Zur Erinnerung: wenn ein Bus im Stau steht, liegt das nicht daran, dass daneben zu viel Fuß- oder Radweg ist, sondern dass vor ihm zu viele Autos stehen. Und selbst wenn die Nisselgasse auf gesamter Länge zugestaut ist, befinden sich in den Autos so viele Menschen, dass ein 12-m-Bus locker ausreichen würde, um alle zu transportieren (und fast alle bekämen sogar einen Sitzplatz).
Eben. Manche müssten auch stehen, und das wollen sie eben nicht. Wer kann's ihnen verübeln?
Auch zwei 12-m-Busse oder ein Gelenkbus würden weniger Platz brauchen als 30 Autos. Aber lustigerweise wurde mir ja in diesem Forum auch erklärt, dass es absolut weltfremd ist, den Sitzplatz für jeden Fahrgast zum Regelfall zu erheben (was keinesfalls ausschließt, dass das in der Hauptverkehrszeit oder im Veranstaltungsverkehr nicht angeboten werden kann).
Das ist überhaupt ein Problem: begrenzte Ressourcen (Geld, Raum...) gibt es offensichtlich nur bei den Verkehrsmitteln des Umweltverbundes. Beim MIV spielen sie keine Rolle.
Außerdem geht dein Beispiel davon aus, dass alle Autofahrer dorthin wollen, wohin auch der Bus fährt. Eine ziemlich weltfremde Annahme, wie mir scheint.
Dazu habe ich schon etwas in der Antwort an
Klingelfee geschrieben, aber gern nochmal: es gibt Gerüchten zufolge in Wien noch mehr Öffi-Linien als den 51A.
Offensichtlich sind die meisten Autofahrenden außerdem nicht darauf angewiesen, genau durch die Nisselgasse zu fahren.
Aber klar, Lebensqualität und der Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes sind das Problem...
Das Problem ist, dass manche alle(s) in einen Topf werden und sich zu wenig überlegen, warum man auch in der Stadt manchmal ein Auto braucht.
Das Problem ist, dass dieses "manchmal" als Ausrede für alles benutzt wird. Könnten wir mal bitte aufhören so zu tun, als würden Staus wie in der Nisselgasse durch die Pflegerin am Weg zur Nachtschicht oder durch Menschen am Weg ins Burgenland verursacht werden? Wie viel bliebe denn von den Staus übrig, wenn nur die Fahrten, bei denen das Auto tatsächlich alternativlos ist, mit dem Auto stattfinden würden?
Zur Nisselgasse: Vernünftiger wäre dort, wenn man jetzt tatsächlich Verkehrsberuhigung betreiben will, ein Fahrverbot ausgenommen Anrainer, Feuerwehr und Linienverkehr, statt alles mit den Begegnungszonen zwangs zu beglücken (die machen schon Sinn ändern aber nichts grundsätzlich am Durchfluß, beruhigen (=reduzieren) also nichts). Aus der Stadt raus kannst auch über die Grünbergstraße oder übern 13..
Genau darum geht es. Wenn die Nisselgasse zu schmal ist, um Durchzugs(auto)verkehr, ein Minimum an zeitgemäßer Fuß-/Radinfra und regelmäßigen ÖV zu stemmen, gehört der Durchzugsverkehr raus. Aber dann wähnen ja einige schon wieder ein Autoverbot...
Und zur Wiedner: Da werden sich schon viele Menschen was dabei gedacht haben (hoffe ich zumindest). Ausserdem ist ein durchgehender Radweg attraktiv um auch mal das Auto, auf Wegen die in die Stadt führen, stehen zu lassen. Gut das ist jetzt wahrscheinlich für die dortigen Anwohner weniger wichtig, da die wahrscheinlich eh mit der Bim gefahren sind, aber für Bewohner von Teilen des 10. ist der Weg in die Stadt dann auch mit dem Rad attraktiver und stellt eine Alternative zur eventuell vollen Bim dar. Ausserdem soll so eine Umgestaltung ja mehrere Effekte haben. Vergrämung des MIV auf andere Routen oder andere Verkehrsträger. Aufwertung der Straßenzüge, was aber natürlich nicht gleich bedeutend mit einem Straßenpark ist, sondern einfach eine Attraktive Fußwegverbindung ohne ständig jedem entgegenkommenden auf die Fahrbahn ausweichen zu müssen. Ein bissl Abstandsgrün macht es dann auch im Sommer etwas angenehmer und ein paar Bankerl sorgen dafür, dass auch ältere dann die Strecken eher zu Fuß gehen, weil man sich zwischendurch mal auch hinsetzen kann. Was nicht heißt das man dort lange verweilt. Und der durchgehende 2-Richtungsradweg sorgt für ein besseres Sicherheitsgefühl beim Radeln, was die Verbindung eben attraktiver macht.
Man sollte auch nicht vergessen:
gut 40 % der in Wien mit dem Auto zurückgelegten Wege sind max. 5 km lang. 5 km sind selbst für Untrainierte mit dem Rad ca. 20 min. Meint man die ganzen Beteuerungen vom Autoverkehr, den man reduzieren möchte, ernst, wird man nicht umhinkommen, Fuß- und Radwege noch viel stärker auszubauen. (Wahrscheinlich wird als nächstes der Wilhelminenberg genannt, um zu erklären, wieso man in der Wiedner Hauptstraße oder in der Donaustadt nicht Radfahren kann.)
Gerade beim Radverkehr schlummert auch noch viel Potential - das den ÖV ist mit >30 % Anteil am Modal Split nahezu ausgereizt (was nicht bedeutet, dass man den ÖV nicht ausbauen soll, im Gegenteil).