[CZ] Ostrava

[Tramwaycafe]

Ich habe schon Straßenbahnbetriebe mit unterschiedlicher Charakteristik erlebt, wie sich die Fahrer und Fahrerinnen typischerweise beim Fotografiertwerden verhalten – von schüchtern über zurückhaltend bis einerseits offen ablehnend (Stinkefingerfotos habe ich von Brüssel, Turin & Budapest), andererseits hingegen superfreundlich. In Ostrau habe ich so viele freundlich winkende Fahrer erlebt wie noch selten zuvor – teils verbunden mit langsamen Vorbeifahren oder Arrangieren mit einem möglicherweise störenden Gegenzug.

Der Fahrer des 1328 am Morgen des 28. August 2021 möge als erstes Beispiel dienen – es ist ein traumhaft schöner, ruhiger und superangenehmkühler Samstagmorgen; eineinhalb Stunden Sonnenschein vor Ort erfüllten den Abschied nach einigen Tagen so durchwachsenen Wetters mit der Sehnsucht nach baldiger Rückkehr. Der 11er war Ende August sechs Tage lang umgeleitet, was eher spontan aussah: Ein Stückchen kaputten Gleises nahe dem Bahnhof Vítkovice schien am Anfang meines Aufenthalts noch schnell reparabel; etwas später war das schon eine sehr viel größere Baustelle. Damit fuhr der 11er vom 26. bis 31. August einen kleinen Umweg über Hrabůvka vulgo Hainbuchen – und schilderte «Výluka» aus. Die Aufnahme entstand an der Haltestelle Palkovského.

[95B]

In Ostrau habe ich so viele freundlich winkende Fahrer erlebt wie noch selten zuvor

So ein auffälliges Winken könnte man schon fast als Winkschaden titulieren. Ich denke mir jedenfalls immer: Wenn sich jemand mit Gesten gegen das Fotografiertwerden wehrt, dann hat er wohl Dreck am Stecken, denn sonst könnte es ihm ja wurscht sein.

[Konstal 105Na]

In Ostrau habe ich so viele freundlich winkende Fahrer erlebt wie noch selten zuvor – teils verbunden mit langsamen Vorbeifahren oder Arrangieren mit einem möglicherweise störenden Gegenzug.

Ich habe vor einiger Zeit mit einem Hobbykollegen genau darüber gesprochen. Er meinte, dass in Tschechien die Fahrer am aufgeschlossensten sind. Ich kann mich noch erinnern, als mir ein Fahrer in Ostrava stolz die Plakette des Stadlers zeigte, da diese Wagen in Polen produziert wurden.

Ich denke mir jedenfalls immer: Wenn sich jemand mit Gesten gegen das Fotografiertwerden wehrt, dann hat er wohl Dreck am Stecken, denn sonst könnte es ihm ja wurscht sein.

Ich frage mich immer, wie dumm man sein muss, wenn man den Mittelfinger zeigt bzw. sein Gesicht verdeckt. So ist das immerhin am Foto und wenn sich jemand beschwert hat man als Fahrer keine Gegenargumente.

[T1]

Ich denke mir jedenfalls immer: Wenn sich jemand mit Gesten gegen das Fotografiertwerden wehrt, dann hat er wohl Dreck am Stecken, denn sonst könnte es ihm ja wurscht sein.

Nicht zwingend. Es gibt einfach auch Personen, denen ist es unangenehm, fotografiert zu werden. Natürlich, das kann entweder respektiert werden, oder man stellt es einfach in Abrede.

[Konstal 105Na]

Nicht zwingend. Es gibt einfach auch Personen, denen ist es unangenehm, fotografiert zu werden. Natürlich, das kann entweder respektiert werden, oder man stellt es einfach in Abrede.

Das ist schon klar, allerdings sieht man den Fahrer oft ohnehin nicht am Foto. Und die Argumente, die ich bisher von solchen Leuten hörte, waren nicht, dass es ihnen unangenehm ist, sondern dass man sich strafbar macht.

[Z-TW]

In Wien hat sich ein Busfahrer aufgeregt, in Buenos Aires hat sich der U-Bahnfahrer vor seinen Zug in Positur gestellt.

[hema]

Es gibt einfach auch Personen, denen ist es unangenehm, fotografiert zu werden.

Dann dürfen sie auch nicht in/an der Öffentlichkeit arbeiten. Da ist es wohl klar, dass man auf allerlei Fotos oder Videos mit drauf ist.

[Tramwaycafe]

So ein auffälliges Winken könnte man schon fast als Winkschaden titulieren.

Hui, in so vielen Punkten bin ich mir dir einer Meinung – zugleich halte ich mich schon für fast pedantisch, was das Vermeiden der typischen «xyz-Schäden» betrifft. Doch meine ich: Freundliches Personal gehört zu den anreicherndsten Facetten eines Straßenbahnfotos; es stellt das Sachlich-Technische eines hier einschlägigen Bildes in einen menschlichen Kontext derart, dass damit etwas aus Sicht des Betroffenen höchst Positives passiert…

Es gibt einfach auch Personen, denen ist es unangenehm, fotografiert zu werden.

Ich lehne mich einmal aus dem Fenster und behaupte, dass es nach ein bisserl Routine in der Straßenbahnfotografie nicht mehr allzuviel Empathie braucht, um zu erkennen, ob ein Fahrer, eine Fahrerin wirklich in ihrem Inneren unangenehm von der Situation berührt ist. Derlei Aufnahmen brauchen dann auch nicht großartig ’rausposaunt zu werden. Ein feindseliges «Olle Menschen san ma zwider»-Gehabe des Personals hingegen halte ich für was völlig Anderes. In meinem Job als Agile Coach darf ich mich auch nicht darüber aufregen, dass es in meinen Workshops, huch, richtig menschelt, und sich die Teilnehmer und -innen oft nicht so verhalten, wie ich es erwartet hätte.

Nehmen wir doch noch eine Aufnahme mit einem freundlich grüßenden, extra langsam fahrenden Fahrer – hier gleich hinter der Ausfahrt aus der abrupt endenden Vítkovická mit einem der KT8D5 im famosen neuen Design. Der voll besetzte Wagen 1503 auf der KT8D5-Stammlinie 2 rollt hier am 25. August 2021 Richtung Dolní Vítkovice nach Passieren einer Kreuzung, bei der – wie oft in Ostrau – die Straßenbahn ampellos Vorrang genießt, wie das Verkehrszeichen hinter dem Wagen schön andeutet

[T1]

Es gibt einfach auch Personen, denen ist es unangenehm, fotografiert zu werden.

Dann dürfen sie auch nicht in/an der Öffentlichkeit arbeiten. Da ist es wohl klar, dass man auf allerlei Fotos oder Videos mit drauf ist.

Naja, es gehört nicht zu den Kernaufgaben eines Straßenbahnfahrers, fotografiert zu werden.

Dass es einzelne Ungustln gibt, die sich (fälschlicherweise) auf das Recht am eigenen Bild berufen, und sich einfach nur wichtig machen, ist wieder was anderes. Es kann trotzdem sein, dass man einmal einen schlechten Tag hat, schlecht drauf ist, was auch immer – klar, auch blöd für so einen Job, aber es muss nicht sofort "Dreck am Stecken" sein. Tramwaycafe hat es eh schon auf den Punkt gebracht:

Ich lehne mich einmal aus dem Fenster und behauopte, dass es nach ein bisserl Routine in der Straßenbahnfotografie nicht mehr allzuviel Empathie braucht, um zu erkennen, ob ein Fahrer, eine Fahrerin wirklich in ihrem Inneren unangenehm von der Situation berührt ist.

Aber vielleicht ist genau das das Problem: Auf beiden Seiten gibt es in Wien relativ wenig Empathie. Das zeigen die Diskussionen hier eh auch deutlich!

[Tramwaycafe]

Zeit für einen Klassiker in Ostrau: Die Hausdurchfahrt bei der Sport Aréna, hier mit VarioLF 1372 am frühen Vormittag des 28. August 2021, als sich gerade die dicke morgendliche Dunstdecke auflöste. Im Hintergrund ist die Haltestelle Palkovského zu sehen, deren Umfeld mit der Sackgassen-plus-Straßenbahndurchfahrt-Konfiguration ein so feiner Fotostandort ist, und wo auch das Winkefoto des 11ers entstand.

Als in diesem Forum vor einiger Zeit von der Abschaffung der Papiertickets in Ostrau geschrieben wurde, dachte ich mir «Uje, gar nicht gut.» Meine Erfahrung andernorts mit Alternativlösungen war nicht immer gut; am schlimmsten mit der OV Kaart in Arnhem. Doch von mangelnder Niederschwelligkeit beim ÖV-Zugang in Ostrau kann – für mich durchaus positiv überraschend – überhaupt nicht die Rede sein. Die meisten Fahrgäste praktizieren das, was in Brünn «Pípni a jeď» genannt wird: Einsteigen, und einfach mit irgendeiner NFC-Zahlungskarte einchecken. Das Auschecken braucht es nur, wenn die Fahrt eine Kurzstrecke ist. Cool sieht’s aus, wenn jemand mit der Smartwatch eincheckt…

Zugleich gibt es die neuen Fahrscheinautomaten, die die Plastik-«Wallets» ausgeben, und die supereinfach mehrsprachig bedienbar sind. 24h- und 3-Tagestickets lassen sich mit gefühlt einer Handvoll Schritten auf diesem Weg kaufen bzw im Wiederholungsfall aufbuchen – mit diesen braucht’s dann auch kein Ein- und Auschecken mehr, und beim Bezahlen ist Bargeld genauso willkommen wie eine Zahlungskarte. Zu guter Letzt ist die MojeDPO-App genauso einfach und intuitiv bedienbar – über die kaufte ich mir im Zug nach Ostrau die erste 24h-Karte in weniger als 2 Minuten, und brauchte mir dann vor Ort keine Gedanken mehr um den Fahrscheinkauf zu machen. Einziges Problem der MojeDPO-App bei meinem älteren iPhone: Battery Drain. Das alles findet sich nett erklärt auch in einem Video mit englischen Untertiteln (beim Videodreh gab’s die 24h-Tickets noch nicht am Automaten; die lernen dort dazu…) – andernorts habe ich mir trotz Papierfahrkarten viel schwerer getan, sofort nach Ankunft ÖPNV-bereit zu sein…

[Ferry]

Es gibt einfach auch Personen, denen ist es unangenehm, fotografiert zu werden.

Dann dürfen sie auch nicht in/an der Öffentlichkeit arbeiten. Da ist es wohl klar, dass man auf allerlei Fotos oder Videos mit drauf ist.

Sehe ich auch so. Die Fahrer von VEF und WTM werden bei einer Fahrt - besonders am Ring - zigfach von Touristen fotografiert. Wenn die immer die Hände vor das Gesicht hielten, kämen sie nicht mehr zum Fahren. 

[Tramwaycafe]

Neben all den anderen Typen haben auch drei der neun Inekon Trio-Garnituren das neue Ostrauer Farbschema verpasst bekommen – kommt es nur mir so vor, dass diesem Typ Eleganz nur schwer vermittelbar ist, selbst durch ein neues Outfit? Der Vierer wurde diesen Sommer, wie diese Aufnahme unterlegt, ebensowenig wie der Zweier typenrein betrieben – wohl waren die Stadler-Garnituren in der überwältigenden Mehrheit, doch dazwischen fand sich das eine oder andere exotischere Fahrzeug, wie ein Inekon oder einer der nur zwei VarioLF2, die sonst am Fünfer unterwegs sind.

Wir sind hier an der Haltestelle Třebovice, Obchodní Centrum (Třebovice, Einkaufszentrum; die Haltestellentafel der Gegenrichtung wirft deutlich Schatten ) – und zumindest so interessant wie der Inekon ist das Zeichen rechts oben im Bild: Ja, das ist ein 80km/h-Geschwindigkeitslimit für die Straßenbahn. Die umfangreichen Gleisbauarbeiten in Svinov im Jahr 2020 hatten die Anhebung der Streckengeschwindigkeit als ausdrückliches Ziel – und, ooooh, wie selbstverständlich die Straßenbahnen doch mit Überlandbahngeschwindigkeit die beiden endlos langen Haltestellen zwischen Nová Ves und Třebovice dahingleiten; das ist noch beeindruckender, als es die Fahrt Schöpfwerk–Alt Erlaa am 64er selig je war. Es ist der späte Nachmittag des 25. August, als diese Aufnahme entstanden ist; wir sehen offensichtlich Wagen 1254.

[Tramwaycafe]

Nach dem Umbau der KT8D5 auf Einrichtungsfahrzeuge verbleiben in Ostrau die drei VarioLF3/2 als Zweirichtungsgarnituren, allesamt im klassischen Look mit den typspezifischen Wellen. Zumindest zwei davon waren sommers am 1er unterwegs, wie hier Wagen 1651 am 26. August abermals an der Haltestelle Josefa Kotase, in einer leicht anderen Perspektive als zuletzt: Auf dieser Aufnahme sind die Vorrangzeichen für die Straßenbahn zu sehen, die so bevorrangt durch den großen ampellosen Kreisverkehr gleiten können. Hach, schön…

Auf einer netten Privatseite zum öffentlichen Verkehr in Ostrau findet sich eine kleine feine Übersicht über die Entstehung dieses jungen Streckenabschnittes der Ostrauer Straßenbahn.

[Tramwaycafe]

Ein paar Beiträge vorher war die bekannte Hausdurchfahrt zu sehen, im fotografisch lohnenden Umfeld Ruská#Palkovského. Nur ein paar Meter südlich wird die Gegend sehr offen – wir befinden uns im Niemandsland zwischen der Sport Aréna einerseits und den Vítkovicer Industrieanlagen andererseits. Mit den in Ostrau weit verbreiteten Alleen wird auch dieses Plätzchen einladender – der im sommerlichen 20-Minutenintervall am Samstagmorgen des 28. August 2021 noch ziemlich leere 1325 rollt auf dem ein paar Tage lang umgeleiteten 11er südwärts in Richtung der großartigen Siedlung der Jubilejní kolonie: Für Freunde feiner Zwischenkriegsarchitektur ein Muss, dort vorbeizuschauen! Auf dieser Aufnahme wiederum ist ganz rechts noch das Haus zu sehen, das die bekannte Durchfahrt unter sich birgt.

[Tramwaycafe]

Im Sommer ist der 1er eine von zwei Linien, die in der HVZ weniger dicht fahren als zur NVZ: Der 1er wird in der HVZ (und nur in dieser) durch den 10er verstärkt, der als Eillinie eine Handvoll Haltestellen auf der stadtbahnartigen Strecke die Schnellstraße Mistecká entlang auslässt. Der Mittelteil dieser Strecke ist die jüngste Straßenbahnstrecke in Ostrau, eröffnet erst in den 2000er-Jahren – mit dem Lückenschluss entstand so etwas wie eine Schnellverbindung zwischen der Innenstadt und dem bekannt dicht besiedelten Stadtteil Dubina.

Auf dieser Aufnahme ist jedoch kein 10er zu sehen, sondern ein 1er, repräsentiert durch den KT8D5 1509 in klassischer Lackierung. Die Haltestelle, Moravská, in die die Garnitur gerade einfährt, ist eine der vom 10er durchfahrenen – darauf wird in der Haltestelle auch ausdrücklich hingewiesen. Das Foto entstand am 26. August 2021 – langsam zeigte sich die Sonne an jenem Nachmittag