Tramwayforum

Öffentlicher Verkehr national und international => Sonstiger öffentlicher Schienenverkehr => Thema gestartet von: moszkva tér am 28. Mai 2012, 12:38:49

Titel: [GE] Kutaisi
Beitrag von: moszkva tér am 28. Mai 2012, 12:38:49
Ich will hier im Straßenbahnforum keine Busdiskussionen beginnen, da das weder interessant noch allzu sehr erwünscht ist. Aber im Falle der zweitgrößten Stadt Georgiens mag ich mir eine Ausnahme erlauben. Interessant ist hier, dass zahlreiche alte Busse aus Österreich und Deutschland herumfahren, die auch wirklich noch als solche erkennbar sind. Ich hoffe, dass diese Kuriositäten auch Anklang finden, auch wenn es keine Straßenbahn ist.

Die Verbund-Linie, unterwegs in fremden Landen, da kommt fast Heimweh auf!
[attach=1]

Das ganze von hinten erlegt: ein echter Postbus
[attach=2]

ფ59 unterwegs im Lande des goldenen Vließes? Dieses Bild ist glaube ich schon bekannt.
[attach=3]

Am Hauptplatz musste die Statue vom Nationalhelden David dem Erbauer (http://de.wikipedia.org/wiki/David_der_Erbauer) diesem Kitschbrunnen weichen. Dafür wird nun einem neuen Erbauer gehuldigt. Der Schibus aus Tirol passt irgendwie perfekt zum sauberen Gesamtbild, das das Land gerne erwecken möchte  ::)
[attach=4]

Diesen Bus hätte ich fast auf einen alten der Wiener Linien geschätzt, aber die Farbe passt nicht ganz.
[attach=5]

Und einer von mehreren Oldtimern in der Flotte: Magirus-Deutz L 117 (http://de.wikipedia.org/wiki/Magirus-Deutz-Standardbus), gebaut 1967-1982, im Ausgedinge fern der Heimat.
[attach=6]

Ich hoffe, es hat gefallen, auch wenn es leider nur Busse sind. Eine Straßenbahn würde sich in dieser Stadt wirklich gut machen. Es gäbe ein paar breite Boulevards für eigene Gleiskörper und groß genug mit ca. 200.000 EW wäre die Stadt für ein Massenverkehrsmittel auch. Wer weiß, vielleicht ergibt sich ja was in ein paar Jahren...
Titel: Re: [GE] Kutaisi
Beitrag von: moszkva tér am 19. Dezember 2013, 20:51:48
Am Dienstag habe ich mir die Zugfahrt Tiflis-Kutaisi gegeben, war ein riesen Spaß. So ganz nebenbei ist der Zug sicher eines der besten Preis-Leistungs-Verhältnisse, die ein Bahnfreund je bekommen kann: 220 km, 5 1/2 Stunden, 2,20 Euro!

Der Reihe nach:
Es geht los am weihnachtlich geschmückten Tifliser Zentralbahnhof, der seine Bahnhofshalle eingebüßt hat. Nun ist er ein Einkaufszentrum mit Verteilergeschoß.
[attach=1]

Der Wagen nach Kutaisi ist der letzte im Zugverbund. Er hängt am Ende des Zuges Tiflis-Zugdidi und wird in Rioni abgehängt, davor ist noch der Kurswagen nach Ozurgeti, der in Samtredia abgehängt wird.
[attach=2]

Im Inneren noch ein wenig Sowjetflair, obwohl die Zugkategorie als "modernisiert" geführt wird. Zumindest das WC wurde aber seit 1989 nicht mehr geputzt, ansonsten ist der Wagen zwar schäbig, aber ok.
[attach=3]

Hier der Fahrplan. Die erste Hälfte der Strecke bis Chaschuri geht es eh flott dahin, danach aber nicht mehr.
[attach=4]

Wenn wo eine Tür offen steht...
[attach=5]

Ein Blick in die verschneite Landschaft zwischen Mzcheta und Gori
[attach=6]

Eine halbe Stunde Aufenthalt in Chaschuri? Ich weiß nicht, wozu das gut sein soll, bietet aber eine Gelegenheit, den Bahnhof zu fotographieren.
[attach=7]
[attach=8]
Ja klar, die lokale Gastronomie braucht auch Kunden:
[attach=9]

Danach gehts langsam und gemächlich durchs wunderschöne Tal des Flusses Tschcherimela
[attach=11]
[attach=12]

In Sestaponi wurde einst das Manganerz aus  Tschiatura aufgearbeitet, heute besticht die Stadt durch zahlreiche Industrieruinen
[attach=13]

In Rioni wird abgekuppelt, daher hat man auch hier eine halbe Stunde aufenthalt. Kutaisi liegt leider 10 km abseits der Hauptstrecke, von daher ist das besonders ärgerlich, dass man für das kurze Stück noch einmal so viel Zeit verliert.
[attach=14]
Übrigens: Das Kürzel თემქ (TEMK) auf der Lok steht für Tifliser Elektromaschinenfabrik (Tbilisis Elektromankanis karchana), es gibt in Tiflis auch einen Stadtteil namens Temka, der offensichtlich für die Arbeiter gebaut wurde.
[attach=15]

Und nun haben wir es geschafft: Ankunft in Kutaisi-1. Ein ganzer Waggon reitet in den Bahnhof ein.
[attach=16]

Noch ein Blick ins Dienstabteil der drei (!) Schaffner, die diesen einen Waggon begleiteten. Ein Backgammonbrett darf genauso wenig fehlen wie eine zum Aschenbecher umfunktionierte Erdnussdose. Und eine gelbe Fahne zum Signalgeben liegt auch da.
[attach=17]

Fazit: Die Bahn in Georgien ist - abgesehen vom Preis - zum Vergessen! Am Bahnhof in Tiflis ist nicht angeschrieben, von welchem Gleis was abfährt, die Fahrzeiten sind eine Katastrophe und den Anschluss in Kutaisi-1 zum Regionalzug nach Tkibuli würde man auch versäumen. So kann man einen an sich guten Betrieb auch komplett ruinieren.

Ich entschuldige mich noch für die Handyphotos. Die Georgische Bahn mag keine Fotographen, daher wollte ich mich nicht allzu auffällig verhalten.