Tramwayforum

Gesamter öffentlicher Verkehr in Wien => U-Bahn => Thema gestartet von: michael-h am 22. April 2019, 17:02:02

Titel: Linie U2/U4 - das kurze Leben einer U-Bahn-Linie
Beitrag von: michael-h am 22. April 2019, 17:02:02
Zur Vorgeschichte:
Die Umstellung der Wiental- und Donaukanallinie der Wiener Stadtbahn auf U-Bahn-Betrieb dauerte von 1976 bis 1981.
Am 7. Mai 1976 verkehrte die Linie WD zum letzten Mal zwischen Hütteldorf und Heiligenstadt und am Folgetag nahm die U4 zwischen Friedensbrücke und Heiligenstadt ihren Betrieb auf.
Fünf Jahre später, am 28. August 1981 wurde der letzte Abschnitt der Wientallinie W zwischen Meidling-Hauptstraße und Hütteldorf eingestellt.
Am 31. August wurde die U4 von Meidling-Hauptstraße nach Hietzing (und schließlich am 20. Dezember bis Hütteldorf) verlängert.

Der Plan:
Im Stadtbahnbetrieb war es jahrzehntelang selbstverständlich, dass verschiedene Linien an gewissen Haltestellen ein- bzw. ausgefädelt wurden (Meidling-Hauptstraße, Friedensbrücke und bei der Nußdorfer Straße). Man schaffte es sogar im laufenden Betrieb Züge im Bahnhof Michelbeuern zu verstärken oder zu verkürzen.
Mit der modernen Technik der U-Bahn sollte dies wohl ebenfalls möglich sein.
Zur Hauptverkehrszeit war also geplant, am Schottenring jeden zweiten Zug der U2 zwischen die Züge der U4 einzufädeln und bis Hietzing zu führen.
Es war von einem geschlossenen U-Bahn-Ring um den 1. Bezirk herum die Rede und man dachte sogar laut darüber nach, eventuell die Straßenbahn-Ringlinien einzustellen, sollte der Plan ein Erfolg werden. Jedenfalls konnte von einem geschlossenen U-Bahn-Ring keine Rede sein, musste doch am Karlsplatz auf jeden Fall umständlich umgestiegen werden.

Die Linie U2/U4:
Nach zwei Tagen Probebetrieb nahm die Linie U2/U4 mit Schulbeginn am Montag, den 7. September 1981 ihren Betrieb auf. Tatsache war jedenfalls, dass auf der Linie U2 und damit auch auf der Linie U2/U4 wegen der kurzen Bahnsteige auf der ehemaligen UStrab-Strecke nur Kurzzüge verkehren konnten.  Gerade in der Hauptverkehrszeit hatten allerdings auf der Wiental- und Donaukanallinie Kurzzüge ein viel zu kleines Fassungsvermögen und wegen der unterschiedlichen Haltepunkte in den Stationen kam es daher zu längeren Stationsaufenthalten. Auch kam es gelegentlich vor, dass ein U4-Langzug versehentlich am Schottenring Richtung U2 geleitet wurde.
Nach anhaltenden massiven Protesten der Fahrgäste wurde dieser Mischbetrieb nach nur drei Wochen (!) wieder aufgegeben und die Linie U2/U4 somit am 25. September 1981 eingestellt.

Das war der Plan mit der bereits nach Hütteldorf verlängerten U4:
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Vier Jahre später, am 22. Oktober 1985, konnte ich diese Fotos in Heiligenstadt machen, als der Fahrer das Broseband durchlaufen ließ:
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LG Michi
Titel: Re: Linie U2/U4 - das kurze Leben einer U-Bahn-Linie
Beitrag von: 95B am 23. April 2019, 08:58:46
Für das spiegelverkehrt abgedruckte Postlogo auf dem Schnellverbindungsplan verleihe ich 38 Jahre später die entsprechende Anzahl Borstenvieh: :ugvm:
Titel: Re: Linie U2/U4 - das kurze Leben einer U-Bahn-Linie
Beitrag von: schaffnerlos am 23. April 2019, 09:34:00
Tatsache war jedenfalls, dass auf der Linie U2 und damit auch auf der Linie U2/U4 wegen der kurzen Bahnsteige auf der ehemaligen UStrab-Strecke nur Kurzzüge verkehren konnten.  Gerade in der Hauptverkehrszeit hatten allerdings auf der Wiental- und Donaukanallinie Kurzzüge ein viel zu kleines Fassungsvermögen und wegen der unterschiedlichen Haltepunkte in den Stationen kam es daher zu längeren Stationsaufenthalten.

Das war aber nur ein Aspekt. Ein anderer war, dass in der Station Schottenring in Richtung Schwedenplatz aus Sicherheitsgründen keine gleichzeitigen Fahrten von U2 und U4 stattfinden konnten. Auch das sorgte für Unregelmäßigkeiten, ebenso die betrieblich nicht ganz so optimale Wende in Hietzing.
Titel: Re: Linie U2/U4 - das kurze Leben einer U-Bahn-Linie
Beitrag von: Nussdorf am 23. April 2019, 20:16:41
Auf den Brosebändern waren die U2U4-Ziele natürlich noch lange drauf; man konnte sie auch im Wageninneren beim Durchlaufen von/zu Sonderzug immer wieder sehen. Schade war aber auch um die 2-färbigen Faltblattanzeigen in den Stationen. Das Experiment selbst war wohl nicht ganz durchdacht, vor allem das Zusammenspiel von Verspätungen, Zugsicherungssystem und Weichenkonfiguration am Schottenring, wie schon erwähnt. Wobei auch die Züge auf der alten Stadtbahn nicht wirklich auf andere Linien übergangsfähig waren, da die Wiental- und Gürtellinie mEn anders konfiguriert waren.
Titel: Re: Linie U2/U4 - das kurze Leben einer U-Bahn-Linie
Beitrag von: 4463 am 24. April 2019, 00:05:10
Schade war aber auch um die 2-färbigen Faltblattanzeigen in den Stationen.
Das klingt sehr interessant! War da die obere Hälfte in einer, die untere in der anderen Farbe? :o
Gibt es davon vielleicht Bilder? :)
Titel: Re: Linie U2/U4 - das kurze Leben einer U-Bahn-Linie
Beitrag von: pascal am 24. April 2019, 07:36:48
Das klingt sehr interessant! War da die obere Hälfte in einer, die untere in der anderen Farbe? :o

Fast. Die Unterteilung war aber vertikal – also z.B. links lila und rechts grün, mit relativ kleiner Schrift (Layout – abgesehen von den Farben - so ähnlich wie auf dem Broseband am Foto).

Das war aber nur bei allen Stationen vor dem Übergang auf die jeweils andere Linie so. Ab Schottenring gab es dann wieder die übliche Anzeige (wobei diese in der Station Schottenring Richtung Hietzing natürlich am U2-Gleis zu sehen war: dort zeigte also die im lila Gehäuse befindliche Anzeige das komplett in Grün gehaltene "U4 Hietzing").

Beim Schottenring wurden auch die Brosebänder an den Zügen entsprechend umgestellt.

Ich bin immer wieder erstaunt darüber, dass diese Linie nur drei Wochen lang in Betrieb war. Irgendwie habe ich in Erinnerung, sehr oft mit ihr gefahren zu sein bzw. die entsprechend eingestellten Fallblattanzeigen sehr oft gesehen zu haben …
Titel: Re: Linie U2/U4 - das kurze Leben einer U-Bahn-Linie
Beitrag von: tramway.at am 24. April 2019, 09:57:55
Ich habe leider nichts darüber im Archiv, kann aber noch diese Übertür-Tafel beisteuern:
Titel: Re: Linie U2/U4 - das kurze Leben einer U-Bahn-Linie
Beitrag von: 60er am 24. April 2019, 10:04:53
Ich habe leider nichts darüber im Archiv, kann aber noch diese Übertür-Tafel beisteuern:
Die oberste Tafel mit der nachträglich aufgepickten Station Längenfeldgasse erstaunt mich. Ich wusste gar nicht, dass es 1989 noch diese Art von Tafeln gegeben hat.
Titel: Re: Linie U2/U4 - das kurze Leben einer U-Bahn-Linie
Beitrag von: schaffnerlos am 24. April 2019, 10:18:51
Ich habe leider nichts darüber im Archiv, kann aber noch diese Übertür-Tafel beisteuern:
Die oberste Tafel mit der nachträglich aufgepickten Station Längenfeldgasse erstaunt mich. Ich wusste gar nicht, dass es 1989 noch diese Art von Tafeln gegeben hat.

Die Notwendigkeit das zu ändern war erst 1991 mit der Eröffnung der 4. Silberpfeillinie (U3) gegeben.
Titel: Re: Linie U2/U4 - das kurze Leben einer U-Bahn-Linie
Beitrag von: 60er am 24. April 2019, 10:49:32
Die Notwendigkeit das zu ändern war erst 1991 mit der Eröffnung der 4. Silberpfeillinie (U3) gegeben.
Eigentlich hätte ich spätestens mit Umbenennung der Gürtelstadtbahn in U6 das Ende der Linienleisten erwartet. Soweit ich mich erinnern kann, waren die ab 1989 ausgelieferten Serien-U11 nicht mehr mit der dreiteiligen Linienleiste ausgestattet. An der Anordnung der Leuchtstoffröhren im Kasten ist das bis heute sichtbar.

Aber vermutlich wird das Taferl aus der Übergangszeit stammen, als noch nicht alle Wagen auf die neuen Tafeln umgerüstet waren.
Titel: Re: Linie U2/U4 - das kurze Leben einer U-Bahn-Linie
Beitrag von: highspeedtrain am 24. April 2019, 11:39:21
Tatsache war jedenfalls, dass auf der Linie U2 und damit auch auf der Linie U2/U4 wegen der kurzen Bahnsteige auf der ehemaligen UStrab-Strecke nur Kurzzüge verkehren konnten.  Gerade in der Hauptverkehrszeit hatten allerdings auf der Wiental- und Donaukanallinie Kurzzüge ein viel zu kleines Fassungsvermögen und wegen der unterschiedlichen Haltepunkte in den Stationen kam es daher zu längeren Stationsaufenthalten.

Das war aber nur ein Aspekt. Ein anderer war, dass in der Station Schottenring in Richtung Schwedenplatz aus Sicherheitsgründen keine gleichzeitigen Fahrten von U2 und U4 stattfinden konnten. Auch das sorgte für Unregelmäßigkeiten, ebenso die betrieblich nicht ganz so optimale Wende in Hietzing.

In welchen Intervallen fuhren die Linien damals eigentlich in der HVZ? Jeweils alle 5 Minuten?
Titel: Re: Linie U2/U4 - das kurze Leben einer U-Bahn-Linie
Beitrag von: Linie 41 am 24. April 2019, 18:25:37
Ich habe leider nichts darüber im Archiv, kann aber noch diese Übertür-Tafel beisteuern:
Die Befütterung der Tafel ist aber offenbar nicht ganz aus der gleichen Epoche. >:D
Titel: Re: Linie U2/U4 - das kurze Leben einer U-Bahn-Linie
Beitrag von: Nussdorf am 24. April 2019, 20:52:01
Ich bin leider nie mitgefahren, aber dass am schottenring die Brosebänder umgestellt wurden, lese ich hier zum ersten Mal.
Titel: Re: Linie U2/U4 - das kurze Leben einer U-Bahn-Linie
Beitrag von: Ferry am 24. April 2019, 20:57:01
Ich bin leider nie mitgefahren, aber dass am schottenring die Brosebänder umgestellt wurden, lese ich hier zum ersten Mal.

Wurden sie auch nicht. Mir ist das Foto einer U2/U4 in der Station Pilgramgasse FR Hietzing in Erinnerung.
Titel: Re: Linie U2/U4 - das kurze Leben einer U-Bahn-Linie
Beitrag von: Linie 360 am 24. April 2019, 21:07:53
Ich habe leider nichts darüber im Archiv, kann aber noch diese Übertür-Tafel beisteuern:
Lustig, die Tafel der Linie U2/U4 gab's offenbar in zumindest 2 Varianten (hier mein Original)->
Titel: Re: Linie U2/U4 - das kurze Leben einer U-Bahn-Linie
Beitrag von: Paulchen am 24. April 2019, 21:13:27
Ich habe leider nichts darüber im Archiv, kann aber noch diese Übertür-Tafel beisteuern:
Lustig, die Tafel der Linie U2/U4 gab's offenbar in zumindest 2 Varianten (hier mein Original)->

Meines Wissens gab es jede dieser Tafeln in zwei Varianten, eine für die linke Wagenseite und eine für die rechte. Wenn man eine dieser Tafeln betrachtete, sollte der Zug die Linie immer in der Richtung abfahren, wie sie auf der Tafel zu sehen war, und nicht genau verkehrt herum.

Das war halt so lang eine gute Idee, bis man feststellte, dass man die Züge zwecks gleichmäßiger Abnutzung immer wieder umdrehen sollte.
Titel: Re: Linie U2/U4 - das kurze Leben einer U-Bahn-Linie
Beitrag von: pascal am 25. April 2019, 00:11:21
Ich bin leider nie mitgefahren, aber dass am schottenring die Brosebänder umgestellt wurden, lese ich hier zum ersten Mal.
Wurden sie auch nicht. Mir ist das Foto einer U2/U4 in der Station Pilgramgasse FR Hietzing in Erinnerung.

Vielleicht war es bei mir ein Einzelfall. Jedenfalls beobachtete ich mindestens einmal, dass sich die inneren Brosebänder (die ja nur die Linienbezeichnung anzeigten) vor der Station Schottenring (FR Hietzing) von "U2 U4" (untereinander gedruckt) auf U4 umstellten. Ich nahm an, dass sich synchron damit auch die Außenanzeigen änderten. Das muss aber nicht stimmen …
Titel: Re: Linie U2/U4 - das kurze Leben einer U-Bahn-Linie
Beitrag von: denond am 25. April 2019, 07:40:24
Vielleicht war es bei mir ein Einzelfall. Jedenfalls beobachtete ich mindestens einmal, dass sich die inneren Brosebänder (die ja nur die Linienbezeichnung anzeigten) vor der Station Schottenring (FR Hietzing) von "U2 U4" (untereinander gedruckt) auf U4 umstellten. Ich nahm an, dass sich synchron damit auch die Außenanzeigen änderten. Das muss aber nicht stimmen …

Die Linienumstellung innen erfolgte mit der Tonbandansage jeweils vor der Station Schottenring in beiden FR, da es keine Linienbezeichnung U2/U4 auf diesen Anzeigen gab. Die eigentliche Zugzielanzeige an der Zugspitze/ Zugende stellte sich nicht um. Außer der Fahrer stellte es per Hand selbsttätig um.
Titel: Re: Linie U2/U4 - das kurze Leben einer U-Bahn-Linie
Beitrag von: MK am 25. April 2019, 11:23:35
Wobei auch die Züge auf der alten Stadtbahn nicht wirklich auf andere Linien übergangsfähig waren, da die Wiental- und Gürtellinie mEn anders konfiguriert waren.

Es gab aber doch Linien, die sowohl die Wiental- als auch die Gürtellinie befuhren? (GD in der HVZ z.B.)
Titel: Re: Linie U2/U4 - das kurze Leben einer U-Bahn-Linie
Beitrag von: Z-TW am 25. April 2019, 12:42:03
Wobei auch die Züge auf der alten Stadtbahn nicht wirklich auf andere Linien übergangsfähig waren, da die Wiental- und Gürtellinie mEn anders konfiguriert waren.

Es gab aber doch Linien, die sowohl die Wiental- als auch die Gürtellinie befuhren? (GD in der HVZ z.B.)

Natürlich gab es den GD und DG - und nicht nur in der HVZ.
Titel: Re: Linie U2/U4 - das kurze Leben einer U-Bahn-Linie
Beitrag von: Ferry am 25. April 2019, 15:21:36
Wobei auch die Züge auf der alten Stadtbahn nicht wirklich auf andere Linien übergangsfähig waren, da die Wiental- und Gürtellinie mEn anders konfiguriert waren.

Schmarrn. Das Stadtbahnnetz war ein einheitliches Netz, bei dem problemlos von einer Strecke (z.B. Wiental) auf die andere (z.B. Gürtel) gewechselt werden konnte. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Linien GD (Meidling - Gürtel - Donaukanal - Unteres Wiental - Hietzing) und DG (selbe Strecke in andere Richtung) und von 1976 bis 1978 an WG und GW (gleiche Strecken, aber bis und ab Hütteldorf). Der heute von der Nußdorfer Straße zur Station Spittelau führende Bogen war ursprünglich ein Verbindungsbogen von der Gürtel- zur Donaukanalstrecke (Station Friedensbrücke).

Der einzige Unterschied der Wiental/Donaukanalstrecke zur Gürtelstrecke war der, dass letztere bis 1976 nur mit Achtwagenzügen befahrbar war, erstere aber mit Neunwagenzügen. Als im Mai 1976 die Strecke Friedensbrücke - Heiligenstadt für den U-Bahn-Probebetrieb freigegeben und statt dem WD die Linien WG und GW (mit Neunwagenzügen) in Betrieb genommen wurden, wurden die Stationen entlang der Gürtelstrecke vorher entsprechend adaptiert. Von da an gab es zwischen Gürtel- und Wiental/Donaukanalstrecke in betrieblicher Hinsicht keine Unterschiede mehr.
Titel: Re: Linie U2/U4 - das kurze Leben einer U-Bahn-Linie
Beitrag von: denond am 25. April 2019, 22:10:01
Als im Mai 1976 die Strecke Friedensbrücke - Heiligenstadt für den U-Bahn-Probebetrieb freigegeben und statt dem WD die Linien WG und GW (mit Neunwagenzügen) in Betrieb genommen wurden, wurden die Stationen entlang der Gürtelstrecke vorher entsprechend adaptiert. Von da an gab es zwischen Gürtel- und Wiental/Donaukanalstrecke in betrieblicher Hinsicht keine Unterschiede mehr.

Ist richtig, da zu diesem Zeitpunkt, bzw. 1979/1980 die Remise Hütteldorf (wegen Verringerung der Abstellmöglichkeiten in Hf) bereits Züge der Linie W an Michelbeuern abgeben mußte und somit 9-Wagen-Züge aus Michelbeuern im Frühauslauf in Ri Hütteldorf ausfuhren, natürlich dort auch in der Nacht eingezogen wurden.
Ich glaub', 4 Züge waren es damals und ab 13. März 1981 sämtliche Züge für den W, da mit diesem Datum der Betriebsbahnhof Hütteldorf aufgelassen wurde.