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Gesamter öffentlicher Verkehr in Wien => U-Bahn => Thema gestartet von: 13er am 06. Juli 2011, 12:06:49

Titel: [PM] U-Bahn-Crash-Piloten wieder im Dienst
Beitrag von: 13er am 06. Juli 2011, 12:06:49
Zitat
Nach spektakulärem Unfall
U-Bahn-Crash-Piloten wieder im Dienst

Von Christian Mayr

   - Millionenschaden ohne Dauerfolgen.
   - Urteil rügt harte Strafe in anderem Fall.


Wien.

Der spektakuläre U-Bahn-Unfall hatte im Februar 2009 nicht nur für viel Aufsehen, sondern auch für einen Schaden in Millionenhöhe gesorgt: Weil der Fahrer eingenickt sein soll, fuhr der Zug in der Wendeanlage beim Stadion gegen einen Prellbock und entgleiste. Der umgehend und angeblich für immer vom U-Bahn-Betrieb abgezogene Unglückspilot fährt laut Informationen der "Wiener Zeitung" aber längst wieder durch den Untergrund - am Steuer einer U-Bahn.

Dies geht aus einem druckfrischen Teilurteil des Wiener Landesgerichts für Zivilrechtssachen (31Cg 14/05i-82) hervor. Der Hintergrund: Eine heute 45-jährige Fahrerin wurde im Sommer 2002 tatsächlich dauerhaft abgezogen, nachdem sie einen Zug nicht ordnungsgemäß an einen Kollegen übergeben hatte. Dabei war allerdings kein Schaden entstanden, vielmehr stand die Garnitur laut Urteil nur kurz "unversperrt und unbeaufsichtigt" in der Station. Nach langem Rechtsstreit sah das Gericht die Strafe (Versetzung zur Bürohelferin) als unrechtmäßig an, weshalb die Wiener Linien (nicht rechtskräftig) zu rund 76.000 Euro verurteilt wurden.

Im Verfahren zeigte sich, dass ein dauerhafter Abzug vom U-Bahn-Betrieb nicht einmal bei Fehlverhalten mit hohem Schaden stattfindet: So wurde genannter U2-Fahrer, nachdem er die Prüfung noch einmal abgelegt hatte, knapp ein Jahr später wieder zugelassen. Und zwar ohne den Endbericht der Unfalluntersuchungsstelle des Bundes, der bis dato noch immer in Arbeit ist, abzuwarten.

Auch jener Fahrer, der im Jänner 2008 auf der U4 einen Auffahrunfall zu verantworten hatte, wurde laut Urteil nur "vorübergehend" vom Fahrdienst abgezogen. Daher ist für die Klägerin evident, dass sie rausgemobbt werden sollte: "Man wollte mich einfach loswerden", so die 45-Jährige.

Individuelle Entscheidung

Die Wiener Linien verteidigen das Vorgehen beim U2-Fahrer: Erst nach einer tadellosen Bewährungszeit auf einem anderen Posten sei es zu seiner Rückkehr gekommen. Zugleich ist man sicher, dass der Unfallbericht auch keine neuen Aufschlüsse bringen werde.

Aber wird hier nicht mit zweierlei Maß gemessen? Nein, meinen die Wiener Linien: "Das basiert auf individuellen Entscheidungen des jeweiligen Betriebsleiters. Vor zehn Jahren wurde eben anders entschieden als jetzt."


Quelle: http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/panorama/chronik/266253_U-Bahn-Crash-Piloten-wieder-im-Dienst.html (http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/panorama/chronik/266253_U-Bahn-Crash-Piloten-wieder-im-Dienst.html)