. Könnte selbstverständlich auch daran liegen, dass der BV von der "falschen" Farbe gestellt wird, siehe Simmering.

Als das Straßenbahnkonzept mit diesem Stummel-O ausgearbeitet wurde, hatte der BV aber noch die "richtige" Farbe. Daran kann es in diesem Fall wirklich nicht liegen.

Auch der BV mit der 'richtigen Farbe' kann so bearbeitet werden, daß Dieser umfällt. Nichts ist unmöglich.

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Re: Linie 12
« Antwort #206 am: 23. September 2020, 11:06:36 »
Als das Straßenbahnkonzept mit diesem Stummel-O ausgearbeitet wurde, hatte der BV aber noch die "richtige" Farbe.

Der war aber nicht straßenbahnfreundlich. Man erinnere sich an seine haltlosen Versprechungen, der 21er würde "selbstverständlich" bestehen bleiben. :-X
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!

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Re: Linie 12
« Antwort #207 am: 24. September 2020, 00:35:48 »
Zurück zum 12er: Die Frage ist ja nun, inwiefern der Beschluss des Bezirks auf gesamtstädtischer Ebene eine Rolle spielt - und ob man dort in der Lage und willens ist, ein einziges Mal auch beim Straßenbahnbau gesamtstädtisch zu denken, denn der 12er zur Vorgartenstraße hätte eben auch überbezirkliche Funktionen über die bloße Erschließung hinaus. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre bin ich leider eher pessimistisch, denn sobald der kleinste Mucks aus einem sozialdemokratischen Umfeld kommt, fällt Sima um. Man kann für den 12er zur Vorgartenstraße nur hoffen, dass sie nach der Wahl einen Posten bekommt, auf dem sie weniger Schaden anrichten kann - und ihr Nachfolger oder ihre Nachfolgern auch abseits von Pressekonferenzen an einem attraktiven ÖV interessiert ist.
Planungsstadträtin, Umweltstadträtin und Bezirksvorsteherin stehen hinter dem Projekt mit der geplanten Trassenführung zur U1-Vorgartenstraße.  :up:
Deshalb braucht man diesen Beschluss nicht überbewerten. Gefährlich für einen vernünftigen 12er wird es nur, wenn der Bezirk nach der Wahl die Farbe wechselt. Dann wird sich der SPÖ-BV schwer tun, aus diesem Wahlversprechen ohne Gesichtsverlust wieder raus zu kommen. Aber diese Gefahr ist mE nicht sehr hoch.

coolharry

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Re: Linie 12
« Antwort #208 am: 24. September 2020, 08:57:53 »
Nun ist es allerdings auch nicht so, dass Frau Sima in der Früh erwacht und von ihrem Assistenten eine aufgeregte Nachricht bekommt: "Frau Sima, Frau Sima, am Nordbahnhof und in Neu Leopoldau sind über Nacht hunderte Wohnung entstanden! Was sollen wir tun?" Es gibt jahre-, teils jahrzehntelangen Vorlauf. Da sollte es doch eigentlich möglich sein, die ÖV-Erschließung frühzeitig zu berücksichtigen - baulich, aber auch in den verschiedenen Budgets.

Und dann hast das Seestadtproblem. Man hat das Budget, man hat die Ausschreibungen fertig. Man hatt Baufirmen, aber keinen Stadtteil weil die Wohnungserrichtungsfirmen einfach mal 3-4 Jahre nichts bauen oder weil einfach irgendeine andere Infrastruktur ihren Ausbau erst 2 Jahre später budgetiert hat oder es schlicht zu unvorhergesehenen Problemen kam.
Das soll aber keine Rechtfertigung dafür sein, dass sie bei manchen Wohnbauten, wie eben dem auf dem ehemaligen AUA-Grund, die Anbindung verschlafen haben. Siehe auch Schicht-Gründe. Hier sind es auch mindestens 500m bis zur ersten Haltestelle eines Beförderungsmittels. Liegt aber auch daran das man die Straße, auf der ein sinnvoll zu führender Verkehr möglich wäre, einfach nicht baut. Auf dieser Verbindung wäre eine Linie von Kagran bis zum Stammersdorfer Friedhof möglich. Und das weit flotter als es auf anderen Linien möglich wäre.
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moszkva tér

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Re: Linie 12
« Antwort #209 am: 24. September 2020, 10:23:31 »
Als das Straßenbahnkonzept mit diesem Stummel-O ausgearbeitet wurde, hatte der BV aber noch die "richtige" Farbe.

Der war aber nicht straßenbahnfreundlich. Man erinnere sich an seine haltlosen Versprechungen, der 21er würde "selbstverständlich" bestehen bleiben. :-X
Das war aber noch der Kubik. Der war an sich ein guter BV. Und seinen Kampf für den Erhalt des 21ers habe ich ihm sogar abgenommen. Wahrscheinlich haben sie ihm das auch zugesagt, um ihm dann doch das Hackl ins Kreuz zu hauen.

Der Todesstoß für die SP im 2. war dann der Hora (BV ab 2013) - ein Betonschädel erster Güte, nicht bürgernah und auch kein Sympathieträger. Die Wahlwiederholung hat er dann für die SPÖ auch komplett in den Sand gesetzt.

Gefährlich für einen vernünftigen 12er wird es nur, wenn der Bezirk nach der Wahl die Farbe wechselt. Dann wird sich der SPÖ-BV schwer tun, aus diesem Wahlversprechen ohne Gesichtsverlust wieder raus zu kommen. Aber diese Gefahr ist mE nicht sehr hoch.
Der Zweite ist Kampfgebiet. Auch wenn es derzeit so ausschaut, dass der Zweite grün bleiben könnte, ist noch gar nichts entschieden. BVin Lichtenegger hat zwar ein gutes Standing in den Bobovierteln, aber ich bin nicht sicher, dass ihr auch bewusst ist, dass der Zweite nicht nur aus dem Karmelitermarkt besteht.
Allerdings hat sie einen Vorteil: ihr roter Gegenkandidat wirkt eher farblos.