Tramwayforum

Straßenbahn Wien => Historisches => Thema gestartet von: 95B am 04. April 2016, 18:17:49

Titel: Störungen und Fahrtbehinderungen anno 1903
Beitrag von: 95B am 04. April 2016, 18:17:49
2. April: Nächst der Kapelle der Matzleinsdorfer Linie spielte sich Montag abends eine aufregende Szene ab. Eine Frau eilte zur elektrischen Straßenbahn hin und legte ihr wenige Monate altes Kind auf die Schienen, als eben ein Wagen angefahren kam. Der Motorführer bemerkte bei dem grellen Scheine, den das an der Vorderwand des Wagens angebrachte Licht auf die Fahrbahn warf (schwere dramatische Übertreibung, Anm.), den Säugling. Das Kind wäre auf entsetzliche Weise umgekommen, wenn es dem Motorführer nicht gelungen wäre, den Wagen zum Stehen zu bringen. Die Mutter des Kindes erfasste nun den Säugling und entfloh, wurde jedoch später als die in Favoriten wohnhafte Marie Schneider eruiert. Unser Bild veranschaulicht getreulich den geschilderten Vorfall.

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Quelle: ÖNB
Titel: Re: Störungen und Fahrtbehinderungen anno 1903
Beitrag von: martin8721 am 04. April 2016, 20:52:54
Nichts für ungut, aber wie kann man so blöd sein und sein Baby auf die Gleise legen?  :fp:
Titel: Re: Störungen und Fahrtbehinderungen anno 1903
Beitrag von: 13er am 04. April 2016, 21:01:24
Nichts für ungut, aber wie kann man so blöd sein und sein Baby auf die Gleise legen?  :fp:
1903... was denkst du, wie viel Geld damals junge niedriggestellte Frauen, höchstwahrscheinlich unverheiratet, hatten? Da gab's dann eben öfters solche Verzweiflungstaten. In der Monarchie gings nur den Adeligen gut.
Titel: Re: Störungen und Fahrtbehinderungen anno 1903
Beitrag von: martin8721 am 04. April 2016, 21:06:50
Da gab's dann eben öfters solche Verzweiflungstaten.

Schon. Im ersten Moment dachte ich auch, dass es eine Verzweiflungstat war, um das Kind loszuwerden.
Aber warum kam die Mutter dann zurück und hat es gerettet?  ???
Titel: Re: Störungen und Fahrtbehinderungen anno 1903
Beitrag von: 95B am 04. April 2016, 21:13:32
Da gab's dann eben öfters solche Verzweiflungstaten.

Schon. Im ersten Moment dachte ich auch, dass es eine Verzweiflungstat war, um das Kind loszuwerden.
Aber warum kam die Mutter dann zurück und hat es gerettet?  ???

Weil am Schluss der Mutterinstinkt wohl doch größer als die Verzweiflung war.
Titel: Re: Störungen und Fahrtbehinderungen anno 1903
Beitrag von: benkda01 am 05. April 2016, 00:23:42
Aber warum kam die Mutter dann zurück und hat es gerettet?  ???
Gerettet wurde es ja eher durch das Anhalten des Zuges. Die Mutter hat dann wohl ob des "Misserfolgs" der Tat das Kind genommen und die Flucht ergriffen...


dem grellen Scheine, den das an der Vorderwand des Wagens angebrachte Licht auf die Fahrbahn warf (schwere dramatische Übertreibung, Anm.)
Ich kann mir schon vorstellen, dass das damals so gewirkt hat. Die Straßenbeleuchtung (Gas!) wird wohl viel dünkler gewesen sein und auch zuhause wird man wohl eher nicht mit 100-W-Birnen geleuchtet haben...
Titel: Re: Störungen und Fahrtbehinderungen anno 1903
Beitrag von: coolharry am 05. April 2016, 07:53:23
Nichts für ungut, aber wie kann man so blöd sein und sein Baby auf die Gleise legen?  :fp:

Depression und Verzweiflung sind keine Erfindung der heutigen Zeit. Die gabs damals auch schon nur hats keinen Interessiert.
Titel: Re: Störungen und Fahrtbehinderungen anno 1903
Beitrag von: buschberg am 05. April 2016, 08:31:48
Die "Gute Alte Zeit" gab es nur in Romanen und Filmen.Die Wirklichkeit schaute anders aus.
Titel: Re: Störungen und Fahrtbehinderungen anno 1903
Beitrag von: 95B am 05. April 2016, 09:16:48
dem grellen Scheine, den das an der Vorderwand des Wagens angebrachte Licht auf die Fahrbahn warf (schwere dramatische Übertreibung, Anm.)
Ich kann mir schon vorstellen, dass das damals so gewirkt hat. Die Straßenbeleuchtung (Gas!) wird wohl viel dünkler gewesen sein und auch zuhause wird man wohl eher nicht mit 100-W-Birnen geleuchtet haben...

So oder so wirft der Scheinwerfer eines Oldtimers kein grelles Licht. Ich war einmal bei der Oldtimerfahrt zur Hauptallee dabei. Durch die dicht belaubten Bäume dringt fast kein Licht der Straßenlampen in den Gleisbereich vor, es war mehr oder minder ein Blindflug – vom Scheinwerferlicht war trotz leuchtendem Glühbirnderl absolut nichts zu sehen.
Titel: Re: Störungen und Fahrtbehinderungen anno 1903
Beitrag von: W_E_St am 05. April 2016, 11:02:39
dem grellen Scheine, den das an der Vorderwand des Wagens angebrachte Licht auf die Fahrbahn warf (schwere dramatische Übertreibung, Anm.)
Ich kann mir schon vorstellen, dass das damals so gewirkt hat. Die Straßenbeleuchtung (Gas!) wird wohl viel dünkler gewesen sein und auch zuhause wird man wohl eher nicht mit 100-W-Birnen geleuchtet haben...

So oder so wirft der Scheinwerfer eines Oldtimers kein grelles Licht. Ich war einmal bei der Oldtimerfahrt zur Hauptallee dabei. Durch die dicht belaubten Bäume dringt fast kein Licht der Straßenlampen in den Gleisbereich vor, es war mehr oder minder ein Blindflug – vom Scheinwerferlicht war trotz leuchtendem Glühbirnderl absolut nichts zu sehen.

Deine Augen sind aber andere Lichtstärken gewohnt. Andererseits hat es auch damals schon brutal helle Bogenlampen gegeben, insofern dürfte das schon reißerische Übertreibung sein.