Tramwayforum
Gesamter öffentlicher Verkehr in Wien => U-Bahn => Thema gestartet von: E2 am 21. Juni 2012, 10:07:59
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Von Walter Hämmerle
Ein Waggon sucht einen Täter: So oder so ähnlich hat sich das kürzlich ein Zugführer vorgestellt. Er hat die Rechnung ohne die Wiener gemacht.
Ein interessantes Feldexperiment der sozialen Art ereignete sich vor einigen Tagen in der Wiener U-Bahn-Linie U1. Die Garnitur ist fertig zur Abfahrt, die Türen sind im Begriff zu schließen - und plötzlich sprintet ein junger Mann dazwischen, reißt an den Türgriffen und schlüpft so gerade noch in den Waggon.
Sportlich eine durchaus bemerkenswerte Leistung, allerdings natürlich höchst gegen sämtliche Vorschriften der Wiener Linien wie auch aller anderen Dienstleister im öffentlichen Personennahverkehr. Weil: Nach Abfertigung des Zuges ist das Zusteigen strengstens untersagt. Passieren tut es dennoch tagtäglich sonder Zahl. Der Mensch ist nun einmal so. Wenn sich vor einem die Türen zu schließen beginnen, will man unbedingt noch hineinschlüpfen. Darauf sind wir offensichtlich programmiert, stammgehirntechnisch gesprochen.
Ganz und gar nicht alltäglich war dagegen die Reaktion des Mannes im U-Bahn-Führerstand. Mit geradezu aufreizend ruhiger Stimme wandte er sich via Lautsprecher an den eben regelwidrig zugestiegenen jungen Mann und forderte ihn auf, doch bitte wieder auszusteigen. Ansonsten nämlich werde es kein Weiterfahren geben.
Interessanter Ansatz: die Weiterfahrt von geschätzten 500 Beförderungsobjekten im Gegenzug für die Sanktionierung eines regelwidrigen Verhaltens.
Würde das so bloßgestellte Individuum seinen Fehler bekennen und reumütig aus dem Waggon abziehen? Würden seine Mitpassagiere von Schicksalsgenossen zu Gegnern, den Regelbrecher zur Rechenschaft ziehen und sich also als Bürger zu bloßen Erfüllungsgehilfen der Obrigkeit degradieren lassen? Oder würden sie sich der Geiselnahme durch den Zugführer verwehren und stattdessen Solidarität mt dem Einzelnen walten lassen? Alles spannende Fragen.
Es geschah - wie in Wien nicht anders zu erwarten - vorerst nichts. Das heißt: Weder zeigte sich der inkriminierte junge Mann einsichtig, noch wurde der Ertappte von einer aufgebrachten Menge zum Aussteigen aufgefordert. Das Nichts dauerte eine kleine gefühlte Ewigkeit lang, in Echtzeit also geschätzte zwei Minuten.
Dann meldete sich wieder die Stimme des Zugführers. Erneut total entspannt und diesmal mit den Worten: "Also ich hab’ ja Zeit."
Das konnte man zwar für den Rest der Menschen in der U-Bahn-Garnitur mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausschließen, dennoch tat sich weiter nichts. Und wenn, dann begann sich die Stimmung - ansatzweise zumindest - gegen den Zugführer zu wenden. Dem Wiener an sich liegt ja das offen Revolutionäre nicht wirklich, jedenfalls nicht gegen die städtische Obrigkeit. Aber geraunzt wurde gegen den "Chef da vorn" sehr wohl, deutlich vernehmbar sogar.
An der Faktenlage änderte sich jedoch nichts: Der junge Mann blieb weiter sitzen.
Nach einer weiteren kleinen gefühlten Ewigkeit hatte der Zugführer schließlich ein Einsehen. Ohne einen weiteren Kommentar schlossen sich plötzlich die Türen, und die Fahrt ging weiter.
<<<Quelle>>> (http://www.wienerzeitung.at/meinungen/kommentare/466397_Geiselnahme-in-der-Wiener-U-Bahn.html)
... und die ersten Meldungen dazu >>>hier<<< (http://422428.forumromanum.com/member/forum/entry_ubb.user_422428.2.1114134037.1114134037.1.einer_gegen_alle_mitgehangen_heisst_mitgefangen-glb_wiener_linien.html?onsearch=1)
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Sowas kommt auf der ganzen Welt, ausser in Japan vor.
Als Fahrer muß man halt über den Dingen stehen, oder das Ganze durchziehn. Irgend ein Eisenbahnaufsichtsorgan oder die Polizei holen, Täter anzeigen Eisenbahngesetz.
Aber so hat sich der Typ nur lächerlich gemacht. :-X
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Na bringt ihm wenigstens einen schönen Fleck. Auch unbelehrbares Personal braucht hin und wieder selbst Belehrungsmaßnahmen, in diesem Fall wenigstens solche, die keine Unbeteiligten betreffen.
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Na bringt ihm wenigstens einen schönen Fleck. Auch unbelehrbares Personal braucht hin und wieder selbst Belehrungsmaßnahmen, in diesem Fall wenigstens solche, die keine Unbeteiligten betreffen.
Unbelehrbar war da wohl nur der Fahrgast!!!
mfG
Luki
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Aber ich habe gedacht, jetzt wo es Zurückbleiben bitte gibt, passiert so etwas gar nicht mehr? Ich bin verwirrt! ;)
Mein Fazit: Wir brauchen noch viel mehr Durchsagen, bitte.
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Wegen solcher Vollidioten brauchen wir immer mehr Sicherheitseinrichtungen, die schweineteuer, lästig und betriebshemmend sind. Also ich bin für's Darwin-Prinzip . . .
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Also ich bin für's Darwin-Prinzip . . .
Du schon, ich auch... aber blöderweise ist das halt nicht politisch korrekt. :P
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Na bringt ihm wenigstens einen schönen Fleck. Auch unbelehrbares Personal braucht hin und wieder selbst Belehrungsmaßnahmen, in diesem Fall wenigstens solche, die keine Unbeteiligten betreffen.
Ja, da wollte jemand unbedingt seine eigenen Aufgaben crowdsourcen, nur es hat nicht funktioniert. :-X
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Also ich bin für's Darwin-Prinzip . . .
Du schon, ich auch... aber blöderweise ist das halt nicht politisch korrekt. :P
Politische Korrektheit siegt bekanntlich über alle Naturgesetze!
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Ausschluss von der Beförderung sollte in diesen Fällen von den Beförderungsbedingungen gedeckt sein. Das Durchsetzen ist natürlich ein Problem, aber der Fahrer hätte ja die Türe kontrollieren und absperren können, weil sie ja offensichtlich einen Fehler hat - oder gehört in so einem Fall, wenn sich die geschlossene oder gerade schließenden Türe an den Griffen wieder aufziehe lässt, der ganze Zug eingezogen?
Hannes
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Ausschluss von der Beförderung sollte in diesen Fällen von den Beförderungsbedingungen gedeckt sein. Das Durchsetzen ist natürlich ein Problem, aber der Fahrer hätte ja die Türe kontrollieren und absperren können, weil sie ja offensichtlich einen Fehler hat - oder gehört in so einem Fall, wenn sich die geschlossene oder gerade schließenden Türe an den Griffen wieder aufziehe lässt, der ganze Zug eingezogen?
So einen Zwischenfall hat es vor langer Zeit auf der U6 gegeben, als noch die E6 ohne Türverriegelung fuhren: Ein zueilender Beförderungsfall fühlte sich bemüßigt, eine Tür aufzudrücken. Darauf ging der Fahrer nach hinten und erkundigte sich, wer von den Fahrgästen denn die Tür aufgedrückt habe. Niemand? Na dann müsse sie wohl von selber aufgegangen sein, das sei ein unkalkulierbares Sicherheitsrisiko, Sonderzug, bitte alle aussteigen. 8)
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Wegen solcher Vollidioten brauchen wir immer mehr Sicherheitseinrichtungen, die schweineteuer, lästig und betriebshemmend sind. Also ich bin für's Darwin-Prinzip . . .
In besagter Situation bin ich mir nicht sicher, wer da der größere "Vollidiot" war.... Gerade der Fahrer darf sich zu so einer Aktion nicht hinreißen lassen, immerhin geht sowas auf Kosten von hunderten anderen Fahrgästen! Wenn alle Fahrer so reagieren würden, dann steht in der HVZ das gesamte U-Bahn-Netz!
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So einen Zwischenfall hat es vor langer Zeit auf der U6 gegeben, als noch die E6 ohne Türverriegelung fuhren: Ein zueilender Beförderungsfall fühlte sich bemüßigt, eine Tür aufzudrücken. Darauf ging der Fahrer nach hinten und erkundigte sich, wer von den Fahrgästen denn die Tür aufgedrückt habe. Niemand? Na dann müsse sie wohl von selber aufgegangen sein, das sei ein unkalkulierbares Sicherheitsrisiko, Sonderzug, bitte alle aussteigen. 8)
Und dann ein zwei Haltestellen als Sonderzug und normalisieren als wäre nichts gewesen. 8)
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So einen Zwischenfall hat es vor langer Zeit auf der U6 gegeben, als noch die E6 ohne Türverriegelung fuhren: Ein zueilender Beförderungsfall fühlte sich bemüßigt, eine Tür aufzudrücken. Darauf ging der Fahrer nach hinten und erkundigte sich, wer von den Fahrgästen denn die Tür aufgedrückt habe. Niemand? Na dann müsse sie wohl von selber aufgegangen sein, das sei ein unkalkulierbares Sicherheitsrisiko, Sonderzug, bitte alle aussteigen. 8)
:up: :D
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Darauf ging der Fahrer nach hinten und erkundigte sich
Und genau daran ists hier gescheitert. Dazu war er wohl dann doch zu faul. Ergo: Blöder Fahrgast, aber auch leicht dümmliche Aktion des Fahrers... ::)
Die U6-Aktion war im Gegensatz dazu natürlich sehr elegant. :)
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Die U6-Aktion war im Gegensatz dazu natürlich sehr elegant. :)
Ja, sehr elegant. Nur wenn du Pech hast und es sitzt der "Falsche" im Zug, kannst du für mindestens ein paar Wochen im super bezahlten Leichtdienst landen! ::)
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Ist der Fahrer überhaupt berechtigt, einen Zug einzuziehen, weil ein einzelner Fahrgast nach der Abfertigung noch zugestiegen ist? Ich kann mir das jedenfalls ganz und gar nicht vorstellen...
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Ist der Fahrer überhaupt berechtigt, einen Zug einzuziehen, weil ein einzelner Fahrgast nach der Abfertigung noch zugestiegen ist? Ich kann mir das jedenfalls ganz und gar nicht vorstellen...
Nein, ist er nicht, aber in dem Fall ist, laut den anderen Fahrgästen keiner zugestiegen, daraus ist zu folgern, dass die Türe von alleine aufging, was ein Sicherheitsrisiko darstellt und der Zug muss eingezogen werden. ;D
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Die U6-Aktion war im Gegensatz dazu natürlich sehr elegant. :)
Ja, sehr elegant. Nur wenn du Pech hast und es sitzt der "Falsche" im Zug, kannst du für mindestens ein paar Wochen im super bezahlten Leichtdienst landen! ::)
Warum sollte er dann im Leichtdienst landen? Er (der U6-Fahrer) hat sich ja auch bei dan anderen Fahrgästen erkundigt und wenn alle behaupten das es keiner war, war es sogar das einzig richtige weil man ja dann wirklich von ausgehen kam/muß/soll, dass sich die Tür plötzlich von selbst öffnete und somit die Sicherheit nicht gegeben ist. Dd einzige was es hätte geben können, ist ein Fleck wegen unnötigem Sonderzug (wenn er diesen eingezogen hätte), weil vermutlich auch die U6 nit einer oder mehr gesperrten Türen weiter Fahren darf.
Wenn man aber Glaubhaft machen kann, dass der Fahrer nicht gesehn hat welche Tür es war und er auf gut Glück suchen geht und nur weiß welcher Wagen könnte er ein Sonderwagen drauß machen. Wie weit dieses allerdings der DV, der U-Bahn, entspricht weiß ich nicht.
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Na er hat immerhin (unbegründet) einen Sonderzug "gemacht", sicher nicht die BI davon verständigt und auch keine Meldung darüber gelegt. Den Sonderzug hat er aber auch nicht aus dem Verkehr gezogen, sondern wieder normalisiert und natürlich auch das nicht der BI gemeldet. Machen kann man alles, solange es eben nicht der "Falsche" mitkriegt, weil dann ist man irgendwie im Erklärungsnotstand (oder man macht es von Haus aus schlauer)! ;)
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Na er hat immerhin (unbegründet) einen Sonderzug "gemacht", sicher nicht die BI davon verständigt und auch keine Meldung darüber gelegt. Den Sonderzug hat er aber auch nicht aus dem Verkehr gezogen, sondern wieder normalisiert und natürlich auch das nicht der BI gemeldet. Machen kann man alles, solange es eben nicht der "Falsche" mitkriegt, weil dann ist man irgendwie im Erklärungsnotstand (oder man macht es von Haus aus schlauer)! ;)
Naja ich hätte angefunkt und gesagt ich fahrer erstmal bis zur nächsten Endstelle und versuche den Fehler zu ergründen und melde mich dann nochmal ob ein Tauschzug erforderlich ist, bis dahin führe ich den Wagen eben als "Sonderwagen".