Autor Thema: Zwei Tage in Gmunden – eine emotionale Reise 2020/2021  (Gelesen 22179 mal)

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Re: Zwei Tage in Gmunden – eine emotionale Reise 2020/2021
« Antwort #30 am: 18. Juli 2021, 19:00:03 »
Vielen Dank für die interessante Serie.

Ich bin irgendwann in den 1970ern als Kind dort gefahren, sowohl auf der Vorchdorfer als auch auf der Tramway. Habe noch die alte Endstelle in Gmunden Traundorf in Erinnerung. Das war ein wunderschönes Jugenstil-Salettl.
Auch den ÖBB-Schienenbus vom Seebahnhof nach Laakirchen bin ich damals gefahren.

Der Bahnhof Englhof ist der älteste noch bestehende und im Betrieb befindliche Bahnhof Österreichs. Möglicherweise sind nördlich von Linz Richtung Budweis noch ältere Bahnhofsgebäude erhalten, da diese Strecke ja früher gebaut wurde - dem Bahnbetrieb dienen sie jedoch nicht mehr.

Das Bahnhofsgebäude in Englhof soll sehr wohl renoviert werden und dann das Fahrerexpedit beherbergen, sobald es Mittel für die Renovierung gibt.
Der jetzige Hallenbau über die Gleise wurde auch schon im Zuge des Lückenschlusses geplant und erst jetzt ausgeführt, nachdem die Finanzierung dafür kam.

Ähnliches gilt für die Verlängerung nach Laakirchen über die ehemalige ÖBB-Trasse, wobei dafür wieder einmal umgespurt werden muss, historisch bereits zum zweiten Mal. Die Pferdebahn hatte 1106 mm Spurweite.
Das Stück Pferdebahnschienen zwischen Englhof und Seebahnhof wurde irgendwann in den letzten Jahren rekonstruiert und ist nicht original, sehr wohl jedoch der Schlenker, den die Trasse dort einst machte.

Ein paar Bilder zum Bahnhof Englhof lege ich bei. Sie wurden anlässlich des Lückenschlusses im Rahmen einer Ausstellung in Gmunden gezeigt.

Das letzte Bild zeigt die Stallungen des Bahnhofs, in denen im August 2018 im Rahmen der Lokalbahntagung ein kleiner Empfang gegeben wurde.
Damals hatte ich Gelegenheit, einen Tag vor der Eröffnung die neue Straßenbahnstrecke zu befahren.

Eine Reportage zu diesem Ereignis gibt es hier.


Tramwaycafe

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Re: Zwei Tage in Gmunden – eine emotionale Reise 2020/2021
« Antwort #31 am: 19. Juli 2021, 20:47:01 »
Zu enger Bildausschnitt? Zu viel Vordergrund und zu wenig Hintergrund? Nach der Enge der letzten Aufnahmen geht das Szenario nun wieder auf – Gründerzeit-Sommerfrischenpracht par excellence herrscht hier auf der Esplanade westlich des Franz-Josef-Platzes. Hier sind wir schon auf der klassischen Straßenbahntrasse in Seitenlage – die Zweirichtungswägen mit Türen auf nur einer Seite sind noch in guter Erinnerung. Wagen 131 rollt hier in Richtung Bezirkshauptmannschaft am sonnig-heißen 22. Juni 2021.

Der schwüle Tag kippte abends ins Gegenteil – kein Vergleich mit der Tragödie, die sich in den letzten Tagen in Deutschland und danach auch mancherorts in Österreich abspielte; doch so ein Hagelgewitter wie an jenem Abend, wo innerhalb von 5 Minuten das Dach des Nachbarhauses in kleine Stücke zerhackt in die Häuserschlucht bröselte, das habe ich auch noch nicht erlebt: https://youtu.be/sdEK1uxNZcY Am nächsten Tag war dann SEV nach Attnang-Puchheim angesagt – die Bahnstrecke war bei Aurachkirchen unterbrochen, und alle Beteiligten taten ihr Bestes, die Verbindungen an die Westbahn mit erträglicher Verspätung herzustellen.

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Re: Zwei Tage in Gmunden – eine emotionale Reise 2020/2021
« Antwort #32 am: 20. Juli 2021, 20:12:31 »
Die Passage der Kuferzeile war schon zu Zeiten filigraner wirkender Straßenbahnen ein Ereignis ob der Enge der Durchfahrt – die zeitgemäß großen Garnituren der Traunseetram verstärken diesen Effekt noch. Am stadtauswärtigen Ende, bevor es so richtig steil wird, wartet dann das bekannte Arkadenhaus, wo Stern&Hafferl zu Hause ist – ein würdiges Gebäude für ein ganz herausragendes Unternehmen in der Szene der Betreiber von Verkehrsmitteln. Und mit dem Wagen 128 vor dem Arkadenhaus, gerade aus der Kuferzeile kommend, ist das Motiv am späten Mittag des 22. Juni 2021 komplett :D

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Re: Zwei Tage in Gmunden – eine emotionale Reise 2020/2021
« Antwort #33 am: 21. Juli 2021, 17:35:55 »
Ein wenig schneller als geplant geht diese Serie mit den letztlich 26 Aufnahmen nun zu Ende – neben Kuferzeile und Esplanade war die Trasse durch die Alois-Kaltenbrunner-Straße mit ihren 10% Steigung wohl die Attraktion der alten städtischen Straßenbahnstrecke schlechthin. Und nach wie vor ist dieses Stück Traunseetram sehr beeindruckend, zumal mit den ruhig über die Steilstrecke dahingleitenden Tramlinks, die dieses Stückerl sowohl bergauf wie auch bergab in einer sehr gelassen wirkenden Art und Weise bewältigen. Die erste Aufnahme stammt vom 6. Oktober 2020, sie wurde knapp unter der Haltestelle Tennisplatz mit ihrer (links befahrenen) Ausweiche aufgenommen, und zeigt Wagen 129 auf dem langen Weg nach Vorchdorf. Die zweite Aufnahme ist wiederum vom 22. Juni 2021: Harte Mittagssonne am zweitlängsten Tag des Jahres, harte Schatten, intensive Kontraste – und dazu ein etwas knapperer Bildausschnitt ohne Peitschenleuchten im Vordergrund, der Wagen 131 auf einem Zwischenkurs nach Engelhof zeigt, am unteren Ende der Steiltrasse nicht weit vom Arkadenhaus.

Ich möchte mich bei euch für das Folgen dieses Threads bedanken – im ersten Beitrag habe ich die Beweggründe dieses ausführlichen und langen Berichts dargelegt, und warum der 6. Oktober 2020 und der 22. Juni 2021 zu den intensivsten Tagen des vergangenen Jahres für mich gehörten. Wenn man die dunklen Wolken am Horizont der Inzidenz betrachtet, wird es wohl weiterhin nicht nachhaltig sonnig am Pandemiehimmel. Hoffen wir das Beste. Und hoffen wir das Beste auch für die Traunseetram – dass sie ihre auch nach dem großen Umbau nicht enden wollende Dynamik behalten möge und damit Vorbild sei für noch viele weitere so beeindruckende regionale Schienenverkehrslösungen!

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Re: Zwei Tage in Gmunden – eine emotionale Reise 2020/2021
« Antwort #34 am: 21. Juli 2021, 19:49:20 »
Danke für die nette Reportage  :up:

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Re: Zwei Tage in Gmunden – eine emotionale Reise 2020/2021
« Antwort #35 am: 09. April 2022, 12:30:55 »
Bin erst jetzt nach meinem Gmunden-Besuch auf die interessante Reportage gestoßen und möchte mich hiermit dafür bedanken!  :up:

Hoffen wir das Beste. Und hoffen wir das Beste auch für die Traunseetram – dass sie ihre auch nach dem großen Umbau nicht enden wollende Dynamik behalten möge und damit Vorbild sei für noch viele weitere so beeindruckende regionale Schienenverkehrslösungen!
Ich befürchte leider, dass die Dynamik sehr enden wollend ist wenn ich an die Situation in der Innenstadt denke. Ich richtig schockiert wie groß der Leerstand zwischen dem Franz-Josef-Platz und der Traunbrücke geworden ist wobei da die Pandemie sicherlich ordentlich dazu beigetragen hat. Wenn man als Referenz Google-Street-View von 2019 hernimmt kann man sagen, dass es 80% der abgebildeten Geschäfte nicht mehr gibt.

Da hat man jetzt eine tolle Bahn die durch eine schön gestaltete aber so gut wie tote Einkaufsstraße fährt.  :(