Autor Thema: Nationalbibliothek  (Gelesen 5904 mal)

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tramway.at

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Nationalbibliothek
« am: 06. Mai 2014, 13:56:31 »
Frage: verkehrt jemand von euch gelegentlich in der Nationalbibliothek und kann mir was nachschauen? Ich suche die genaue Adresse von Dr. Martha Meisl, bis 2007 im Karl-Marx-Hof, Stiege 13, wahrscheinlich Wohnung 2.

Die Signatur des entsprechenden Telefonbuches in der ONB wäre

Sigel: Neu Per
Signatur: 744579-C.1997/98,2
Beschreibung: 1997/98[1997]. I - Q
Status: Nicht entlehnt
Strichcode: +Z25451309
Exemplartyp: Zeitschriftenheft
Bestelloptionen: benützbar

Oder vielleicht hat irgenwer von Euch zufällig noch ein passendes Telefonbuch zuhause?
Harald A. Jahn, www.tramway.at

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Re: Nationalbibliothek
« Antwort #1 am: 06. Mai 2014, 14:05:58 »
Ich bin diesen Donnerstag wieder für mehrere Stunden dort ... kann ich nachsehen.

Das wäre super. Es geht um die Wohnung des Fußballtrainers Hugo Meisl, Martha war die Tochter. Im Lehmann von 193x hab ich den Meisl nicht gefunden.
Harald A. Jahn, www.tramway.at

W_E_St

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Re: Nationalbibliothek
« Antwort #2 am: 06. Mai 2014, 16:50:36 »
Ich sollt eines daheim haben, nur dummerweise stehen im Telefonbuch nie Türnummern! Immer nur Hausnummer und eventuell Stiege.
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

W_E_St

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Re: Nationalbibliothek
« Antwort #3 am: 07. Mai 2014, 12:18:00 »
Es steht überhaupt nur Heiligenstädter Straße 82 im Telefonbuch.

Ich würde meinen du hast eher Chancen, die Meldedaten von Hugo Meisl ausheben zu lassen nachdem der verstorben ist und eine Person öffentlichen Interesses war. Das geht beim Stadt- und Landesarchiv.
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

schaffnerlos

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Re: Nationalbibliothek
« Antwort #4 am: 07. Mai 2014, 13:51:49 »
Laut einem KURIER-Artikel von Georg Markus vom 7. November 2010 war es die Wohnung Nr. 2 im 1. Stock.

tramway.at

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Re: Nationalbibliothek
« Antwort #5 am: 07. Mai 2014, 14:00:35 »
Laut einem KURIER-Artikel von Georg Markus vom 7. November 2010 war es die Wohnung Nr. 2 im 1. Stock.

Wow, danke! Inzwischen weiss ich auch die Stiege (13)! Damit ist das abgehakt. Was schreibt Markus?
Harald A. Jahn, www.tramway.at

schaffnerlos

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Re: Nationalbibliothek
« Antwort #6 am: 07. Mai 2014, 14:50:41 »
Österreichs erfolgreichster Fußballtrainer: Seine Wiener Wohnung war als Erinnerungsstätte geplant. Doch jetzt muss sie geräumt werden

Es kommt ja nicht alle Tage vor, dass Österreichs Nationalmannschaft als die beste der Welt bezeichnet wird.  Das war zuletzt vor knapp 80 Jahren der Fall, als unsere Kicker als „Wunderteam“ in einem nie da gewesenen Siegestaumel von Triumph zu Triumph eilten. Es war ein Mann, der hinter dieser Sensations-Serie steckte: Hugo Meisl, der Trainer des Wunderteams, ein Sir vom Scheitel bis zur Sohle, der immer mit Stock und Melone auf dem Fußballfeld erschien. Die letzten Erinnerungen an die Mannschaft sind in seiner Wiener Wohnung aufbewahrt, darunter Möbel, Fotos und Pokale dieser Ausnahme-Persönlichkeit. Doch nächste Woche soll die einzigartige Stätte der Erinnerung zerstört werden. Die Stadt Wien lässt Hugo Meisls Wohnung räumen und beendet damit jede Möglichkeit, ein Stück österreichischer Geschichte aufzubewahren.

Die Wohnung im Karl-Marx-Hof, Stiege 13 erster Stock Tür 2, besteht aus drei Zimmern, Küche, Bad und Kabinett. Bis September 2009 lebte hier Hugo Meisls heute 90-jährige Tochter Martha, ehe sie aus gesundheitlichen Gründen in ein Pflegeheim übersiedeln musste. Zurück blieb die rund 100 Quadratmeter große Wohnung in fast unverändertem Zustand, wie der Nationaltrainer sie mit seiner Frau und seinen drei Kindern bewohnt hat. Nun gab es im Lauf dieses Jahres zahlreiche Bemühungen, die im April 2010 an die Gemeinde Wien rückerstattete Wohnung als Erinnerungsstätte für Hugo Meisl, für das Wunderteam und für den sozialen Wohnbau im „roten Wien“ der Zwischenkriegszeit zu erhalten.

Und zwar von überaus kompetenten Stellen:
  • Der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) „Von Seiten des ÖFB“, heißt es in einer Stellungnahme, „besteht in Anbetracht der herausragenden Bedeutung Hugo Meisls für den österreichischen und europäischen Fußball ein Interesse am Erhalt der Wohnung bzw. der darin erhaltenen Gegenstände“. Der ÖFB ersuchte die Stadt Wien, „die Errichtung dieser für die österreichische Sportgeschichte so bedeutenden Erinnerungsstätte zu unterstützen.“
  • Das Bundesdenkmalamt Laut Oliver Schreiber vom Bundesdenkmalamt ergab eine Begehung der Wohnung am 23. September 2010, dass diese „zu etwa 75 Prozent so ausgestattet ist wie Hugo Meisl sie von 1930 bis 1934 bewohnte... Neben seinem Schreibtisch, Teppichen, Bücherschränken, Sitzgruppen, Lampen etc. sind Teile seiner Bibliothek, Urkunden und Fotos vorhanden. Aus Sicht des Bundesdenkmalamtes ist die Ausstattung aufgrund ihrer geschichtlichen, kulturellen und teilweise künstlerischen Bedeutung denkmalwürdig.“
  • Die Familie Die Töchter, vier Enkel und acht Urenkel von Hugo Meisl würden der Stadt Wien die Möbel und andere Wertgegenstände kostenlos als Dauerleihgaben zur Verfügung stellen.
  • Das Staatsoberhaupt Sogar Bundespräsident Heinz Fischer trat in einem Brief an den Wiener Wohnbaustadtrat und Vizebürgermeister Michael Ludwig dafür ein, „die Errichtung einer Erinnerungsstätte zu prüfen“.
Aus Ludwigs Antwort geht hervor, dass es ein Konzept des Vereins der Geschichte der Arbeiterbewegung gebe, demzufolge „die genannte Wohnung erhalten und für Besucherinnen und Besucher zugänglich gemacht“ werden sollte.

Doch plötzlich ist alles anders. Wie der Familie Meisl vor wenigen Tagen im Auftrag der Organisation Wiener Wohnen, die die Häuser der Gemeinde Wien verwaltet, mitgeteilt wurde, muss die Wohnung bis kommenden Freitag, 12. November, geräumt sein. Im Büro von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig erklärt man mir auf Anfrage, dass man die Angelegenheit danach noch „prüfen“ werde.
Was von der Familie Meisl als Hohn empfunden wird. Denn man „prüft“ die Angelegenheit schon seit mehr als einem Jahr. „Ich bin sicher“, meint Hugo Meisls Enkel Wolfgang Hafer, „dass die Wohnung so schnell wie möglich neu vermietet wird. Wir wissen nicht einmal, wo wir jetzt die Möbel und die Erinnerungs-Gegenstände meines Großvaters unterbringen sollen.“

Die eigene Geschichte
Die Stadt Wien begibt sich mit diesem Schritt um den Erhalt eines Stücks ihrer eigenen Geschichte: Hugo Meisls Wohnung wurde während des Bürgerkriegs im Februar 1934 angeschossen und beschädigt. Unter den Gegenständen, die in einem möglichen Museum gezeigt werden könnten, befindet sich ein von einem Projektil der Heimwehr durchschossener Pokal, der an das Länderspiel gegen die Schweiz erinnert, das Österreich 8:1 gewonnen hat. Das Ende des Wunderteams erfolgte am 9. April 1933 mit einer 1:2-Niederlage gegen die Tschechoslowakei. Das zweite Ende des Wunderteams erfolgt am 12. November 2010 mit einer 1:0-Niederlage gegen die Gemeinde Wien. Wenn diese die Wohnung von Hugo Meisl auf der Heiligenstädter Straße tatsächlich räumen lässt.

Georg Markus, 07.11.2010 KURIER

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Re: Nationalbibliothek
« Antwort #7 am: 07. Mai 2014, 15:29:09 »
Ja, ärgerlicherweise wurde die Wohnung nicht erhalten. Im Austria-Museum im Horrstadion sind Reste, da ist ein Zimmer nachempfunden. Besonders kurios: Im Bürgerkrieg haben die Meisels einen Kasten als Schutz vors Fenster geschoben, ein Pokal darin ist von einer Kugel getroffen worden. Im Austria-Museum wird die Vereinsgeschichte gezeigt, das Wunderteam war ja Vorläufer. Gut wäre es auch, eine Gemeindebau-Musterwohnung für Touristen zu haben, wenngleich die Meislwohnung ungünstig weit vom Museum im Waschsalon entfernt liegt. (in Amsterdam gibt es das, aber sie ist gleich um die Ecke von "Het ship", damit kann die Führung kombiniert werden).
Harald A. Jahn, www.tramway.at

moszkva tér

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Re: Nationalbibliothek
« Antwort #8 am: 08. Mai 2014, 22:25:42 »
Ja, ärgerlicherweise wurde die Wohnung nicht erhalten. Im Austria-Museum im Horrstadion sind Reste, da ist ein Zimmer nachempfunden.
Die öffentliche Hand schert sich nicht um die Geschichte. Da muss halt ein Privatverein einspringen und improvisieren...

Andererseits... Wo macht man einen Schlussstrich? Man kann ja nicht jede Wohnung von jedem Prominenten und "Prominenten" als Museum erhalten.

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Re: Nationalbibliothek
« Antwort #9 am: 08. Mai 2014, 23:59:21 »

Andererseits... Wo macht man einen Schlussstrich? Man kann ja nicht jede Wohnung von jedem Prominenten und "Prominenten" als Museum erhalten.

Es werden leider in Zukunft noch sehr viele Objekte in Museen, Interessierten angeboten werden, bzw den Besitzer wechseln, da die Sammlungen aus allen Nähten platzen, und Ausstellungsraum kaum zur Verfügung steht.

Bei einem akademischen Vortrag von Bernhard Tschofen von der Universität Zürich am vergangenen Montag im "Wien-Museum" ist die ideologische Leitlinie des Museum's der Zukunft vorgestellt worden. Weg von der antiquierten Verstaubtheit, zu neuen Möglichkeiten. Viele Museen können Objekte gar nicht mehr annehmen, weil der Platz dazu fehlt, und Einlagerungen extrem teuer sind. Man wird sich in Zukunft einschränken müssen.

weiss nicht... grade in unserer Zeit, wo der Flächenverbrauch praktisch egal ist und bessere Greissler locker einen Hektar im Speckgürtel für Supermarkt + Parkplatz in die Gegend betonieren dürfen, kann es doch nicht so schwer sein, Kulturgut physisch zu bewahren. Es liegt eher am (Des-) Interesse als an den Möglichkeiten! Und was mich immer wurmt - in wirtschaftlich wesentlich schwierigeren Zeiten gab es die Mittel für Kultur, heute in Zeiten des Überfluss' ist kein Geld dafür da???
Harald A. Jahn, www.tramway.at

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Re: Nationalbibliothek
« Antwort #10 am: 09. Mai 2014, 00:34:44 »
Und was mich immer wurmt - in wirtschaftlich wesentlich schwierigeren Zeiten gab es die Mittel für Kultur, heute in Zeiten des Überfluss' ist kein Geld dafür da???
Geld ist eh mehr als genug da, wie man sieht. Alles eine Frage der Verteilung. Derzeit ist die Devise halt: Nimm von den Armen und gib es den Reichen.
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

95B

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Re: Nationalbibliothek
« Antwort #11 am: 09. Mai 2014, 09:05:04 »
Nicht einmal wenn es jährliche Themenwechsel gäbe, würde sich ein Menschenleben ausgehen, um das alles zu besichtigen, was in den Speichern und sonstigen Stätten gelagert wird.

Trotzdem gut, wenn es aufgehoben wird und nicht blindwütiger "Optimierung" durch Ahnungslose zum Opfer fällt (wie das beim Straßenbahnmuseum möglicherweise immer noch im Raum steht).
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!

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Re: Nationalbibliothek
« Antwort #12 am: 09. Mai 2014, 09:25:07 »
1993 und 1998 konnte ich an 2 extrem seltenen Archivbegehungen oder besser gesagt Exkursionen, teilnehmen, in diverse Kellerbunker und Speicher von Musseen und städtischen Sammlungen. Diese Ausstellungsflächen gibt es nicht in Wien und Umgebung, um das Gut herzuzeigen. Nicht einmal wenn es jährliche Themenwechsel gäbe, würde sich ein Menschenleben ausgehen, um das alles zu besichtigen, was in den Speichern und sonstigen Stätten gelagert wird.

Na klar, ist aber auch garnicht notwendig, Museen sind ja auch Forschungseinrichtungen. Ich war im Tiefspeicher der Albertina und hab mich im Gessner-Nachlass (wichtigster Architekt des Roten Wien, Reumannhof etc.) umgeschaut. Das ist nichts was man ausstellen kann (Pläne etc) , aber eben bei der Recherche aufschlussreich.
Harald A. Jahn, www.tramway.at