Tramwayforum
Öffentlicher Verkehr national und international => Sonstiger öffentlicher Schienenverkehr => Thema gestartet von: 13er am 05. August 2011, 12:03:18
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Ein Kuriosum in Berlin ist die U55, die auf 1,8 km Streckenlänge ganze drei Haltestellen (Hauptbahnhof - Bundestag - Brandenburger Tor) umfasst.
Sie wird aufgrund der angefahrenen Stationen im Volksmund auch "Kanzler-U-Bahn" genannt. Die Fahrzeit beträgt 2,5 Minuten und es wird jeweils nur ein Zug/Fahrer eingesetzt, der auf einem Gleis alle 10 Minuten zwischen den beiden Endhaltestellen hin und her pendelt. Die Strecke ist nur schwach signalgesichert und sogar die Weichen müssen einstweilen noch händisch gestellt werden.
Die Fahrgäste setzen sich zum allergrößten Teil aus Touristen zusammen, reale Verkehrsbedeutung hat die U55 noch nicht. Das wird sich erst ändern, wenn sie bis zum Alexanderplatz verlängert und an die U5 angebunden wird. Dies scheiterte in den ursprünglichen Plänen an der Finanzierung, da der Stadt Berlin irgendwann das Geld ausging. Warum macht es Sinn, die U-Bahn trotzdem fahren zu lassen, obwohl sie keinerlei Anbindung an das restliche Netz besitzt? Weil die Stadt Berlin ansonsten die Förderung der Strecke (170 Mio. Euro) an den Bund zurückzahlen hätte müssen :D Also hat man sich in einem Kompromiss darauf geeinigt, dass man zunächst dieses Teilstück bedient, um der Rückzahlung zu entgehen.
Da diese Linie nach sehr langer Bauzeit erst vor kurzer Zeit – am 8. August 2009 – eröffnet wurde, dachte ich mir, dass einige von euch, die selbst noch nicht dort waren, vielleicht ein paar Bilder dazu sehen möchten.
Mehr Informationen zu dieser Linie findet ihr in der Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/U-Bahnlinie_55_%28Berlin%29 (http://de.wikipedia.org/wiki/U-Bahnlinie_55_%28Berlin%29)
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Warum macht es Sinn, die U-Bahn trotzdem fahren zu lassen, obwohl sie keinerlei Anbindung an das restliche Netz besitzt? Weil die Stadt Berlin ansonsten die Förderung der Strecke (170 Mio. Euro) an den Bund zurückzahlen hätte müssen :D Also hat man sich in einem Kompromiss darauf geeinigt, dass man zunächst dieses Teilstück bedient, um der Rückzahlung zu entgehen.
Das erinnert mich doch sehr an Wien ;D
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Das erinnert mich doch sehr an Wien ;D
Auch die Kürze der Linie erinnert an Wien, nur dass man diese unsere kurze U-Bahn-Linie inzwischen stark verlängert hat. ;)
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Ja, vorausschauende Planung ist keine Wiener Eigenheit. Ich war auch erst kürzlich dort, unglaublich, die großen Stationen für so eine Pimperllinie (hier der U-Bahnhof Bundestag):
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Auch beachtenswert auf deinem Foto, dass zwei Garnituren zu sehen sind. :o Eigentlich sollte man dort doch mit einer auskommen.
Nochmal übrigens die Haltestellen in der Übersicht und zwar allerdings mit dem ganzen Schild, sodass man sich ungefähr vorstellen kann, wie lächerlich das Ganze doch wirkt.
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Auch beachtenswert auf deinem Foto, dass zwei Garnituren zu sehen sind. :o Eigentlich sollte man dort doch mit einer auskommen.
Ist der zweite Zug nicht eine Reservegarnitur, weil die Strecke keine Gleisverbindung zum übrigen Netz hat?
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Die großen Stationen sind sicher deswegen, da die U55 wenn sie mal mit der U5 verbunden wird einen wesentlich höheren Verkehrswert haben wird.
Laut 13er und Wikipedia kommen sie eh mit einer aus, die andere ist dort vermutlich nur abgestellt, zumindest ist das Licht aus.
Wäre nicht soetwas ähnliches fast ihn Wien gekommen? Bei der vorletzten U2 Erweiterung gab es doch irgendwelche Probleme bei der Taborstraße, weshalb eine Linie Praterstern - Stadion geplant war für die EM 08.
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Laut 13er und Wikipedia kommen sie eh mit einer aus, die andere ist dort vermutlich nur abgestellt, zumindest ist das Licht aus.
Ja, die Garnitur war dort abgestellt und außer Betrieb.
Was man auf meinen Bildern nicht so gut sieht: Das zweite Gleis ist mit einem Stahlgitter "gesichert", es kann also am zweiten Gleis überhaupt keinen Verkehr geben. Der Zug (bzw. eigentlich müssten es ja sogar mehrere sein?) ist hier wohl nur als Reserve abgestellt, falls der Zug, der sich in Betrieb befindet, schadhaft wird. Man kann ja nicht einfach irgendwo einen holen.
Auf den angehängten Bildern sieht man das Gitter am zweiten Bahnsteig noch einmal besser. Der abgestellte Zug stand am zweiten Bild gleich neben mir.
Auch beim Brandenburger Tor ist der zweite Bahnsteig (auf dem die Geräte stehen) ein mit Sicherungsgitter abgesperrter Geisterbahnsteig.
Bei der Bedeutung kann ich "Gurkenfass" nur zustimmen: Wenn die Linie einmal so fahren wird wie geplant, dann erhöht sich ihr Verkehrswert (als direkte Verbindung zum Alexanderplatz, den bisher nur der Hauptbahnhof über die S-Bahn hat, nicht aber Unter den Linden und der Reichstag (beide nur über die Buslinie 100) ) dramatisch.
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Nochmal übrigens die Haltestellen in der Übersicht und zwar allerdings mit dem ganzen Schild, sodass man sich ungefähr vorstellen kann, wie lächerlich das Ganze doch wirkt.
<Bruno Ganz>"Ich habe noch Grrroßes vorrr!" (http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Untergang)</Bruno Ganz>
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Danke für den interessanten Beitrag und auch den Bildern! Kleine Anmerkung: Die zwei Fotos vom Brandenburgertor hätten sich auch ein wenig "Fotoshop" verdient, ansonsten Super!
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Was man auf meinen Bildern nicht so gut sieht: Das zweite Gleis ist mit einem Stahlgitter "gesichert", es kann also am zweiten Gleis überhaupt keinen Verkehr geben. Der Zug (bzw. eigentlich müssten es ja sogar mehrere sein?) ist hier wohl nur als Reserve abgestellt, falls der Zug, der sich in Betrieb befindet, schadhaft wird. Man kann ja nicht einfach irgendwo einen holen.
Korrekt, Reservezug. Insgesamt steht ein 6-Wagenzug dort zur Verfügung. Im Normalfall genügen zwei Wagen (ein Doppeltriebzug), man könnte (und hat auch schon) aufgrund von Veranstaltungen einen 6-Wagenzug (3 Doppeltriebzüge) bilden.
Im Keller ist es gerne feucht und muffig, so auch hier. Die im hinteren Bereich abgestellten Züge neigen leider dazu, muffig zu werden. Daher tauscht man die Züge, oder stellt einen Zug in das nicht nutzbare Gleis. Im Bahnsteig ist die Luftzirkulierung deutlich besser. In einem normalen U-Bahntunnel wirbelt der stetige Fahrbetrieb ausreichend Luft durcheinander, so sich keine Feuchtigkeit ansetzen kann. Hier fehlt leider dieser Luftzug. Problematisch ist hier der große Temperaturunterschied im Sommer. Die warme Luft wird abgekühlt, die Luftfeuchte setzt sich ab. Im Bahnhof Brandenburger Tor laufen dann die großen Entfeuchteranlagen, die im nicht nutzbaren Gleis aufgestellt wurden.
So musste der Hilfsgerätezug für die U55 bereits zum zweiten Male aus dem U55-Inseltunnel geholt werden, um Feuchtigkeitsschäden durch das Abstehen im nördlichen Tunnelbereich zu beheben.
(http://www.berliner-verkehrsseiten.de/u-bahn/Fahrzeuge/Sfz/Hilfsgeraetezug/Hgz_4012__4014__4016/2007-10-30-4017-1.jpg)
Aktuell steht dieser auf dem Freigelände der Betriebswerkstatt Friedrichsfelde.
Die Strecke ist nur schwach signalgesichert
Eigentlich garnicht. Ähnlich dem Betrieb auf Kleinbahnen, darf nur ein Fahrzeug bewegt werden, das werden viele sicherlich mit dem Begriff "Befehlsstab" kennen. Wer die Berechtigungskarte besitzt, darf sich mit dem Zug bewegen. Alle anderen haben still zu stehen, sollte mal ein zweiter Fahrer etwa beim Austausch des Zuges im Bereich sein.
Sicherungstechnik gibt es lediglich am Gleisende Brandenburger Tor, dort überwachen Gleismagneten die herabgesetzte Geschwindigkeit auf den Gleisabschluß (Prellbock) verweisend. An allen Gleisenden sind natürlich Haltemagnete (dauerhaften Haltbegriff) montiert, sowie eine Prüfstrecke ist im Abstellbereich Hbf vorhanden.
So weit hier von der Spree an die Donau
http://www.berliner-verkehrsseiten.de/u-bahn (http://www.berliner-verkehrsseiten.de/u-bahn)
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Müssen die Fahrzeuge jedes Mal aus dem Tunnel gehoben werden, wenn etwas gewartet/repariert werden muss...?
Außerdem wird man ja wohl nicht immer die selben zwei Fahrzeuge einsetzen können, oder...?
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Müssen die Fahrzeuge jedes Mal aus dem Tunnel gehoben werden, wenn etwas gewartet/repariert werden muss...?
Außerdem wird man ja wohl nicht immer die selben zwei Fahrzeuge einsetzen können, oder...?
Die drei F79-Doppeltriebwagen (Dtw) erhielten in 2009 extra für den Einsatz auf der U55 eine erweiterte Hauptuntersuchung (plus leichte Modernisierung des Innenraums), damit können die Fahrzeuge theoretisch bis zu 8 Jahre dort unten bleiben bzw. 500.000km fahren. Derzeitige Planungen sehen die Eröffnung des fehlenden Stücks im Jahr 2017 vor, mal sehen ob es wirklich so kommt. Für kleinere Wartungen und Reparaturen stehen Einrichtungen in der Abstellanlage nördlich des U-Bhf. Hauptbahnhof bereit.
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Da es mich interessiert hat, wo sich denn dieser Schacht befindet, habe ich etwas nachgeforscht und bin fündig geworden. Nur falls noch jemand danach sucht...
http://maps.google.at/maps?q=52.528281,+13.367765&num=1&t=h&sll=52.529218,13.378477&sspn=0.011852,0.040878 (http://maps.google.at/maps?q=52.528281,+13.367765&num=1&t=h&sll=52.529218,13.378477&sspn=0.011852,0.040878)
PS: Wieso bildet das Forum einen Google Maps Link automatisch auf eine Einbindung desselben um?
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Das ist das Aeva-Plugin, das auch die Youtube-Videos einbindet.
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Wer sich abseits der U55 für das Netz der Berliner U-Bahn interessiert, dem sei dieser Gleisplan empfohlen: http://www.berliner-untergrundbahn.de/gleisplan2007.pdf (http://www.berliner-untergrundbahn.de/gleisplan2007.pdf) :up:
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Wer sich abseits der U55 für das Netz der Berliner U-Bahn interessiert, dem sei dieser Gleisplan empfohlen: http://www.berliner-untergrundbahn.de/gleisplan2007.pdf (http://www.berliner-untergrundbahn.de/gleisplan2007.pdf) :up:
Ah, sehr schön. Danke!
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Auch auf die Gefahr hin offtopic zu werden: Gibt es sowas auch für Wien?
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Auch auf die Gefahr hin offtopic zu werden: Gibt es sowas auch für Wien?
Glaub ich nicht, zumindest nicht vom U-Bahn-Netz. Bei uns sind solche Daten geheimer als die CIA-Akten zu Alienkontakten.
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Auch auf die Gefahr hin offtopic zu werden: Gibt es sowas auch für Wien?
Glaub ich nicht, zumindest nicht vom U-Bahn-Netz. Bei uns sind solche Daten geheimer als die CIA-Akten zu Alienkontakten.
Aja... ich hatte schon wieder vergessen, dass wir ja Atomreaktoren durch die Gegend fahren. ;)
Nach kurzer Suche bin ich übrigens auf das hier (http://xover.htu.tuwien.ac.at/~tramway/fotokiste/show.php?group=fotokiste-archiv&msg=395) in der Fotokiste gestoßen. Daraus würde sich schon etwas machen lassen... Vielleicht hab ich irgendwann einmal seehr viiel Zeit... :D
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Ja, das ist der Plan von Horst Prillingers Seite. Leider gibt's keine Version im Netz, wo die U2 schon drauf ist.
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Heute gegen 15.15 ist auf der U55 ein Zug entgleist. Der Verkehr ist nun bis auf weiteres eingestellt. Details hier:
www.morgenpost.de/berlin/article129503407/Wagen-entgleist-Kein-Zugverkehr-auf-der-U55.html (http://www.morgenpost.de/berlin/article129503407/Wagen-entgleist-Kein-Zugverkehr-auf-der-U55.html)
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Schön ist das Leben in Berlin - aber auch einsam:
https://www.bvg.de/de/Meine-BVG/Meine-Augenblicke/Alle-Augenblicke (https://www.bvg.de/de/Meine-BVG/Meine-Augenblicke/Alle-Augenblicke)
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Das ist aber eigentlich eine sehr nette Idee mit den Augenblicken...
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Bemitleidenswert sind die Fahrer. Lt. Aussage eines fahren sie 44 mal vom Hauptbahnhof und wieder zurück
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Bemitleidenswert sind die Fahrer. Lt. Aussage eines fahren sie 44 mal vom Hauptbahnhof und wieder zurück
War bei den Fahrern auf der U4, als sie nur zwischen Heiligenstadt und Friedensbrücke gependelt ist, wohl auch nicht anders. That's the job!
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Bemitleidenswert sind die Fahrer. Lt. Aussage eines fahren sie 44 mal vom Hauptbahnhof und wieder zurück
Ich sag nur Karlsplatz - Altes AKH 8) U55: 1,8 km U5: etwas über 2km
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Der Unterschied ist, dass die U5 ca. alle 300 m eine Station haben wird.
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Der Unterschied ist, dass die U5 ca. alle 300 m eine Station haben wird.
Was die Sache um nichts besser macht.
Für solche Strecken würden sich fahrerlose Züge anbieten.
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Bemitleidenswert sind die Fahrer. Lt. Aussage eines fahren sie 44 mal vom Hauptbahnhof und wieder zurück
War bei den Fahrern auf der U4, als sie nur zwischen Heiligenstadt und Friedensbrücke gependelt ist, wohl auch nicht anders. That's the job!
Ubahnfahrer muss überhaupt ein öder Job sein, auf der U6 sollte es noch einigermaßen gehen, aber U1-U4...
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Bemitleidenswert sind die Fahrer. Lt. Aussage eines fahren sie 44 mal vom Hauptbahnhof und wieder zurück
War bei den Fahrern auf der U4, als sie nur zwischen Heiligenstadt und Friedensbrücke gependelt ist, wohl auch nicht anders. That's the job!
Ubahnfahrer muss überhaupt ein öder Job sein, auf der U6 sollte es noch einigermaßen gehen, aber U1-U4...
Deswegen gibts ja so viele, die während der Fahrt mit dem Handy herumspielen...
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Ubahnfahrer muss überhaupt ein öder Job sein
Da gibt es Öderes, Liftboy im Donauturmaufzug zum Beispiel.
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Was die Sache um nichts besser macht.
Für solche Strecken würden sich fahrerlose Züge anbieten.
Die Gefahr einzunicken ist geringer, wenn man häufiger Türen freigeben und abfertigen muss, als wenn man einen Kilometer durch einen finsteren Tunnel fährt. Die alte U2 (Grottenbahn) empfanden allerdings viele U-Bahn-Fahrer als Bestrafung, wird bei der U5 ähnlich sein.