Tramwayforum
Straßenbahn Wien => Technik => Thema gestartet von: diogenes am 25. Februar 2017, 17:50:16
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Tja, warum ... Wo liegen die Vorteile und Nachteile von, sagen wir, Lyrabügeln, Scheren- und Halbscherenstromabnehmern? Warum werden heutzutage, so weit ich sehen kann, nur noch Halbscheren auf die Wagen gesetzt?
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Warum werden heutzutage, so weit ich sehen kann, nur noch Halbscheren auf die Wagen gesetzt?
Weil man einen Lyrabügel bei einem Fahrtrichtungswechsel umlegen muss und bei einer Halbschere kannst in beide Richtungen fahren. Warum Halbschere und nicht Schere kann ich mir nicht erklären (außer vielleicht, dass man für eine Halbschere weniger Material braucht und sie wesentlich moderner aussieht ;D )
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Weil man einen Lyrabügel bei einem Fahrtrichtungswechsel umlegen muss
Das war der Grund für die Ablösung der Lyrabügel durch Scherenbügel. Gefragt ist aber der Grund für die Ablösung der Scherenbügel durch Halbscherenbügel.
Dass man Halbscherenbügel statt Scherenbügeln verwendet, kommt ursprünglich von der großen Eisenbahn. Dort hat es entsprechende Gründe – vor allem die Einführung von Hochgeschwindigkeitsstrecken war dafür verantwortlich. Daher haben sich die technische Entwicklung und anschließend auch der Markt Richtung Halbscherenbügel verändert, sodass man bei der Straßenbahn schlicht deshalb Halbscherenbügel (für Deutschland: Einholmstromabnehmer) verwendet, weil es Stand der Technik ist und Scherenbügel nicht mehr erhältlich sind.
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Weil man einen Lyrabügel bei einem Fahrtrichtungswechsel umlegen muss
Das war der Grund für die Ablösung der Lyrabügel durch Scherenbügel. Gefragt ist aber der Grund für die Ablösung der Scherenbügel durch Halbscherenbügel.
Dass man Halbscherenbügel statt Scherenbügeln verwendet, kommt ursprünglich von der großen Eisenbahn. Dort hat es entsprechende Gründe – vor allem die Einführung von Hochgeschwindigkeitsstrecken war dafür verantwortlich. Daher haben sich die technische Entwicklung und anschließend auch der Markt Richtung Halbscherenbügel verändert, sodass man bei der Straßenbahn schlicht deshalb Halbscherenbügel (für Deutschland: Einholmstromabnehmer) verwendet, weil es Stand der Technik ist und Scherenbügel nicht mehr erhältlich sind.
Klingt plausibel. Danke für die Info.
Wenn ich eine Straßenbahnfirma anführen würde, würde ich extra Scherenstromabnehmer bestellen, rein zwecks Ästhetik :D
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Wenn ich eine Straßenbahnfirma anführen würde, würde ich extra Scherenstromabnehmer bestellen, rein zwecks Ästhetik :D
Steck das Geld in sinnvollere Dinge :D
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Daneben ist wohl einfach der Platz in den Dachgärten begrenzt. Man stelle sich den Platzbedarf für mehrere Vollscheren bei Mehrsystemmaschinen vor.
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Weil man einen Lyrabügel bei einem Fahrtrichtungswechsel umlegen muss und bei einer Halbschere kannst in beide Richtungen fahren. Warum Halbschere und nicht Schere kann ich mir nicht erklären (außer vielleicht, dass man für eine Halbschere weniger Material braucht und sie wesentlich moderner aussieht ;D )
Wie sah so ein Umlegemanöver aus? Man muss den Stromabnehmer da wohl irgendwie umgedrehreht haben, oder wie? ???
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Weil man einen Lyrabügel bei einem Fahrtrichtungswechsel umlegen muss und bei einer Halbschere kannst in beide Richtungen fahren. Warum Halbschere und nicht Schere kann ich mir nicht erklären (außer vielleicht, dass man für eine Halbschere weniger Material braucht und sie wesentlich moderner aussieht ;D )
Wie sah so ein Umlegemanöver aus? Man muss den Stromabnehmer da wohl irgendwie umgedrehreht haben, oder wie? ???
Ich würd' vermuten, dass der Bügel auf einem drehbaren Bock aufmontiert ist. Ein wenig abziehen mit einem Seil, mit dem Seil ziehend um 180 grad drehen, unter demnFahrdraht justieren und los lassen.
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Der Bügelbock ist nicht drehbar. Der Lyrabügel wird unter dem Fahrdraht, der an der dafür vorgesehenen Stelle etwas höher gespannt ist, einfach unter dem (langsam) fahrenden Zug umgelegt, indem die Bügelleine gezogen wird.
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Ich würd' vermuten, dass der Bügel auf einem drehbaren Bock aufmontiert ist. Ein wenig abziehen mit einem Seil, mit dem Seil ziehend um 180 grad drehen, unter demnFahrdraht justieren und los lassen.
So, wie es Du beschreibst, macht(e) man es bei Bahnen mit Stangenstromabnehmer.
Beim Lyrabügel funktioniert es so. (http://www.tramwayforum.at/index.php?topic=65.msg57685#msg57685)
EDIT: 95B war schneller, obwohl das, was er als Klumpert bezeichnet, keinen Lyrabügel hat. ;D
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Ich würd' vermuten, dass der Bügel auf einem drehbaren Bock aufmontiert ist. Ein wenig abziehen mit einem Seil, mit dem Seil ziehend um 180 grad drehen, unter demnFahrdraht justieren und los lassen.
So, wie es Du beschreibst, macht(e) man es bei Bahnen mit Stangenstromabnehmer.
Beim Lyrabügel funktioniert es so. (http://www.tramwayforum.at/index.php?topic=65.msg57685#msg57685)
EDIT: 95B war schneller, obwohl das, was er als Klumpert bezeichnet, keinen Lyrabügel hat. ;D
Ah, danke. Wieder 'was gelernt. Wie geschrieben, war's bloß eine Vermutung von mir :)
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Der Bügelbock ist nicht drehbar. Der Lyrabügel wird unter dem Fahrdraht, der an der dafür vorgesehenen Stelle etwas höher gespannt ist, einfach unter dem (langsam) fahrenden Zug umgelegt, indem die Bügelleine gezogen wird.
Der Vorgang des Bügelumlegens ist in diesem Video bei 5:34 schön beobachtbar: https://www.youtube.com/watch?v=wcprbWHkE8g&t=5m34s
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Der Bügelbock ist nicht drehbar. Der Lyrabügel wird unter dem Fahrdraht, der an der dafür vorgesehenen Stelle etwas höher gespannt ist, einfach unter dem (langsam) fahrenden Zug umgelegt, indem die Bügelleine gezogen wird.
Der Vorgang des Bügelumlegens ist in diesem Video bei 5:34 schön beobachtbar: https://www.youtube.com/watch?v=wcprbWHkE8g&t=5m34s
Ziemlich wild sieht das aus. Mit dem drehbaren Bügelbock wär's eleganter :)
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Der Bügelbock ist nicht drehbar. Der Lyrabügel wird unter dem Fahrdraht, der an der dafür vorgesehenen Stelle etwas höher gespannt ist, einfach unter dem (langsam) fahrenden Zug umgelegt, indem die Bügelleine gezogen wird.
Der Vorgang des Bügelumlegens ist in diesem Video bei 5:34 schön beobachtbar: https://www.youtube.com/watch?v=wcprbWHkE8g&t=5m34s
Oh, danke für die Erklärung und dieses interessante Video! :)
Dass das so ein aufwendiges Manöver ist, hätte ich nicht gedacht...
Wieso war es eigentlich nicht möglich mit in Fahrtrichtung zeigendem Stromabnehmer zu fahren?? War da die Gefahr, irgendwo hängen zu bleiben (Streckentrenner oder so)?
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Ziemlich wild sieht das aus. Mit dem drehbaren Bügelbock wär's eleganter :)
Mit dem kleinen Hindernis, dass sich der Bügelbock während der Fahrt jederzeit verdrehen könnte – also nicht praxistauglich.
Wieso war es eigentlich nicht möglich mit in Fahrtrichtung zeigendem Stromabnehmer zu fahren?? War da die Gefahr, irgendwo hängen zu bleiben (Streckentrenner oder so)?
Ganz genau. Zeigt der Bügel nach hinten und stößt auf ein Hindernis, wird er nach unten gedrückt und die Sache ist erledigt. Zeigt er hingegen nach vorne, stellt er sich auf und bricht.
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Mit dem kleinen Hindernis, dass sich der Bügelbock während der Fahrt jederzeit verdrehen könnte – also nicht praxistauglich.
Naja, man könnte das ja durchaus mit einer Verriegelung für die Drehung lösen. ;)
Die Stangenstromabnehmer der alten Pöstlingbergbahn-Wagen waren oder sind übrigens drehbar und wurden oder werden in den Endstationen auf diese Weise umgelegt!
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Ziemlich wild sieht das aus. Mit dem drehbaren Bügelbock wär's eleganter :)
Mit dem kleinen Hindernis, dass sich der Bügelbock während der Fahrt jederzeit verdrehen könnte – also nicht praxistauglich.
Hast recht. Schade :)
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Die Badner Straßenbahn verwendete drehbare Lyrabügel. Der gmundner TW 100 hat ebenfalls einen drehbaren Lyra. Ich glaube der ist in der jeweiligen Endposition verriegelt.
www.youtube.com/watch?v=AP8zrw-5cig
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Man kann den Bügel sehr wohl verriegeln indem man den z.B. Bügel unter dem Bügelbock etwas rausschauen lässt und dieser Teil in Rillen einfährt, wenn der Bügel oben ist. Im Video scheint der Bügel beim nach oben gehen in dieser oder einer ähnlichen Art zu verriegeln, der Fahrer spielt sich ein bisschen bevor der Bügel nach oben geht.
Im verlinkten Video aus Wien, in dem der Bügel spektakulär nach oben geht, scheint der Schaffner für die "Filmaufnahme zu stunten". Mir sind derartige Umlegemanöver nicht in Erinnerung, den Bügel kann man mit der Leine sehr wohl abfangen.
Edit: rot
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Die Badner Straßenbahn verwendete drehbare Lyrabügel. Der gmundner TW 100 hat ebenfalls einen drehbaren Lyra. Ich glaube der ist in der jeweiligen Endposition verriegelt.
www.youtube.com/watch?v=AP8zrw-5cig
Na, also :)
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Vollschere braucht mehr Platz, Wartungsintensiver (mehr Gelenke) und darf auch nur bis 100km/h gehoben werden weil bedingt durch die starke Hauptfeder die Oberleitung zu stark belastet.
Auch muss der Antrieb (Drehisolator) mittig im Stromabnehmer sitzen ( bei der Tramway wurscht, da hier kein Antrieb sondern nur ein Seil zum senken) . Halbschere kann ich mittels Gestänge und Zugisolator den Antrieb versetzt montieren (siehe 1142).
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bei der Tramway wurscht, da hier kein Antrieb sondern nur ein Seil zum senken
Ab dem E2 haben alle Wiener Triebwagen elektr. Stromabnehmerantriebe.
Ein Vorteil bei Niederflurfahrzeugen ist der geringere Platzbedarf der Halbschere in gesenktem Zustand. Das Dach ist ohnehin schon vollgeräumt mit Traktions- und Hilfsbetriebeumrichtern, Bremswiderstand, Klimaanlagen, Sicherungs- und Klemmkästen, ...
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Interessant hingegen ist dass/warm sich der Lyrabügel in Wien recht lange gehalten hat, während die meisten (größeren) Betriebe schon in der Zwischenkriegszeit bzw. kurz danach auf Schere umgestellt haben, zumal man in Wien ja schon seit den 20ern Scheren in Tramwaybetrieb hatte (Stadtbahnwagen) und es doch recht viele Endstellen ohne Schleife gab.
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In Wien haben sich auch Zweiachser lang gehalten…
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Zur Frage Schere vs. Halbschere folgende ergänzende Argumente:
- Die Schere hat mehr Teile - kostet in der Herstellung
- Die Schere hat mehr Gelenke - kostet in der Instandhaltung
- Die Schere hat größere Massen - die dynamischen Kräfte an der Fahrleitung sind höher
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Daher haben sich die technische Entwicklung und anschließend auch der Markt Richtung Halbscherenbügel verändert, sodass man bei der Straßenbahn schlicht deshalb Halbscherenbügel (für Deutschland: Einholmstromabnehmer) verwendet, weil es Stand der Technik ist und Scherenbügel nicht mehr erhältlich sind.
Genau. Deswegen war auch der arme 4098, der vorher einen Lyrabügel hatte, in Paris mit Halbschere unterwegs bzw. ist es jetzt damit in Lyon.
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Übrigens sehen das nicht alle Betreiber so, in Italien gibt es sogar Hochgeschwindigkeitszüge (https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:ETR500-Imola-06-05.jpg) mit Schere.
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Übrigens sehen das nicht alle Betreiber so, in Italien gibt es sogar Hochgeschwindigkeitszüge (https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:ETR500-Imola-06-05.jpg) mit Schere.
Italia e differente :D
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Interessant hingegen ist dass/warm sich der Lyrabügel in Wien recht lange gehalten hat, während die meisten (größeren) Betriebe schon in der Zwischenkriegszeit bzw. kurz danach auf Schere umgestellt haben, zumal man in Wien ja schon seit den 20ern Scheren in Tramwaybetrieb hatte (Stadtbahnwagen) und es doch recht viele Endstellen ohne Schleife gab.
Das hat wohl auch mit der kriegsbedingt sehr verzögerten Entwicklung des Wagenparks zu tun. Kuppelendstellen mit etwas höher angeordneter Oberleitung zum Umlegen des Stromabnehmers gab es in Wien ja bis in die Siebziger Jahre und daher keine unmittelbare Notwendigkeit, vom Lyrabügel wegzukommen.
Weiß eigentlich jemand, ob es Strecken gab, die mit Lyrabügel nicht befahren werden durften, weil es an den Endstellen keine Möglichkeit zum Umlegen des Stromabnehmers gab? Und falls ja, waren diese Strecken irgendwie speziell gekennzeichnet?
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Weiß eigentlich jemand, ob es Strecken gab, die mit Lyrabügel nicht befahren werden durften, weil es an den Endstellen keine Möglichkeit zum Umlegen des Stromabnehmers gab? Und falls ja, waren diese Strecken irgendwie speziell gekennzeichnet?
In Wien sicher nicht (Ausnahme: Stadtbahn, aber da war aus naheliegenden Gründen keine spezielle Kennzeichnung vorhanden). Umlegen konnte man den Bügel zwischen zwei Querdrähten ohnehin immer, nur halt mit etwas mehr Kraftaufwand als bei höher hängender Oberleitung.
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Umlegen konnte man den Bügel zwischen zwei Querdrähten ohnehin immer . . . .
Bei den üblichen Umlegestellen war meistens sogar ein größerer Querdrahtabstand für diesen Zweck. Manchmal sogar mit Tafel "Bügel hier umlegen".
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Übrigens sehen das nicht alle Betreiber so, in Italien gibt es sogar Hochgeschwindigkeitszüge (https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:ETR500-Imola-06-05.jpg) mit Schere.
Allerdings 3kV DC, oder? Da braucht man den höheren Anpressdruck ohnehin.
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Übrigens sehen das nicht alle Betreiber so, in Italien gibt es sogar Hochgeschwindigkeitszüge (https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:ETR500-Imola-06-05.jpg) mit Schere.
Allerdings 3kV DC, oder? Da braucht man den höheren Anpressdruck ohnehin.
Willst du behaupten, dass eine Schere einen höheren Anpressdruck hat?
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Manchmal sogar mit Tafel "Bügel hier umlegen".
Das sah oder sieht man noch immer(?) am Banhof Gürtel.
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Manchmal sogar mit Tafel "Bügel hier umlegen".
Das sah oder sieht man noch immer(?) am Banhof Gürtel.
Und bei der Gleisverbindung vor der HW.
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Im verlinkten Video aus Wien, in dem der Bügel spektakulär nach oben geht, scheint der Schaffner für die "Filmaufnahme zu stunten". Mir sind derartige Umlegemanöver nicht in Erinnerung, den Bügel kann man mit der Leine sehr wohl abfangen.
Muss man heute auch, die Kohleschleifstücke würden so einen Stunt nicht überleben. Das wurde uns bei der Begleiterausbildung eingehämmert, ja niemals den Bügel gegen den Fahrdraht schnalzen lassen, immer die Leine festhalten und sanft hinauflassen!