Tramwayforum
Öffentlicher Verkehr national und international => Sonstiger öffentlicher Schienenverkehr => Thema gestartet von: moszkva tér am 16. August 2011, 09:05:10
-
Der ÖV in der ehem. Sowjetunion hatte einen wichtigen Stellenwert im öffentlichen Leben und das konnte man auch an der Ausgestaltung der Stationen sehen. Die Moskauer Metro war natürlich die Mutter aller Kitschburgen, aber auch die regionalen Bushaltestellen in der Peripherie des Riesenreiches haben teilweise etwas Monumentales an sich. Hier ein paar Beispiele aus Georgien.
Natakhtari, ca. 20 km N von Tiflis. Die Ortschaft ist berühmt fürs gleichnamige Bier, das in der örtlichen Brauerei - eine der größten in Georgien - produziert wird. Außerdem befindet sich dort die mit Abstand größte Schokoladefabrik des Landes, Barambo. Beide Marken stehen westlichen Produkten qualitativ und geschmacklich um nichts nach.
[attach=1]
Khidistavi, in der Provinz Gurien, hat auch ein nettes Hüttel. Die Mosaike zeigen Alltagsszenen aus dem hiesigen Leben, u.A. ein kleines Supra (Bankett) mit reichlich Wein und sonstigen Völlereien.
[attach=2]
[attach=3]
Kobuleti, ein etwas grindiger Badeort an der Schwarzmeerküste von Adscharien:
[attach=4]
Und noch schnell Orbeti, in den Bergen ca. 30 km W von Tiflis. Nicht unbedingt ein prunkvolles Exemplar, aber eine interessante Zwischennutzung: An die Haltestelle einen Minimarkt angebaut, das Haltestellendach ist der Regenschutz. Dort gibts übrigens frisch gezapftes Bier, allerdings nicht von Natakhtari, sondern vom Tifliser Konkurrenten Kazbegi.
[attach=5]
Wenn ich auf meinen Ausflügen noch mehr solche Haltestellen finde, poste ich sie hier. Wenn ich euch mit Georgien inzwischen auf den Geist gehe, lasst es mich aber wissen ;)
-
Pompöse verfallende Bushaltestellen findet man allenthalben im ehem. Ostblock. Viele davon sind funktionslos, weil der Busverkehr - vor allem in ehem. Industriezonen - eingestellt worden ist.
-
Pompöse verfallende Bushaltestellen findet man allenthalben im ehem. Ostblock. Viele davon sind funktionslos, weil der Busverkehr - vor allem in ehem. Industriezonen - eingestellt worden ist.
Eh, ist kein rein georgisches Phänomen. Ich finds halt nett, sie noch schnell zu fotographieren, bevor sie ganz einstürzen oder abgerissen werden. Bei Bedarf kann der Thread auch auf andere osteuropäische oder GUS-Länder ausgeweitet werden.
-
Das Wartehütterl am zweiten Bild hat irgendwas, das gefällt mir! Zwar etwas protzig, aber in einer schmäleren Form fände ich das von der Form her gar nicht übel.
-
Das Wartehütterl am zweiten Bild hat irgendwas, das gefällt mir! Zwar etwas protzig, aber in einer schmäleren Form fände ich das von der Form her gar nicht übel.
Wobei das aber schon sehr von der Mosaikgestaltung lebt. Ohne buntes Bildchen hat sie den Charme einer Toilettenanlage auf einem jugoslawischen Campingplatz.
-
Wenn ich euch mit Georgien inzwischen auf den Geist gehe, lasst es mich aber wissen ;)
Nein, keineswegs. Diese Bilder eines, hmm, wie soll man das ausdrücken, kultivierten Verfalls gemischt mit Improvisation haben einen gewissen Reiz.
-
Das Wartehütterl am zweiten Bild hat irgendwas, das gefällt mir! Zwar etwas protzig, aber in einer schmäleren Form fände ich das von der Form her gar nicht übel.
Das dürfte die Eingänge sogar nach den Bustüren ausgerichtet haben (Zaun). Mir gefällt dieses Mosaik auch sehr gut.
Nein, keineswegs. Diese Bilder eines, hmm, wie soll man das ausdrücken, kultivierten Verfalls gemischt mit Improvisation haben einen gewissen Reiz.
Mir geht es ähnlich, vorallem hat es immer noch einen Bezug zu öffentlichem Verkehr. Die Bilder sind sehr schön und stimmungsvoll. :up:
-
Vielen herzlichen Dank für die Bilder. Ich freue mich bei Reportagen immer über einen "Blick über den Tellerrand", seien es jetzt einzelne Off-Topic-Fotos (schließlich gibts in einer Stadt ja auch noch anderes Sehenswertes als den ÖPNV) oder eben solche Kuriositäten.
Das erinnert mich wieder an ein Projekt der Neunziger Jahre in der Linzer Straße, als man die Haltestellen als "Themen-Inseln" unterschiedlich ausgestaltet hat. War eigentlich eine nette Idee und ich finde es schade, daß die Haltestellen mangels Wartung jetzt schon lädiert und eher verkommen sind. Immerhin kostet so was ja sicher nicht unendlich viel und gibt Haltestellen und damit auch der Straße eine persönliche Note, die auffällt. Und wenn das Ganze dann noch Bezug zum Bezirk hätte, wärs überhaupt genial. Da könnte man leicht das Geld für die höchst stilvolle "Platzgestaltung" rund um die neuen U2-Stationen investieren und dort dafür Rasenflächen anlegen. :)
-
Wieder zwei gefunden.
Nettes Mosaik in Kaspi, leider etwas verunstaltet.
[attach=1]
Der berühmte Kurort Borjomi (Heimat des etwas gewöhnungsbedürftigen aber sehr gesunden gleichnamigen Mineralwassers) hat eines dieser netten Hütteln im verkitschten kubistischen Stil:
[attach=2]
Dann weiß ich nicht, wo ich das sonst hintun soll. Einen weiteren Thread eröffnen erscheint mir etwas übertrieben. Interessante Nachnutzung von Rollmaterial der Eisenbahn - jetzt eine Fußgängerbrücke über den Paravani-Fluss bei Akhalkalaki im Kärnten Georgiens, dort wo praktisch nur Armenier leben. Die Modernisierung in dieser Gegend ist praktisch spurlos vorbeigezogen, was man als schlecht oder auch als gut deuten kann. So am Leben findet man die Sowjetunion kaum noch wo. :)
[attach=3]
... aber halt! Do is a Spoit... dass ma da kana einefoit!
[attach=4]
Edit: Grad gefunden, witzig!
http://derstandard.at/1313025402546/Blog-Motorrad-Weltreise-Georgien--der-kleine-Kaukasus-und-die-Almhuette?_slideNumber=19&_seite= (http://derstandard.at/1313025402546/Blog-Motorrad-Weltreise-Georgien--der-kleine-Kaukasus-und-die-Almhuette?_slideNumber=19&_seite=)
-
Interessante Nachnutzung von Rollmaterial der Eisenbahn - jetzt eine Fußgängerbrücke über den Paravani-Fluss bei Akhalkalaki im Kärnten Georgiens, dort wo praktisch nur Armenier leben [...] aber halt! Do is a Spoit... dass ma da kana einefoit!
Bei allem Entbehrungsreichtum des Lebens in dieser Gegend... aber dass man da weder ein Brettl drüberlegt noch auf die Idee kommt, zum Beispiel einen der Fensterstege des Wagens herauszuschneiden und über das Loch zu schweißen (oder von mir aus auch einfach nur zu binden), erschließt sich mir nicht - es sei denn, die "Brücke" wird nicht mehr benutzt.
-
Bei allem Entbehrungsreichtum des Lebens in dieser Gegend... aber dass man da weder ein Brettl drüberlegt noch auf die Idee kommt, zum Beispiel einen der Fensterstege des Wagens herauszuschneiden und über das Loch zu schweißen (oder von mir aus auch einfach nur zu binden), erschließt sich mir nicht - es sei denn, die "Brücke" wird nicht mehr benutzt.
Würdest du da drübergehen wollen? Schaut mir eher nach einer Indiana Jones-Brücke aus ;)
-
Würdest du da drübergehen wollen?
Ich glaub, die "Brücke" wurde weniger wegen Wollen als vielmehr wegen Müssen "errichtet".
-
Was man zu dieser Brücke sagen muss:
Ob sie wer braucht? Keine Ahnung, jedenfalls sind in der Nähe keine Häuser. Diese Region ist stark von Abwanderung betroffen, gut möglich, dass es den Schafhirten, der da früher immer seine Schafe rübergetrieben hat, nicht mehr gibt.
Warum sie nicht repariert wird? Hier liegt das generelle Problem Georgiens: Irgendwer muss es machen. Die Leute jammern lieber jahrelang, dass "die Regierung", "der Präsident", "die Stadt" usw nichts unternimmt, anstatt selbst aktiv zu werden.
Diese Einstellung ist vor allem bei der Generation, die noch in der Sowjetzeit aufgewachsen ist, sehr verbreitet. Eigeninitiative und Ideen waren nicht erwünscht, ja sogar gefährlich. Jetzt ist es halt schwer, sich noch umzustellen.
Diese Einstellung ist aber auch eine der nervigsten Eigenschaften dieser Reformländer: Leute beschweren sich z.B., dass "die Regierung" oder sonstwer die Stadt versauen lässt und sich nicht drum kümmert, dass der Mist weggeräumt wird. Während sie dir das erzählen, schmeißen sie aber ungeniert ihre Tschickstummel, leeren Bierdosen usw. einfach in die Landschaft. Sie haben (noch) nicht kapiert, dass es ihre Stadt ist, und dass es auch ihre Verantwortung ist, sie in einen solchen Zustand zu bringen, dass sie selber sich wohlfühlen. ::)
Es ist eine Katastrophe, wenn man beispielsweise an die schönsten Picknickplätze mitten in der Wildnis kommt, und bevor man überhaupt dran denkt, ein Lagerfeuer zu machen oder ein Zelt aufzubauen, graust es einem schon vor lauter Mist, der da herumliegt. :down:
Will man nett campen oder picknicken, muss man einen kleinen Fußmarsch in Kauf nehmen. 10 min weg von der Straße, und alles ist sauber. Wenn man nicht mit dem Auto hinkommt, muss man auch nicht hin.
-
Beiträge zu der Kunstaktion entlang der Linie 52 in den zugehörigen Thread verschoben: http://www.tramwayforum.at/index.php?topic=753.msg21994#msg21994 (http://www.tramwayforum.at/index.php?topic=753.msg21994#msg21994)
-
Dank an Laiseka für den Parallelthread aus Kasachstan (http://www.tramwayforum.at/index.php?topic=2649.0), der mich angespornt hat, meine anderen Bushaltestellenfotos aus Georgien rauszusuchen:
Wir beginnen in Kobi, an der Georgischen Heerstraße, im Tal des Tergi. Hier kann man noch das prachtvolle Mosaik erahnen:
[attach=1]
Ein paar Meter weiter die Billig-Variante, dafür freuen sich die Pferde über einen schattigen Platz:
[attach=2]
Wir bleiben an der Heerstraße, hier eine prachtvolle Haltestelle bei Pasanauri:
[attach=3]
Und ebenfalls an der Heerstraße die beiden Haltestellen von Naoza, zuerst die Burg, errichtet nach 1992 und nie fertiggestellt (oder von Haus aus als Burgruine konzipiert?)
[attach=4]
Die Haltestelle in die Gegenrichtung ist an sich nichts besonderes, wird aber nun von den örtlichen Bauern als Marktplatz "missbraucht".
[attach=5]
In Kavtiskhevi ein modernes Wartehüttel im patriotischen Design:
[attach=6]
Und in Shrosha, an der Rikoti-Passstraße, noch ein schönes Ding, leider im Gegenlicht.
[attach=7]
Ach ja, die in Koda habe ich nur deswegen fotographiert...
[attach=8]
... weil sie vis à vis vom Denkmal des riesigen Huhnes steht.
[attach=9]
Bei Gefallen und Interesse gibts bei Gelegenheit mehr.
-
... weil sie vis à vis vom Denkmal des riesigen Huhnes steht.
Was hat es damit auf sich? ???
-
... weil sie vis à vis vom Denkmal des riesigen Huhnes steht.
Was hat es damit auf sich? ???
"Georgian Poultry" Geflügelfarm. Einst wahrscheinlich eine Kolchose.
Gefühlte 50 % aller georgischen Tiefkühlhühner stammen aus Koda.
-
Herrlich, keine Haltestelle gleicht der anderen :D