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Perspektiven Eisenbahn Nahverkehr

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Conducteur:

--- Zitat von: moszkva tér am 16. Dezember 2010, 14:53:19 ---Etwas Hintergrundwissen, warum ausgerechnet amerikanische Straßenbahnen den Weg nach Wien fanden, findet sich auf der englischsprachigen Wikipedia. Seit den 1920ern wurden systematisch Straßenbahnsysteme in den USA von privaten Unternehmen gekauft, zu Grunde gerichtet und durch Busse (GM!) ersetzt. Dieser Prozess, der ca. bis in die 1950er gedauert hat, und dem man auch teilweise zuschreibt, dass in den meisten Amerikanischen Städten heute kein funktionierender ÖV mehr existiert, nennt sich "der große Amerikanische Straßenbahnskandal":

http://en.wikipedia.org/wiki/Great_American_streetcar_scandal

--- Ende Zitat ---

Nach ähnlichem Muster scheint heute der Eisenbahnverkehr in Österreich neu organisiert zu werden. Es lohnt sich ein Blick auf Amerika, um die Auswirkungen studieren zu können. In ein paar Jahren wird man in Österreich vermutlich auch auf Greyhounds, oder wieimmer die dann in Österreich heißen werden (möglicherweise mit den jeweiligen Landeshauptmännern befreundete Busunternehmen), bei Fernreisen angewiesen sein. Und wo es sich für diese privaten Anbieter nicht rentiert, wird man ausschlißlich auf das Privat-KFZ angewiesen sein. Das Resultat in Österreich wird nicht viel anders sein, als es heute in den USA ist. Wenn man die Ausgangsparameter oder Anfangsbedingungen ähnlich setzt, wird auch der laufende Zustand gegen einen ähnlichen Endzustand konvergieren.

Im Stadtverkehr schaut es bei uns vorerst noch etwas besser aus. Das kann sich aber auch rasch ändern, Eine Stadt in den USA vergleichbar in der Größe mit Wien hatte etwa 1986/87 tatsächlich für mehrere Wochen überhaupt keinen öffentlichen Stadtverkehr. Es gab nur Taxis und Privat-KFZ. Der Grund war, daß die Verkehrsbediensteten, unterstützt von den "Unions", einfach so lange gestreikt haben. Wirklich gestört hat das dort aber kaum jemanden. Proteste blieben fast gänzlich aus. Man stelle sich nur vor, daß es in Wien wegen eines Streiks für 2 Monate keine Straßenbahnen, U-Bahnen, Autobusse etc. gäbe.

Irgendwie scheinen die Situationen ja ähnliche Ansätze zu haben: Aus den USA wurden seinerzeit auch gar nicht so alte Straßenbahnfahrzeuge an andere Länder verkauft. Da fallen einem doch nicht nur die Z ein, sondern auch die E1 und E6. Nur halt mit umgekehrten Vorzeichen. Was damals Wien war, ist heute Krakau. Und was damals New York war, ist heute ......

Den Satz zu vollenden, überlasse ich dem Leser. Als Rätsel würde es sich in diesem Forum sicher nicht eignen, denn selbst ein nur durchschnittlich begabter Forenuser wüßte sicher sofort die Antwort. Einen angemessenen Schwierigkeitsgrad hätte dieses Rätsel aber sicher in einem Forum für Politiker, Parlamentarier und Parteifunktionäre. Und gänzlich überfordern würde so ein Rätsel sicher die Beamtenschaft, die man aus zahlreichen Ländern in eine nordwestlich gelegene Hauptstadt eines multinationalen Landes mit monarchischer Staatsform geschickt hat.

Linie 41:

--- Zitat von: Conducteur am 16. Dezember 2010, 19:06:43 ---Greyhounds

--- Ende Zitat ---

ÓBB InterCity Bus

13er:

--- Zitat von: Linie 41 am 16. Dezember 2010, 23:20:29 ---
--- Zitat von: Conducteur am 16. Dezember 2010, 19:06:43 ---Greyhounds

--- Ende Zitat ---
ÓBB InterCity Bus

--- Ende Zitat ---
Pröllhounds!

Conducteur:

--- Zitat von: 13er am 16. Dezember 2010, 23:34:47 ---Pröllhounds!

--- Ende Zitat ---
:up: :up: :up: ;D

158er:
Herzlichen Dank für Deine gute Analyse, Conducteur, obwohl ich Deinen Pessimismus nicht in allen Punkten teile.

Dieser Prozeß ist ja in Österreich teilweise schon im Gange. Gerade Niederösterreich ist das beste Beispiel dafür. Bahnstrecken werden stillgelegt und mit Busnachfolgeverkehren ausgestattet. Im ersten, ja vielleicht auch im zweiten Jahr gibt es noch ähnliche Busfahrpläne. Doch obwohl seit einem halben Jahrhundert beständig versucht wird, die Österreicher vom Allheilmittel Bus statt Bahn zu überzeugen, wollen sie nicht. Der nicht fahrpreisermäßigte Bus wird - vielleicht zu Recht - verweigert, man nimmt lieber gleich den Privat-PKW. Die Minderheit ohne PKW wird überhört bzw. ist zu gering, um die Verbindungen adäquat auszulasten. Und dann fährt man - wenn überhaupt - eben bis St. Pölten, Amstetten oder Pöchlarn per PKW und setzt sich erst dort in den Zug nach Wien. Es folgt das übliche Schauspiel: Buslinien werden ausgedünnt, schließlich verkommen sie zum Schülerverkehr. Welcher Autobesitzer würde sich heute ernsthaft eine (sündteure!) Fahrt nach Poysdorf, Kernhof, Engelhartstetten oder Aggsbach Markt antun? Keiner! Es gibt auch in näherer Zukunft kein Anzeichen, daß die Situation besser wird.

Im Fernverkehr - und da ists wieder ein Glück, daß neun unterschiedliche Länder ihr eigenes Süppchen kochen und die Suppe in fast allen Ländern besser als in Niederösterreich ist - sehe ich noch keine ernsthaften Bedrohungen. Die West- und auch die Südachse sind gut ausgelastet und bleiben sicher bestehen. Und solche Angebote sind zum Glück noch Ausreißer und auf den Luxusmarkt beschränkt.

Und zu den Verkäufen der E1 und E6... alt sind die E1 sehr wohl, trotz ihrer sonstigen Qualitäten. Und die E6 sind zwar nur fast so alt, aber durch den jahrelangen Mischbetrieb mit T ziemlich kaputtgefahren worden. Daß man daraus woanders ein völlig neues Fahrzeug machen kann, ist eine andere Sache, die hier sicherlich nie zur Diskussion stehen wird. Trotz des Verkaufs alter Garnituren sehe ich für die Situation im Stadtverkehr längst nicht schwarz. Wir haben eine neue Stadtregierung, die nun schon öfters gelobt hat, sich an den Ausbau auch des Sekundärnetzes zu klemmen. Das ist doch für Wien ein gewaltiger Fort- und kein Rückschritt! Für den öffentlichen Verkehr in (nicht um!) Wien werden die nächsten fünf Jahre aus meiner Perspektive keine schlechten Jahre werden.

Ach ja: Es wäre nett, wenn die Diskussion abgetrennt werden könnte. Daran bin ich mitschuld, sorry  :-[

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