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Interview mit Ralf Fücks über die Zukunft der Städte

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moszkva tér:
Ich habe soeben ein sehr interessantes Interview mit Ralf Fücks von der Heinrich-Böll-Stiftung über die Städte als Pioniere beim ökologischen Wandel gefunden. Es nimmt auch Bezug auf die Mobilität in Großstädten und Lösungsansätze für die Mobilitätsprobleme:


--- Zitat ---Wie sieht zukunftsfähige Stadtplanung aus, und was muss heute dafür getan werden?

Städte müssen sich auf ihre Innenentwicklung konzentrieren, also nicht immer neue Wohn- und Gewerbegebiete an der Peripherie erschließen, sondern ausgediente Industrieflächen in der inneren Stadt reurbanisieren und dort attraktive Wohngebiete schaffen. Die Dichte, die vitale Mischung unterschiedlicher Funktionen, das ist es, was eine Stadt ausmacht. Arbeitsplätze gehören dazu, und nach dem ökonomischen Strukturwandel sind es heute vor allem die Bereiche Dienstleistung, Handel und Tourismus, die zur Wiederbelebung der städtischen Wirtschaftskraft beitragen. Die „Stadt der kurzen Wege“ sollte unser Leitbild sein. Damit lassen sich die fatalen Fehlentwicklungen korrigieren, deren programmatischer Ausgangspunkt die 1933 auf dem IV. Kongress des CIAM (Congrès International d’Architecture Moderne/Internationaler Kongress für neues Bauen) verabschiedete Charta von Athen war. Das funktionalistische Dogma der stadträumlichen Trennung von Arbeiten, Wohnen und Freizeit hat Monostrukturen und immer mehr Verkehr erzeugt und so viel Unheil angerichtet.

...

Wie könnten Entwürfe nachhaltiger Mobilität Ihrer Meinung nach aussehen?

Ein gut ausgebauter, attraktiver öffentlicher Nahverkehr ermöglicht Mobilität ohne eigenes Auto. Wenn notwendig, werden wir uns ein Elektroauto mieten. Wir werden Fahrräder und Elektroroller nutzen und viele Wege zu Fuß zurücklegen, weil die Straße wieder den Menschen gehört statt den Autos. Nachhaltige Mobilität ist kein Verzichtsprogramm, sondern ein Zugewinn an städtischer Lebensqualität. Städte wie Moskau oder Los Angeles ersticken regelrecht am Verkehr. Der Problemdruck ist riesig und wird in Kombination mit den vorhandenen Lösungsmöglichkeiten – Elektromobilität und flexible Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel – zu Veränderungen führen, davon bin ich überzeugt.

--- Ende Zitat ---

Das komplette Interview gibts hier zum Nachlesen:
http://www.boell.de/wirtschaftsoziales/stadtentwicklung/stadtentwicklung-interview-ralf-fuecks-stadt-oekologie-10605.html

Im Prinzip sind die Lösungsvorschläge simpel und gehen in die Richtung, die wir im Forum schon öfter angesprochen haben: Durchmischung schafft kurze Wege und führt zur Verkehrsvermeidung. Guter ÖV bietet weiters einen wichtigen Anreiz, aufs eigene Auto zu verzichten.
Wichtig finde ich auch, dass angesprochen wird, dass es sich hierbei nicht um einen Verzicht von Mobilität handelt, sondern allgemein um einen großen Zugewinn an Lebensqualität, der letztlich allen zugute kommt.

tramway.at:
Stimmt natürlich alles zu 100%, und wird in ähnlicher Form ja schon seit 30 Jahren immer wieder festgehalten. Man müsste halt mal beginnen, die Städte in diese Richtung umzugestalten; je länger wir damit warten, desto heftiger wird der Aufprall sein, wenn der Karren an die Wand fährt (weil der Ölpreis explosionsarig steigen wird).

Ferry:

--- Zitat von: tramway.at am 28. Dezember 2010, 11:12:26 ---Stimmt natürlich alles zu 100%, und wird in ähnlicher Form ja schon seit 30 Jahren immer wieder festgehalten. Man müsste halt mal beginnen, die Städte in diese Richtung umzugestalten; je länger wir damit warten, desto heftiger wird der Aufprall sein, wenn der Karren an die Wand fährt (weil der Ölpreis explosionsarig steigen wird).

--- Ende Zitat ---
Und wer soll damit beginnen? Die Autofahrer, die sich längst an die bequemen Vehikel gewöhnt haben und sie nicht mehr missen wollen? Die Wirtschaft, die sehr gut davon lebt, dass Autos gebaut und gekauft werden und aus Öl Treibstoff gewonnen wird? Die Politik, die durch diverse Steuern und sonstige Einahmen (Parkpickerl, Vignette u dgl.) fleißig mitnascht?

Niemand in maßgeblicher Position hat ein Interesse daran, ein Szenario wie das Geschilderte aufzubauen. Es kann sich auch niemand mehr vorstellen. Eine Verbesserung des ÖV, ohne den MIV allzusehr zu beeinträchtigen, ist das Äußerste, was noch vorstellbar ist. Der Rest ist reine Utopie.

95B:

--- Zitat von: Ferry am 28. Dezember 2010, 12:13:57 ---Eine Verbesserung des ÖV, ohne den MIV allzusehr zu beeinträchtigen, ist das Äußerste, was noch vorstellbar ist. Der Rest ist reine Utopie.

--- Ende Zitat ---
Für dich ist das (r)eine Utopie - anderswo wurde schon mit großem Erfolg begonnen, diese Ziele umzusetzen.

13er:
Dass es in Wien definitiv kommt, ist für mich vollkommen klar und sicher keine Utopie. Vorstellen kann man es sich heute freilich noch nicht. Die Frage ist nur, wann wird es so weit sein. Warten wir wieder einmal bis zum äußersten Moment, während alle anderen rund um uns längst umgedacht haben?

In Wien geht ja sogar die Welt 30 Jahre später unter...

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