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Straßenbahn Wien => Historisches => Thema gestartet von: ernestostefano am 15. Mai 2016, 10:05:59

Titel: 16.8.1974: Unfall O-Wagen (war: E1: aktueller Wagenstand August 2013; Entwicklung bis Ende 2020)
Beitrag von: ernestostefano am 15. Mai 2016, 10:05:59
Noch drei Wochen darf E1 4756 in Wiens Straßenbahnnetz unterwegs sein.
Ich konnte ihn am 5. Mai 2016 in der Erzherzog-Karl-Straße zwischen den Haltestellen Polgarstraße und Donaustadtstraße fotografieren:

(Dateianhang Link)

Glaube es war der 4756 der ende der 70iger-Jahre abrupt eine Fahrt in der Radetzkystrasse auf einer Mauer der Schule beendete?
Titel: Re: 16.8.1974: Unfall O-Wagen (war: E1: aktueller Wagenstand August 2013; Entwicklung bis Ende 2020)
Beitrag von: haidi am 15. Mai 2016, 11:26:27
Glaube es war der 4756 der ende der 70iger-Jahre abrupt eine Fahrt in der Radetzkystrasse auf einer Mauer der Schule beendete?
und - was ich mich erinnere - einer Frau ein Bein kostete
Titel: Re: 16.8.1974: Unfall O-Wagen (war: E1: aktueller Wagenstand August 2013; Entwicklung bis Ende 2020)
Beitrag von: hema am 15. Mai 2016, 13:27:35
. . . . das Leben!  :o
Titel: Re: 16.8.1974: Unfall O-Wagen (war: E1: aktueller Wagenstand August 2013; Entwicklung bis Ende 2020)
Beitrag von: 13er am 15. Mai 2016, 16:44:53
Das mit dem Bein war doch beim Heimito von Doderer ;)
Titel: Re: 16.8.1974: Unfall O-Wagen (war: E1: aktueller Wagenstand August 2013; Entwicklung bis Ende 2020)
Beitrag von: hema am 15. Mai 2016, 17:54:18
Es passt zwar nicht in Thread, aber das war damals sehr dramatisch und eigentlich ein großer Skandal. Das Opfer war eine ältere Frau, der beide Beine im Oberschenkelbereich abgetrennt wurden und die im Spital ihren Verletzungen erlegen ist. Zum Unfall kam es, weil der Fahrer die E-Weiche "vergessen" hat und voll drüber gerauscht ist. Die Weiche ist entweder rechts gestanden oder umgesprungen, der Zug ist im Bogen mit allen Achsen entgleist und am Gehsteig weitergerollt, wo die dort gehende Frau niedergefahren wurde. Dann ist er auf die kleine Mauer vor dem Gymnasium aufgeritten (wie eine Einschienenbahn) auf der er dann zum Stillstand kam. Der Fahrer befand sich als Neuer noch in den"28 Tagen", also ganz am Beginn seiner Karriere. Er war stark alkoholisiert, was komischerweise niemand aufgefallen sein will, obwohl die Leute am Anfang ja besonders überwacht und kontrolliert werden!

Der eigentliche Skandal war, dass die Probleme des Mannes nicht ganz unbekannt waren. Im Schulbetrieb war er nicht gerade aufmerksam und ist gerne eingeschlafen. Ein bewährter Lehrfahrer, der neu im Schulbüro war, hat ihn an einem Fahrtag zur praktischen Ausbildung bekommen und sofort dessen bedenklichen Zustand bemerkt. Er hat ihn nicht fahren lassen und das weitergemeldet. Als Folge wurde der Mann dann nur mehr anderen Instruktoren zugeteilt, man wollte ihm schließlich das Leben nicht verbauen, hat er doch versichert, dass alles ein einmaliger Ausrutscher war. Ein paar Wochen später kam, was kommen musste und wieder einmal war alles unerklärlich und keiner hat irgendwas gewusst oder geahnt.

Und der böse Fahrlehrer, der ihn nicht zum Straßenbahner werden lassen wollte? Der durfte seine Berufslaufbahn bis zur Pension wieder als kleiner, aber engagierter (Lehr-)Fahrer an seinem Stammbahnhof fortsetzen.  8)
Titel: Re: 16.8.1974: Unfall O-Wagen (war: E1: aktueller Wagenstand August 2013; Entwicklung bis Ende 2020)
Beitrag von: Operator am 15. Mai 2016, 19:43:22
Es passt zwar nicht in Thread, aber das war damals sehr dramatisch und eigentlich ein großer Skandal. Das Opfer war eine ältere Frau, der beide Beine im Oberschenkelbereich abgetrennt wurden und die im Spital ihren Verletzungen erlegen ist. Zum Unfall kam es, weil der Fahrer die E-Weiche "vergessen" hat und voll drüber gerauscht ist. Die Weiche ist entweder rechts gestanden oder umgesprungen, der Zug ist im Bogen mit allen Achsen entgleist und am Gehsteig weitergerollt, wo die dort gehende Frau niedergefahren wurde. Dann ist er auf die kleine Mauer vor dem Gymnasium aufgeritten (wie eine Einschienenbahn) auf der er dann zum Stillstand kam. Der Fahrer befand sich als Neuer noch in den"28 Tagen", also ganz am Beginn seiner Karriere. Er war stark alkoholisiert, was komischerweise niemand aufgefallen sein will, obwohl die Leute am Anfang ja besonders überwacht und kontrolliert werden!

Der eigentliche Skandal war, dass die Probleme des Mannes nicht ganz unbekannt waren. Im Schulbetrieb war er nicht gerade aufmerksam und ist gerne eingeschlafen. Ein bewährter Lehrfahrer, der neu im Schulbüro war, hat ihn an einem Fahrtag zur praktischen Ausbildung bekommen und sofort dessen bedenklichen Zustand bemerkt. Er hat ihn nicht fahren lassen und das weitergemeldet. Als Folge wurde der Mann dann nur mehr anderen Instruktoren zugeteilt, man wollte ihm schließlich das Leben nicht verbauen, hat er doch versichert, dass alles ein einmaliger Ausrutscher war. Ein paar Wochen später kam, was kommen musste und wieder einmal war alles unerklärlich und keiner hat irgendwas gewusst oder geahnt.

Und der böse Fahrlehrer, der ihn nicht zum Straßenbahner werden lassen wollte? Der durfte seine Berufslaufbahn bis zur Pension wieder als kleiner, aber engagierter (Lehr-)Fahrer an seinem Stammbahnhof fortsetzen.  8)
Interessante Geschichte, gibt es da vielleicht noch Archivmaterial oder gar Pressemeldungen dazu?
Titel: Re: 16.8.1974: Unfall O-Wagen (war: E1: aktueller Wagenstand August 2013; Entwicklung bis Ende 2020)
Beitrag von: 13er am 15. Mai 2016, 20:07:09
Interessante Geschichte, gibt es da vielleicht noch Archivmaterial oder gar Pressemeldungen dazu?
Wenn man ein genaues Datum wüsste, dann gibt es sicher was dazu in der Arbeiterzeitung!
Titel: Re: 16.8.1974: Unfall O-Wagen (war: E1: aktueller Wagenstand August 2013; Entwicklung bis Ende 2020)
Beitrag von: Klingelfee am 15. Mai 2016, 20:23:45
Was mich an der Geschichte etwas irritiert ist die Tatsache, dass man den jungen Fahrlehrer wieder zum Fahrer dekratiert (mit welcher Begründung) hat. Ihm aber trotzdem die Berechtigung des Lehrfahrer gelassen hat.
Titel: Re: 16.8.1974: Unfall O-Wagen (war: E1: aktueller Wagenstand August 2013; Entwicklung bis Ende 2020)
Beitrag von: 95B am 15. Mai 2016, 20:42:10
Was mich an der Geschichte etwas irritiert ist die Tatsache, dass man den jungen Fahrlehrer wieder zum Fahrer dekratiert (mit welcher Begründung) hat. Ihm aber trotzdem die Berechtigung des Lehrfahrer gelassen hat.

Man hat ihn halt einfach wieder in seinen vorigen Zustand versetzt. Hätte man ihm die Lehrfahrerei auch weggenommen, wäre es womöglich aufgefallen.
Titel: Re: 16.8.1974: Unfall O-Wagen (war: E1: aktueller Wagenstand August 2013; Entwicklung bis Ende 2020)
Beitrag von: hema am 15. Mai 2016, 21:38:36

Wenn man ein genaues Datum wüsste, dann gibt es sicher was dazu in der Arbeiterzeitung!
Wenn du so drum bettelst!  ;)

http://www.arbeiter-zeitung.at/cgi-bin/archiv/flash.pl?seite=19740817_A07;html=1



Der besagte Lehrfahrer war nicht (menr) jung, sondern ca. 50 Jahre alt. Er war nur "jung" im Schulbüro, sprich seit kurzer Zeit!
Titel: Re: 16.8.1974: Unfall O-Wagen (war: E1: aktueller Wagenstand August 2013; Entwicklung bis Ende 2020)
Beitrag von: nord22 am 15. Mai 2016, 23:34:32
Das war nicht der erste schwere Unfall mit E1 4756; siehe http://www.tramwayforum.at/index.php?topic=5367.0 (http://www.tramwayforum.at/index.php?topic=5367.0):
Umschmeißen des c2 1045 im Juni 1973 auf der Linie 6, da E1 4756 durch ein Geamaticversagen vor einer Kurve nicht mehr bremsen konnte.

nord22
Titel: Re: 16.8.1974: Unfall O-Wagen (war: E1: aktueller Wagenstand August 2013; Entwicklung bis Ende 2020)
Beitrag von: hema am 16. Mai 2016, 02:26:34
Es war kein Geamatic-Versagen, sondern ein Versagen der Werkstatt. Die Stange, welche die Bewegungen des Steuerhebels auf die Schrittmotorsteuerung überträgt, war offenbar schlampig montiert und hat sich gelöst*, wodurch der Steuerhebel sich nur mehr leer hin und her bewegen ließ. Der Wagen war auf einer Testfahrt und der Fahrer dürfte leider kein Routinier gewesen sein, sondern grad Gelegenheitsfahrer am freien Tag, sodass er, außer gehörig zu erschrecken, keine sinnvolle Reaktion setze. Als Konsequenz baute man direkt beim Steuerhebel einen kleinen Schalter ein, der bei Erreichen der Notbremsraste völlig autark die Schienenbremse einschaltet.

Warum man überhaupt die Gestänge-Lösung gewählt hat und nicht einen "Joystick" verwendet (hat) der die Steuerbefehle direkt weitergibt, wissen wohl nur die "Götter der tausend Ausreden und gefälligen Begründungen"!  8)




*) Als mir mal ähnliches mit dem Auto passierte (die Schrauben des Schaltgestänges haben sich nach einer Reparatur gelöst), gab es in der Werkstatt nicht nur ein ordentliches Donnerwetter seitens des Meisters und eine hochnotpeinliche Entschuldigung bei mir, sondern als Wiedergutmachung noch eine gratis Fahrwerksvermessung und Einstellung der Lenkung (Wert ca. 500,– Schilling)!  :up:
Titel: Re: 16.8.1974: Unfall O-Wagen (war: E1: aktueller Wagenstand August 2013; Entwicklung bis Ende 2020)
Beitrag von: 95B am 16. Mai 2016, 08:59:25
Warum man überhaupt die Gestänge-Lösung gewählt hat und nicht einen "Joystick" verwendet (hat) der die Steuerbefehle direkt weitergibt, wissen wohl nur die "Götter der tausend Ausreden und gefälligen Begründungen"!  8)

Stufenlose Joysticks, wie man sie heute kennt, gab es noch keine. Das Gestänge wirkt außerdem als Übersetzung, das die Hebelbewegung (insgesamt etwas über 90 Grad) am Potentiometer in fast volle 360 Grad wandelt und zudem die Nockenschalter der Geamatic betätigt.
Titel: Re: 16.8.1974: Unfall O-Wagen (war: E1: aktueller Wagenstand August 2013; Entwicklung bis Ende 2020)
Beitrag von: Ferry am 17. Mai 2016, 09:12:06
Wenn du so drum bettelst!  ;)

http://www.arbeiter-zeitung.at/cgi-bin/archiv/flash.pl?seite=19740817_A07;html=1

Interessant, dass in dem Artikel der Vorname des Fahrers einmal als "Rudolf" und einmal als "Richard" angegeben ist.
Titel: Re: 16.8.1974: Unfall O-Wagen (war: E1: aktueller Wagenstand August 2013; Entwicklung bis Ende 2020)
Beitrag von: U4 am 17. Mai 2016, 09:36:51
Interessant, dass damals die vollen Nachnamen geschrieben wurden - damals gab es noch keinen Datenschutz!
Titel: Re: 16.8.1974: Unfall O-Wagen (war: E1: aktueller Wagenstand August 2013; Entwicklung bis Ende 2020)
Beitrag von: 13er am 17. Mai 2016, 09:42:50
Interessant, dass damals die vollen Nachnamen geschrieben wurden - damals gab es noch keinen Datenschutz!
Ja, das erstaunt mich auch immer wieder. Bei den Opfern verstehe ich das aber, in einer Zeit, wo Kommunikationsmedien in den Kinderschuhen steckten und bei weitem noch nicht jeder ein (Viertel-)Telefon hatte.
Titel: Re: 16.8.1974: Unfall O-Wagen (war: E1: aktueller Wagenstand August 2013; Entwicklung bis Ende 2020)
Beitrag von: tramway.at am 17. Mai 2016, 09:45:52
Interessant, dass damals die vollen Nachnamen geschrieben wurden - damals gab es noch keinen Datenschutz!

Meine Eltern haben sich damals sogar sehr aufgeregt, als das geändert wurde - in der Richtung, was bringen dann die Nachrichten noch, wenn man nicht weiß, wen es erwischt hat. Vieles, was wir heute selbstverständlich nehmen, ist ja eigentlich absurd (das nächste werden die anonymen Bewerbungen, wie si in UK schon üblich sind)
Titel: Re: 16.8.1974: Unfall O-Wagen (war: E1: aktueller Wagenstand August 2013; Entwicklung bis Ende 2020)
Beitrag von: Klingelfee am 17. Mai 2016, 09:46:54

Wenn man ein genaues Datum wüsste, dann gibt es sicher was dazu in der Arbeiterzeitung!
Wenn du so drum bettelst!  ;)

http://www.arbeiter-zeitung.at/cgi-bin/archiv/flash.pl?seite=19740817_A07;html=1



Der besagte Lehrfahrer war nicht (menr) jung, sondern ca. 50 Jahre alt. Er war nur "jung" im Schulbüro, sprich seit kurzer Zeit!

Ich frage mich aber noch immer, mit welcher Begründung hat man den Lehrfahrer wieder aus dem Schulbüro entfernt. Kann es nicht auch sein, dass der Lehrfahrer von sich aus gesagt hat, wenn dass passiert, dann gehe ich wieder auf den Bahnhof?
Titel: Re: 16.8.1974: Unfall O-Wagen (war: E1: aktueller Wagenstand August 2013; Entwicklung bis Ende 2020)
Beitrag von: 13er am 17. Mai 2016, 09:50:23
Ich frage mich aber noch immer, mit welcher Begründung hat man den Lehrfahrer wieder aus dem Schulbüro entfernt.
Damals brauchte man keine Begründung. Die Partei, die Partei, die hat immer recht.
Titel: Re: 16.8.1974: Unfall O-Wagen (war: E1: aktueller Wagenstand August 2013; Entwicklung bis Ende 2020)
Beitrag von: 95B am 17. Mai 2016, 10:13:53
Ich frage mich aber noch immer, mit welcher Begründung hat man den Lehrfahrer wieder aus dem Schulbüro entfernt.

Weil er sich der Karriere eines Protektionskindes in den Weg gestellt hat. Das gibt es doch bis heute, dass man Person A versetzt, damit Person B zufrieden ist.
Titel: Re: 16.8.1974: Unfall O-Wagen (war: E1: aktueller Wagenstand August 2013; Entwicklung bis Ende 2020)
Beitrag von: 13er am 17. Mai 2016, 10:34:40
Ich frage mich aber noch immer, mit welcher Begründung hat man den Lehrfahrer wieder aus dem Schulbüro entfernt.

Weil er sich der Karriere eines Protektionskindes in den Weg gestellt hat. Das gibt es doch bis heute, dass man Person A versetzt, damit Person B zufrieden ist.
Da Papa wird's scho richten, des g'hört zu seinen Pflichten...