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Allgemeines => Viennensia => Thema gestartet von: 13er am 01. Februar 2014, 21:27:28

Titel: [PM] Josefstädter bangen um Steffl-Blick
Beitrag von: 13er am 01. Februar 2014, 21:27:28
Zitat
Josefstädter bangen um Steffl-Blick

Von der Josefstädter Straße hat man freie Sicht auf den Stephansdom. Viele Josefstädter sind stolz darauf und bangen jetzt um den Steffl-Blick. An der Zweierlinie soll ein neues Gebäude entstehen, das den Blick auf das Wahrzeichen verstellen könnte.

Das frühere städtische Rechenzentrum an der Zweierlinie, auch „Glaspalast“ genannt, wird durch ein neues Gebäude ersetzt - mehr dazu in „Glaspalast“ wird abgerissen. Das neue Gebäude soll breiter werden und bereitet einer Anrainerinitiative in der Josefstadt Kopfzerbrechen. „Wenn der Bau so wie geplant realisiert wird, müsste man als Fußgänger mitten auf der Straße stehen, um etwas zu sehen“, sagt Felix Deflorian, Initiator der Aktion „Steffl-Blick“.

Die Wien-Holding, die für den Architekturwettbewerb verantwortlich ist, versichert, dass die Sichtachse von der Josefstädter Straße zum Stephansdom erhalten bleibt. „Der Sichtraum ist in Teilbereichen etwas schmäler, was aber die Sicht auf den Stephansdom nicht beeinträchtigt“, sagt Sigrid Oblak, Geschäftsführer der Wien Holding.

Deflorian bezweifelt das, weil das neue Gebäude um fünf Meter breiter werden soll als der bestehende „Glaspalast“, der 1980 vom Architekten Harry Glück geplant wurde. „Das ausgewählte Projekt orientiert sich aber an dem strengen Liniengerüst, das bei der damaligen Bebauung dieses Bereichs maßgeblich war“, hält Oblak entgegen.

Felix Deflorian will nun in Kontakt mit der Wien Holding treten. Sollten die Sorgen der Anrainer nicht zerstreut werden, plant er, eine Petition einzureichen. Die Wien Holding versucht aber, zu beruhigen. „Wir sind jetzt am Beginn der Projektplanung. Die Detailplanung startet in Kürze. Wir nehmen die Argumente der Bürgerinnen und Bürger sehr ernst und werden das noch einmal genau prüfen“, sagt Oblak.

Quelle (mit Vergleichsillustrationen): http://wien.orf.at/news/stories/2628711/ (http://wien.orf.at/news/stories/2628711/)
Titel: Re: [PM] Josefstädter bangen um Steffl-Blick
Beitrag von: normalbuerger am 01. Februar 2014, 21:55:10
Also wenn sie das Gebäude noch 5m breiter machen dann würde sich kein Gehsteig mehr ausgehen!
Also manche Leute haben glaub ich den ganzen Tag nichts besseres zu tun als sich um solche dinge Sorgen zu machen. Diese Art von Menschen sollte eindeutig mehr Zeit in der Arbeit verbringen!
Titel: Re: [PM] Josefstädter bangen um Steffl-Blick
Beitrag von: luki32 am 03. Februar 2014, 07:22:01
Also wenn sie das Gebäude noch 5m breiter machen dann würde sich kein Gehsteig mehr ausgehen!
Also manche Leute haben glaub ich den ganzen Tag nichts besseres zu tun als sich um solche dinge Sorgen zu machen. Diese Art von Menschen sollte eindeutig mehr Zeit in der Arbeit verbringen!

Falls Du jetzt den meinst, der sich Sorgen um den Steffl Blick macht:
Zum Glück gibts solche Leute, die den völlig ausflippenden Architekten ein bisserl auf die Finger schauen, und den Seitenhieb mit der Arbeit kannst Du Dir gleich sparen.
Alles Zubetonieren ist zwar momentan in, aber man muß ja die Stadt nicht völlig ruinieren.

mfG
Luki
Titel: Re: [PM] Josefstädter bangen um Steffl-Blick
Beitrag von: Ferry am 03. Februar 2014, 12:07:04
Also wenn sie das Gebäude noch 5m breiter machen dann würde sich kein Gehsteig mehr ausgehen!
Doch, weil der Glaspalast tatsächlich etwas nach hinten versetzt errichtet wurde. Zwischen Fahrbahn und Gehsteig befindet sich eine kleine Grünzone mit Bäumen. Wenn die wegkommt (und nach den aktuellen Plänen ist davon auszugehen) und der Neubau wird entsprechend weiter vorne errichtet, dann könnte es tatsächlich so sein, dass die Sicht zum Steffl beeinträchtigt wird.

Allerdings hat m.M.n. niemand ein "Recht" auf eine solche Sicht und ich sehe eigentlich auch keinen Grund, sich darüber aufzuregen. Die Dinge ändern sich eben, eine Stadt ist ja nichts Starres, Totes, sondern sie lebt und jedes Leben bringt auch Veränderung.
Titel: Re: [PM] Josefstädter bangen um Steffl-Blick
Beitrag von: schaffnerlos am 03. Februar 2014, 12:25:54
Allerdings hat m.M.n. niemand ein "Recht" auf eine solche Sicht und ich sehe eigentlich auch keinen Grund, sich darüber aufzuregen. Die Dinge ändern sich eben, eine Stadt ist ja nichts Starres, Totes, sondern sie lebt und jedes Leben bringt auch Veränderung.

Derartige Blickachsen sind allerdings ein elementarer Teil der Stadtplanung. Gibt man diesen Punkt auf, verliert die Stadt auch ihren architektonischen und kulturellen Anspruch.
Titel: Re: [PM] Josefstädter bangen um Steffl-Blick
Beitrag von: 13er am 03. Februar 2014, 12:29:07
Derartige Blickachsen sind allerdings ein elementarer Teil der Stadtplanung. Gibt man diesen Punkt auf, verliert die Stadt auch ihren architektonischen und kulturellen Anspruch.
Ich halte solche Blickachsen auch für erhaltenswert. Wenn man an den Aufwand denkt, der da beim Belvedere wegen des gleichnamigen Quartiers betrieben wurde, oder auch in Schönbrunn mit den Kometgründen...
Titel: Re: [PM] Josefstädter bangen um Steffl-Blick
Beitrag von: 95B am 03. Februar 2014, 12:31:55
Gibt man diesen Punkt auf, verliert die Stadt auch ihren architektonischen und kulturellen Anspruch.

Diesbezüglich ist Wien schon seit langer Zeit auf der Verliererstraße. Manchmal habe ich den Eindruck, als hätte man jeglichen stadtgestalterischen Anspruch aufgegeben. Kleines Beispiel: Vorgartenstraße, neuer Abschnitt im Nordbahnviertel. Die eine Straßenseite wurde einige Jahre früher bebaut, daher wurden dort die damals aktuellen Beleuchtungsmasten aufgestellt. Jetzt, wo auch die andere Straßenseite bebaut ist, hat man dort natürlich auch wieder die jetzt aktuellen Beleuchtungsmasten aufgestellt. Von Vereinheitlichung keine Spur, es schaut einfach nur hing'sch***** aus (und das spiegelt vermutlich der Arbeitsmoral der Verantwortlichen wider).
Titel: Re: [PM] Josefstädter bangen um Steffl-Blick
Beitrag von: haidi am 03. Februar 2014, 12:52:34
In der Schweiz gibt es eine interessante Vorschrift: Da muss jedes(?) GEbäude vor Bewilligung auf dem Grund mit Stangen abgesteckt werden (auch in der HÖhe), sodass die Anwohner sich das Gebäude vorstellen können und die Ausblickbeeinträchtigungen, Schattenbeeinträchtigungen etc. beurteilen können.
Titel: Re: [PM] Josefstädter bangen um Steffl-Blick
Beitrag von: Ferry am 03. Februar 2014, 13:17:40
Derartige Blickachsen sind allerdings ein elementarer Teil der Stadtplanung. Gibt man diesen Punkt auf, verliert die Stadt auch ihren architektonischen und kulturellen Anspruch.
Die Frage ist, ob das Amtshaus "Forum" (so heißt der Glaspalast offiziell) im Hinblick auf diese Achse versetzt errichtet wurde. Und ob es diese Achse zu Zeiten des Forum-Kinos auch schon gegeben hat. Falls beide Fragen mit "ja" beantwortet werden können, kann ich die Wünsche der Anrainer zumindest verstehen. Andererseits, nix ist fix. Wie 1976 die ersten beiden Stiegen des A-Blocks in Alterlaa fertig waren, hatte man zunächst Schwierigkeiten, Mieter zu finden - rundherum war fast nichts als G'stättn. Damals hat man die Leute damit geködert, dass man ihnen versprochen hat, es wird rundherum nie was gebaut werden; Alterlaa wird dort stets die einzige Wohnhausanlage bleiben. Tja, und wie sieht es heute dort aus?
Titel: Re: [PM] Josefstädter bangen um Steffl-Blick
Beitrag von: normalbuerger am 03. Februar 2014, 13:19:04
Das neue Gebäude ist dafür dann nicht so hoch, dann sollen die Leute halt oben drüber sehen:)

Wenn wo was neu gebaut wird dann ändert sich immer etwas, so ist das Leben.
 
Titel: Re: [PM] Josefstädter bangen um Steffl-Blick
Beitrag von: luki32 am 03. Februar 2014, 13:51:17
Das neue Gebäude ist dafür dann nicht so hoch, dann sollen die Leute halt oben drüber sehen:)

Wenn wo was neu gebaut wird dann ändert sich immer etwas, so ist das Leben.

Na hoffentlich machen sie einmal so etwas mit Dir, mal sehen, ob Du dann das auch so locker siehst ...
Titel: Re: [PM] Josefstädter bangen um Steffl-Blick
Beitrag von: hema am 03. Februar 2014, 14:11:44
AustroPop -Arik Brauer - Sie hab´n a Haus baut (http://www.youtube.com/watch?v=w3GFm7u1lCI#)
Titel: Re: [PM] Josefstädter bangen um Steffl-Blick
Beitrag von: W_E_St am 03. Februar 2014, 16:21:24
AustroPop -Arik Brauer - Sie hab´n a Haus baut (http://www.youtube.com/watch?v=w3GFm7u1lCI#)
Das Lied finde ich immer besonders treffend für das Haus Kreuzgasse 93. Das ist ein kleines einstöckiges Haus, komplett eingekeilt zwischen Bahn und zwei riesigen Wohnblöcken, Kreuzgasse 93A/B und Händelgasse 1 ("Hofhaus").
Titel: Re: [PM] Josefstädter bangen um Steffl-Blick
Beitrag von: normalbuerger am 03. Februar 2014, 18:28:27
Das neue Gebäude ist dafür dann nicht so hoch, dann sollen die Leute halt oben drüber sehen:)

Wenn wo was neu gebaut wird dann ändert sich immer etwas, so ist das Leben.

Na hoffentlich machen sie einmal so etwas mit Dir, mal sehen, ob Du dann das auch so locker siehst ...

Ja wurde bei mir schon gemacht, hab mich auch damit abgefunden!
Titel: Re: [PM] Josefstädter bangen um Steffl-Blick
Beitrag von: raifort1 am 03. Februar 2014, 20:06:34
Auch eine Besichtigung wert, die Nachbarhäuser Lacknergasse 86 und die moderne Schönheit Lacknergasse 88. Dringend empfohlen Magenbitter mit zunehmen!
Titel: Re: [PM] Josefstädter bangen um Steffl-Blick
Beitrag von: E2 am 03. Februar 2014, 21:20:35
Stadtentwicklungsplan

Bekenntnis zur Nachverdichtung

Von Christian Rösner

Stadtentwicklungsplan 2025 sieht auch "Höhenanpassungen" bei Gebäuden vor.

Wo möglich, soll in der Stadt noch nachverdichtet werden. © APAweb / Herbert Neubauer
 

Wien. Um die Flächen für die bis 2025 benötigten 120.000 Wohnungen zu sichern, gibt es vonseiten der Stadtregierung ein klares Bekenntnis zur Nachverdichtung in der Stadt. Das erklärte Planungsstadträtin Maria Vassilakou am Freitag bei einem Hintergrundgespräch zum Stadtentwicklungsplan (STEP) 2025, der am Mittwoch bei einer Regierungsklausur von SPÖ und den Grünen abgesegnet wurde - die "Wiener Zeitung" hat berichtet. Auch die Skepsis gegenüber der Höhenentwicklung von neuen Gebäuden müsse abgelegt werden, meinte Vassilakou.

Was auf den ersten Blick wie ein Bekenntnis zum Zubetonieren der Stadt klingen mag, hat durchaus nachvollziehbare Hintergründe: So könne durch eine bestimmte Art von Nachverdichtung mehr Urbanität erzeugt werden, als etwa "normale" Wohnblöcke aus den 50er, 60er und 70er Jahren dazu in der Lage sind. Verbindet man zum Beispiel zwei sich gegenüberliegende Wohnblöcke durch einen Zubau, so entsteht eine Hofsituation, die nachweislich dazu führe, dass der öffentliche (Grün-)Raum wieder genutzt wird. Nutzt man den Zubau für kleine Geschäfte, Ärzte oder Nahversorger, entsteht neues Leben - und ein Grätzel ist geboren.

"Wir wollen keine Pyjama-Städte", betonte Vassilakou. Und das Gegenrezept seien Mischnutzungen, die Vielfalt hervorbringen. Lernen, Arbeiten, Wohnen seien Dinge, die stadtplanerisch gesehen nicht mehr getrennt voneinander gedacht werden sollen.

Was die Höhenentwicklung betrifft, so würden derzeit die Hochhausleitlinien "nachgeschärft". Denn sobald hohe Häuser öffentlich zugänglich sind - etwa durch Geschäfte oder Restaurants -, könne auch dort Urbanität einkehren und eine Verbindung zum jeweiligen Grätzel hergestellt werden.

"Keine Autofahrer-Schikane"
 Einmal mehr betonte die Stadträtin, dass der Ausbau von Öffis, Rad- und Fußwegen nichts damit zu tun habe, die Autofahrer zu schikanieren. Vielmehr soll eine gemeinsame Regionalplanung in der Ostregion dafür sorgen, dass Wachstum entlang von Bahnlinien stattfindet und nicht in der grünen Wiese. In der Stadt selbst gehe es darum, dass man es schafft, die Öffi-Verbindungen und die Sharing-Angebote, wie etwa City-Bikes oder Car2Go, attraktiver zu machen als das eigene Auto. Zumindest wenn es darum geht, sich innerhalb der Stadt fortzubewegen.


http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wien/stadtpolitik/604588_Bekenntnis-zur-Nachverdichtung.html (http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wien/stadtpolitik/604588_Bekenntnis-zur-Nachverdichtung.html)

No comment.
Titel: Re: [PM] Josefstädter bangen um Steffl-Blick
Beitrag von: moszkva tér am 03. Februar 2014, 22:26:09
Stadtentwicklungsplan

Bekenntnis zur Nachverdichtung


Im STEP stehen eigentlich immer recht vernünftige Dinge drin. Nur umgesetzt werden sie halt nie  >:(
Titel: Re: [PM] Josefstädter bangen um Steffl-Blick
Beitrag von: W_E_St am 03. Februar 2014, 22:34:19
Auch eine Besichtigung wert, die Nachbarhäuser Lacknergasse 86 und die moderne Schönheit Lacknergasse 88. Dringend empfohlen Magenbitter mit zunehmen!
Nummer 90 ist noch weit spektakulärer, vermutlich mittlerweile das schmalste Haus Währings (Gesamtbezirk, nicht Katastralgemeinde)!
Titel: Re: [PM] Josefstädter bangen um Steffl-Blick
Beitrag von: schaffnerlos am 04. März 2014, 11:12:17
Sichtachsen: Wie Wien den freien Blick schützt
 
Vielen Hochhausprojekten gehen intensive Diskussionen voraus, ob der Neubau nicht den Blick auf die Innenstadt beeinträchtige. Wie Wien seine Sichtachsen zu schützen versucht.

03.03.2014 | 17:34 | Von Mirjam Marits und Georg Renner  (DiePresse.com)

Wien. Viel wird derzeit über sie geredet, weil zwei von ihnen durch geplante Neubauten als gefährdet gelten: die historischen Sichtachsen in Wien. Derer hat Wien einige, die meisten dieser Blickachsen führen von historischen Punkten (etwa Gloriette, Riesenrad) auf das Zentrum Wiens, den Stephansdom.

Die wohl berühmteste dieser Sichtachsen ist jene vom Schloss Belvedere auf die Innenstadt, die der Maler Bernardo Bellotto unter seinem Künstlernamen Canaletto um 1760 in einem Gemälde verewigt hat. Ebendieser Canaletto-Blick gilt durch den geplanten 73 Meter hohen Wohnturm auf dem Heumarkt-Areal („Die Presse" berichtete) als gefährdet.
 
Ebenfalls beeinträchtigt könnte eine weitere Sichtachse von der Josefstadt auf den Stephansdom sein, wenn jenes Büro- und Geschäftsgebäude errichtet wird, das in der Rathausstraße 1 am Standort des ehemaligen Rechenzentrums der Stadt entstehen soll.

Weil „schöne Aussicht" aber ein eher schwierig zu definierender Begriff ist, hat sich die Stadt Wien in jüngerer Vergangenheit daran gemacht, genau festzulegen, welche Sichtachsen nun tatsächlich schützenswert sind. In einer Beilage zu den städtebaulichen Leitlinien zum Hochhausbau in Wien hat der Gemeinderat im Wesentlichen zwei Typen festgelegt, die nicht beeinträchtigt werden sollen:

 • erstens den Ausblick von erhöhten Aussichtspunkten (wie dem Kahlenberg oder dem Donauturm, siehe Grafik unten). Nicht alle haben übrigens eine lange Geschichte: Mit dem Blick vom Donauturm, der in den frühen 1960ern gebaut wurde, gilt auch eine relativ junge Sichtachse als schützenswert.

 • Und zweitens sind auch „Stadtveduten" schützenswert, historische Anblicke Wiens, wie sie sich von historischen Bauten - etwa vom Belvedere aus - bieten.
 
(http://diepresse.com/images/uploads/4/b/5/1569973/sichtachse_1393864558782140.jpg)

Jurys beraten über Widmung
 
Unmittelbare Konsequenzen für Bauherren in diesen Sichtachsen sollte deren Schutz aber nicht haben - er muss vielmehr bereits im Widmungsverfahren beachtet werden, wenn Expertenjurys entscheiden, für welche Höhe bestimmte Baugebiete freigegeben würden. „Es geht darum, dass besondere Eigenheiten der Blickbeziehung in den Gebieten beibehalten werden", sagt Franz Kobermaier, Leiter der MA 19 für Architektur und Stadtgestaltung. Ein Beispiel sei etwa der Bau des Sofitel am Donaukanal - dieser Grund steht unmittelbar in der Sichtachse von der Reichsbrücke auf die Innenstadt mit Stephansdom; wäre hier ein höherer Hotelturm als das letztlich errichtete Gebäude gebaut worden, wäre die „Blickbeziehung" der Sichtachse gestört worden. Die Abwägung obliege im Einzelfall Jurys, die zumindest zur Hälfte aus Experten wie Architekten und Beamten der Stadt Wien bestehen.

Wirklich intensiv geführt wird die Debatte um die historischen Sichtachsen in Wien - auch wenn sie schon davor Thema waren, etwa beim umstrittenen Bau des Hotels Intercontinental Anfang der 1960er - seit der Neugestaltung des Bahnhofs Wien-Mitte. Der ursprüngliche Plan des renommierten Architekten Laurids Ortner (dem Wien auch das Museumsquartier zu verdanken hat) Anfang der 1990er sah mehrere Bürotürme vor - der höchste war mit 97 Metern Höhe geplant.

Hochhäuser am Rande der historischen Innenstadt, die noch dazu den Canaletto-Blick beeinträchtigen würden - das rief nicht nur Bürgerinitiativen, sondern schließlich auch die Unesco auf den Plan, die der Innenstadt im Jahr 2001 den Status „Weltkulturerbe" verliehen hatte. 2002 war deswegen sogar der Direktor des Unesco-Welterbekomitees in Wien zu Gast, um sich ein Bild der Lage zu machen.

Canalettos Fluch
 
Auch der internationale Rat für Denkmalpflege (Icomos), der die Unesco berät, sprach sich gegen den Bau der Türme aus. Der Rest ist bekannt: Der Bauherr musste seine Turmpläne ad acta legen, um den Weltkulturerbe-Status nicht zu gefährden. Der bauliche Kompromiss stieß bei seiner Eröffnung im Vorjahr dann aber erst recht auf wenig Begeisterung.

Nach der Diskussion um das Wien-Mitte-Projekt habe man begonnen, auch andere Sichtbeziehungen zu untersuchen und einzutragen. Die Diskussion, ob und inwieweit die historisch gewachsenen Sichtachsen zu bewahren sind, ist aber, wie Icomos-Präsident Wilfried Lipp sagt, „bis heute nicht ausgestanden".

("Die Presse", Print-Ausgabe, 4. März 2014)

Quelle: Die Presse (http://diepresse.com/home/panorama/wien/1569973/Sichtachsen_Wie-Wien-den-freien-Blick-schutzt)