Autor Thema: Linie 12  (Gelesen 199935 mal)

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diogenes

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Re: Linie 12
« Antwort #375 am: 14. Oktober 2021, 10:46:45 »
Ich denke, das musst Du hier den wenigsten erklären. :)
Stimmt :)
…Aber die Motivationen für Protest (wogegen auch immer) sind zum Teil unergründlich.
Hat man einmal die Ablehner gefragt, warum sie die Straßenbahn ablehn(t)en?

Abgesehen davon, dass man sie dazu bringen könnte, einmal über ihre Ablehnung nachzudenken, wäre es doch einmal hübsch, die tieferen Gründe zu erfahren.
Ceterum censeo in Vindobona ferrivias stratarias ampliores esse.
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coolharry

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Re: Linie 12
« Antwort #376 am: 14. Oktober 2021, 10:55:33 »
Was sind denn so die Gründe? Lärm? Himmel, ich wohne am Gürtel, ich hab Dauerlärm von den Autos, dass geht bis tief in die Nacht und geht ab 0500 Uhr (!) wieder los. Eine Straßenbahn, die vielleicht alle 5 Minuten vorbeifährt, hat dagegen Flüsterfaktor. Das ist also kein Argument. Was sonst noch? Das 40 Tonnen Straßenbahn gefährlich sind? Das sind 40 Tonnen LKW auch. Und stoßen mehr Dreck aus. Und so weiter.

Wenn man jetzt in einer Straße wohnt, die als Verkehrsberuhigt gilt, und dann bastelt dir jemand in der Wiener Linien wurschtigkeit einen Gleiskörper vors Haus. Da gibts genug Gründe warum man dagegen sein kann.
Im 10. wolltens damals alles abholzen was irgendwie nach Baum ausgesehen hat (überspitzt formuliert).
Die Vorgartenstraße ist teilweise in dem befahrenen Bereich eine sehr ruhige Straße. Da fällt die Tram dann schon auf wie ein bunter Hund - Lärmtechnisch.
In der Tokiostraße ist das Schienenfahrzeug auch das lauteste, neben der Müllabfuhr, was die Straße befährt. Das man dann auch noch schlecht gebaut hat und Lärm dämmende Maßnahmen erst nach gutem zureden realisiert hat, tat dann sein übriges.

Wenn man also ordentlich baut (vorallem Körperschalldämmend), die Tram eventuell ab 22 Uhr mit nur mehr max. 30 fahren lässt (es geht um die Geste) und der Rest nicht ausschaut als hätte man auf ein Stück Papier gek....zt, dann wirds auch was mit dem Nachbarn (um eine uralte Werbung zu zitieren). Und ganz wichtig: Ängste ernst nehmen. Und nicht im stillen Kämmerlein vor sich hin planen. Bürgereinbindung kann da Wunder wirken. Aber nicht in Sima manier, wo man die Farbe von Sperrgittern/Linienfarbe/Mistkübel auswählen konnte.
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

diogenes

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Re: Linie 12
« Antwort #377 am: 14. Oktober 2021, 10:58:54 »
Nu, vielleicht bin ich zu sehr ein Freund der Straßenbahn, sodass mir ein Gleiskörper auch in einer ruhigen Straße nichts ausmacht, wenn ich dort wohne. Aber schalldämmende Maßnahmen wären, da geb' ich Dir Recht, dann eine feine Sache.
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Re: Linie 12
« Antwort #378 am: 14. Oktober 2021, 12:11:44 »
Hat man einmal die Ablehner gefragt, warum sie die Straßenbahn ablehn(t)en?

Ich weiß nicht ob man in der "Kreta" die Leute wirklich viel gefragt hat, das Projekt wurde eigentlich in einer recht frühen Phase von oben abgedreht. Aber die Gründe der Anrainer sind immer die selben: Parkplatzverlust und Lärm durch die Tramway - und tatsächlich haben sie mit beidem Recht. Leichter wäre es natürlich, das mit einer echten Bürgerbeteiligung und Aufwertung zu kombinieren (so "fängt" man die Leute in FR ein - die Gegner sind lauter, aber weniger), aber bevor die WiLi die Gegend verwüsten und ganze Alleen sinnlos abholzen (nötig ist das nämlich nicht!) ist mir ebenfalls echt lieber, sie lassen's bleiben.
Harald A. Jahn, www.tramway.at

Bhf_Breitensee

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Re: Linie 12
« Antwort #379 am: 14. Oktober 2021, 13:06:59 »
Den Widerstand für neue Tramlinien gibt es von Wien über Gmunden bis Innsbruck überall, weil sich die Leute das Verkehrssystem leider nur schwer vorstellen können und erst später die Vorteile zu schätzen wissen.

hema

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Re: Linie 12
« Antwort #380 am: 14. Oktober 2021, 14:00:51 »
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Hat man einmal die Ablehner gefragt, warum sie die Straßenbahn ablehn(t)en?

Frag' einmal ein Kind, warum es keinen Spinat mag, obwohl es ihn noch nie gekostet hat!  ;)
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68er

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Re: Linie 12
« Antwort #381 am: 14. Oktober 2021, 21:54:06 »
die Tram eventuell ab 22 Uhr mit nur mehr max. 30 fahren lässt

Die Wiener Linien machens lieber umgekehrt, tagsüber dahinschleichen und Ampelphasen absichtlich auslassen, aber um 00:30 Uhr mit fünf Minuten Verfrühung und 60 km/h gen Remise rauschen.

N1

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Re: Linie 12
« Antwort #382 am: 14. Oktober 2021, 22:21:56 »
In der Tokiostraße ist das Schienenfahrzeug auch das lauteste, neben der Müllabfuhr, was die Straße befährt. Das man dann auch noch schlecht gebaut hat und Lärm dämmende Maßnahmen erst nach gutem zureden realisiert hat, tat dann sein übriges.

Wenn man also ordentlich baut (vorallem Körperschalldämmend), die Tram eventuell ab 22 Uhr mit nur mehr max. 30 fahren lässt (es geht um die Geste) und der Rest nicht ausschaut als hätte man auf ein Stück Papier gek....zt, dann wirds auch was mit dem Nachbarn (um eine uralte Werbung zu zitieren).
Ordentlich bauen sollte auch heißen, Wohn- bzw. Schlafräume von Neubauten nicht straßenseitig anzuordnen. Offenbar hat man das in den Wohnhäusern an der Tokiostraße nicht immer beherzigt.
"Der Raum, wo das stattfand, ist ziemlich groß."
Hans Rauscher

diogenes

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Re: Linie 12
« Antwort #383 am: 15. Oktober 2021, 04:36:47 »
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Hat man einmal die Ablehner gefragt, warum sie die Straßenbahn ablehn(t)en?

Frag' einmal ein Kind, warum es keinen Spinat mag, obwohl es ihn noch nie gekostet hat!  ;)
Vielleicht hat Sokrates genau das gemacht (was immer altgriechische Kinder nicht essen mochten), um seine Hinterfragemethode zu üben, mit der er Leute zum Denken anzuregen versuchte  ;)
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coolharry

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Re: Linie 12
« Antwort #384 am: 15. Oktober 2021, 07:23:53 »
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Hat man einmal die Ablehner gefragt, warum sie die Straßenbahn ablehn(t)en?

Frag' einmal ein Kind, warum es keinen Spinat mag, obwohl es ihn noch nie gekostet hat!  ;)
Vielleicht hat Sokrates genau das gemacht (was immer altgriechische Kinder nicht essen mochten), um seine Hinterfragemethode zu üben, mit der er Leute zum Denken anzuregen versuchte  ;)

Ich hab drei Kinder. Wenn die mal etwas nicht essen mochten hab ich sie immer gefragt warum, die Antwort war aber selten sinnvoll noch nachvollziehbar.
So gehts wohl auch Tram befürwortern mit Tram Gegnern. Man wird die Antwort immer als "nicht sinnvoll" oder als "nicht nachvollziehbar" titulieren.

Einige diskutieren ja auch um des diskutierens willen, aber nicht weil sie gute Argumente haben. Weil "ich bin dagegen" ist kein Argument.
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DieTram

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Re: Linie 12
« Antwort #385 am: 15. Oktober 2021, 15:39:05 »
Puh also ich würde auch zumindest auf einen Bau bis zur U1 tippen, nur bis zur O-Schleife hätte ja überhaupt keinen Sinn! Und was ist das neuerdings für ein Argument mit den Anrainern? Ich glaube auch nicht, dass alle Anrainer per se gegen eine Straßenbahn vor ihrer Haustüre sind, im Gegenteil...

Es müssen gar nicht "die Anwohner" sein, sondern einige besonders gut Vernetzte. Und in Bezirken, in denen die SPÖ um den Posten des Bezirksvorstehers fürchtet, reicht auch schon die bloße Befürchtung, man könnte durch ein Straßenbahnprojekt die entscheidenden Stimmen verlieren - und für die Befürchtung reichen wiederum ein paar besonders laute Anwohner/innen. Wir haben es doch erst vor zwei Jahren im Kretaviertel gesehen. Sobald es aus der Vorgartenstraße das kleinste Anzeichen von Widerspruch gibt, ist der 12er zumindest für diese Wahlperiode in diesem Bereich gestorben.

Im 2. Bezirk ist die Konkurrenz der SPÖ (35%) aber nicht die FPÖ (5%), wie in Favoriten, sondern die Grünen (30%).

Werden nicht wesentlich mehr Wähler zu den Grünen "flüchten", wenn man das Teilstück zur U1 Vorgartenstraße nicht baut, als zur FPÖ, wenn man es baut?
Vorausgesetzt man reitet auf dem Thema nur genug herum à la "SPÖ lässt 12er kurz vor dem Ziel verenden!".

abc

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Re: Linie 12
« Antwort #386 am: 15. Oktober 2021, 22:14:07 »
Puh also ich würde auch zumindest auf einen Bau bis zur U1 tippen, nur bis zur O-Schleife hätte ja überhaupt keinen Sinn! Und was ist das neuerdings für ein Argument mit den Anrainern? Ich glaube auch nicht, dass alle Anrainer per se gegen eine Straßenbahn vor ihrer Haustüre sind, im Gegenteil...

Es müssen gar nicht "die Anwohner" sein, sondern einige besonders gut Vernetzte. Und in Bezirken, in denen die SPÖ um den Posten des Bezirksvorstehers fürchtet, reicht auch schon die bloße Befürchtung, man könnte durch ein Straßenbahnprojekt die entscheidenden Stimmen verlieren - und für die Befürchtung reichen wiederum ein paar besonders laute Anwohner/innen. Wir haben es doch erst vor zwei Jahren im Kretaviertel gesehen. Sobald es aus der Vorgartenstraße das kleinste Anzeichen von Widerspruch gibt, ist der 12er zumindest für diese Wahlperiode in diesem Bereich gestorben.

Im 2. Bezirk ist die Konkurrenz der SPÖ (35%) aber nicht die FPÖ (5%), wie in Favoriten, sondern die Grünen (30%).

Werden nicht wesentlich mehr Wähler zu den Grünen "flüchten", wenn man das Teilstück zur U1 Vorgartenstraße nicht baut, als zur FPÖ, wenn man es baut?
Vorausgesetzt man reitet auf dem Thema nur genug herum à la "SPÖ lässt 12er kurz vor dem Ziel verenden!".

Die Strategie der SPÖ scheint aber eher zu sein, sich die 5 % zu holen bzw. sich an ihre heutigen Wähler/innen zu krallen, statt sich um Grün-Wählende zu bemühen. Sonst hätte man nämlich den Umbau der Praterstraße wie von den Grünen geplant umgesetzt. Oder man denke an die noch von der grünen Bezirksvorstehung angestoßene Protected Bike Line Am Tabor, die bei Nikolai und der rot durchsetzten Bezirkspresse "Blankes Entsetzen" hervorrief.

Bei der Wiener SPÖ scheint die Angst, Stammwähler/innen zu verlieren, größer zu sein als die Hoffnung, welche von den Grünen zu gewinnen. Das ist gelinde gesagt ziemlich dumm, denn die Wählendenmilieus von SPÖ und Grünen sind m.E. mitnichten scharf voneinander abzugrenzen. Wenn die so weitermachen, gibt es 2025 in der Leopoldstadt wieder eine grüne Bezirksvorstehung, diesmal nicht als "Unfall", sondern gleich in der ersten Wahl.

Operator

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Re: Linie 12
« Antwort #387 am: 16. Oktober 2021, 09:08:52 »
Puh also ich würde auch zumindest auf einen Bau bis zur U1 tippen, nur bis zur O-Schleife hätte ja überhaupt keinen Sinn! Und was ist das neuerdings für ein Argument mit den Anrainern? Ich glaube auch nicht, dass alle Anrainer per se gegen eine Straßenbahn vor ihrer Haustüre sind, im Gegenteil...

Es müssen gar nicht "die Anwohner" sein, sondern einige besonders gut Vernetzte. Und in Bezirken, in denen die SPÖ um den Posten des Bezirksvorstehers fürchtet, reicht auch schon die bloße Befürchtung, man könnte durch ein Straßenbahnprojekt die entscheidenden Stimmen verlieren - und für die Befürchtung reichen wiederum ein paar besonders laute Anwohner/innen. Wir haben es doch erst vor zwei Jahren im Kretaviertel gesehen. Sobald es aus der Vorgartenstraße das kleinste Anzeichen von Widerspruch gibt, ist der 12er zumindest für diese Wahlperiode in diesem Bereich gestorben.

Im 2. Bezirk ist die Konkurrenz der SPÖ (35%) aber nicht die FPÖ (5%), wie in Favoriten, sondern die Grünen (30%).

Werden nicht wesentlich mehr Wähler zu den Grünen "flüchten", wenn man das Teilstück zur U1 Vorgartenstraße nicht baut, als zur FPÖ, wenn man es baut?
Vorausgesetzt man reitet auf dem Thema nur genug herum à la "SPÖ lässt 12er kurz vor dem Ziel verenden!".

Die Strategie der SPÖ scheint aber eher zu sein, sich die 5 % zu holen bzw. sich an ihre heutigen Wähler/innen zu krallen, statt sich um Grün-Wählende zu bemühen. Sonst hätte man nämlich den Umbau der Praterstraße wie von den Grünen geplant umgesetzt. Oder man denke an die noch von der grünen Bezirksvorstehung angestoßene Protected Bike Line Am Tabor, die bei Nikolai und der rot durchsetzten Bezirkspresse "Blankes Entsetzen" hervorrief.

Bei der Wiener SPÖ scheint die Angst, Stammwähler/innen zu verlieren, größer zu sein als die Hoffnung, welche von den Grünen zu gewinnen. Das ist gelinde gesagt ziemlich dumm, denn die Wählendenmilieus von SPÖ und Grünen sind m.E. mitnichten scharf voneinander abzugrenzen. Wenn die so weitermachen, gibt es 2025 in der Leopoldstadt wieder eine grüne Bezirksvorstehung, diesmal nicht als "Unfall", sondern gleich in der ersten Wahl.
Nichts gegen Politik, aber langsam entfernen wir uns vom eigentlichen Thema!

44er

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Re: Linie 12
« Antwort #388 am: 16. Oktober 2021, 20:20:21 »
Die wirkliche Funktion der neuen Linie 12 wäre die Verbindung zwischen alter und neuer Brigittenau. Aus diesem Grund wäre der Umweg über den heutigen 33er sinnlos. Die Linie 33 sollte lieber mit der Strecke der  Linie 21 mit einer kurzen Neubaustrecke in der Oberen Augarten Straße verbunden werden. Es geht dabei um die Verbindung Zentrum Brigittenau -Zentrum Leopoldstadt..

abc

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Re: Linie 12
« Antwort #389 am: 17. Oktober 2021, 07:11:46 »
Es geht dabei um die Verbindung Zentrum Brigittenau -Zentrum Leopoldstadt..

Nein, gerade darum geht es beim 12er nicht. Es geht (im Endzustand) darum, das neu entstehende Nordwestbahnviertel an die benachbarten Stadträume, Stammstrecke und U1 anzubinden, und "nebenbei" noch das Nordbahnviertel an die Stammstrecke Richtung Norden. Da wäre eine Führung südlich des Augartens (samt Neubaustrecke), die nach kurzer Zeit wieder aufgegeben wird, kontraproduktiv - was nicht bedeutet, dass dort kein Potential für eine Straßenbahn besteht, aber eben nicht für den 12er.