Wie schon im Thread über Danzig erwähnt bilden die Städte Danzig, Gdynia und Sopot die Trójmiasto (Dreistadt). Diese wird von der Szybka Kolej Miejska (Stadtschnellbahn) erschlossen. Der S-Bahnbetrieb existiert seit 1951, als die Linie Gdańsk Główny (Danzig Hauptbahnhof) - Gdańsk Nowy Port in Betrieb ging. Dieses Stück gibt es allerdings heute nicht mehr. Die Strecke nach Gdynia wurde 1953 eröffnet, ein Jahr zuvor wurde die Etappe nach Sopot fertiggestellt. Betrieben wird das S-Bahnsystem von Szybka Kolej Miejska w Trójmieście Sp. z.o.o (Stadtschnellbahn in der Dreistadt GmbH).
Das "Netz" bestand Jahrelang nur aus der Strecke Gdańsk Głowny - Wejherowo. Wejherowo ist eine Stadt nordwestlich der Dreistadt, ca. 60 vom Zentrum Danzigs entfernt. Seit kurzem ist auch die zum Teil neugebaute, zum Teil wiedererrichtete Strecke der PKM (Pomorska Kolej Metropolitalna, Pommersche Metropolbahn) in Betrieb, die den Westen und Norden Danzigs erschließt. Zudem verkehren nun auch SKM-Züge über Wejherowo hinaus nach Rumia, Lębork und Słupsk. Der Großteil der Züge verkehrt jedoch weiterhin zwischen Danzig und Wejherowo. In Richtung Süden werden nun ebenfalls Züge nach Pruszcz Gdański und weiter nach Tczew betrieben. Diese haben aber eher den Charakter von Regionalzügen und verkehren seltener. Die Strecke der SKM verläuft neben der Fernverkehrsstrecke zwischen Danzig und Gdynia. Insgesamt ist sie also viergleisig.
Es gibt eine Vielzahl von Linien. Die Linienangabe besteht aus einem Buchstaben und einer Ziffer. Der Buchstabe richtet sich nach dem Anfangsbuchstaben der Zielstadt, die Ziffer ist eine fortlaufende Nummerierung. W1 bezeichnet somit Züge zwischen Gdańsk Śródmieście und Wejherowo, C1 sind Kurse zwischen Gdańsk Śródmieście und Gdynia Chylonia, C2 sind kurse zwischen Gdańsk Śródmieście und Gdynia Cisowa. Es gibt noch weitere Linien. Wie gesagt, der Großteil verkehrt zwischen Wejherowo und Gdańsk Śródmieście. Gdańsk Śródmieście wurde erst in diesem Jahr eröffnet und befindet sich eine Station nach Gdańsk Główny (Danzig Hauptbahnhof). Werktags wird im 15-Minutentakt, zur Hauptverkehrszeit öfter, gefahren.
Śródmieście wird oft mit Stadtmitte oder Innenstadt übersetzt. Letzteres ist irreführend. Zwar umfasst in vielen Städten Polens der Bezirk Śródmieście die Innenstadt (Altstadt), es ist aber nicht überall so. Zudem ist die Altstadt meiner Meinung nach einfacher vom Hauptbahnhof zu erreichen. Ich würde Śródmieście daher in diesem Kontext mit Mitte übersetzen, ähnlich wie der Bahnhof Wien Mitte. Er liegt zwar im Zentrum und die Altstadt ist nicht weit. Er liegt aber nicht direkt im 1. Bezirk.
Zum Einsatz kommen EN57 und EN71 (viergliedrige Verson der EN57) in verschiedenen Modernisierungsstadien. Beide Typen kommen sowohl solo, als auch in Doppeltraktion oder in Traktion EN57+EN71 zum Einsatz. Auf der PKM kommen moderne Dieseltriebwagen zum Einsatz.
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Ein SA136, gebaut von Pesa, fährt in die Station Gdańsk Brętowo in Richtung Gdańsk Wrzeszcz (Danzig Langfuhr) ein. Hier kann man in die Straßenbahnlinie 10 umsteigen. Die PKM wurde leider nicht elektrifiziert somit kommen Dieseltriebwagen zum Einsatz. Die PKM verbindet den Flughafen Danzigs mit dem Rest der Stadt. Ein Manko ist, dass die Züge nur bis Wrzeszcz und nicht zum Hauptbahnhof fahren. Dieses Manko verstehe ich aber noch, es gibt wahrscheinlich keine/zu wenig freie Trassen. Warum man aber richtung Norden nicht bis Gdynia Główna (Gdingen Hauptbahnhof) oder weiter fährt, erschließt sich mir nicht. Die Kurse enden in Gdańsk Osowa, nur frühmorgens und spätabends fahren Kurse von nach Gdynia, da dort die SA136 stationiert sind.
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Ein Zug bestehend aus EN57+EN71 verlässt als W1 in Richtung Wejherowo die Station Gdańsk Stocznia (Danzig Werft). Es gibt noch einige EN57 und EN71 mit Rollbändern anstatt Displays.
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Ein modernisierter EN57 als L3 in Richtung Lębork in der Station Gdańsk Stocznia. Die Züge mit Displays haben auch Haltestellenansagen. Bei dieser Form der Modernisierung zeigen moderne LCDs im Inneren den Streckenverlauf, die Geschwindigkeit, Datum, Uhrzeit und die Namenstage an.
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In die Gegenrichtung kommt ein EN71 solo als C2 in Richtung Gdańsk Śródmieście (Danzig Mitte). Die Linienbezeichnungen werden in Richtung Danzig nicht geändert. Zwischen Danzig und Wejherowo sind diese also in Richtung Danzig irrelevant.
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In Sopot (Zoppot) macht diese EN57-Doppeltraktion halt. Die Fahrzeuge sind werktags sehr gut ausgelastet. Sopot ist ein alter Kurort, der schon von den Deutschen geschätzt wurde. Sie errichteten hier u.a. Hotels. Heute ist die Stadt trotz der geringen Einwohnerzahl (ca. 37 000) immer noch ein Magnet für Touristen. Daher halten hier auch Fernzüge (auch der Pendolino). Sehenswürdigkeiten gibt es in Sopot kaum, dafür eine Vielzahl an Restaurants und Bars. Hier pulsiert auch das Nachtleben der Dreistadt. Zudem gibt es große Strände. Wer einmal in die Dreistadt fährt, sollte ein bis zwei Stunden in Sopot einplanen und entlang der Hafenmole spazieren. Wer schwimmen will, kann dies natürlich auch tun.
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Einmal täglich hält hier auch ein internationaler Fernzug, der IC Sobieski in Richtung Wien Westbahnhof fährt in die Station Sopot ein. Gezogen wird der Zug von einer EU44, die in Polen Husarz (Husar) genannt wird. Dass gerade die Husaren unter Führung Sobieskis maßgeblich am Entsatz Wiens beteiligt waren und der Zug mit diesem Namen und von dieser Lok gezogen nach Wien fährt, hat fast schon Symbolcharakter.
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Ebenfalls in Sopot ein W1 in Richtung Wejherowo.
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Nach Besichtigung des Hafens von Gdynia machte ich noch ein paar Eisenbahnfotos. Hier ein Schnappschuss einer EN57-Doppeltraktion nach Reda in der Station Gdynia Cisowa.
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In Gdynia Główna (Gdingen Hauptbahnhof) hat soeben dieser C1 seine Fahrggäste ausgespuckt. Nur wenige steigen hier ein um noch die Paar die Stationen nach Cisowa zu fahren. Die SKM spielt jedoch auch im Binnenverkehr der Städte Danzig und Gdynia eine wichtige Rolle. Immer wieder konnte ich beobachten, wie Leute nur innerhalb der Stadt mit der SKM fuhren.
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Ebenfalls Gdynia Główna. Dieser Zug nach Gdańsk Śródmieście ist gut besucht. Die Nachmittagshauptverkehrszeit hat begonnen. Wagen ohne Displays haben im Führerstand entweder seitlich oder hinter der Windschutzscheibe einen A4-Zettel mit der Linienbezeichnung angebracht.
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Die nächste EN57-Doppeltraktion bei der Einfahrt in den Bahnhof Gdynia Główna.
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In der Station Gdańsk Śródmieście machen sich Mannschaft und Zug auf die Abfahrt bereit. In jedem SKM-Zug sind ein Zugführer und Lokführer. Der Zugführer verkauft Fahrscheine und fertigt den Zug ab. Die Abfertigung sieht folgendermaßen aus: Während der Einfahrt in die Station begibt sich der Zugführer aus der Fahrerkabine zur Tür für das Personal (die geöffnete Schwenktür). Dort ist eine Konsole, mit der er die Türen öffnen, schließen und das Türschließwarnsignal an die Fahrgäste geben kann. Kurz nach Erreichen der Station öffnet der Zugführer die Fahrgasttüren und "seine" Tür. Nach dem Fahrgastwechsel gibt er das Türschließwarnsignal ab. Danach schließt er die Fahrgasttüren und gibt, sofern alles in Ordnung ist dem Fahrer den Fahrbefehl mit dem Wort "Odjazd" (Abfahrt). Während der Ausfahrt aus der Station überwacht der Zugführer in der Regel von "seiner" Tür aus den Zug, um im Notfall dem Triebfahrzeugführer einen Bremsbefehl übermitteln zu können. Danach geht der Zugführer zu eventuell wartenden Fahrgästen und verkauft ihnen Fahrscheine. Danach setzt er sich in die Fahrerkabine neben den Lokführer, um ihn zu überwachen/unterstützen, was in der Regel tratschen bedeutet.
Hier sieht man den Zugführer, wie er noch einmal aussteigt, um den ganzen Zug zu sehen. Normalerweise bleibt er bei "seiner" Tür stehen.
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Der Zug bei der Ausfahrt aus der Station. Es handelt sich dabei um eine EN57-EN71-Traktion. Idiotisch ist die Regelung bezüglich Fahrradtransport. Sowohl EN57 als auch EN71 haben an beiden Enden große Auffangräume in denen unter anderem Fahrräder (Ständer sind angebracht) transportiert werden können. Lieder darf man das nur im hinteren Teil, nicht im vorderen, wo der Zugführer steht. Einige Zugführer achten darauf, dass mit dem Rad nur die anderen Auffangräume genutzt werden.
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Ein W1 fährt in die Station Gdańsk Główny (Danzig Hauptbahnhof) ein. Hier steigt der Großteil der Fahrgäste ein/aus, Gdańsk Śródmieście hat nicht so viele Fahrgäste. Ich glaube auch nicht, dass sich das so schnell ändern wird. Schließlich kann man am Hauptbahnhof zu mehr Linien und auch zu anderen Zügen umsteigen. Man sieht an diesem Bild sehr schön, die erhöhten Bahnsteige, entlang der SKM-Strecke. Diese erleichtern den Einstieg in die EN57 bzw. EN71 erheblich.
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Ein P1 in Richtung Pruszcz Gdański (Praust) in der Station Gdańsk Główny (Danzig Hauptbahnhof). Hier sieht man sehr schön den Unterschied zum "normalen" Bahnsteig. Die SKM-Züge richtung Tczew und Pruszcz haben eher Regionalzugcharakter und verkehren nicht so häufig wie die restlichen SKM-Züge. SKM-Züge, von denen man in einen der Züge nach Tczew oder Pruszcz umsteigen kann, sind im Fahrplan speziell gekennzeichnet. Zudem bedienen Züge nach Tczew und Pruszcz die Bahnsteige, die auch von Regional- und Fernzügen bedient werden und nicht die SKM-Bahnsteige.
Der Hauptbahnhof Danzigs ist ein kleiner Schock, wenn man aus dem hochmodernen und gepflegten Pendolino aussteigt. Am Bahnsteig gibt es noch Fallblattanzeigen und die Durchsagen werden noch "live" gesprochen, was mich immer wieder bessonders freut. Lustig sind auch immer wieder die Versprecher und Aussetzer, etwa als ich nach Malbork (Marienburg) fuhr um mir die dortige Burg anzusehen. Da war es kurz still nach der Phrase "Die Wagen mit den Nummern" da die Ansagerin wahrscheinlich erst die Nummern nachsehen musste.
Im Großen und Ganzen funktionieren die livegesprochenen Ansagen aber ganz gut. Nur der SKM Bahnsteig hat LCDs auf denen Abfahrtszeiten und Fahrgastinfos zu finden sind.
Insgesamt funktioniert der SKM-Verkehr durch die Dreistadt sehr gut. Die Züge sind pünktlich und schnell unterwegs, der Gleiszustand ist bis Gdynia sehr gut, wie es weiter aussieht weiß ich nicht. Die Züge sind gut ausgelastet. Fahrscheine kann man am SKM-Schalter oder am Automaten erwerben. Sollte man mehr als zwei Fahrten durch zwei verschiedene Städte machen, rentiert sich eine Tageskarte um 13 Złoty. In den Stationen hängen Tabellen, die die Tarifstruktur zeigen. In der Regel kann man sagen, pro Stadt gibt es eine "Zone". Nützlich ist auch die App Kompas, die man sich gratis herunterladen kann. Sie zeigt aktuelle Fahrpläne, bietet einen Routenplaner und informiert über Störungen. Zudem gibt es das Feature, dass man einige Minuten vor Abfahrt seines Zuges informiert wird.