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13er:
"Grüaziwohl oll mitnond" aus Bern! Seit 1890 gibt es hier die Straßenbahn, heute betrieben von den SVB bzw. einfach "Bernmobil" genannt. Ein recht kompaktes Netz aus fünf meterspurigen Linien (kompakt bis auf eine Strecke, die weit hinaus führt, dazu später mehr) und von ca. 25 km Länge. Hochflurfahrzeuge gibt es hier keine mehr, der Auslauf besteht zum größten Teil aus Combino-Varianten und auf der Linie 6 aus umgebauten "Tram 2000".

Beginnen wir unsere Rundreise beim nicht allzu hübschen Bahnhof (nicht sichtbar links hinten), an dem sämtliche Linien vorbeikommen.

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Die IMHO wunderschöne Lackierung - rotweiß wie die Flagge der Schweiz - wäre auch ein Modell für Wien.

An derselben Stelle eine "Tram 2000". Diese Züge werden nur auf der Linie 6 eingesetzt:

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Hinter dem überdachten Bahnhofsvorplatz geht es in die Altstadt, dazu später mehr.

Ein kurzes Stück weiter sehen wir eine andere Combinovariante beim 1897 errichteten Denkmal des Adrian von Bubenberg, Schultheiss bzw. lokaler Held von Bern:

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Die modernen Züge von innen völlig anders als bei uns hell, freundlich, weit und selbstverständlich gepolstert; wer in der Schweiz Plastiksitze vorschlüge, dem drohte wohl Pfeil und Bogen mit Apfel im Mund statt am Kopf:

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Eine typische Häuserzeile:

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So unaufdringlich und trotzdem stets gegenwärtig kann eine Haltestelle auch aussehen. Jede Station verfügt übrigens über Automaten, in den Zügen gibt es keine solchen.

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Schauen wir nun einmal in die Altstadt hinein und zwar nicht vom Bahnhof aus, sondern von der anderen Seite her...

... ein Blick nach rechts ...

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... und geradeaus:

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Ach du Schreck, das ist ja eine Fußgängerzone! Was macht das Tram da drin?

Eines der Wahrzeichen von Bern, die Zytglogge:

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Nun wird's das Würmli endgültig aus den Socken kippen. Nicht nur das Tram (übrigens vier der fünf Linien!), sondern auch ein Obus fährt durch die FuZo! Zartbesaitete Gemüter sollten hier aufhören zu lesen, graphic content following.

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Ich muss wohl nicht betonen, dass alles dort völlig friktionslos abläuft. Der Bus hat auch ein Piepserl, falls ein Passant nicht gleich zur Seite geht. Das Tram läutet einfach. Überhaupt sind die Schweizer (außer im Auto) gemütlich und unaufgeregt, zumindest in vielerlei Hinsicht eine Wohltat im Vergleich zu den Schimpftiraden in Wien.

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Die Brunnen entlang der Strecke werden einfach umfahren. Bei uns hätte man sie wohl schon längst entfernt. Früher gab es hier übrigens Schnürstellen.

Auch das Tor ist kein Problem für die Straßenbahn - man fährt halt einfach durch. Bei uns hätte das wohl schon längst zur Einstellung aller Linien geführt.

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Wir sind schon fast durch die FuZo, hinten rechts ist der Kirchturm, den wir schon von den ersten Fotos kennen:

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Es gibt in Bern auch einige wenige Werbewagen:

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Weiter geht's in Teil 2 (von 4)!

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Teil 2 beginnt gleich mit dem nächsten Schock. Hinter der Zytglogge ist man in der FuZo die Tramway los, aber auch hier fährt der Obus durch! Ich verrat's gleich: Das wird wieder kein Posting für hiesige Betriebsräte.

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Hier zu flanieren ist ein Genuss! Alle paar Schritte wieder ein schöner Brunnen, an dem man sich am kalten Alpenwasser laben kann.

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Den offenen Schacht am Bild gibt es übrigens vor und nach jedem Brunnen. Ein offener Brunnen!!! Denkt denn niemand an die Kinder und Busfahrer, die bei einer Betriebsstörung evt. aussteigen müssen und hier hineinfallen können??!

Möchte sich jemand ausmalen, wie diese Haltestelle bei uns aussehen würde? Ich nicht, ich erfreue mich lieber an der Schweizer Ästhetik.

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Das letzte Obus-Foto, versprochen, dann geht's wieder zurück zur Straßenbahn:

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Aber zuvor noch ein Blick auf eine wohl vornehmere Gegend von Bern am Ende der Altstadt, wo die Aare eine Schlaufe macht:

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Hoch oben über dem Fluss verbindet die Straßenbahn die Altstadt mit den Vororten von Bern:

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Das Bundeshaus einmal aus einer anderen Perspektive. Die Schweiz hat de iure eigentlich keine Hauptstadt, de facto ist es aber Bern durch das hier ansässige Bundesparlament, in dem sich vierteljährlich die Abgeordneten der Kantone treffen.

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Ganz schön weit, vom Flussufer dort hinauf! Die Rettung für müde Touristen ist die Marzili-Drahtseilbahn, die 1885 hier den Betrieb aufnahm:

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Noch bis 1973/74 hätte sie in diesem Thread eigentlich nichts verloren, denn bis dahin wurde sie nicht elektrisch betrieben, sondern durch Wassertanks unter Ausnützung der Schwerkraft.

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Dieses Foto des Fahrgastinformations-Monitors konnte ich mir nicht verkneifen. Immerhin setzt die Bahn auf Linux :D

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Von der Terrasse des Bundeshauses hat man einen herrlichen Blick zur Straßenbahnbrücke. Eigentlich könnte man hier auch die Alpen (Eiger, Jungfrau, ...) sehen, wenn es nicht im Hintergrund wie aus Kübeln schütten würde.

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Das majestätische Bundeshaus von vorne. Der Platz ist übrigens von Banken gesäumt, die wohl in der Schweiz in Staatsdingen auch das eine oder andere Wörtchen mitzureden haben...

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Vom Bundeshaus sind wir wieder in die FuZo spaziert:

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So kann Fahrgastinformation im Wageninneren auch aussehen:

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Und zum Abschluss der Altstadttour noch ein "Tram 2000"-6er:

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In den Teilen 3 und 4 schauen wir uns außerhalb des Zentrums um!

13er:
Die Linie 3 verkehrt zwischen Bahnhof und Weissenbühl. Leider sind die Fahrgastzahlen auf dieser kurzen Linie vergleichsweise niedrig, weshalb man längerfristig entweder die Strecke entfernen oder in eine andere Linie einbinden möchte. Wir reden hier aber nur von vagen Plänen mit Horizont 2030.

An der Endstation hinter dem Vollwerbetram finden wir auch das Tram Museum vor, dessen Tore allerdings verschlossen sind.

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So sehen die FGi-Säulen aus. Die Intervalle übrigens (fast kann man sagen: schweiztypisch) tagsüber 7-8 Minuten, wochenends alle 10 Minuten. Die "Stammstrecke" des Netzes wird allerdings von zwei bis vier, eine Station sogar von allen fünf Linien, befahren, weshalb die Wartezeiten für die meisten Fahrten sehr gering sind.

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Rasengleis ist in Bern etwas seltener als in Basel oder Zürich, aber immer noch häufiger als bei uns...

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Gehen wir über zur Linie 9, Endstation Wabern:

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Fahr- und der Netzplan sowie eine lokale Übersicht befinden sich an jeder Haltestelle:

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Ein Wort zur Beschleunigung: GEIL! So muss das sein, ein Traum! Während des gesamten Aufenthalts gab es null Wartezeit an Ampeln, Kreuzungen usw. Die einzige Wartezeit entsteht, wenn schon ein anderer Wagen in der Haltestelle steht. Da diese Aufenthalte aber sehr rasch vor sich gehen, ist auch das kein Problem. Dementsprechend kommt man extrem rasch vorwärts. Ehrlich, das muss man gesehen haben. Der Otto-Normal-Wiener wird sich das gar nicht vorstellen können. Tram fährt auf die Kreuzung zu, alle anderen bekommen rot, Tram ist weg, sofort schaltet auch die Ampel wieder die anderen Phasen. Ampeln sind überhaupt spärlich anzutreffen, nur an den größeren Kreuzungspunkten.

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Gehen wir weiter zur Linie 6. Diese fährt nicht nur wie oben beschrieben mit eigenem Wagenmaterial, sondern besitzt auch eine landschaftlich sehr schöne Strecke, die ziemlich weit von der Stadt hinaus geht. So weit sogar, dass man mit der Tageskarte gar nicht die gesamte Strecke abfahren kann. Weiters besitzt diese Linie eingleisige, signalgesicherte Abschnitte:

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Gleich neben der Trasse auch die Eisenbahn:

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Hier können Fahrgäste zu ebendieser umsteigen:

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Werbung einmal anders :D

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Und der Fahrerplatz mit dem Lenkrad-Sollwertgeber, wie man ihn auch in Zürich in allen Wagen wiederfindet:

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Wir befinden uns nun auf der hohen Stahlbrücke über die Aare zwischen Zytglogge und Helvetiaplatz, die wir im Beitrag oben von unten gesehen haben. Im Hintergrund das Bundeshaus:

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Auch in die andere Richtung ein tolles Panorama:

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Warum kann ein ULF nicht so aussehen? Und nicht so fahren? Die Züge sind komfortabel und laufruhig. Man schwebt beinahe auf den Schienen dahin.

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Auch in diese Richtung vermag der Ausblick zu überzeugen!

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Ausnahmsweise ein Gegenlichtfoto, da auch der Helvetiaplatz von einem schönen Museumsgebäude umrahmt wird:

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Verlassen wir die Brücke wieder in Richtung Innenstadt:

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Ein wenig politisch inkorrekt diese Brunnenfigur 8)

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Weiter geht's mit den restlichen Linien im 4. und letzten Teil.

13er:
Im Hotel wurde ein Zimmer mit Blick auf das Tram verlangt und uns (etwas verdutzt) auch gewährt :D Sonst könnte ich euch nicht von hoch herab den Guisanplatz zeigen (Guisan war Oberbefehlshaber der Schweizer Armee im 2. Weltkrieg):

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Eigentlich fährt die Linie 9 hier von links kommend in die Allee hinein. Sollte. Denn jeder Zug wird über den Guisanplatz geführt. Gehört zu den Dingen, die ich nicht unbedingt verstehe, warum dieser Fahrzeitverlust a la Wiener Südbahnhofschleife sein muss...

Der Guisanplatz ist übrigens erst seit Fahrplanwechsel Dezember 2012 nicht mehr Endstation der Linie 9. Seither fährt diese - eben durch die oben gezeigte Allee - zum Bahnhof Wankdorf, vorbei an Berner Stadion und einem Einkaufszentrum.

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Noch einmal ein Zug von innen. Die Züge sind absolut sauber und von innen und außen völlig in Ordnung. Dazu kommt die genannte Laufruhe und ÖV-Vorrang und fertig ist das Rezept für eine tatsächlich weltbeste Tramway.

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Apropos Tramway, so heißt auch dieses Wirtshaus entlang der 9er-Strecke. Die Wirtshauspreise sind für unsere Verhältnisse aber dann doch erschreckend. 30 Franken (~25 Euro) für ein normales Schnitzel oder 25 Franken (~20 Euro) für einen Teller Spaghetti ist ganz normale mittlere Kategorie. Selbst im Restaurant des "coop"-Einkaufszentrums zahlt man für Suppe und Hauptspeise noch um die 15 Euro. Wenn Schweizer zu uns kommen, empfinden sie den Plachutta wohl als normales Wirtshaus - andererseits geht es unsereins in Polen auch so... dort kann man sich auch um 5 Euro den Bauch vollschlagen.

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Die Endstation der Linie 7 in Bümpliz:

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Hier geht's ganz schön steil rauf:

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Weiter drin auf der Linie 7 finden wir dieses schöne Fleckchen mit dem unschönen Hintergrund:

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Der unschöne Hintergrund führt uns zur Linie 8 nach Brünnen Westside - eine erst unlängst eröffnete Neubaustrecke ("Tram Bern West").

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Die Strecke, oder besser gesagt, Umgebung ist ein gesichtsloses Stadtentwicklungsgebiet, wie es in jeder Stadt stehen könnte, gesäumt von Plattenbauten und dementsprechender Bevölkerungsstruktur. Daher hier nur ein Bild aus der Endstation:

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Immerhin verstehen es die Bewohner der braunen Schuhschachtel rechts noch das Beste aus ihrer Wohnsituation zu machen. Ansonsten keine einladende Gegend, ähnlich U2 Messe bis Stadion...

Interessanter wird es wieder bei der Linie 6 in der Endstation Fischermätteli. Auch diese Strecke ist wegen geringer Fahrgastzahlen langfristig evt. einstellungsgefährdet oder soll in einer anderen Linie aufgehen. Aber auch hier reden wir von ca. 2030 - da kann sich noch viel tun. Wozu die Gleisharfe hier wohl dient(e)?

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Die Linie 6 war übrigens vor ein paar Jahren wegen der Lärmbelästigung der Anrainer ein paar Monate geteilt unterwegs, bis man zusätzliche Schmieranlagen in den Kurven installierte. Bis 2010 hieß diese Linie noch "G".

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Hier hätte ich vielleicht das Rätsel der Gleisharfe lösen können :D

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Der Vorkopf eines ehemaligen Depots:

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Die Endstation des 7ers am Ostring ist wenig spektakulär:

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In der Endstation "Saali" der Linie 8 wird ein Zug (planmäßig) zur Zytglogge kurzgeführt und danach ins Depot eingezogen:

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Das (ein) Depot befindet sich übrigens am Guisanplatz bei der Bern Expo. Dort erwische ich am Sonntag in der Früh zufällig einen zum Ostring ausrückenden 7er:

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Bern ist auf jeden Fall einen Besuch wert, vor allem die herrliche Altstadt! Schweizüblich sind die Züge innen und außen sehr sauber, fahren pünktlich und flott, sind komfortabel und laufruhig. Ein kleiner, aber feiner Vorzeigebetrieb!

95B:

--- Zitat von: 13er am 30. September 2013, 21:16:38 ---Im Hotel wurde ein Zimmer mit Blick auf das Tram verlangt und uns (etwas verdutzt) auch gewährt :D

--- Ende Zitat ---
"Haben Sie Zimmer mit Blick aufs Meer?" – "In Bern? Aber natürlich nicht!" – "Na also, dann eben mit Blick aufs Tram!" :D

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