Autor Thema: Rettungshügel in Simmering  (Gelesen 2578 mal)

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RobertK

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Rettungshügel in Simmering
« am: 25. April 2023, 10:21:55 »
Kann mir jemand von euch erklären, was genau der "Rettungshügel" in Simmering war? Ich vermute, er ist künstlich aufgeschüttet worden - wann war das, und zu welchem Zweck?
Im Netz findet man kaum Fundstücke zu diesem Suchbegriff, doch es deutet einiges darauf hin, dass es hier um den Schutz vor Hochwasser in der ansonsten brettlebenen Gegend ging: zumindest in Deutschland werden Rettungshügel aufgeschüttet, damit sich Wildtiere dort vor dem Hochwasser retten können.

Hier ein Ausschnitt aus einem Wien-Plan aus dem Jahr 2001:

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Zur Vorgeschichte: ich habe als Kind in den frühen 1980er-Jahren viele Gegenden Wiens immer nur am Stadtplan erkundet, und da ist mir diese ungewöhnliche Bezeichnung aufgefallen, mit der ich nichts anfangen konnte. Ich dachte damals, die Rettung (144) würde da ihre Rettungseinsätze üben...

Erst im Jahr 2011 ist mir endlich eingefallen, mir die Sache einmal vor Ort anzusehen, und da war es natürlich schon zu spät: der Hügel ist offenbar Mitte der 2000er-Jahre im Zuge der Errichtung des Biomasse-Kraftwerks abgetragen worden.

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Hier noch drei im Jahr 2011 gespeicherte Screenshots von Online-Kartendiensten, die ersten zwei stammen vom Stadtplanservice der Stadt Wien, am ersten ist der Hügel noch als Relief-Schattierung eingezeichnet.

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Das dritte Bild ist das interessanteste, das stammt vom Kartendienst von herold.at, da war am damaligen Luftbild noch der bereits zur Hälfte abgetragene Hügel zu sehen:

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Es handelt sich um das beste mir bekannte Foto dieses Hügels. Ich habe noch einige Schrägluftaufnahmen im WAIS abgesucht, doch darauf war der Hügel kaum zu sehen - er dürfte wohl kein sehr beeindruckender Anblick gewesen sein, trotz der auf allen Plänen eingezeichneten imposanten "Gipfelhöhe" von 151 Metern.

Kurioserweise ist der Rettungshügel im Stadplanservice der Stadt Wien immer noch eingezeichnet. Ich habe schon lange keinen aktuellen gedruckten Stadtplan mehr in der Hand gehabt, aber es könnte sein, dass er auch dort noch eingezeichnet ist.

Bus

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Re: Rettungshügel in Simmering
« Antwort #1 am: 25. April 2023, 13:33:20 »
Ich vermute, das wird sowas ähnliches sein, wie der in Tulln. Dieser wurde für Jungwild angelegt, dass sich hier bei Überschwemmungen retten kann. Da es sich bei diesem Hügel in Wien auch um einen nahe des Gewässer handelt, kann dies eine mögliche Erklärung dafür sein. Mitterweile gibt es dort kaum noch Wild, nachdem alles rundherum verbaut wurde bzw. wird.

maybreeze

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Re: Rettungshügel in Simmering
« Antwort #2 am: 25. April 2023, 13:45:04 »
Vielleicht weiß das Bezirksmuseum mehr/hat Fotos?

haidi

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Re: Rettungshügel in Simmering
« Antwort #3 am: 25. April 2023, 18:12:20 »
Es handelt sich um das beste mir bekannte Foto dieses Hügels. Ich habe noch einige Schrägluftaufnahmen im WAIS abgesucht, doch darauf war der Hügel kaum zu sehen - er dürfte wohl kein sehr beeindruckender Anblick gewesen sein, trotz der auf allen Plänen eingezeichneten imposanten "Gipfelhöhe" von 151 Metern.
Interessant, weil nach https://de.wikipedia.org/wiki/Wien der Tiefste Punkt mit 151 m in der Lobau liegt.
Microsoft is not the answer. It's the question and the answer is NO.

Katana

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Re: Rettungshügel in Simmering
« Antwort #4 am: 25. April 2023, 21:20:44 »
Kann mir jemand von euch erklären, was genau der "Rettungshügel" in Simmering war? Ich vermute, er ist künstlich aufgeschüttet worden - wann war das, und zu welchem Zweck?
Im Netz findet man kaum Fundstücke zu diesem Suchbegriff, doch es deutet einiges darauf hin, dass es hier um den Schutz vor Hochwasser in der ansonsten brettlebenen Gegend ging: zumindest in Deutschland werden Rettungshügel aufgeschüttet, damit sich Wildtiere dort vor dem Hochwasser retten können.

Drei Google-Ergebnisse zum Begriff:
https://noe.orf.at/v2/news/stories/2587679/
https://www.noen.at/korneuburg/spillern-huegel-als-sicherer-hafen-fuer-wildtiere-wildtiere-a22-38517771
https://www.zobodat.at/pdf/MA22-Wien_31_0001-0106.pdf


Es handelt sich um das beste mir bekannte Foto dieses Hügels. Ich habe noch einige Schrägluftaufnahmen im WAIS abgesucht, doch darauf war der Hügel kaum zu sehen - er dürfte wohl kein sehr beeindruckender Anblick gewesen sein, trotz der auf allen Plänen eingezeichneten imposanten "Gipfelhöhe" von 151 Metern.
Interessant, weil nach https://de.wikipedia.org/wiki/Wien der Tiefste Punkt mit 151 m in der Lobau liegt.

Wikipedia sagt aber auch zu Simmering
Zitat
Der niedrigste Punkt des Bezirksgebiets liegt mit 151 Metern am sogenannten Rettungshügel (nordöstlich der Kreuzung Wildpretstraße – Seeschlachtweg).
was kein Widerspruch zum tiefsten Punkt in der Lobau ist, sind vielleicht ein paar Zentimeter Unterschied.


Zu den Dimensionen des Simmeringer Rettungshügels findet man hier etwas https://www.wien.gv.at/kontakte/ma22/studien/pdf/suedbezirke-2.pdf
Zitat
Die 300 m lange Fläche wird von dem Radweg entlang des Donaukanals und Äckern begrenzt und hat eine Breite von 6 m. Maximale Höhe ist 100 cm, typisch sind 80 cm bei 80 %
Deckungsgrad.

RobertK

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Re: Rettungshügel in Simmering
« Antwort #5 am: 25. April 2023, 22:06:55 »
Jetzt habe ich mir im Kulturgut-Portal der Stadt Wien die historischen Stadtpläne angesehen: in den Plänen von 1904 und 1912 ist der Hügel nicht eingezeichnet, er dürfte daher irgendwann danach im 20. Jahrhundert entstanden sein. Der Kriegssachschaden-Plan von 1946 (bzw. eher früher) reicht leider nicht so weit bis an den Stadtrand.

Der Zweck des Hügels zum Schutz von Wildtieren scheint sehr wahrscheinlich zu sein. Ein weiteres Indiz: in der Nähe befindet sich die "Wildpretstraße", und dort, wo jetzt die Autobahn verläuft, war 1904 und 1912 die "Wildpret Wiese" eingezeichnet.

Wenn sich hier keine weiteren Erkenntnisse ergeben, werde ich mal beim Simmeringer Bezirksmuseum nachfragen, vor allem das genaue Jahr der Errichtung wäre interessant.

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Re: Rettungshügel in Simmering
« Antwort #6 am: 25. April 2023, 22:24:35 »
Zumindest 1905 gab es in der Gegend einen (oder auch schon den) Rettungshügel:
Zitat
Was den Schutz des flachen Landes betrifft, so beginnt bei dem sogenannten Rettungshügel am rechten Donauufer, nächst dem ehemaligen Ende des Wiener Donaukanales in die Donau, der große rechtsseitige Inundationsdamm und reicht bis an das Ende des Zieglerwassers unterhalb Mannswörth.

https://hauspublikationen.mak.at/viewer/fullscreen/AC00807929_1/355/